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Globales
Die Schlacht gegen die Lüge muss beginnen, bevor die erste Bombe gefallen ist
Nachdenken über 9/11 tabu? - Teil I
Von George Pumphrey

Wir kämpfen für ein Ende des Krieges als Mittel der internationalen Politik. Seit dem 2. Weltkrieg wurden Kriege propagandistisch erklärt als “Krieg gegen den Kommunismus“, als Krieg für "Menschenrechte" und "Freiheit", bzw. "Demokratie“ und als „Krieg gegen den Terrorismus“. Wir alle kennen die Redewendung “die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges“. Ich denke, die Wahrheit wird liquidiert, schon lange bevor die erste Bombe gefallen ist. Die Wahrheit wird liquidiert, um die Aggression vorzubereiten. Die große Lüge mobilisiert für den Angriff. 


SPIEGEL-Cover zum ersten Jahrestag von 9/11
Quelle: SPIEGEL 

Wenn wir auf die letzten 20 Jahre zurückblicken, so müssen wir feststellen, dass auch viele in der Anti-Kriegsbewegung die Lügen der Medien nicht immer durchschauen und die Regierungspropaganda nicht genug hinterfragen. Es gibt viele Methoden um kritisches Nachdenken zu verhindern. Sie reichen von den einschüchternden Methoden der antikommunistischen Hetze z.B. unter McCarthy in den USA oder während der Kommunistenverfolgung hierzulande bis hin zu den sanfteren Methoden der Selbstzensur.
Eine relativ neue Methode der Einschüchterung ist die Stigmatisierung als Verschwörungstheoretiker. Ich betone "relativ neu", da es Zeiten gab, in denen sich Kritiker nicht davon einschüchtern ließen.
 
Die Gefahr als „Verschwörungstheoretiker“ gebrandmarkt zu werden, soll vor allem Personen, die im öffentlichen Licht stehen, oder Zugang zu den bürgerlichen Medien haben, einschüchtern und politisch konform halten. Aber was ist eine Verschwörung? Es ist ein geheimer Komplott, der von mehr als einer Person geplant und durchgeführt wird. Solange es keine handfesten Beweise über Urheberschaft und Motivation gibt, kann es nur Theorien über die Verschwörung geben. In Fällen, in denen die Herrschenden keine eindeutigen Beweise vorlegen können, vertreten auch sie nur Theorien einer Verschwörung. Auch sie sind also „Verschwörungstheoretiker“. Warum lassen wir zu, dass die Bezeichnung „Verschwörungstheoretiker“ zum Schimpfwort gegen jene wird, die die offizielle Verschwörungstheorie in Frage stellen, weil Fakten dieser widersprechen?
 
"Black Operations“ des Pentagon
 
Politische Einschüchterung soll Nachforschungen verhindern. Fakten als Grundlage von Erkenntnis und Wissen sollen keine Rolle mehr spielen. Natürlich vor allem dann, wenn Fakten auf eine mögliche Verschwörung von Regierungsstellen und Geheimdiensten hinweisen. Das Budget des Pentagon für so genannte "Black Operations“ – also Geheimoperationen des US Militärs – wurde letztes Jahr auf 50 Milliarden Dollar erhöht. [1] Sie werden das Geld nicht für Pressekonferenzen benutzen, um anzukündigen, mit welchen Methoden unliebsame Regierungen gestürzt werden sollen. Es geht also um sehr teure Verschwörungen. Die Budgets der anderen Verschwörungspraktiker CIA oder NSA sind hier nicht einmal mit eingeschlossen.
 
Die Anti-Kriegsbewegung muss darüber aufklären, in welchem Interesse und mit welchem strategischen Ziel Kriegsvorbereitungen und militärische Aggressionen organisiert und durchgeführt werden. Eines unserer unmittelbaren Ziele ist die Beendigung des Krieges in Afghanistan. Damit sind wir aber dann auch direkt mit einer Verschwörungstheorie konfrontiert, die diesen Krieg rechtfertigen soll. Gibt es einen besseren Weg für den Rückzug aus Afghanistan zu kämpfen, als aufzuzeigen, dass dieser Krieg nichts mit dem 11. September zu tun hat? Warum scheuen sich so viele, die offizielle Verschwörungstheorie als Grundlage für den "Krieg gegen den Terrorismus“ in Frage zu stellen?
 
Lasst uns zunächst den Begriff Terrorismus näher betrachten. Es gibt keine klar umrissene Definition des Terrorismus. Die Definition variiert je nach Standpunkt und Umstand. Wie Anthony Quainton, U.S. Botschafter in Nicaragua, es einmal sagte: "Wenn sie es tun, ist es Terrorismus, wenn wir es tun ist es der Kampf für die Freiheit." Der Autor des Special Report on "Terrorism", John Whitbeck, schrieb dazu: "Es ist kein Zufall, dass es keine allgemeingültige Definition des "Terrorismus" gibt. Der Begriff ist so subjektiv, dass ihm jede eigene Bedeutung fehlt. Gleichzeitig ist der Begriff äußerst gefährlich, denn viele meinen, dass er eine Bedeutung hat und sie benutzen und missbrauchen ihn für alles was sie hassen. Damit verhindern sie rationales Denken und sachliche Diskussion. Oftmals auch entschuldigen sie damit ihr eigenes illegales und unmoralisches Handeln." [2]
 
Die US-Regierung definiert "internationalen Terrorismus" in ihrem Code of Federal Regulations wie folgt: "…die illegale Gewaltanwendung gegen Personen oder Eigentum, um eine Regierung, eine Zivilbevölkerung oder Teile davon einzuschüchtern oder zu nötigen, um damit politische oder soziale Ziele zu verfolgen." [3]
 
Das Schlüsselwort hier ist "illegal". Dass die US-Regierung Bombenanschläge, Mord und andere Formen der Gewalt ausübt, um andere Regierungen zu nötigen, oder die Zivilbevölkerung und sogar Teile der eigenen Bevölkerung einzuschüchtern, müssen wir nicht betonen. Dies hat nicht nur die Geschichte belegt, es gehört zur gängigen US-Politik. Aber natürlich entscheidet die Regierung selbst, was "illegal" ist, was als "Beweis" zu gelten hat und wer als "Verdächtiger" in Frage kommt.
 
Tatsächlicher Terrorismus
 
Wir müssen unterscheiden zwischen dem, was wir als "Terrorismus-Propaganda" bezeichnen könnten und dem tatsächlichen Terrorismus, den ich in drei Kategorien einteile:
 
> Terrorismus der Revolte – Dieser Terrorismus wird verübt von Gruppen mit unterschiedlicher Weltanschauung und politischen Zielen. Sie wollen die Herrschenden oder Teile der Bevölkerung einschüchtern und zu Zugeständnissen zwingen. Die Aktionen sind isoliert und meist eher symbolisch als politisch effektiv. Wichtig ist: Dieser Terrorismus wird verübt ohne Einfluss eines gegnerischen Staates. Wenn man den Begriff "Terrorismus" hört, denkt man meist an diese Art des Terrorismus.
 
> Von False Flag Terrorismus ("Terrorismus unter falscher Flagge") spricht man, wenn Geheimdienstagenten Gruppen infiltrieren und schließlich lenken, oder wenn Leute, die in ihrer Revolte zu Terrorismus neigen, von Agent provocateurs rekrutiert und verleitet werden, sich geheimdienstlich gelenkten terroristischen Gruppen anzuschließen. Die Bezeichnung "unter falscher Flagge" geht darauf zurück, dass diejenigen, die von Geheimdiensten manipuliert sind, glauben, im Sinn ihrer eigenen Ziele zu handeln, während sie tatsächlich die Interessen des Gegners bedienen.
 
> Die dritte Kategorie würde ich als Friendly Fire Terrorismus bezeichnen. Ein oder mehrere Geheimdienste organisieren ein Attentat gegen die eigene Seite und bezichtigen andere dafür – eine Gruppe, Organisation oder einen anderen Staat. Sie schaffen sich also eine "terroristische Gefahr" und einen Kriegsgrund.
 
