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Kommentar
Zweiter Kommentar vom "Hochblauen" zum "Fall Günter Grass"
Reiseverbot nach Israel für uns Alle!
Von Evelyn Hecht-Galinski

"Unerwünschte Person" - woran erinnert uns das? Waren es nicht auch Carl von Ossietzky und Thomas Mann, die zu unerwünschten Personen wurden? Eine schreckliche Tradition, wie man Literaturnobelpreisträger zum Schweigen zu bringen versucht. Wann werden die Bücher brennen? Aus Solidarität mit Günter Grass sage ich: Keine Reisen mehr in den jüdischen Staat, solange dieser die Menschenrechte gegenüber dem palästinensischen Volk mit Füßen tritt. Solange er Schmutz und Hetzkampagnen gegen Günter Grass unterstützt, um diesen zum Schweigen zu bringen. Wir sollten uns alle als "unerwünschte Personen" betrachten.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Günter Grass hat nur gesagt, was gesagt werden muss und was alle demokratischen Deutschen schon lange sagen sollten. Also trifft uns alle der israelische Propaganda-Bann. Gerade wir in Deutschland wissen, wohin das führt. Diese zionistische Regierung steht in der Nachfolge einer unsäglichen Tradition der Vergangenheit, die längst überwunden sein sollte. Nicht wir, die die israelische Politik kritisieren, begehen Unrecht, sondern das rassistisch-faschistische Regime der Liebermäner, Jischais,  Netanjahus  und anderer israelischer Extremisten. Unerwünscht sollten diese Politiker in Deutschland sein und nicht mit allen Ehren empfangen werden. Diesen Politikern des israelischen Unterdrückungs-Systems sollte man die rote Karte zeigen und nicht den roten Teppich ausrollen.  
 
Natürlich kann man auch die Wähler dieses Regimes nicht davon ausnehmen. Israel hat die rote Linie schon viel zu lange mit Billigung der Weltöffentlichkeit überschritten. Israel stellt mit seiner Angriffs- und Expansionspolitik eine Gefahr für den Weltfrieden dar. Darf man das nicht aussprechen? Man muss! Grass,  als Siebzehnjähriger in die SS gezwungen und aus diesem Grund von Broder und anderen Giftschreibern als SS-Mann diffamiert, um ihn zum Schweigen zu bringen. Einfach lächerlich und ohne Substanz. Wer spricht über die terroristische, mörderische Vergangenheit von terrorististischen Gruppen wie "Irgun" und "Stern Gruppe", oder der "Haganah", von ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten und Politikern? Wer spricht über die Vergangenheit  von Grass-Kritiker Reich-Ranicki im Warschauer Ghetto und in London?
 
Israel hat sich schon lange aus der demokratischen Welt verabschiedet, sollte es jemals dazu gezählt haben. Als fatales und gefährliches Zusammenspiel in dieser medialen Hetzkampagne gegen Grass erscheint mir das Zusammenspiel der Medienkonzerne Holtzbrinck und Springer, beide mit braunen Flecken in der Vergangenheit. Schickte Grass nicht die erste Fassung seines Gedichtes an die Redaktion der Zeit, die ablehnte es zu drucken? Merkwürdigerweise landete das Gedicht daraufhin in der Welt, wo es dank Broder am selben Tag, an dem es in der Süddeutschen erschien, von ihm zerrissen werden konnte. Hier zeigt sich offenbar der Schmutz dieser Kampagne und seiner Urheber.
 
Die Zeit übrigens schämte sich nicht - laut einer E-Mail eines israelischen ARD Korrespondenten an mich - durch Herausgeber Josef Joffe beweisen zu können, dass die große alte Dame der Zeit, Gräfin Marion Dönhoff, eine Antisemitin gewesen sei. Ich schrieb nämlich schon 1998 gleichzeitig mit Lev Kopelev einen Leserbrief an die Zeit, gegen den damaligen Filmemacher und heutigen Israel-Korrespondenten des BR und der ARD, Richard Chaim Schneider. Immerhin vergibt die Zeit ja seit Jahren einen Marion Dönhoff-Preis – also im Namen einer "Antisemitin".
 
Meine entsprechende Anfrage an Altkanzler Helmut Schmidt als Zeit-Herausgeber blieb leider unbeantwortet - "auf Grund seines hohen Alters"? Sein hohes Alter hindert ihn allerdings nicht, rauchend in Fernsehsendungen zu sitzen und über "Gott und die Welt zu parlieren". Und heute vermisse ich seine Stellungnahme als SPD-Mitglied zu Grass, um diesem Mann beizustehen, der seine Partei jahrelang unterstützt hat.
 
In der Tradition der Hetzkampagnen ist vor allem die Springer Presse "ein Meister aus Deutschland". In der Schmutzkampagne gegen Günter Grass will man durch gezielte Hasstiraden alle Kritiker der israelischen Politik zum Schweigen bringen.


Fazit:  Günter Grass befindet sich in bester Gesellschaft, verweigerte man doch schon vor ihm vielen berühmten Menschen den Aufenthalt in Israel, wie der nordirischen Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire, Noam Chomsky, Norman Finkelstein, Gretta Duisenberg, um nur ein paar Namen zu nennen. "Freunde Israels" wie die Rechtspopulisten Marie Le Pen oder Geert Wilders und andere sind dagegen sehr willkommen im jüdischen Staat!
 
Betrachten wir also uns alle als in Israel unerwünschte Personen und boykottieren wir Reisen in dieses "Scheinheilige Land". Lassen wir es nicht länger zu, dass die Jugend nach Israel geschickt wird, um dort durch die propagandistische einseitige, israelische "Sicht der Dinge"  beeinflusst zu werden. Solidarität also mit Günter Grass und nochmals: Ihm gebührt der Friedensnobelpreis. Möge er noch lange schreiben mit nie ausgehender Tinte. (PK)
 
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Unsere LeserInnen kennen sie als Autorin der Serie, die sie "vom Hochblauen", ihrem 1186 m hohen "Hausberg" im Badischen, schreibt.
 


Online-Flyer Nr. 348  vom 09.04.2012

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