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Lokales
Immer mehr MülheimerInnen erhalten in NRW Spitzenpositionen
Jetzt ist die RAG-Stiftung dran
Von Lothar Reinhard und Stefan Laurin

Mülheim/Ruhr hat zwar nur knapp 168.000 Einwohner, war und ist aber immer gut in Spitzenpositionen vertreten, ob ADAC-Chef oder Konzernchefs oder Milliardäre. In der Landesregierung ist Mülheim mit Frau Kraft und der Gesundheitsministerin Steffens ebenfalls nicht gerade unterrepräsentiert. Und nun hat es auch Ex-Wirtschaftsminister Werner Müller wieder nach oben geschafft.  
 

Werner Müller
Foto: Holger Noß Lizenz: CC
Nach der zwangsweisen Auflösung der WestLB hat die Landesregie- rung nicht mehr so viele Möglich-keiten, ihre altbekannte filzige Industriepolitik noch zu machen wie unter Rau, Schleußer, Clement und Steinbrück. Die Befürchtung in dem unten stehenden Artikel des Kollegen Laurin von den "Ruhr-baronen", dass sie daher die RAG-Stiftung nutzen könnte, um „wirtschaftspolitische Träumereien der Politik umzusetzen“, ist nicht von der Hand zu weisen. Wenn man sich die Personalien anschaut, wird auch die Befürchtung der "Ruhrbarone", dass sich eine immer dickere Filzdecke über das Ruhrgebiet legt oder legen könnte, nachvollziehbar.
 
Da ist der parteilose Mülheimer Ex-Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, nebenbei auch im Beirat von Borussia Dortmund und bis 2010 Aufsichtsratsvorsitzender der Bahn AG. Müller war 2006 als RAG-Chef an deren Zerlegung maßgeblich beteiligt. Die RAG, ehemals Ruhrkohle AG, hatte davor immerhin 100.000 Beschäftigte! Und Müller wird nun Chef der mächtigen und finanzstarken RAG-Stiftung, die wie es auf ihrer Internetseite heißt, "bis 2019 ein Vermögen zur Finanzierung der Folgekosten des deutschen Steinkohlenbergbaus aufzubauen" hat. "Dies soll vor allem durch Dividenden und den Erlös aus dem Börsengang der Evonik Industries AG geschehen."
 
Diese Stiftung wird kontrolliert von einem Kuratorium, dessen neuer Vorsitzender ein gewisser Jürgen Großmann ist, bis vor kurzem RWE-Chef und nebenher Stahlmilliardär mit einem eigenen Imperium. Ach ja, auch Herr Großmann ist Mülheimer.
 
Und außerdem am Rande: Großmanns Nachfolger Terium als neuer RWE-Chef ist als Holländer kein gebürtiger Mülheimer, doch auch er wohnt längst in Mülheim. Werner Müller begann seine berufliche Laufbahn übrigens beim RWE, von dem er zur VEBA wechselte, welche später in Eon aufging. Man kann den Namensreigen berühmter Mülheimer Biografien in Zusammenhang mit RWE und Eon noch endlos weiter spinnen, vom RWE-Gründer Stinnes bis zu den jüngeren Berühmtheiten wie Oberbürgermeisterin Mühlenfeld, Baganz, oder Bernodat. Doch auch ex-Minister wie Hombach, heute u.a. Sprecher des Initiativkreises Ruhr der Ruhrgebietswirtschaft, oder Clements Superminister Schartau, heute Personalchef von Großmanns Stahlimperium, waren bzw. sind Mülheimer.
 
Und nicht zu vernachlässigen: Die frisch kirchlich nachvermählte Ministerpräsidentin Kraft hat den Energiesektor in der neuen Landesregierung zur Chefsache erklärt, also dem grünen Umweltminister entzogen. Ist nachvollziehbar, denn der kommt nicht aus Mülheim und hat auch mit RWE, Eon oder RAG (bisher) nix zu tun.
 
SPD und CDU machen Werner Müller zum Chef der RAG-Stiftung
 
Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) haben sich SPD und CDU nach zähem Ringen darauf geeinigt, dass der ehemalige Wirtschaftsminister und Evonik-Vorstandsvorsitzende Werner Müller Chef der RAG-Stiftung wird. Das wollte er schon vor fünf Jahren. Die Union hatte sich lange gegen ihn auf diesem Posten gewehrt, weil sie befürchtete, er werde die Stiftung zur aktiven Industriepolitik nutzen, wie es sich auch SPD und Grüne in NRW wünschen. Laut SZ sagte die saarländische Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer, “Müller habe ihr zugesagt, die Mittel der Stiftung nur für den eigentlichen Zweck einzusetzen, den Bergbau abzuwickeln.”
 
Mal schauen, was die Zusicherung wert ist und wie weit SPD, Grüne und Müller sie in Zukunft interpretieren werden. Wenn die RAG-Stiftung zu einer neuen WestLB wird und die Aufgabe bekommt, wirtschaftspolitische Träumereien der Politik umzusetzen, kann das schnell teuer werden: Wenn Müller nicht genug Geld zusammen bekommt, um die Ewigkeitskosten des Bergbaus zu bezahlen, muss der Steuerzahler einspringen.
 
Mit Evonik, der RAG und der RAG-Montan-Immobilien stehen Müller nun mehrere Unternehmen zur Verfügung um denen zu Diensten zu sein, die ihm seinen alten Traum Ruhrbaron zu werden, doch noch erfüllt haben. Und ein paar ganz spannende Ideen, was er man mit dem Geld anderer Leute so machen kann, wird er auch selbst noch haben. Müller an der Spitze der RAG-Stiftung ist auf jeden Fall ein Zeichen des Rückschritts für das Ruhrgebiet, über das sich immer dichter eine dicke Filzdecke legt. (PK)
 
Lothar Reinhard, der den ersten Teil dieses Artikels geschrieben hat, ist Fraktionsvorsitzender der Mülheimer Bürgerinitiativen im Stadtrat
 


Online-Flyer Nr. 379  vom 07.11.2012

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