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Globales
Neue Klage gegen BASF und Shell wegen Pestizidproduktion in Brasilien
"Astec": Bereits mehr als 50 Todesopfer
Von Christian Russau

Ehemalige Angestellte einer Pflanzenschutzmittelfabrik im brasilianischen Paulínia haben erneut Klage gegen BASF und Shell eingereicht. Die Unternehmen sind die ehemaligen Eigentümer eines Werks, das 2011 endlich wegen Umweltverseuchung verurteilt wurde und bereits seit zehn Jahren still steht. Die früheren Arbeiter der Fabrik werden von Krankheiten geplagt. Sie fordern nun vor Gericht die Umsetzung eines Urteils aus dem vergangenen Jahr, nach dem BASF und Shell die Kosten für die medizinische Behandlung aller Betroffenen zu tragen haben.
 

Betroffene Arbeiter des Ex-BASF-Shell-
Werks beklagen über 50 Todesopfer durch
Vergiftungen
Quelle: amerika21
Mit der neuen Klage fordern die Betroffenen eine Strafe von 100.000 Reais (umgerechnet rund 43.000 Euro) für jeden weiteren Tag, an dem das Urteil nicht umgesetzt wird. Zudem sollen die Unternehmen nach Ansicht der Kläger 1.500 Reais (umgerechnet rund 650 Euro) an Medizinkosten pro Monat an jeden betroffenen Ex-Arbeiter zahlen, berichtet die brasilianische Tageszeitung Globo.
 
Donnerstag vergangener Woche berichtete das Handelsblatt, dass inzwischen BASF seinerseits Shell in Brasilien wegen der Umweltschäden des Werks Paulínia verklagt habe. Laut Handelsblatt soll das Gericht feststellen, dass Shell sämtliche Schäden zu ersetzen habe, die auf die Verseuchung am Standort zurückzuführen sind.
 
Im vergangenen Jahr war der deutsche Chemiekonzern zusammen mit dem Erdölkonzern Shell von einem brasilianischen Arbeitsgericht im Bundesstaat São Paulo in dritter Instanz zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 1,1 Milliarden Reais (umgerechnet 480 Millionen Euro) verurteilt worden. Das Gericht hatte damit ein Urteil aus erster Instanz vom August 2010 bestätigt. Dieses hatte Entschädigungen in Höhe von 64.500 Reais an jeden der über 1.000 ehemaligen Mitarbeiter sowie an deren Nachkommen vorgesehen sowie die Zahlung von 622 Millionen Reais in einen Arbeiterschutzfonds. BASF strebt weiterhin eine Revision des Urteils an.
 
Die ehemalige Pestizidfabrik in Paulínia (117 km von São Paulo entfernt) gehörte in den 1970er Jahren zu Shell. Damals waren Arbeiter und Anwohner durch das Grundwasser verseucht worden, das mit krebserregenden Stoffen durchsetzt war. Laut der Organisation der Betroffenen, "Astec" (Associação dos Trabalhadores Expostos a Substâncias Químicas - Vereinigung von Arbeitern, die chemischen Stoffen ausgesetzt wurden), sind durch die Verseuchung bereits mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Arbeiter kam es zu Fällen von Krebs, Herz- und- Kreislauf- sowie weiteren Krankheiten und Todesfällen. BASF hatte die Firma später übernommen, bevor sie im Jahr 2002 stillgelegt wurde.
 
In dem Prozess gegen BASF/Shell wurde von Fachleuten dargelegt, dass die im Erdreich neben anderen gefährlichen Stoffen vorgefundenen Werte des Pestizids Aldrin die Richtwerte um das 860-fache überstiegen. Aldrin ist ein Insektizid, das gegen Termiten oder Heuschrecken eingesetzt wurde. Seit 2004 ist es weltweit verboten. (PK)


Online-Flyer Nr. 344  vom 07.03.2012

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