Diese drei Kategorien des Terrorismus treffen wir auf nationaler oder internationaler Ebene. Ich werde später dazu noch Beispiele geben.
 
Um zu verstehen, um welche Kategorie es gehen könnte, sollten wir nicht automatisch die offizielle Verschwörungstheorie übernehmen, sondern uns auf jeden Fall fragen: Cui bono?
Die Anti-Kriegsbewegung wird sich wohl oder übel noch längere Zeit mit dem Terrorismus bzw. mit der sog. "terroristischen Gefahr" beschäftigen müssen. Die "terroristische Gefahr" ist ein ideales Instrument um die Bevölkerung, aber auch Politiker und Regierungen zu manipulieren. Die "sowjetische Bedrohung" konnte man zumindest geographisch festlegen, sie kam von einer Himmelsrichtung her - vom Osten. Der Terrorismus aber droht überall, auf der Straße, im Supermarkt, im Kino, in der Diskothek.
 
Ersatz für Kriegführung
 
Das Feindbild "Terrorismus-Gefahr" ersetzte das Feindbild "sowjetische Bedrohung". Schon lange bevor die Sowjetunion geschwächt wurde, planten westliche Strategen die "terroristische" als eine zusätzliche Gefahr. Brian Jenkins, der Terrorismusexperte der Rand Corporation, des größten privaten militärischen Think Tanks der Welt, erklärte 1975: "Ich bin der Überzeugung, dass das, was wir als modernen konventionellen Krieg bezeichnen, der Krieg, der erklärt und offen geführt wird, aus vielerlei Gründen überholt ist. Die moderne konventionelle Kriegführung als Instrument politischen Drucks verliert an Bedeutung. Dies wird einige Staaten überzeugen, terroristische Gruppen oder terroristische Taktiken als Ersatz für Kriegführung gegen andere Staaten einzusetzen." [4] 1975 war auch das Jahr der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki, die eine Entspannung und Normalisierung der West-Ost-Beziehungen ermöglichen sollte.
 
Mit der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki begann das Feindbild „sowjetische Militärbedrohung“ doch etwas ins Wanken zu geraten. Die Kriegstreiber und die Kriegsprofiteure wollten die "sowjetische Gefahr" natürlich am Leben halten. Dazu gehörten Provokationen wie der Vorschlag, die Neutronenbombe in Westeuropa zu stationieren ebenso wie die Installierung der Pershing II und Cruise Missiles, und die Strategie eines "begrenzten Nuklearkrieges“ – begrenzt auf Europa.
 
Interessant in diesem Zusammenhang sind die Andeutungen des damaligen Oberbefehlshabers der NATO, Alexander Haig, in seinem Abschiedsbrief an den NATO-Generalssekretär Joseph Luns. Ich zitiere: “Wir werden unsere gemeinsamen Pläne auf diesem vitalen Gebiet [der Aufrüstung] nur dann umsetzen können, wenn wir besondere Maßnahmen ergreifen, um die europäische Neigung zu Neutralität, Pazifismus und Unilateralismus unterbinden zu können. Deshalb müssen wir betonten, dass sich das nukleare Gleichgewicht, vor allem im europäischen Theater, deutlich zugunsten des Ostens verschoben hat. Wir müssen (…) ständig auf die sowjetische Militärbedrohung hinweisen und unsere Zusammenarbeit mit den Massenmedien verstärken.“ Alexander Haig fährt fort: “Wenn unsere Argumente, Überzeugungsarbeit und unser Einfluss auf die Medien keinen Erfolg haben, dann bleibt uns nichts anderes übrig als die Zögernden in Europa aufzurütteln, indem wir Land für Land eine Situation schaffen, die ihnen deutlich macht, wo ihre eigenen Interessen liegen. Dazu benötigen wir jene angemessenen und wirkungsvollen Aktionen sensitiver Natur, über die wir schon oft diskutiert haben (…).“ [5] Dieser Brief, der den Stempel “NATO-geheim” trug, wurde der Presse zugespielt. Alexander Haig hatte ihn 6 Monate vor dem "NATO-Doppellbeschluss” geschrieben. Offensichtlich war er sich bewusst, dass dieser Beschluss eine große Kontroverse in Europa hervorrufen würde.
 
