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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Globales
Libyens Bevölkerung leistet entschlossen Widerstand gegen die Nato-Aggression
Reisebericht: Unter den Bomben der Nato
Von Fulvio Grimaldi

„Dialog von unten – statt Bomben von oben“ hieß eine u.a. von Rolf Becker und Eckart Spoo initiierte Gewerkschaftsinitiative, die während des Nato-Krieges in das unter Bombenhagel liegende Jugoslawien reiste. Sie demonstrierte damit Solidarität mit den Angegriffenen und stellte der westlichen Medienpropaganda authentische Berichte vom Geschehen vor Ort entgegen. Mit dem gleichen Ziel sandte auch die Gruppe „British Civilians for Peace“ eine kleine „Fact Finding“-Kommission nach Libyen. Der italienische Journalist und Dokumentarfilmer Fulvio Grimaldi hat sie begleitet. Hier sein etwas gekürzter Reisebericht. - Die Redaktion
 

Dokumentarfilmer Fulvio Grimaldi
Dieses Mal haben wir es geschafft, nach Libyen zu reisen und auch wieder zurückzukom- men. Ich gebrauche das „wir“ nicht im Sinne eines Pluralis Majestatis, sondern meine damit mich und meine AK-47, eine Kalschnikow mit dem Namen Sony. Statt auf Dinge zu schießen, fängt sie diese ein und hält sie auf Bildern fest, damit die Wahrheit auf die Lügen, die weltweit verbreitet werden, wie schwefeliger Hagel niederprasseln kann. Diese Lügen haben eine Welt von Maulhelden, Fettsäcken, linken Schurken, Feiglingen, insgeheim Zustimmenden dazu gebracht, teilnahmslos, mit vorgetäuschter Besorgnis oder ein wenig Bauchschmerzen, zuzuschauen, wie ein großes Land zerstört, ein Führer, der besser ist als jeder andere in der heutigen arabisch-afrikanischen Welt und in keiner Weise verglichen werden kann mit dem Bodensatz, der die „internationale Gemeinschaft“ regiert, dämonisiert wird, und wie der Angriff auf das Leben eines souveränen und freien Volkes erfolgt.
 
Mein „wir“ bezieht sich vor allem auf die großartigen britischen Bürger – British Civilians for Peace in Libya. Sie sind als Erste aufgebrochen, als menschliche Schutzschilder, um die tatsächlichen Fakten zu erforschen und um als Kämpfer für den Frieden die Dreckflut aus Komplizentum, Falschinformation, kolonialistischer Brutalität und eurozentrischem stillschweigendem Mitmachen zu durchbrechen. Sie wollten ein sichtbares Zeichen setzen. Sie wollten sich wenigstens für einige Zeit neben die Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder stellen, die Widerstand leisten und nach dem Willen des Imperialismus von Obama bis Rossana Rossanda [1] dem Tod geweiht sein sollen.
 
Als am 17. Februar die Revanchisten des besiegten Kolonialismus den Arabischen Frühling mit der Blüte der Pfirsiche zur Tarnung missbrauchten und ihren Hilfstruppen in Bengasi das Signal für den Staatsstreich gaben gegen die letzte Festung, die noch von der ersten Welle der Befreiungsbewegungen steht, habe ich sofort meine Sony eingepackt und ein Visum für Libyen, für Tripolis, beantragt.
 
Der Botschafter in Rom war einer aus dem halben Dutzend Renegaten und Gekauften des libyschen Establishment, die sich auf die Seite geschlagen haben, die ihnen Vorteile verspricht: „Wenn du nach Bengasi willst, bekommst du das Visum sofort. Tripolis kommt nicht in Frage.“ In Bengasi , unter den Gurgelabschneidern der CIA-Truppe namens Al Kaida, die von den US-Missionen in Bosnien, Afghanistan, Tschetschenien und tausend anderen Orten imperialistischer Provokationen zurückgekehrt sind, unter hirnverbrannten und sich für gerissen haltenden Monarchisten, Terroristen der westlichen Geheimdienste, ägyptischen Söldnern, libyschen Emigranten, die nach Jahrzehnten Ausbildung und Konspiration mit CIA und MI6 zurückgekommen sind, da fühlt sich ein guter Teil der blutsverwandten westlichen Presse zu Hause.
 
Mit dem Heiligenschein der Demokratie und ihrer Abscheu vor der Tyrannei hängen sie nur an den Lippen von Leuten, die auf den Schlachtfeldern versagt haben, weil ihnen die Motivation fehlte. Statt dessen machten sie Razzien auf arme afrikanische Arbeitsemigranten. In den Medien als „Söldner Gaddafis“ bezeichnet, wurden diese in Massen gefoltert und ermordet. (...)

