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Aktueller Online-Flyer vom 23. April 2024  

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Sport
1. Internationaler Hallencup der Frauen am Potsdamer Luftschiffhafen
Turbine Siegercup geht nach Dänemark
Von Bernd J.R. Henke und Johann Blaha

Die Spielerinnen aus Kopenhagen hielten jubelnd den Siegercup in die Höhe. Der achtmalige dänische Meister Brøndby IF spielte den gradlinigeren Fußball – wenig Spielstationen mit schussstarken Stürmerinnen. Im Finale gegen den deutschen Hallenmeister 2013, 1. FFC Turbine Potsdam, „zerbombte“ die vierundzwanzigjährige Sanne Troelsgaard mit drei Toren sämtliche Hoffnungen der heimischen Turbine-Fans.

Sanne Troelsgaard (Brøndby IF) mit Trikotnummer 13 im Spiel gegen NöSV Neulengsbach in der Zwischenrunde
 
 
Sanne Troelsgaard, noch letztes Jahr in der laufenden dänischen Meisterschaft Kopenhagener Teamkollegin der zum 1. FFC Frankfurt gewechselten Nationalspielerin Lise Overgaard Munk, verkürzte nach einem 0:2 Rückstand und sensationellem Turbine Blitzstart durch Antonia Göransson nach Vorlage von Yuki Ogimi (1.) und einem Fernschuss der Afrikanerin Genoveva Anonma (5.) im direkten Gegenzug mit perfekter Schusstechnik zum 2:1 Anschlusstreffer.
 
Die Spielerinnen aus der Stadt der „Kleinen Meerjungfrau“ waren ungeschlagen gegen den siebenfachen schottischen Meister Glasgow City FC, siebenfachen schwedischen Meister Djurgärdens IF, den dreifachen finnischen Meister FC Honka Espoo sowie in der Zwischenrunde durch einen klaren 3:0 Sieg gegen den zehnfachen österreichischen Meister NöSV Neulengbach ins Finale vorgedrungen.

Kapitänin Theresa Nielsen (Brøndby IF) mit dem Turbine Cup
 
Brøndby IF konterte wie im Lehrbuch, glaubte an sich, versuchte das Spiel zu drehen. Die Däninnen zeigten Biss, erhöhten Körpereinsatz und Tempo. Gelbe Karten für Foulspiele von Mia Brogaard (6.) und Anja Thorsen (7.) waren die Folge davon. Als die zeitliche Mitte des Duells zwischen der siebten und achten Spielminute an der Digitaluhr sichtbar wurde, warteten die Potsdam-Fans auf den erlösenden Ausbau der Führung ihrer in Rot spielenden Lieblinge.
 
Doch die Cleverness der Däninnen überwand zum zweiten Mal Potsdams Deckung. Die 31-jährige Anja Thorsen verwandelte zum 2:2 Ausgleich (9.). Potsdams Minutenpoker begann. Jetzt zeigten sich Schwächen im Stellungsspiel der Turbinen. Die herausragende Sanne Troelsgaard, im Vorjahr als beste Fußballerin Dänemarks ausgezeichnet, fand nach dem Wideranpfiff der Schiedsrichterin sekundenschnell die Lücke und versenkte den Ball (10.) zur 3:2 Führung für Brøndby IF.

Antonia Göransson (Turbine Potsdam) im Zweikampf mit Theresa Nielsen (Brøndby IF)
 
Diese powervolle Leistung der 47-fachen dänischen Nationalspielerin Sanne Troelsgaard, mit 176 cm Körpergröße auch kopfballstarken Frau vom Tivoli, war spielentscheidend. Der Bann der Favoritenrolle von Potsdam war gebrochen. Noch ganze vier Minuten blieben Turbine Potsdam, um im regulärem Spielablauf mindestens ein Unentschieden zu erzwingen. Stefanie Draws fasste sich ein Herz (12.), ihr Schuss landete unhaltbar für Brøndbys Torfrau Stina Lykke Petersen im Tor zum 3:3 Unentschieden.
 
Die letzten 150 Sekunden begannen, es sah alles nach einem Neunmeterschießen aus. Als Brøndby einen mustergültigen Angriff mit Theresa Nielsen über die linke Seite startete, der Ball ins Zentrum des Potsdamer Strafraums flog, patzte Yuki Ogimi, indem sie ausrutschte, reflexartig einen Arm hochriss, mit der Hand den Schuss von Sanne Troelsgaard berührte und somit einen Neunmeter verursachte.