Gladio
 
Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, welche Aktionen "sensitiver Natur“ er gemeint haben könnte. Die NATO hatte schließlich damit schon langjährige Erfahrungen in Europa. Der Nationale Sicherheitsrat der USA hatte 1948 Anweisungen gegeben, im Rahmen des Kampfes gegen den Kommunismus, Geheimarmeen in Europa zu organisieren. Diese wurden schließlich der NATO unterstellt. Es war ein internationales Netzwerk von faschistischen Terrororganisationen, das später unter dem Namen Gladio bekannt wurde. Zu seinem Arsenal gehörten Entführungen, Morde, und Terroranschläge. Die Anschläge waren äußert brutal und richteten sich gegen die Zivilbevölkerung. Bekannt sind die Anschläge in einer Bank in Mailand (16 Tote, 58 Verwundete), in einem italienischen Zug (12 Tote, 105 Verletzte) und in Bologna (85 Tote und 200 Verwundete.) Wie viele Terroranschläge tatsächlich auf das Konto von Gladio gehen, ist bis heute noch nicht bekannt.
 
Mitglieder der Terrorzellen wurden rekrutiert aus Kreisen der Geheimdienste, der militärischen Spezialeinheiten und der Rechtsextremisten, bzw. der Altnazis und ihrer Kollaborateure. Gladio war Teil der NATO-"Strategie der Spannung“ [6]. Terroranschläge sollten ein Klima der Angst und Verunsicherung in der Bevölkerung schaffen, um erhebliche Einschränkung demokratischer Rechte zu rechtfertigen. Mit gezielten Maßnahmen sollten Konflikte eskaliert und Staaten destabilisiert werden. Die Aktionen waren Friendly Fire oder False Flag Terrorismus, mittels derer der Verdacht auf linke Gruppen gelenkt werden sollte.
Die Existenz dieses Terrornetzwerks war nur ganz wenigen Regierungsmitgliedern in den einzelnen NATO-Ländern bekannt. Die Parlamente und die Öffentlichkeit erfuhren davon erst Anfang der 90iger Jahre.
 
Die Methoden der "Strategie der Spannung“ finden wir in verschiedenen Ländern auch nach dem Anschlag am 11. September. Als Beispiel für False Flag Operationen möchte ich zwei besonders spektakuläre anführen, die großen Einfluss hatten auf die öffentliche Meinung in Bezug auf den Nahostkonflikt.
 
Entebbe, 1976
 
Erstens, die Entführung einer Air France Maschine zwischen Tel Aviv und Paris mit Zwischenstopp in Athen. Kurz nach dem Start in Athen übernahmen zwei deutsche (Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann) und zwei arabische Flugzeugentführer die Maschine und zwangen den Piloten in Libyen zu landen, wo sie Vertreter der PLO treffen wollten. Als die PLO jedes Treffen verweigerte, flogen sie nach Entebbe in Uganda. Dort warteten 3 oder 4 Komplizen auf sie. Der deutsche Flugzeugentführer Wilfried Böse organisierte die Freilassung aller nicht-israelischen Fluggäste. Israelische Staatsbürger wurden als Geiseln genommen für Verhandlungen mit der israelischen Regierung über die Freilassung von 40 palästinensischen Gefangenen in Israel und 13 anderen Gefangenen in Kenia, Frankreich, der Schweiz und in der Bundesrepublik. Nach 8 Tagen Verhandlungen schickte Israel eine schnelle Eingreiftruppe, um die Geiseln zu befreien. Diese zerstörte alle ugandischen Kampfflugzeuge, die sich am Boden befanden, tötete ugandische Soldaten, zwei Geiseln und alle Flugzeugentführer, außer dreien, die angeblich entkommen konnten.
 
