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Liberale Kampfrhetorik in der Frankfurter Rundschau
Hassprediger in der Lokalredaktion?
Von Markus Omar Braun
Kölns Ehrenbürger und FR-Mehrheitskäufer Alfred Neven-DuMont
Foto: NRhZ-Archiv
Die FR vom 21. April bringt zwei Artikel über eine Kundgebung des deutschen Islam-Konvertiten Pierre Vogel (2) vom Vortage in Frankfurt: Der erste guter Journalismus mit treffenden Bildern (3). Der zweite erschien mir zunächst einfach nur doof (4). Als ich aber noch einmal das Buch zu "Antisemitismus und Islamophobie“ von Sabine Schiffer und Constantin Wagner in die Hand nahm, traf mich der Schlag. Die Autoren beschreiben genau das, was mir hier zu Gesicht kam. Sie analysieren für zwei Epochen und mit zwei ähnlich markierten Opfern: Nach 1871 die Juden mit bekannt üblem Ausgang, und spätestens seit 2001 die Muslime.
Aufklärung hin, Liberalität her, wenn die Druckausgabe der FR ein Foto einer Reihe kniender Muslime mit der gemeinen Fußzeile zeigt: "Rechtzeitig noch ein Gebet, bevor Vogel predigt." (5). Hier sieht man die von Schiffer/Wagner beschriebene Zwickmühle am Werk, in die der Muslim (damals der Jude) gesteckt nichts mehr richtig machen kann: Hört er den Vortrag, so hat er sich als Fan des Radikalislamisten geoutet. Verrichtet er bloß sein Pflichtgebet, genauso! Kaum jemand scheint mehr zu merken, dass hier die Muslime längst der Verfügung über ihre Religion, deren Verständnis und Praxis enteignet worden sind.
Egal, was sie tun, bestätigen sie nur das Bild, das andere von ihnen zeichnen. Sie bleiben aber nicht nur das Andere, auch das Unterlegene. Wenn sie Letzeres einmal nicht sein wollen, nicht kuschen und als kollektive Putzfrau auf- bzw. abtreten wollen, dann müssen "wir" uns fragen: Wollen sie uns erobern oder unterwandern? Das ist keine Frage, sondern eine Antwort und spiegelt die Sicht auf die Juden vor mehr als 100 Jahren wieder, deren Erfolg noch mehr Misstrauen erregte, als deren Ausgrenzung. Die Blindheit liberaler Kreise für den kolonialen und kolonialistischen Charakter ihrer Diskursstile währt lange genug. Zeit ist nun, dem ein Ende bzw. endlich einen Anfang für Rationalität durch (Selbst-)Erkenntnis zu setzen.
Anmerkung: Wem irgendetwas an diesem Text aufstößt, der sollte einmal mit Jane Elliott reden oder ihr schreiben. Die Frau ist im Internet, mit Email. Oder er schaut sich die Dokumentation "How Racist Are You?" an. Die ist auch im Internet verfügbar. (PK)
(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10240 und
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10417
(2) Pierre Vogel ist ein deutscher Konvertit zum Islam, der in Saudi-Arabien ein theologisches Kurzstudium hinter sich gebracht hat und die dort dominierende Theologie vertritt. Er ist in Einladung zum Paradies eV aktiv und wahrscheinlich der auf youtube aktivste deutsche muslimische Internetprediger.
(3 "Düstere Fronten",
http://mobil.fr-online.de/;s=5J0TSHwvIm8GWgrDfQnaXA04/cms/home/frankfurt/duestere-fronten/-/4230952/8365316/-/view/asFitMl/-/index.html
(4) "Fundamental getrennt",
http://mobil.fr-online.de/;s=w_0hgJaDtcMqCB1iYxd4BQ03/cms/home/frankfurt/fundamental-getrennt/-/4230952/8365076/-/view/asFitMl/-/index.html
(5) Dieser Kommentar ist vor allem gekennzeichnet durch seine Ignoranz für den Sachverhalt, dass hier Muslime ihr Nachmittags(pflicht)gebet vor der Kundgebung verrichtet haben, um es nicht zu verpassen. Man stelle sich heutzutage diesen Kommentar zu betenden orthodoxen oder nationalreligiösen Juden vor!
Der Autor, Jahrgang '67, deutscher Herkunft, ist seit 1999 Muslim (praktizierend), Diplom-Mathematiker und lebt zur Zeit in Frankfurt am Main.
Der Artikel mit Bild in der Frankfurter Rundschau vom 21.4.11 HOME FRANKFURT
Radikale Prediger in Frankfurt
Fundamental getrennt
Timur Tinç
Der vielfach als islamistisch eingestufte salafistische Prediger Pierre Vogel (r) und der als Hassprediger kritisierte Abu Ameena Bilal Philips auf dem Rossmarkt in Frankfurt.
Foto: dpa
Pierre Vogel durfte am Mittwochabend doch predigen. Das Frankfurter Ordnungsamt hatte dem fundamentalistischen Islam-Prediger den Auftritt an der Hauptwache am Dienstag „aus Sicherheitsgründen“ noch untersagt. Dagegen hatte Vogels Anwalt beim Verwaltungsgericht Einspruch eingelegt. Erst kurz vor Beginn der für 18 Uhr geplanten Veranstaltung erteilte dann der Verwaltungsgerichtshof Kassel seine Erlaubnis für die Kundgebung.
Gemeinsam mit dem umstrittenen Prediger Bilal Philips wurde Vogel dann wie ein Popstar ab 18.45 Uhr am Roßmarkt von rund 2000 Zuhörern gefeiert. Männer und Frauen getrennt. