Globales
Türkisches Militär bombardiert kurdische ZivilistInnen – 40 Menschen getötet
Im Namen Allahs und Fetullah Gülens
Von Martin Dolzer
In der Nähe des Dorfes Roboskî im Kreis Qileban (Uludere), in der kurdischen Provinz Şırnak bombardierten türkische Kampfflugzeuge in der Nacht zum Donnerstag eine Gruppe von ZivilistInnen. Dabei starben mindestens 35 Menschen. Ein Dorfbewohner, der den Angriff verletzt überlebte, erklärte, dass die aus den Flugzeugen abgeworfenen Bomben einen bitteren und stechenden Geruch verströmten, der den Betroffenen den Atem genommen habe. Es besteht der Verdacht auf den Einsatz von Giftgas. Ein weiterer Dorfbewohner berichtete, dass Soldaten die betroffene Gruppe zunächst angehalten hätten. Bevor das Bombardement anfing, hätten sich die Soldaten entfernt.
Trauer um einen der 35 von der Luftwaffe ermordeten Zivilisten am Tatort
In der Presseerklärung des Generalstabschefs der türkischen Armee zur Tötung der ZivilistInnen heißt es: „(...) am 28. Dezember 2011 um 18:39 Uhr
Spuren des Bombardements in der Nähe des Dorfes Roboskî
Die graue Eminenz der AKP, der Imam, Hassprediger und Milliardär Fetullah Gülen, kritisierte in einer jüngst ausgestrahlten Videobotschaft die „Erfolglosigkeit“ im 30-jährigen Kampf gegen die PKK und schlug menschenverachtende Auswege vor. Gülen forderte die Regierung im Verlauf der ca. 45minütigen Videobotschaft bezüglich der KurdInnen unter Beschwörung der nationalen Einheit im Namen Allahs auf, die Kurden zu zerschlagen: „Lokalisiert sie, umzingelt sie (...) zerschlagt ihre Einheiten, lasst Feuer auf ihre Häuser regnen, überzieht ihr Klagegeschrei mit noch mehr Wehgeschrei, schneidet ihnen die Wurzeln ab und macht ihrer Sache ein Ende!“ Das aktuelle Massaker sowie die aggressive Kurdenpolitik der AKP und die Forderung nach einer "tamilischen Lösung" der kurdischen Frage seitens regierungsnaher Kräfte lassen sich auf dieser Grundlage besser einordnen.
Die Überlebenden der von der Luftwaffe überfallenen Gruppe ziehen nach Hause
Der Kurdische Nationalkongress (KNK) fragt in einer Presseerklärung: „Sehen die Staaten, die die Türkei finanziell unterstützen und mit Waffen und Gas ausrüsten, die Folgen ihres Handelns? Welche Schritte werden die Vereinten Nationen und die internationalen Menschenrechtsorganisationen unternehmen? Werden die Normen des internationalen Rechts auf die Türkei angewandt werden?“ Die NGO ruft die internationalen demokratischen Institutionen, Menschenrechtsorganisationen und die Öffentlichkeit auf, das Massaker aufzuklären. Die EU und die USA werden in Anbetracht der Gewaltorientierung der türkischen Regierung aufgefordert, ihre wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei einzufrieren und ein Waffenembargo zu verhängen. Einige Tage nach dem Überfall hat die türkische Regierung diesen Überfall bedauert. (PK)
Online-Flyer Nr. 335 vom 04.01.2012
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