Die palästinensische Führung hatte von Anfang an die Flugzeugentführung verurteilt. Der Verdacht, den viele damals schon hegten, wurde 31 Jahre später bestätigt. Am 6. Juni 2007 berichtete die BBC [7], dass der israelische Geheimdienst Shin Beit die Flugzeugentführung organisiert hatte mit Agenten, die er in der Volksfront für die Befreiung Palästinas platziert hatte. Es war also eine Operation unter falscher Flagge.
 
Mit dieser Operation konnte Israel einen großen Propaganda Coup landen, in dem der Kampf der Palästinenser als "anti-jüdisch“ und in Verbindung mit Auschwitz dargestellt wurde. Denn seit 35 Jahren behauptet die westliche Propaganda, der Deutsche Wilfried Böse habe zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Passagieren "selektiert“: nur Juden seien als Geiseln festgehalten worden. Die israelische Zeitung Ha’aretz [8] stellte klar: Nur israelische Staatsbürger wurden festgehalten, alle anderen – Juden und nicht-Juden – wurden freigelassen.
 
Israel hatte einen besonderen Grund, die Flugzeugentführung nach Uganda zu leiten. Entebbe ist eine wichtige ugandische Luftwaffenbasis. General Idi Amin, der damalige Führer Ugandas, war vom israelischen Militär ausgebildet und an die Macht geputscht worden und hatte enge Beziehungen zu Israel. Aber 1972 brach er als erstes afrikanisches Staatsoberhaupt alle Beziehungen zu Israel ab.
 
Dieser Angriff gegen ein souveränes Land – unabhängig von seiner Rechtfertigung – wurde heftig kritisiert. Heute – nach Irak, Jugoslawien, der Elfenbeinküste und Libyen – kann man sich kaum mehr vorstellen, dass es eine Zeit gab, in der die Souveränität von Nationen eine wichtige Rolle spielte. Es war zu einer Zeit, die von der bi-polaren Pattsituation geprägt war und in der die Bewegung der Blockfreien Staaten eine wichtige Rolle in der UNO spielte. Souveränität und gleichberechtigte Beziehungen setzten dem Imperialismus noch bestimmte Grenzen. Diese sollten endlich durchbrochen werden. So lesen wir in einem Kommentar, der kurz nach der Flugzeugentführung in der französischen Zeitung Le Monde erschien und von der International Herald Tribune übernommen wurde: „Muss man im Kampf gegen den Terrorismus auf das Gesetz des Dschungels zurückgreifen und dem Völkerrecht einen Schlag versetzen ohne jeglichen Respekt für die Souveränität kleinerer Staaten, selbst wenn es sich um schwarze Staaten handelt? Die Rhodesier und Südafrikaner tranken berechtigterweise Champagner als sie vom Erfolg des israelischen Angriffs hörten. Damit gaben sie ihrer Hoffnung Ausdruck, dass der Westen, sich seiner Mission wieder bewusst wird und seine ganze militärische Überlegenheit ins Spiel bringt und sich endlich dazu entschließt, den als exzessiv empfundenen Ansprüchen auf Gleichberechtigung, die seitens der Mehrheit der Entwicklungsländer erhoben werden und der Dominanz, die diese über die UNO ausüben, ein Ende zu setzen.“ [9]
 
26 Jahre später plädierte der Sozialdemokrat Robert Cooper, einer der engsten Berater des britischen Premiers Tony Blair und späterer Mitarbeiter von Javier Solana, dem Beauftragten für die Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union, ganz offen für das Gesetz des Dschungels: "Die Herausforderung der postmodernen Welt ist es, mit der Idee doppelter Standards klarzukommen. Unter uns gehen wir auf der Basis von Gesetzen und offener kooperativer Sicherheit um. Aber wenn es um traditionellere Staaten außerhalb des postmodernen Kontinents Europa geht, müssen wir auf die raueren Methoden einer vergangenen Ära zurückgreifen – Gewalt, präventive Angriffe, Irreführung, was auch immer nötig ist, um mit denen klarzukommen, die immer noch im 19. Jahrhundert leben (…). Unter uns halten wir uns an das Gesetz, aber wenn wir im Dschungel operieren, müssen wir ebenfalls das Gesetz des Dschungels anwenden." [10]
 