Pressekonferenz mit Fulvio Grimaldi (links)
und den „British Civilians for Peace“ im
Hotel Rixos in Tripolis
Foto: British Civilians for Peace
Ich schloss mich den 13 Briten einer Friedensgruppe an, die vor Ort die Wahrheit kennen lernen wollte. Von Tunesien aus kamen wir nach Libyen und erreichten nach einer nächt-
lichen Reise von mehreren hundert Kilometern Tripolis. Immer wieder wurden wir dabei von Posten aus Militärs und jungen Zivilisten aufgehalten. Es sind Freiwillige, die ein Gebiet überwachen, das unter dem Einsickern von Provokateuren leidet. Hier sind wir endlich aus dem Bereich heraus, in dem die Herren der Globalisierung ihre Diktatur, ihr Räubertum und ihre Leichenfledderei wie in einem Zerrspiegel unkenntlich machen können. Bis hierher ist ihre Globalisierung, die für die Menschheit eine Katastrophe bedeutet, niemals vorgedrungen.
 
Jawohl, in Tripolis und einem großen Teil des freien Libyen wurden wir von jungen Funktionären der Regierung begleitet. Aber es war anders als bei den embedded Journalisten in Bengasi. Von denen haben nur wenige Briten und Amerikaner den Rest an Anstand, zuzugeben, dass sie sich nur unter der eisernen Kontrolle der Schergen des Putsches bewegen können. Wir aber haben hier die Freiheit, überall hinzugehen. Wir können Halt machen, wo immer wir es möchten, mit jedem sprechen, sei es auf der Straße, auf Märkten, in Wohnungen, Schulen und Krankenhäusern. Bei unserer abschließenden Pressekonferenz im Hotel Rixos, einem Luxushotel für die Auslandspresse, lärmen ein paar noch zurückgebliebene Journalisten der britischen manipulierenden Medien über die Fakten, die wir ermittelt haben.
 
Unsere Fakten zeigen die Lächerlichkeit der stereotypen Kolonialpropaganda. Da erheben sie lautes Klagen, weil ihre Bewegungsfreiheit behindert werde. In einem Krieg, mit F-16-Bombern und Tomahawk-Raketen über den Köpfen, wo Journalisten fast überall zusätzlich zur Unterstützung der Aggression ausgebildet sind, fordern diese Marktschreier von Murdoch und der BBC, sich so frei bewegen zu können, als wären sie hier für eine Reportage über die touristische Zukunft des Landes. Ich erinnere mich an Belgrad während der Bombenangriffe. Der „Diktator“ Milosevic hatte ihnen allzu großzügig die vollständige Bewegungsfreiheit gewährt. Das machte es diesen sogenannten Journalisten und Pazifisten möglich, die Zielorte nach Aviano [2] zu melden, die sich für die Angriffe am meisten lohnten.
 

Nato-Bomben auf Tripolis
Es gab keinen Tag, an dem die „Koalition der Willigen“ nicht Tripolis bombardiert hätte, um die Zivilisten vor den Massakern Gaddafis zu „retten“. Zuerst geschah das unter dem Namen „Morgenröte des Odysseus“, später als „United Protector“. Vor allem in der Nacht erfolgten die Bombardements. Wir waren dann völlig erschöpft, weil wir während des Tages intensiv Fakten zusammengetragen hatten. Tief im Schlaf nahmen wir nichts mehr wahr.
 
Die Berichte von denen, die wach geblieben waren, und die Berichte der internationalen Fernsehsender (alle, auch die feindlichsten und verlogensten sind zu hören) machten uns sprachlos: Sie listeten die Zerstörungen und die Zivilisten auf, die dank der Tötung durch die Nato vor den Metzeleien Gaddafis gerettet worden seien. In der Nacht, als wir aus Libyen zurückfuhren, behaupteten die Bulletins der embedded Journalisten, die Grenze nach Tunesien sei in den Händen der Rebellen. Tatsächlich herrschte Ruhe. Die Grenze wurde von einem Volk bewacht, das unter Waffen steht.
 
Ich war in dieser Nacht mit meinen Gedanken bei den sieben Zivilisten, die in Khellat Al Ferjan, einem Vorort von Tripolis, die vom „United Protector“ massakriert worden waren. Die Leute baten uns, der abgestumpften Außenwelt, die sich vom Ammenmärchen der „humanitären Hilfe“ einlullen lässt, mitzuteilen, dass es eine Rafale (ein Mehrzweckkampfflugzeug des französischen Herstellers Dassault Aviation) Sarkozys war, die ihre verbrannten Knochen für Allahs Paradies gerettet hatte. Es waren Frauen und Kinder.
 
Wir haben uns mit der libysche Bevölkerung getroffen, mit Studenten, Frauen, Bauern, Hirten, Stammeshäuptern, Arbeitern, Anwälten, Richtern, Kaufleuten, fliegenden Händlern, Ministern, Regierungssprechern, einem Volk von Freiheitskämpfern. An jedem Platz, den strategischen Punkten der Städte und im Land sahen wir Gruppen von Freiwilligen, junge und ältere Leute, häufig junge Frauen. Sie waren alle bewaffnet, in kleinen Gruppen als menschlicher Schutzschild zur Verteidigung ihres Landes. Wann immer wir bei unserem Herumfahren zu ihrer Überraschung auf sie stießen, kam es zu spontanen überschwänglichen Kundgebungen. Dabei zeigten sie ihre Entschlossenheit zum Widerstand, schmähten die Aggressoren, machten ihre Verbundenheit mit Gaddafi und dem Vaterland, das er aufgebaut hat, deutlich. 42 Jahre an der Spitze Libyens! Was für ein antidemokratischer Skandal! Die bürgerliche kapitalistische Diktatur, die mit der Manipulierung bei den Kindern beginnt, zieht die eigene Kontinuität vor.


Zigtausende Libyer demonstrieren ihre Unterstützung für die Regierung
Quelle: http://fulviogrimaldi.blogspot.com/
 
Von wegen nur 40 Jahre: Eine einzige Ideologie, dafür von verschiedenen Personen verkündet. „Allah – Muammar – ua Libia – ua bas“ ist der Slogan, mit dem die breite Mehrheit der Bevölkerung für die drei zentralen Werte des Widerstandes („Gott, Gaddafi, Libyen, das genügt!“) kämpft. Die militärischen Erfolge bestätigen es. Es ist das Liebeslied dieses Volkes, das Lied einer Tragödie, die bereits epische Form angenommen hat. „Tripolis, schönes geliebtes Land“, das sie von Schwarzhemden und den Helfern der Kolonialisten befreit haben, hat heute diese Bedeutung.
 
Es ist eine Liebe, die ihre Gesichter ausstrahlen und die in den Häusern, Zelten, Schulen, der Wüste zu spüren ist. Eine Liebe, die ihnen hinweghilft über die quälende Frage, die uns das Herz zerreißt: Warum tun sie uns das an? Im Zentrum der Frage: das galante Italien mit seinen Handküssen, Italien mit seiner Schuld, das gepriesene Italien. Seine Tornados lenken die Bomber hin zu den Gütern und zu den Kindern der 600.000 Libyer, die Graziani [3] massakriert hat. Die Ratten des italienischen Regimes gehen zu den Gangstern in Bengasi und betteln um Öl und Geschäfte, während ihr Dolch noch blutet, den sie dem Land in den Rücken gestoßen haben.
 
Warum tun sie es uns an? Sie machen es, libysche Brüder, weil ihr Euch nicht globalisieren ließt; weil ihr der Elite der Gurgelabschneider, die der Welt das Mark aussaugt, nicht erlaubt habt, Euch straflos auszuplündern; weil ihr mit den anderen, die sich in der gleichen Situation befinden, gesprochen und verhandelt habt; weil die bestehenden Verhältnisse nicht gestört werden sollen durch euer Land, das nach UNO-Angaben hinsichtlich Lebensbedingungen und Menschenrechte, Bildung, Gesundheitswesen, Wohnung, Arbeit, Absicherung im Alter, bei Mutterschaft, für Kinder und Frauen den höchsten Stand auf dem Kontinent erreicht hatte; weil ihr nicht auf die draußen gehört habt, die eure Form sozialistischer Demokratie durch die Diktatur der Unternehmensvorstände ersetzen wollten; weil ihr euren afrikanischen Brüdern nicht Abschiebelager und ähnliches, Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus gegeben habt, sondern Arbeit und Würde: 2,5 Millionen bei sechs Millionen Einheimischen!
 
Die Handvoll Stümper und Verräter, die sich kaufen ließen für die politische, wirtschaftliche, soziale und moralische Versklavung durch den Imperialismus und die heute in Bengasi „regieren“, sind Überläufer zur CIA. Schon vor Jahrzehnten sind sie in Washington und London gestrandet, um die Übernahme Libyens durch den „Freien Markt“ vorzubereiten. Die beiden ehemaligen Minister, die im Übergangsrat den Staatsmann geben, waren seit 2005 mit Gaddafi in Konflikt geraten. Sie sahen ihre Pläne zur der Schaffung eines freien Marktes, der Liberalisierung, der Globalisierung des Elends, der Beseitigung des Sozialstaates, scheitern. Dafür hatten sie gemeinsam mit ausländischen Regierungen und Multis alle Hebel in Bewegung gesetzt. Der Konflikt führte 2010 zur offenen Auseinandersetzung zwischen der neoliberalen Fraktion und denen, die treu an der Linie des Sozialismus im Sinne des Grünen Buches festhielten.
 
Bab el Aziza, mitten in der Hauptstadt, war das Haus Gaddafis. Es wurde 1986 von Reagan bombardiert. 100 unschuldige Opfer kamen damals ums Leben, unter ihnen die kleine Adoptivtochter des libyschen Führers. Heute ist Bab el Aziza erneut eine gewaltige Ruine, die das ganze Ausmaß westlicher Barbarei zeigt. Damals musste man das Land bestrafen, weil es sich unter seinem Revolutionsführer vom italienischen Kolonialismus und der Knechtschaft Londons befreit hatte, sich einreihte in die Gemeinschaft freier Völker und gerechter Gesellschaften, zur einer Nation geworden war.
 
