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Lokales
Türkisch-schwules Chorprojekt beim "Sommerblut-Kulturfestival" in Köln
"Ein Halbmond und ein Regenbogen"
Von Christian Scheuß

Es ist Mitte April, der Frühsommer kündigt sich an. Die Gäste der Cafés bevölkern bereits die Straße, im Bürgerzentrum Nippes werden die Fenster weit aufgerissen. Und dann redet Lale Akgün ausgerechnet von der Adventszeit und Weihnachtsplätzchen. Die Kölner Politikerin steht im Probenraum, in dem zwei Chöre für ein außergewöhnliches Projekt üben. Und die Presse durfte schon einmal naschen. So wie bei den Zimtsternen, die man ja auch schon vor dem 24. Dezember anknabbert. Das Projekt nennt sich "Ein Halbmond und ein Regenbogen“, und getragen wird es vom "Kölner Chor für klassisch türkische Musik“ sowie vom "1. Schwulen Männerchor Triviatas“.


"Ein Halbmond und ein Regenbogen" | Quelle: www.sommerblut.com
 
Lale Akgün ist "schuld“. Als sie 2010 in den Vorstand des "Sommerblut-Kulturfestivals" gewählt wurde, proklamierte sie bereits, eine der Stärken des Events im Mai besonders zu betonen: Sommerblut bringt Menschen über die Kunst und Kultur zusammen, die sich sonst wenig kennen oder sich gar aus dem Weg gehen. Die in Istanbul geborene SPD-Politikerin und Buchautorin hat sich in den vergangenen Jahren sehr intensiv mit den Themen Migration und Integration beschäftigt. Von daher weiß sie auch, dass ein Coming-out in konservativen türkischen Familien nach wie vor alles andere als ein Zuckerschlecken ist, und dass es andererseits mitunter Berührungsängste und Vorurteile zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Schwulen gibt. "Ein Halbmond und ein Regenbogen“ soll diese Gräben ein wenig zuschütten.
 
Seit Dezember gehen die rund 30 Männer und Frauen mit ihren Stimmen und klassischen osmanischen Musikinstrumenten an diese symbolträchtige Aufgabe, die sogar vom Generalkonsul der Republik Türkei in Köln, Mustafa Kemal Basa, als Schirmherr unterstützt wird. Gülcin Gündug und Stefan Seizer haben als Chorleiter die Gruppe fest im Griff. Das hier homo- und heterosexuelle Menschen miteinander singen, so spürt man es bei der Chorprobe, spielt gar keine große Rolle. Im Mittelpunkt stehen viel eher die musikalischen Herausforderungen. Die "Triviatas" haben bereits 30 Jahre Erfahrung auf dem Buckel, der türkische Chor existiert erst seit einem Jahr. Und für die schwulen Männer sind die orientalischen Melodien und der türkische Text absolutes Neuland. „Wir wissen aber, worüber wir singen, wir haben uns die Texte übersetzen lassen“, grinst Stefan Seizer. Trotz aller professionellen Konzentration auf die Musik, sind sich dennoch alle bewusst, dass hier etwas Außergewöhnliches geschieht. Chormitglied Ahmet Akgün berichtet davon, dass es eine Anfrage gab, das Bild des Chores auf den Titel des schwulen Kölner Magazins "RiK" zu setzen. „Da gab es Bedenken“, gesteht er offen ein. Integration braucht halt seine Zeit.
 
Einen ersten Vorgeschmack auf das Premierenkonzert von „Ein Halbmond und ein Regenbogen“ gibt es zur Eröffnung des "Sommerblut-Festivals" am 7. Mai in der Hochschule für Musik und Kunst. Dann werden sie auch ihr eigens kreiertes Lied präsentieren, das auf – typisch rheinische Weise – die Botschaft transportiert: „Köln wird durch die Kölner reich.“ (PK)
 
Sonntag, 29. Mai, 20 Uhr, COMEDIA Theater, Vondelstraße 4–8, VVK + AK 17 (erm. 13) €

Online-Flyer Nr. 299  vom 27.04.2011

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