Achille Lauro, 1985
 
Ein zweites Beispiel für eine erfolgreiche False Flag Terroraktion ist die Entführung des italienischen Kreuzschiffes "Achille Lauro" 1985. Vier Mitglieder der Palestine Liberation Front entführten das Schiff vor der Küste Ägyptens und befahlen dem Kapitän nach Syrien zu fahren. Sie forderten die Freilassung von 50 Palästinensern in israelischen Gefängnissen. Als Syrien ihnen das Anlegen verweigerte, töteten die Entführer Leon Klinghoffer, einen 69jährigen behinderten US-amerikanischen Juden und warfen seinen Körper im Rollstuhl ins Meer. Das Schiff fuhr zurück nach Ägypten, und nach zweitägigen Verhandlungen gaben die Entführer das Schiff frei. Im Gegenzug sollten sie freies Geleit nach Tunesien an Bord eines Flugzeuges erhalten. Dieses wurde aber von US-Kampfflugzeugen gezwungen auf einem NATO Stützpunkt in Sizilien zu landen. Die Entführer wurden verhaftet und verurteilt.
 
Die brutale Ermordung des 69jährigen behinderten Juden fügte dem Kampf der Palästinenser und ihrer Reputation erheblichen Schaden zu. Sieben Jahre später veröffentlichte Ari Ben-Menashe, Sicherheitsberater des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Shamir, das Buch "Profits of War.“ Darin beschreibt er in allen Details, dass die Entführung des Kreuzschiffes eine False Flag Operation Israels war. Rafi Eitan, der Chef der "anti-Terror“-Abteilung des israelischen Geheimdienstes, hatte angeordnet, dass Palästinenser endlich einen Terror-Anschlag machen und brutal vorgehen sollten. Ein israelischer Agent in einer palästinensischen Terrororganisation rekrutierte ein Team mit dem Auftrag, der Welt zu zeigen, zu was Palästinenser fähig seien, wenn man ihren Forderungen nicht nachkommt. [11]
 
Zum False Flag Terrorismus gehören heute die sog. „Sting Operationen“. Das FBI oder lokale Polizeieinheiten organisieren sich Terroraktivitäten, um den Anschein einer "islamistischen Terrorgefahr“ wach zu halten. Polizeiagenten erpressen vorzugsweise Muslime zur Mitarbeit. Als V-Männer werden sie dann als Agent provocateurs eingesetzt, um andere Muslime zu Terroraktivitäten zu verleiten. Die Polizei liefert die Pläne und die Waffen (die manchmal auch so präpariert werden, dass sie nicht funktionieren) und organisiert spektakuläre Verhaftungen, gerade noch rechtzeitig vor dem Attentat. Die Polizei steht also gut da, die Medien haben ihre Schlagzeilen, die Politiker ihre Rechtfertigungen und die Bevölkerung mal wieder Angst. Einer dieser Fälle kam vor kurzem wieder in die Schlagzeilen, als die Opfer einer Sting-Operation in New York zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Die Polizei hatte sie angeleitet, Attentate gegen jüdische Einrichtungen und gegen ein Militärflugzeug zu planen. [12] Die Sauerlandgruppe ist ein deutsches Beispiel für Sting-Operationen.
 
Friendly Fire Terrorismus
 
Bei einigen der bekannten Terroranschläge weist inzwischen vieles darauf hin, dass es sich um "Friendly Fire Terrorismus" gehandelt haben könnte. So z.B. 1988 das Bombenattentat auf ein PanAm Passagierflugzeug über der schottischen Stadt Lockerbie. Nach offizieller Version war Libyen dafür verantwortlich und wurde als terroristischer Staat eingestuft. Der UNO- Sicherheitsrat verhängte Sanktionen. Zwei libysche Geheimagenten wurden Jahre später verhaftet, einer von ihnen, Al-Megrahi, 2001 für schuldig erklärt. Er beteuerte seine Unschuld und kurz vor Eröffnung seines zweiten Berufungsverfahrens wurde ihm die Freilassung angeboten gegen Einstellung der Berufung. Todkrank konnte er 2009 nach Libyen zurückkehren. Um sein Land aus den Sanktionen zu befreien, hatte Gaddafi im Jahr 2003 eine hohe Summe an die Familien der Opfer gezahlt. Im Gegensatz zu Medienberichten, hat Gaddafi zu keinem Zeitpunkt irgendein Schuldeingeständnis abgegeben.
 