Nach Nasser war Libyen mit Algeriern, Irakern, Syrern und Palästinensern Bezugspunkt für die entstehende Bewegung der arabischen Einheit geworden. Als dann Saddam gestürzt, Algerien weitgehend normalisiert, der palästinensische Widerstand durch Verrat unterhöhlt, Syrien eingekreist, der Sudan isoliert, bombardiert, aufgespalten, die widerlichsten arabischen Satrapen und Vasallen mit Waffen und Repression gefestigt waren, hatte Libyen seinen Blick auf sein geographisches Hinterland geworfen. Schon früher hatte es tatkräftig die Befreiungsprozesse im Südteil des Kontinents unterstützt. Mit der Schaffung der Afrikanischen Union wurde es zur treibenden Kraft gegen eine erneute Kolonisierung.
 

Pater Giovanni Martinelli – widerspricht
den Medien der Nato
Bab el Aziza ist wieder bombardiert worden. Das neue Gebäude liegt in Trümmern. Die umliegenden Stadtteile wurden schwer getroffen. Gäbe es nicht diesen großen Mann, Giovanni Martinelli, den Bischof von Tripolis und apostolischen Vikar für Libyen, so hätten wir nicht einmal von einem einzigen der Toten erfahren, die bei dieser Apokalyp- se bereits umgekommen sind. Wir hätten nichts erfahren, angefangen bei den 40 Menschen, die allein an diesem Platz bei der Operation „Morgendämmerung der Odyssee“ getötet wurden.
 
Wir haben die menschlichen Schilder in Bab el Aziza gesehen und sie besucht. „Hinkommandiert von Gaddafi“, heißt es, so als ob der verehrteste Mann in Libyen das Modell der Israelis übernommen hätte. Diese hatten bei ihrem Vormarsch auf Gaza junge Leute an Panzer angebunden. Gleicher Art ist die Unterstellung, Gaddafi, der sich auf die Unterstützung eines ganzen Volkes stützen kann, würde Söldner einsetzen, wie es die „Exporteure der Freiheit“ mit ihren Serienkillern von Blackwater praktizieren. Libyen braucht keine Söldner. Es hat ein Volk unter Waffen, das einen sechs Monate dauernden Wehrdienst absolviert, einen Monat jedes Jahr Wehrübungen betreibt, seine jungen Männer und Frauen von der Schule an für die Verteidigung ihres Vaterlandes ausbildet. Auch von ihnen trafen wir viele auf dem großen Platz von Bab el Aziza, unter den Palmen und Trümmern der zerstörten Gebäude. Manche waren von weit her aus der Wüste mit ihren Trommeln angereist, seit Wochen in Zelten, Tausende Frauen jeden Alters, verhüllte Mädchen neben Jugendlichen in Blue Jeans, Leute aus den Vorstädten, Freiberufler, Studenten, Nomaden der Kabyle.
 
Nacht für Nacht fordert diese riesige Menschenmenge die Serienkiller in ihren Flugzeugen heraus. Hier befindet sich eine große Bühne für Kampfes- und Liebeslieder, für Reden und Aufrufe. Immer wieder sind Slogans zu hören, Fotos von Muammar zu sehen, die lächelnde Mütter mit ihren Kindern im Arm hochhalten. Überall sind Menschen, die eingehakt in traditioneller Weise tanzen. Ich muss mich an die ersten Zeiten der bolivarischen Revolution des Hugo Chavez zurückerinnern, um eine solche Ansammlung von Kraft, Optimismus, Enthusiasmus und Entschlossenheit, zu finden, was immer es kosten mag.
 
Den empörendsten, unwiderlegbaren Beweis, wie die öffentliche Meinung getäuscht und betrogen wurde, um den Staatsstreich zu rechtfertigen, haben wir in den Küstenstädten in der Peripherie von Tripolis gesehen, in Suk Jamal, Tajura, Fajlun. Nach Angaben der Stümper in den Medien und der Kriegsverbrecher befand sich hier die rauchende Pistole, die eine humanitäre Intervention unumgänglich gemacht habe. Sollten die Zivilisten vor dem Niedermetzeln durch Gaddafi geschützt werden, könne die Intervention nicht mehr aufgeschoben werden.
 
In diesen Orten habe es angeblich Massenrevolten gegeben, die der „Wahnsinnige und Blutrünstige“ im Blut erstickt hätte. Es sind Orte mit einigen Zehntausend Einwohnern, voll strahlender Lichter, mit pulsierendem Leben. Sie liegen an Stränden, die ein Meer umsäumen, das nicht verseucht ist. Ein Traum für Urlaubsuchende, eine Gefahr für die Touristenzentren der Öldiktaturen. Sie laufen Gefahr, die Touristen an diese Städte zu verlieren. Sie sind leichter zu erreichen und nicht so künstlich und verunstaltet von der Korruption und Hässlichkeit des westlichen Tourismus. Dazu kommt die Herzlichkeit natürlich gebliebener Menschen, gastfreundlich, unglaublich freundlich und respektvoll. Es ist nicht nur das Öl und das Tor nach Afrika, das die verwandten Monarchen vom Golf zu Intervention und Verrat veranlasst hat.
 
