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Aktueller Online-Flyer vom 24. April 2024  

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Lokales
Erinnerung an einen Kölner Widerständler, den die CDU aber nicht mag
Danke Schang!
Von Hans-Dieter Hey

Noch heute werden Edelweißpiraten als Kriminelle diffamiert, die dem Faschismus Widerstand geleistet haben. Es ist schon als großer Skandal zu bezeichnen, dass die Kölner CDU die Ehrenbürgerschaft für den am 19. Oktober verstorbenen Edelweißpiraten Jean Jülich verweigert hatte. Umso erfreulicher dagegen ist, dass ihm so viele Kölner Bürgerinnen und Bürger mit einem großartigen Gedenkkonzert am 28. November in der Mülheimer Stadthalle die Ehre erwiesen.


Plakat für das Benefizkonzert zugunsten der Edelweißpiraten
Quelle: Edelweißpiraten

Mehr als 100 Redner, Künstler und andere Aktive haben dafür gesorgt, dass das Konzert so ein Riesenerfolg wurde. Die Familie des Verstorbenen beschloss, den Erlös des Benefizkonzertes des Edelweißpiratenfestival als Unterstützung zukommen zu lassen. „Schang lag das Festival sehr am Herzen, weil es das Erbe der Edelweißpiraten sehr lebendig weitergibt, insbesondere auch an die Jugend“, erklärt sie im Programmheft.
 
Viele erlebten Jean Jülich als Humanisten, Gewerkschafter und als einen

Ludwig Sebus
  Menschen aus der Arbeiterbewegung, der immer den kürzesten Weg zu anderen gefunden hatte. Aber auch als Karnevalisten, vor allem im Ur-Kölschen Karneval im "Blomekörvche", behalten ihn viele in Erinnerung. Und manch einer mochte an diesem Tag an einen Satz aus dem von ihm geschriebenen Lied „Du Paradies am Rhing, Colonia“ denken, in dem es heißt: „Doch eines Daachs, dann es et wohl esu wick, dat mi Hätz nit mih pulsiert, vorbei die Zick.“ Nun ist es also vorbei, und die Gedenkveranstaltung drückte einerseits Lebensfreude aus, andererseits das Leid des Verlustes bei Freunden und Angehörigen. So ist es eben im Leben, wie der Kabarettist Ludwig Sebus sagt: „Op enem Auge do kriesche mer, op enem Auge do lache mer“.
 
Peter Finkelgrün, dessen Großvater von Nazis todgeprügelt wurde, erinnert sich an Erlebnisse mit Jean Jülich. In der Gedenkstätte der Opfer des

Peter Finkelgrün
  Holocaust, Yad Vashem in Israel, werden in der „Allee der Gerechten“ Bäume für die Opfer gepflanzt, aber auch für die, die mutigen Widerstand geleistet und geholfen haben. Dort sollten „zwei Bäume gepflanzt werden, einer für den von der GESTAPO hingerichteten Barholomäus Schink und einer für Jean Jülich“, so Peter Finkelgrün. Er hatte ihn 1981 dafür vorgeschlagen. 1984 kam für beide die Anerkennung, aber auch für Dr. Michael Jovy, ehemaliger Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland „gegen den ein jahrelanges Hausverbot für das Auswärtige Amt in Bonn verhängt worden war, Jahre nach dem Sturz des Nationalsozialismus, gegen ihn, der wegen seiner Verurteilung wegen 'bündischer Umtriebe' und Vorbereitung zum Hochverrat im Dritten Reich ermittelt wurde“.
 
Bis in die 1970er Jahre hatten das politische Establishment und weite Teile der bürgerlichen Gesellschaft in Köln versucht, die Widerständler im Dritten Reich zu diskreditieren und zu kriminalisieren. „Bis heute verstehe ich nicht, was die damaligen Oberen in der Stadt geritten hat, die wenigen Widerständler, die die Stadt aufzubieten hatte, in einer Weise zu behandeln, wie es im Falle der Edelweißpiraten geschehen ist.“ Offenbar zieht sich einiges davon bis heute hin. Jean Jülich wird dauerhaft daran erinnern. (PK)





Kein Platz mehr frei


Kindertanzgruppe Jan von Werth


De Familich




Die Holunder Singers

Fotos: H.-D. Hey - r-mediabase



Neben Anderen haben folgende Mitwirkende für den Erfolg der Veranstaltung gesorgt:
 
Ludwig Sebus
Kindertanzgruppe Jan von Werth
Memoria
Stephan Brings & Kai Engel
Rolly Brings & Bänd
Benjamin Brings
Bömmel, Hartmut und Kafi
Markus Reinhardt Ensemble
Peter Finkelgrün
Die Rheinbündischen
Holunder Singers
De Familich
Ines Rademacher
Wicky Junggeburth
Die Brausen
La Papa Verde
Schlagsaite


Online-Flyer Nr. 330  vom 30.11.2011

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