Lockerbie ist ein klassischer Fall, der uns zeigt, wie wichtig es ist, politisch motivierte, offizielle Versionen zu hinterfragen und Zusammenhänge zu suchen. Interessant sind nämlich in diesem Fall Informationen, die nach Lockerbie bekannt wurden und möglicherweise auf ganz andere Urheber deuten. Die CIA und die US Anti-Drogenbehörde (DEA) waren zu jener Zeit nämlich in einem groß angelegten Drogenhandel involviert. Ihre Büros in Libanon und Zypern halfen Drogendealern im Nahen Osten Heroin auf PanAm Maschinen in die USA zu schmuggeln – im Austausch für Geheimdienst-Informationen und entsprechenden Einfluss. Maj. Charles McKee, ein Agent des US Militärgeheimdienstes und der CIA Agent Matthew Gannon, beide in Beirut stationiert, erfuhren von diesem groß angelegten Deal und berichteten an ihre Zentrale. Aber sie erhielten keine Antwort. Schließlich beschlossen McKee, Gannon und drei ihrer Kollegen nach Washington zu fliegen um diese Operation zu enthüllen. Die Gruppe befand sich in jener PanAm Maschine, die über Lockerbie explodierte. [13] Könnte es sich nicht auch um ein Cover-Up gehandelt haben? (PK)
 
In Teil II dieses Vortrags, den George Pumphrey aus Anlass des 10. Jahrestages der Anschläge vom 11. September 2001 im Rahmen einer Veranstaltung des Heidelberger Forums gegen Militarismus und Krieg gehalten hat, erfahren Sie einiges über 9/11.
 
[1] Burghardt, Tom, "Big Increases for Intelligence and Pentagon 'Black' Programs in 2010" Global Research, May 13, 2009,
www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=13603
 
[2] By Whitbeck, John V., Special Report "Terrorism”: The Word Itself Is Dangerous, Washington Report on Middle East Affairs March 2002, www.wrmea.com/archives/march2002/0203052.html
 
[3] 28 Code of Federal Regulations Section 0.85
 
[4] Kent, Francis B. "Governments are Groping for Solution to Rising Problem of World Terrorism," IHT, Feb. 6, 1978
 
[5] Transcribed from a facsimile to the article, "Was Haigs geheimer Brief enthuellt", published in the German journal Unsere Zeit, May 7, 1982. The same facsimile appeared in the Soviet weekly, Temps Nouveaux No.19 1982 with the article "Ses Instructions"
 
[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_der_Spannung
 
[7] Parkinson, Dan, "Israel hijack role 'was queried'," BBC News, 6 June 2007
news.bbc.co.uk/2/hi/6710289.stm
 
[8] Melman, Yossi, Setting the record straight: Entebbe was not Auschwitz, Ha’aretz: 08 July 2011
www.haaretz.com/weekend/week-s-end/setting-the-record-straight-entebbe-was-not-auschwitz-1.372131
 
[9] International Opinion: "Entebbe Assault," Le Monde, Paris, International Herald Tribune July 17, 1976
 
[10] www.guardian.co.uk/world/2002/apr/07/1
 
[11] Ben-Menashe, Ari, , "Profits of War", Sheridan Square Press, 1992, p. 122
 
[12] www.npr.org/2011/08/21/139836377/the-surge-in-fbi-informants
www.jungewelt.de/2011/09-09/043.php?sst
 
[13] aangirfan.blogspot.com/2010/08/lockerbie-is-about-heroin html


Online-Flyer Nr. 331  vom 07.12.2011

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