Sanne Troelsgaard (Brøndby IF) bedrängt von Maren Mjelde (Turbine Potsdam)

Trotz unabsichtlichem Handspiel erhielt die Japanerin postwendend die Rote Karte für das Verhindern einer klaren Torchance. Dies war regelkonform und Ogimi verließ das Spielfeld. Den Ball zum nachfolgenden Neunmeter nahm sich Sanne Troelsgaard und verwandelte (14.) den Strafstoss in der vorletzten Minute zur 4:3 Führung und Schlussstand. „Brøndby hat verdient gewonnen, war im Turnier die bessere und im Finale die perfektere Mannschaft“, befand Turbine-Trainer Bernd Schröder.
 
Mit voller Überzeugung und Freude frohlockte der „Mister Frauenfußball“ – der Welt dienstältester Frauenfußballtrainer weiter: „Mit Brøndby hat der Turbine-Hallencup einen würdigen Sieger gefunden. Insgesamt gesehen haben wir ein hervorragendes Turnier mit einer tollen Zuschauerkulisse erlebt. Ich habe schon vor dem Turnier gesagt, dass es uns nicht vorrangig um den Fußball geht, sondern vor allem auch um das völkerverbindende Element des Sports und das ganze Drumherum. Wir haben gesehen, das hat funktioniert. Wir hatten ein sehr faires Publikum, das jede Mannschaft unterstützt hat.“
 

Freude beim Brøndby IF., Reihe oben von links: Cecilie Sandvej, Mia Brogaard, Sanne Troelsgaard, Nanna Christiansen, Reihe unten von links: Theresa Nielsen, Anja Thorsen, Julie Tustrup
 
Die im Finale unterlegenden Potsdamerinnen zeigten sich als faire Verlierer. Turbine hatte über weite Strecken richtig gut gespielt und die jeweils rund 2000 heimischen Zuschauer an beiden Tagen durchweg begeistert. Wie schon bei dem deutschen Hallenmasters in Magdeburg überzeugte Potsdams Neuzugang, die Norwegerin Ada Hegerberg, mit einer konstanten Leistung. Auffällig war ihr Standing in der Mannschaft.
 
Bezeichnend dafür war eine typische Szene beim Warmup vor dem Finale, in dem Ada Hegerland mit Antonia Göransson und Ulla Draws zusammenstehend noch einmal die Laufwege besprach und korrigierte. In der K.O.-Runde der Zwischenrunde beim 3:0 Sieg gegen Glasgow City FC lieferten bei Turbine vor allem Antonia Göransson und Torfrau Anna Sarholz eine perfekte Performance ab. Die Schwedin Göransson drehte richtig auf, schoss zwei Tore, während Anna Sarholz, die von Trainer Schröder im Wechsel mit der Amerikanerin Alyssa Naeher gebracht wurde, hinten klasse Paraden ablieferte. Das war sicher die richtige Werbung für die kommenden Bundesligapartien.

Torfrau Manuela Zinsberger (NöSV Neulengbach)
 
Das Spiel um den Dritten Platz gewann der NöSV Neulengbach aus Niederösterreich mit 4:2 Toren gegen die Schottinnen aus Glasgow. Die 24-jährige österreichische Nationalstürmerin und gelernte Polizistin Nina Burger erzielte mit ihren beiden Toren insgesamt neun Tore im gesamten Turnierverlauf. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck überreichte ihr die Auszeichnung zur Torschützenkönigin. Als beste Torfrau des Turniers ehrte Platzeck eine zweite Österreicherin - die erst 17-jährige Manuela Zinsberger. Ihr Verein - der NöSV Neulengbach - ist derzeit ungeschlagen Spitzenreiter der ÖFB-Frauenliga mit 27 Punkten und einem Torverhältnis von 61:5 Toren. Trainer Johannes Uhlig strebt mit seiner Mannschaft als Zielstellung für den weiteren Saisonverlauf die Erringung des elften Doubles in Folge an - Meisterschaft und Pokal.

Theresa Nielsen – beste Spielerin auf dem Feld
 
Bröndby IF verfügte über die beste Spielanlage aller Teams, denn die Mannschaft nutzte das gesamte Spielfeld, indem die eigene Torfrau bei eigenem Ballbesitz die Rolle der letzten Feldspielerin übernahm. Konsequent boten sich links und rechts außen an der Bande Stürmerinnen an. Besonders im Finale übernahm nach dem Rückstand von Turbine Potsdam die dänische Torfrau die Funktion einer Abwehrspielerin, so dass stets ein schwer zu knackendes dänisches Übergewicht bestand. Nicht ohne Grund kürte die Turnierleitung die Mannschaftskapitänin von Brøndby IF, die 26-jährige Theresa Nielsen, zur besten Spielerin des Turniers.
 
Frage an Turbine-Trainer Bernd Schröder: „Ist eine Wiederauflage des Internationalen Turbine Hallencups geplant? Antwort: „Erst einmal gilt es, die Premiere der Veranstaltung in den nächsten Tagen zu analysieren. Dann schauen wir weiter. Natürlich möchten wir das Turnier gern zu einer guten Tradition werden lassen. Fakt ist auch, dass eine Veranstaltung von dieser Dimension und diesem Niveau der Sportstadt Potsdam gut tut. Es bringt Aufmerksamkeit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus, dafür sorgt schon allein das internationale Teilnehmerfeld.“

Mannschaftsbild der Siegerinnen mit Trainerstab
 
Bemerkenswert: tolle Stimmung der Fans, die alle Mannschaften unterstützten, dazu ein wunderbares Rahmenprogramm mit Festzugkapelle, A-Cappela-Sängern, Fußballartisten, Lasershow und Tanztruppe - bewegende Stunden in Harmonie und Friedfertigkeit unter engagierten Frauenfußballerinnen aus ganz Europa.(PK)

Turbine-Spielerinnen bei der Siegerehrung, von links: Maren Mjelde, Andrine Hegerberg, Alyssa Naeher
 
 
Statistik
Gruppe A
 
Brøndby IF Glasgow – City LFC 2:2. 0:1 Littlejohn (1.), 1:1 Sandvej (1.), 1:2 Love (2.), 2:2 Tustrup (9.).
Djurgårdens IF DFF – FC Honka Espoo 2:1. 1:0 Möller (3.), 1:1 Monahan (3.), 2:1 Möller (11.).
FC Honka Espoo – Brøndby IF 0:5. 0:1 Nielsen (2.), 0:2 Nielsen (3.), 0:3 Brogaard (4.), 0:4 Nielsen (5.), 0:5 Brogaard (6.).
Glasgow City – LFC Djurgårdens IF DFF 2:2. 1:0 Crilly (1.), 1:1 Stegius (3.), 1:2 Stegius (8.), 2:2 Chrichton (8.).
Brøndby IF – Djurgårdens IF DFF 7:2. 0:1 Möller (1.), 1:1 Brogaard (1.), 2:1 Brogaard (2.), 3:1 Sandvej (6.), 4:1 Christiansen (8.), 4:2 Stegius (9.), 5:2 Troelsgaard (11.), 6:2 Lamti (12.), 7:2 Troelsgaard (12.).
Glasgow City LFC – FC Honka Espoo 3:0. 1:0 McSorley (3.), 2:0 Littlejohn (6.), 3:0 Robertson (11.).
Glasgow City – LFC Brøndby IF 2:3. 0:1 Lamti (4.), 0:2 Brogaard (8.), 1:2 Love (8.), 1:3 Troelsgaard (9.), 2:3 Littlejohn (12.).
FC Honka Espoo – Djurgårdens IF DFF 3:0. 1:0 Heroum (6.), 2:0 Lindström (7.), 3:0 Laine (8.).
Brøndby IF – FC Honka Espoo 2:1. 0:1 Lindström (8.), 1:1 Nielsen (9.), 2:1 Nielsen (11.).
Djurgårdens IF DFF – Glasgow City LFC 2:2. 1:0 Nilsson (1.), 2:0 Möller (3.), 2:1 Crilly (6.), 2:2 McSorley (10.).
Djurgårdens IF DFF – Brøndby IF 0:4. 0:1 Sandvej (2.), 0:2 Troelsgaard (6.), 0:3 Lamti (9.), 0:4 Christiansen (12.).
FC Honka Espoo – Glasgow City LFC 2:0. 1:0 Heroum (1.), 2:0 Kruus (5.).
 
Tabelle
Gruppe A
1. Brondby IF 6 23:7 16
2. Glasgow City FC 6 11:11 6
3. FC Honka Espoo 6 7:12 6
4. Djurgardens IF 6 8:19 5
 