Wir haben diese Orte kreuz und quer ganz nach Lust und Laune durchlaufen, Station gemacht, bei wem wir auch immer wollten. Wir haben die Märkte dieser reichen Landwirtschaft besucht. Sie konnten sich über Jahrzehnte entwickeln, seit es gelang, unterirdisches Wasser für alle Bürger zur Verfügung zu stellen. Wir betraten die Häuser, hörten uns die Berichte der Verwandten der Opfer an, erfuhren von der Zerstörung von Wohnhäusern. Wir trafen eine Großmutter, deren 16-jährige Enkelin getötet worden war, und die Tränen in den Augen hatte, einen fahrende Händler, der Schuhe reparierte, einen Mann mit seinem Auberginen-Stand, eine Schalverkäuferin, einen Zahnarzt, der von der Nacht in Bab el Aziz zurückkehrte, einen Kaffeeverkäufer im traditionellen Jalabiya-Kleid, einen Bauer, dessen Hof von Raketen und gezielten Schüssen aus der Luft bei einer Menschenjagd zerstört worden war. Wir trafen die Häupter der örtlichen Stämme, die in Erscheinung, Gesichtsausdruck, Kleidung an Omar al Muktar, jenen Helden des 30 Jahre dauernden Widerstandes gegen die Italiener erinnerten. Auf Befehl von Mussolini war er aufgehängt worden.
 
In Tajura, Fajlun, Suk Jamal hat es zu keinem Zeitpunkt eine Revolte gegeben. Zu keinem Zeitpunkt gab es hier Schüsse von regierungstreuen Truppen. Alles erfunden. Genauso wie die Massenvernichtungswaffen und der Völkermord mit Gas an den Kurden im Irak, wie die ethnische Säuberung, Srebrenica, die Bomben auf dem Markt von Sarajevo und das Massaker von Racak in Jugoslawien, wie die Geschichte von Osama in Afghanistan, vom 11. September, den Al Kaida verursacht hätte... Nicht ein einziges Schussloch als Beleg für einen Kampf zwischen Rebellen und Armee ist zu sehen, nur Krater und die Einschläge, die aus der Luft, der „Flugverbotszone“ her erfolgten.
 
Viele erzählten uns, wie sie in den Tagen Mitte März, als alle Welt davon sprach, Gaddafi würde die Bevölkerung in Tajura, Fajlun und Suk Jamal ermorden, Freunde und Verwandte ganz erschrocken von überall her anriefen. Sie wollten sich vergewissern, dass sie noch lebten. In der Anti-Gaddafi-Hysterie drohte völlig unterzugehen, dass sie am Leben waren. Verwundert hätten sie geantwortet, es sei nichts geschehen. Alles sei ruhig.
 
Die gleiche Antwort hätten sie allerdings wenige Tage später nicht mehr geben können, als die ersten 110 Raketen mit Uran zu ihrer Rettung einschlugen. Mittlerweile sind es Tausende bei den durchschnittlich 150 Luftangriffen an jedem Tag, bei den Salven von 6.000 Schuss Uran-Munition pro Minute aus den C10 und C13. Es sind Vernichtungswaffen, deren Folgen die Völker, die man nicht mehr braucht, Jahrhunderte zu spüren haben. Sollte es auch die Söldner aus Bengasi treffen, wen würde das stören? Morgen wird in Libyen, genauso wenig wie im Irak und Afghanistan, niemand von westlichen Eliten leben müssen, abgesehen von den Handlangern, die sie brauchen.
 
Im tiefen Süden zwischen den roten Dünen und den bebauten Ländereien, in Ben Walid, empfangen uns die Häupter des größten libyschen Stammes, der Worfalla. Wie alle anderen Stämme sind sie, abgesehen von einigen Ausnahmen in der Cirenaica und verstreuten Minderheiten, vollständig auf der Seite der legitimen Regierung. Zu ihnen gehören mehr als 1,5 Millionen Menschen, fast ein Fünftel der Bevölkerung. Sie erklären, sie seien bereit, sich bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, selbst wenn es, wie es aussieht, ein lang andauernder Krieg werden sollte.
 
Sie haben ihre Erinnerung, ihre Klarsicht und Entschlossenheit von dem 30 Jahre dauernden Kampf gegen die Kolonialisten Giolitti und Mussolini und dem Aufstand gegen den Marionettenkönig gewonnen, den Churchill installiert hatte. Sein Nachfolger in London setzt jetzt auf die Wiederherstellung dieses Regimes, das die „revolutionären“ Fahnen der Aufständischen ankündigen. Unser gemeinsames Essen und Gespräch mit den Alten der Worfalla lässt Erinnerungen wach werden an die abgenutzten Requisiten in der Kinozeitung „Luce“ und den Film „ Löwe der Wüste“ über das Leben und den Kampf von Omar al Muktar.
 
Auf den Kissen entlang der Wände der großen Aula des Instituts für hohe elektronische Technologie stehen würdevollen Gestalten alter Beduinen, alle mit dem Gewehr bewaffnet, mit Gesichtern, wie aus Holz von Ölbäumen geschlagen. Sie empfangen uns mit der Würde starker und selbstbewusster Menschen, zu der Wärme und Herzlichkeit gehören. Wir stellen uns dazu die Abgeordneten des Montecitorio vor. Und wieder hören wir Berichte von ihrem Widerstandskampf, tief betroffene Verwunderung über das „befreundete Italien“, und an die Adresse der Geier gerichtet, die über Libyen kreisen und sich auf seine Reichtümer stürzen wollen, ein deutliches: „Sie werden nicht obsiegen“.
 
