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Lokales
Teure Schulungen der Dormagener Rathaus-Führungsriege im Excelsior
Kölscher Müll-Klüngel?
Von Friedhelm Holleczek

Leider interessiert sich die Kölner DuMont-Presse bisher nicht dafür, dass der Kölsche Müll-Klüngel noch immer lebt. Der ehemals suspendierte Müll-Manager und aktuelle Bürgermeister von Dormagen, Peter Olaf Hoffmann, macht immer noch gerne Geschäfte mit alten Müll-Spezies. Als "überplanmäßige" Ausgabe mussten die Dormagener Steuerzahler nunmehr 36.000 Euro für eine "Fortbildung" im Kölner Hotel Excelsior mit 5 Sternen für den Bürgermeister und seinen Führungsstab bezahlen.

Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann, Kämmerer Kai Uffelman, Dezernentin Tanja Gaspers, Dezernent Gerd Trzeszkowski (von links)

Veranstalter und Profiteur der "Fortbildung" war ein ehemaliger Müll-Spezi von Hoffmann, Herr Dr. Hubertus Zilkens von der Strategieberatung Valoress, einer Firma, die schon früher mit der AVG GmbH in Köln zusammenarbeitete. Zufälligerweise waren Herr Zilkens und Herr Hoffmann auch im gleichen "Stall" bei der Fa. Trinekens tätig.
 
Dormagen muss massiv sparen. Das ist spätestens seit der Einbringung des Haushaltsplanes 2012/2013 durch den Kämmerer in der jüngsten Ratssitzung auch dem letzten Bürger klar. Deshalb sorgte bei einigen Ratsmitgliedern insbesondere eine Position bei der Genehmigung von über- und außerplanmäßiger Aufwendungen und Auszahlungen im laufenden Haushaltsjahr für gespitzte Ohren und regte zu Nachfragen an: Führungskräfte-Fortbildung für 36.000 Euro.
 
Zu den Führungskräften gehören neben der Verwaltungsspitze Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann, Kämmerer Kai Uffelman, Dezernentin Tanja Gaspers, Dezernent Gerd Trzeszkowski, die Fach- und Servicebereichsleiter sowie alle Produktverantwortlichen – insgesamt ein Kreis von rund 70 Personen.
 
Predigt die Verwaltung etwa Wasser und konsumiert selbst Wein? Hat sich da etwa der Führungszirkel im Rathaus eine unangemessene „Sause“ geleistet? Der Veranstaltungsort der Schulung war schließlich das sicher nicht preiswerte Kölner Fünf-Sterne-Hotel Excelsior Ernst am Dom. Gab es etwa „Kölschen Klüngel“ bei der Vergabe dieses Schulungsauftrages an die Valoress Strategieberatung? Hat etwa der Bürgermeister alte Beziehungen spielen lassen und einem „Kumpel“ diesen Auftrag zugeschustert? Schwerwiegende Fragen!
 
In der Ratssitzung am 11. Oktober hatte Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann auf Nachfrage des Ratsherrn Dr. Krueger (BfD) ausdrücklich bestätigt, er habe keine Beziehungen zur Strategieberatung Valoress aus seiner „Kölner Vergangenheit“ bei der AVG (Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln). Ein jetzt aufgetauchter Redetext belegt aber anscheinend das Gegenteil. Hoffmann hatte als Sprecher der Geschäftsführung der AVG am 10. Dezember 2007 das Buch „Kulturgeschichte einer Wegwerfgesellschaft“ (Verlag: DuMont Buchverlag. ISBN : 978-3-8321-9081-1, 24,90 Euro) vorgestellt und promotet, das einer der heutigen Köpfe der Valoress Strategieberatung, Dr. Hubertus Zilkens, damals im Auftrag der AVG aus Anlass des 15. Firmenjubiläums geschrieben hatte. Hoffmann kannte also den Autor und Mitinhaber der Beratungsgesellschaft, die jetzt die Führungsriege der Stadt Dormagen geschult und fortgebildet hat.
 
Bedeutet „Kennen“ aber gleich eine „Beziehung“?
 
Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann dazu: „Wenn die AVG damals zum Firmenjubiläum beschlossen hatte, ein Buch mit einer etwas anderen Sichtweise der Abfallwirtschaft anfertigen und an Ausgewählte verteilen zu lassen, so ist dies sicherlich ein Hinweis auf frühere Geschäftsbeziehungen zwischen Herrn Dr. Zilkens und der AVG. Ein Beleg für eine Beziehung zwischen dem Autor und mir jedoch ist das nicht und lässt sich daraus auch nicht konstruieren.“
 
Gegen „Kölschen Klüngel“ bei der Vergabe des Schulungsauftrages spreche auch, dass die Stadtverwaltung sich von verschiedenen Anbietern entsprechende Kostenvoranschläge habe unterbreiten lassen. Außerdem habe das Rechnungsprüfungsamt des Rhein-Kreises Neuss die Unterlagen geprüft, nicht beanstandet und die Vergabe genehmigt.
 
Den unterschwelligen Vorwurf der Verschwendung von städtischen Geldern kontert Hoffmann so: „Es bestand offensichtlich Bedarf, nicht nur die Mitarbeiter im Haus, sondern auch die Führungskräfte durch Schulungen weiterzubilden. Deshalb hatte der Rat ja im aktuellen Haushalt auch schon die dafür nötigen Mittel bereitgestellt. Die Genehmigung von zusätzlichen Geldern für Schulungen der Führungskräfte war eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil auch andere umfangreiche Personalschulungen in dem Etatposten enthalten sind. Es bestand die Befürchtung, dass die Gelder nicht reichten. Heute wissen wir, dass diese jetzt vom Rat genehmigten Mittel gar nicht benötigt werden. Der ursprüngliche Haushaltsansatz reicht aus, die entstehenden und entstandenen Kosten für alle Schulungen in diesem Jahr abzudecken.“
 

CDU-Fraktionsvor-
sitzender Wiljo Wimmer
Fotos:
Friedhelm Holleczek
Selbst Wiljo Wimmer (CDU-Fraktionsvorsitzender) von der Jamaika-Mehrheitskoalition im Rat hatte genau zu diesem Thema später auch noch einige Sachfragen, die er aber in der Ratssitzung nicht mündlich stellte, sondern schriftlich mit der Bitte um ebensolche Antworten an die Verwaltung nachreichte …
 
Peter-Olaf Hoffmann: „Natürlich werden wir auch diese Fragen beantworten …“ (PK)


Online-Flyer Nr. 327  vom 09.11.2011

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