Gruppe B
AC Sparta Prag – AZS Wroclaw 3:0. 1:0 Ringelova (7.), 2:0 Vonkova (9.), 3:0 Vonkova (12.).
1. FFC Turbine Potsdam – NöSV Neulengbach 2:2. 0:1 Burger (1.), 1:1 Anonma (2.), 2:1 Kemme (7.), 2:2 Skorvankova (12.).
NöSV Neulengbach – AC Sparta Prag 4:0. 1:0 Burger (2.), 2:0 Burger (6.), 3:0 Burger (6.), 4:0 Tasch (7.).
AZS Wroclaw – 1. FFC Turbine Potsdam 0:5. 0:1 Ogimi (6.), 0:2 Mjelde (8.), 0:3 Ada Hegerberg (9.), 0:4 Draws (10.), 0:5 Mjelde (12.).
AC Sparta Prag – 1. FFC Turbine Potsdam 1:4. 0:1 Ad. Hegerberg (2.), 0:2 Cramer (3.), 1:2 Sturmova (5.), 1:3 Ogimi (6.), 1:4 Anonma (9.).
AZS Wroclaw – NöSV Neulengbach 0:4. 0:1 Skorvankova (2.), 0:2 Harsanyova (3.), 0:3 Burger (8.), 0:4 Harsanyova (12.).
AZS Wroclaw – AC Sparta Prag 1:5. 1:0 Szaj (2.), 1:1 Ringelova (2.), 1:2 Vystejnova (3.), 1:3 Martinkova (5.), 1:4 Sturmiva (6.), 1:5 Mocova (9.).
NöSV Neulengbach – 1. FFC Turbine Potsdam 0:4. 0:1 Cramer (6.), 0:2 Ad. Hegerberg (8.), 0:3 Göransson (11.), 0:4 Cramer (12.).
AC Sparta Prag – NöSV Neulengbach 2:1. 1:0 Ringelova (2.), 2:0 Vonkova (6.), 2:1 Burger (8.).
1. FFC Turbine Potsdam – AZS Wroclaw 6:2. 0:1 Nazarczyk (1.), 1:1 Ad. Hegerberg (2.), 2:1 Göransson (5.), 3:1 Mjelde (6.), 4:1 Evans (7.), 4:2 Szaj (8.), 5:2 Ad. Hegerberg (9.), 6:2 Mjelde (12.).
1. FFC Turbine Potsdam – AC Sparta Prag 5:0. 1:0 Evans (1.), 2:0 Draws (3.), 3:0 An. Hegerberg (5.), 4:0 Cramer (9.), 5:0 Draws (10.).
NöSV Neulengbach – AZS Wroclaw 7:1. 1:0 Harsanyova (1.), 2:0 Tasch (4.), 3:0 Skorvankova (5.), 3:1 Szaj (7.), 4:1 Gstöttner (9.), 5:1 Dujmenovic (11.), 6:1 Klechova (11.), 7:1 Burger (12.).
 
Tabelle
Gruppe B
1. 1. FFC Turbine Potsdam 6 26:5 16
2. NöSV Neulengbach 6 18:9 10
3. AC Sparta Prag 6 11:16 6
4. AZS Wroclaw 6 4:30 0
 
Zwischenrunde
FC Honka Espoo – AZS Wroclaw 0:1. 0:1 Szaj (7.).
Djurgårdens IF DFF – AC Sparta Prag 1:2. 0:1 Vonkova (4.), 1:1 Stegius (9.), 1:2 Bartonova (12.).
Brøndby IF – NöSV Neulengbach 3:0. 1:0 Christiansen (4.), 2:0 Brogaard (11.), 3:0 Troelsgaard (11.).
Glasgow City LFC – 1. FFC Turbine Potsdam 0:3. 0:1 Göransson (1.), 0:2 Anonma (2.), 0:3 Göransson (6.).
 
Platzierungsrunde
um Platz 7/8: FC Honka Espoo – Djurgårdens IF DFF 0:2. 0:1 Langenskiöld (2.), 0:2 Nilsson (10.).
um Platz 5/6: AZS Wroclaw – AC Sparta Prag 1:3. 0:1 Ringelova (1.), 1:1 Ciesielska (3.),
1:2 Ringelova (8.), 1:3 Martinkova (10.).
um Platz 3/4: NöSV Neulengbach – Glasgow City LFC 4:2. 1:0 Skorkova (5.), 1:1 Tasch (6., ET), 2:1 Burger (8.), 3:1 Dujmenovic (9.), 3:2 McSorley (9.), 4:2 Burger (12.).
 
Finale
Brøndby IF – 1. FFC Turbine Potsdam 4:3. 0:1 Göransson (1.), 0:2 Anonma (5.), 1:2 Troelsgaard (6.), 2:2 Thorsen (9.), 3:2 Troelsgaard (10.), 3:3 Draws (12.), 4:3 Troelsgaard (14./Neunmeter).
 
Hall of Fame:
Beste Spielerin: Theresa Nielsen (Brøndby IF)
Beste Torhüterin: Manuela Zinsberger (NöSV Neulengbach)
Torschützenkönigin: Nina Burger (NöSV Neulengbach/9).
 
Fotobearbeitung: Dietmar Tietzmann
Fotos: Girlsplay.de, Anke Viehl
 
 
 


Online-Flyer Nr. 392  vom 06.02.2013

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