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Medien
China-Kenner Frank Sieren macht die Deutsche Welle zum Thema
"Angst vor China“
Von Peter Kleinert

In seinem neuen Buch "Angst vor China – Wie die neue Weltmacht unsere Krise nutzt“ hat der Bestseller-Autor und China-Kenner Frank Sieren auf einigen Seiten den Fall Zhang Danhong, ehemalige stellvertretende Leiterin der China-Redaktion der Deutschen Welle, und die folgende"Säuberung“ im chinesischen Programm thematisiert. Zum "Fall Zhang Danhong" hatte die NRhZ bereits seit dem Jahr 2008 berichtet. (1)

Deutsche Welle-Redakteurin Zhang Danhong
Quelle: DW
 
Seit einigen Jahren ist China in den deutschen Medien zu einem Reizthema geworden. Besonders aufgekratzt sei die Stimmung im Jahr der Olympischen Spiele in Peking 2008 gewesen, stellt der Handelsblatt-Kolumnist Frank Sieren fest und berichtet von einer Studie der den Grünen nahe stehenden Heinrich-Böll-Stiftung über die deutsche China-Berichterstattung während der Olympischen Spiele. Danach kommt die Studie zu folgendem Ergebnis: Bei über der Hälfte der knapp 4.000 untersuchten Artikel würden "Klischees über China unreflektiert kolportiert".
 
Unter den vielen Beispielen des Umgangs mit dem Thema China hat Sieren das für seine Begriffe "eigenartigste“ herausgegriffen: den Fall Zhang Danhong von der Deutschen Welle. Die Redakteurin habe es gewagt, im Chor des China-Bashings auch die positiven Entwicklungen im Reich der Mitte zu beschreiben. "Zhang Danhong ist Deutsche chinesischer Herkunft. Sie hatte nichts gesagt, was nicht auch andere Kollegen ohne Migrationshintergrund in den führenden deutschen Medien gesagt hatten. Doch sie wurde dafür in mehreren deutschen Zeitungen als potentielle 'Agentin der Kommunistischen Partei' diffamiert“, schreibt Sieren. "Der Schmutz gegen Frau Zhang fiel auf fruchtbaren Boden. Politiker stimmten in den vermeintlich berechtigten kritischen Chor gegen die Kollegin ein, Bundestagsausschüsse tagten“, so Sieren weiter. An das Ergebnis dieser Hetzjagd erinnern wir uns: Zhang Danhong wurde der leitenden Funktion entbunden. Um den Druck von sich zu nehmen, bat Intendant Bettermann den ehemaligen Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert, den Fall zu untersuchen. Wickert kam zum Schluss: Politiker hätten Vorwürfe "ungeprüft aufgegriffen“, weil sie hofften, "damit in die Schlagzeilen zu kommen“. Intendant Bettermann habe "aufgrund des öffentlichen und politischen Drucks … voreilig und nicht gerechtfertigt“ Personalentscheidungen getroffen. Die Rehabilitierung für Zhang Danhong wurde unter Verschluss gehalten, angeblich um die "China-Debatte nicht neu aufleben zu lassen“.
 

DW-Intendant Erik Bettermann (SPD) ist
Vorstandsmitglied der "Vereinigung Gegen
Vergessen - Für Demokratie", Mitglied des
Kuratoriums der "Heinz-Kühn-Stiftung" und
Vorsitzender des Vereins "Internationaler
Demokratiepreis"
Damit nahm der Skandal bei der DW allerdings noch kein Ende. Frank Sieren berichtet: "Im Frühjahr 2011 wurden vier Kollegen der China-Redaktion auf ähnliche Weise abgewickelt.“ Allerdings hatten sie nicht das Glück wie Zhang Danhong, die bereits 1989 bei der DW anfing und eine feste Anstellung hat. Die Verträge der vier Kollegen wurden mit teilweise widersprüchlichen Argumenten nicht verlängert. Sie wandten sich mit einem offenen Brief an den Bundestag, in dem sie sich u. a. über die offene Zensurpraxis in der China-Redaktion der DW beklagten, und den wir am 1. April veröffentlichten. (1) Wie ist es möglich, dass die deutschen Medien China tagtäglich mangelnde Meinungs- und Pressefreiheit vorwerfen, während sie selber im "freien Deutschland" Zensur ausüben oder über die hier übliche Praxis schweigen? Wie kann es sein, dass Kollegen bestraft und mundtot gemacht werden, die sich um eine differenzierte Berichterstattung über China bemühen, während andere die Wahrheit nach ihren Vorstellungen zurecht biegen, ohne dafür gerügt zu werden?
 
Der Autor Frank Sieren bleibt hier eine lobenswerte Ausnahme. Als Kolumnist, Redner und Moderator war und ist er stets um einen Dialog mit China bemüht. Auch kritisiert er offen westliche Kollegen, "die manchmal der Wahrheit ein wenig nachhelfen, damit Gut und Böse besser auseinander gehalten werden können“. Es sei die Angst vor dem aufstrebenden Riesenreich, die zu dieser Gereiztheit und Eindimensionalität im Umgang mit China geführt habe, so die Meinung von Sieren. Es könnte noch schlimmer werden, prophezeit der Autor zum Schluss: "Je mehr der Westen wirtschaftlich unter Druck gerät, desto enger wird der Blickwinkel.“ (PK)
 
"Angst vor China", Frank Sieren, Econ Verlag, gebundene Ausgabe, 432 Seiten, 19,99 €
 










(1) Unsere Artikel zum Thema bisher:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16357
Online-Flyer Nr. 295 vom 01.04.2011
Ideologische Instrumentalisierung der China-Redaktion bei der Deutschen Welle
Entlassung von "unangepassten“ Redakteuren
Von Fengbo Wang
 
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13347
Online-Flyer Nr. 180 vom 14.01.2009
Skandal um Deutsche Welle - Demokratieverlust und neue China-Politk
Angriffsziel: Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk
Von Volker Bräutigam
 
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13025
Online-Flyer Nr. 169 vom 22.10.2008
Propaganda für die chinesische KP bei der Deutschen Welle?
Hintergründe einer Kampagne
Von Peter Kleinert
 
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=12845
Online-Flyer Nr. 162 vom 05.09.2008
„Wertekanon“ und Selbstzensur: Der Schmock dient als Leitbild
Deutsche Welle als Maulkorbflechter
Von Volker Bräutigam


Online-Flyer Nr. 322  vom 05.10.2011

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