Ein alter Mann berichtet liebevoll über seine italienische Lehrerin in der Kolonialzeit. Er tut das aus Freundlichkeit, um es für uns leichter zu machen, angesichts der Scham, die wir für die Verbrechen unseres Landes empfinden. Ein dümmlicher Landsmann schwatzt von den Wohltaten des italienischen Kolonialismus. Ein Drittel des libyschen Volkes wurde damals in Lagern und mit Gas getötet. Das bringt ihn zum Schweigen.
 
Sie bringen uns zum Sitz der lokalen Fußballmannschaft. Es fallen die Namen von Spielern der Mannschaften von Rom und Turin wie Baggio, Totti, Cassano. Sie schenken uns Pullover ihrer Mannschaft, die am 2. Platz in der B-Liga steht. Die Spieler haben aktiv mitgearbeitet bei der Hilfe für die Flüchtlinge aus Misurata. Die Verbissenheit der Kolonialisten und ihrer einheimischen Helfer hat den Ort zur Märtyrerstadt werden lassen.
 
Auf der anderen Seite des Meeres spricht man von nichts anderem als den Zivilisten, auf die die Milizen Gaddafis schießen würden. Aber nicht vor ihnen sind diese 400 Familien aus Misurata geflohen, sondern vor den ständigen, immer wieder plötzlich kommenden Luftangriffen auf die Stadt. Geflohen sind sie auch vor den bärtigen Salafiten. Die „humanitären Helfer“, die im Hafen an Land gegangen sind, liefern ihnen zur Unterstützung Raketenwerfer und Mörser. In den Umkleideräumen der Mannschaft tragen sie Lebensmittel und Kleidung zusammen, Spenden der Bewohner der Zone für die Flüchtlinge.
 
Grundschulen, höhere Schulen, Schulen mit Jungen und Mädchen, sie alle lassen auch unter dem Hagel der Bomben keine Stunde Unterricht ausfallen. Die Großen sind in Uniform. Alle haben eine Ausbildung für die Verteidigung absolviert, alle wissen, leichte und schwere Waffen zu handhaben. Seltsamerweise sind es in jeder Schule Frauen, darunter auch ältere, die diese Kurse abhalten. Es gibt keinen, der nicht sagt, er sei bereit, das Land zu verteidigen. „Wenn sie landen, werden sie sich einem ganzen Volk gegenübersehen“.
 
Wissen die Leute von der neugebildeten europäischen Invasionstruppe EUFOR, die sich darauf vorbereiten, „humanitäre Korridore“ für die militärische Besetzung und Aufteilung Libyens zu sichern, was sie erwartet? Hat La Russa die Särge mit der Trikolore und die Trauerreden schon vorbereitet für unsere neuen „Verteidiger des Friedens“ und unsere „Wächter gegen den Terrorismus“? Mit den Füßen voran werden sie heimkehren. Beim Abschied unter dem Jubel der Schülerschaft, ihrem ungebremsten Gejohle, fest entschlossen und mit dem verzweifelten Willen uns von der Richtigkeit ihrer Worte zu überzeugen, lässt die Ausbilderin Salven aus ihrem Gewehrlauf ertönen. Es sind Warnschüsse hinauf in die Luft.
 
Auch bei der Begegnung mit dem stellvertretenden Außenminister Khaled Khaim, mit Ärzten des Krankenhauses, mit Fachjournalisten für Geopolitik und Recht, mit denen verglichen viele der unsrigen Experten ganz armselig wirken würden, mit Vertretern der nationalen Organisationen der Richter und Anwälte, mit dem brillanten und äußerst populären offiziellen Regierungssprecher Mussa Ibrahim, werden wir gebeten, die Botschaft für Frieden, Dialog und Aussöhnung zu verbreiten. Warum kommt noch immer nicht jene verfluchte Untersuchungskommission der UN oder irgendeine andere Gruppe, die den ernsthaften Willen hat, zu überprüfen, was es mit den tatsächlichen oder angeblichen Opfern auf sich hat, die sehen möchte, ob die Vorwürfe berechtigt sind und was die Bevölkerung will?
 
Diese Kommission müsste ein Meer von Lügen beseitigen, das die Medien verbreitet haben. Ihre vorrangige juristische Aufgabe wäre es, die Fakten zu überprüfen, von denen behauptet wird, sie müssten mit der Todesstrafe geahndet werden. Über Gaddafi berichten sie im Westen nur von seinen „Drohungen“. Einige der mächtigsten Armeen der Welt bedrohen, die ein Land angreifen und sich dabei hinter den blutrünstigen und grotesken Anklagen einer Bande gekaufter Vaterlandsverräter verstecken. Es sei Gaddafi, der uns bedrohe. Vielleicht, weil er diejenigen, denen er Arbeit und Wohlstand gegeben hat und die jetzt durch den Krieg der Nato zu Lastenträgern auf dem freien Markt gemacht werden, zu unseren heiligen und verseuchten Stränden gehen lässt.
 
In Tajura haben wir ein Lager von Migranten aus Ländern südlich der Sahara getroffen. Sie waren niemals in Lagern eingesperrt, sondern hatten ihre Arbeit verloren, weil die nationalen und ausländischen, oft chinesischen Firmen schließen. Sie suchten nach einer Möglichkeit, irgendwohin vor dem Krieg zu fliehen. Sie waren besorgt und verängstigt. In der Bevölkerung, berichteten sie, bilde sich jetzt eine andere Stimmung, als die Herzlichkeit und Brüderlichkeit, mit der sie aufgenommen worden waren. Eine Folge des Traumas, das jemand empfindet, der plötzlich ausgestoßen, verleumdet, befeindet, abgeschnitten wird von der Welt, selbst von den Regierungen dieser Immigranten, von denen die einen untätig, die anderen zu Komplizen geworden sind bei dem offenkundigen Vorhaben, das friedliche und freie Land zu zerstören.
 
Pater Giovanni Martinelli, der Bischof von Tripolis, war die einzige Stimme, die in den verlogenen Medien, wenn auch nur sehr eingeschränkt zu hören war, nur deshalb, weil er Priester, Katholik und Vikar des Papstes ist. Er hat uns von den Massakern an Zivilisten durch unsere Seite, durch den Westen, berichtet. Quadratischer Kopf eines Bauern aus den Bergen, aufgeweckte und lächelnde Augen, sprachgewandt, nicht wie ein Prophet, aber genauso leidenschaftlich, empfängt er uns im Garten seiner großen Kathedrale. In ihr befinden sich mehrere Stauen des heiligen Franziskus. Vor wenigen Tagen sei etwas Unerhörtes geschehen: Zum Repräsentanten der katholischen Kirche, dem Vikar eines Papstes, der zwar die Kriegsverbrechen nicht direkt gesegnet, aber sich auch nicht für Libyen eingesetzt hatte, waren Dutzende muslimischer Frauen gekommen. Sie hätten ihn gebeten, sich für den Frieden einzusetzen. Sie hätten sich an ihn gewandt, damit er der Welt die Wahrheit sage, Ausdruck ihrer tiefen Sorgen, einer Hoffnung, die von den Fanfaren der „Kriegstreiber“ sogleich mit den Füßen zertreten wurden.
 
Martinelli bestätigt uns ein weiteres Mal, dass es die öffentlich verkündeten Massaker Gaddafis nicht gegeben habe. Täglich würde ihm von den Bemühungen der Truppen berichtet, die Zivilpersonen aus den Kampfhandlungen herauszuhalten. Gerade das habe zu Verzögerungen und Schwierigkeiten bei der Rückeroberung der von Rebellen besetzten Orte geführt. Nach einem Monat Kämpfen gab es 285 Tote in Misurata, darunter ganz wenige Frauen. Bei rücksichtslosen Angriffen auf Wohngebiete wären statistisch 50% Frauen unter den Opfern zu erwarten gewesen.
 
Dieser Priester, der sein Volk, Christen wie Moslems liebt und ihm seit 40 Jahren dient, zeigte keine priesterliche Zurückhaltung, als er uns Gaddafi und sein Volk beschrieb: Ein Land, das es nicht akzeptiert hatte, sich zu unterwerfen, das sich eingesetzt hatte für die Einheit der Völker, sich ausländischem Einfluss und Diktat entzog, allen Wohlstand garantierte, Sicherheit, Würde und eine breite Teilnahme an den Entscheidungsprozessen ermöglichte. Gaddafi mag Fehler gemacht haben. Vielleicht seien sie darauf zurückzuführen, dass er nicht immer die besten Leute um sich auswählt habe. Niemand aber könne ihm die Anerkennung dafür verweigern, dass er Reaktion und Reaktionäre, Kolonialisten und Neokolonialisten verjagt und sich seinem Volk mit Hingabe und Klugheit gewidmet habe. In einer Region von Lakaien und Prokonsuln des Imperialismus gäbe es niemanden, den man mit ihm nur im Entferntesten vergleichen könne.
 
Uns sollte reichen, zu wissen, auf welche Seite man sich stellt. Südafrika hat einen konkreten, glaubwürdigen Friedensplan vorgelegt. Das haben von Anfang auch an die aufrechten Regierungen Lateinamerikas getan, ebenso wie die BRICS Staaten, Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika mit ihrem wirtschaftlichen Gewicht und dem ihrer Bevölkerung. Gaddafi hat einen Waffenstillstand vorgeschlagen, überwacht von internationalen Beobachtern, wirklich humanitäre Korridore, Wahlen, um den Willen der Bevölkerung zu klären. Stimmen, Vorschläge der Vernunft, der Gerechtigkeit, des Friedens. Die apokalyptischen Reiter haben sie nicht im geringsten aufhalten können. Die Stimme der anderen Seite ist nicht hörbar, selbst für eine Rossana Rossanda nicht [1]. Sie haben geantwortet und auf der Beseitigung Gaddafis bestanden, in ein Exil, wo ihn wie gewöhnlich gedungene Mörder des Mossad leichter erreichen können. „Die Befürworter eines Verzichtes von Gaddafi sollten sich nicht täuschen. Ein Führer kann nicht zurücktreten, wenn das Volk von ihm verlangt, dass er bleibt. Abgesehen davon, Gaddafi ist kein Typ, der sich ergibt, er ist ein Beduine, der bis zu seinem Tode kämpfen wird.“ Mit ihm Libyen, ihr werdet es sehen. Der kleine Priester mit dem quadratischen Schädel eines Bauern und den lächelnden Augen verabschiedet seine Besuchergruppe mit Tränen in den Augen. (PK)
 
[1] Rossana Rossanda war führende Funktionärin der KPI in den fünfziger und sechziger Jahren und Mitbegründerin der linken Tageszeitung Il Manifesto. Im März kritisierte sie die Sprachlosigkeit der Linken und von Il Manifesto gegenüber dem Konflikt in Libyen. Was will sie ausgesprochen haben? Das Neue Deutschland veröffentlichte jedenfalls am 16. April einen Beitrag von Rosanna Rossanda, den man durchaus als imperialistisch bezeichnen kann: http://neues-deutschland.warenform.de/artikel/195604.endlich-klartext-bitte.html
 
[2] Die Aviano Air Base ist ein Stützpunkt der US-Luftwaffe bei Aviano im Nordosten Italiens. Der Stützpunkt gehört zu den United States Air Forces in Europe (USAFE), die hier das 31. Jagdgeschwader (31st Fighter Wing) mit zwei F-16-Staffeln und rund 3.500 US-Soldaten stationiert haben. Schon 1999 flogen F-117 von hier aus Angriffe auf serbische Ziele im Rahmen des Kosovokriegs.
 
[3] Der italienische Kolonialoffizier Rodolfo Graziani nahm schon 1912 als Infanterie-Offizier am Italienisch-Türkischen Krieg teil, bei dem Libyen mit seinen beiden Landesteilen Kyrenaika und Tripolitanien von Italien besetzt und als Kolonie Italienisch-Libyen annektiert wurde. Beteiligt an verschiedenen Massakern und Kriegsverbrechen auf dem Afrikanischen Kontinent, darunter auch in Libyen, diente er unter Mussolini als Generalstabschef des Heeres. 1939 wurde er von Mussolini auch zum Generalgouverneur in Libyen und damit zum Oberbefehlshaber der italienischen Truppen in Nordafrika ernannt. Daneben führte er persönlich auch die 10. Armee im Nordosten Libyens, wobei ihm gleichzeitig auch Italo Gariboldis 5. Armee im Nordwesten unterstand. Grazianis langjährige Erfahrung bei der Niederschlagung von Aufständen und bei der Führung von Kolonialkriegen beeinflussten ganz wesentlich seine Operationsführung... (nach wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Rodolfo_Graziani)
 
 
Der italienische Journalist Fulvio Grimaldi hat in seiner 40-jährigen beruflichen Laufbahn für Radio BBC, das italienische Fernsehen RAI und verschiedene Zeitungen gearbeitet. Als Korrespondent der arabisch-englischen Zeitschrift "The Middle East" lernte er den Irak, Jemen und andere arabische Länder kennen und erlebte 1970 den "Schwarzen September" bei den Kampfeinheiten der "Demokratischen Front für die Befreiung Palästinas" in Jordanien.
Ab 1986 arbeitete er für das staatliche italienische Fernsehen RAI. Nach Auseinandersetzungen über den Krieg gegen Jugoslawien verließ er den Sender. Der Internationalist, der Solidarität mit den Völkern der Dritten Welt und allen Unterdrückten ernst nimmt und praktiziert, hat zahlreiche Dokumentarfilme gedreht, u.a. über die Nato-Aggression gegen Jugoslawien 1999, über den Kampf des palästinensischen Volkes, das Embargo und die Invasion im Irak. Grimaldi war der einzige ausländische Journalist beim "blutigen Sonntag" im nordiririschen Derry 1972, als britische Paramilitärs 14 Demonstranten erschossen und hat über dieses Massaker den weltberühmten Dokumentarfilm "Irlanda - Bloody Sunday" gedreht.
 
Bernd Duschner vom Verein Freundschaft mit Valjevo hat seinen ausführlichen Reisebericht ins Deutsche übersetzt und mit einigen erläuternden Anmerkungen versehen. Der Pfaffenhofener Verein, der unter dem Eindruck der wochenlangen Bombardierung serbischer Städte gegründet wurde, zeigt seinen Film auch am 23. Juli 2011 im CineradoPlex, Pfaffenhofen. Grimaldi der in München und Köln Germanistik studiert hat, wird den Film persönlich vor- und anschließend zur Diskussion stellen.
 
Den Reisebericht finden Sie komplett auf der Webseite von Joachim Guilliard 


Online-Flyer Nr. 302  vom 18.05.2011

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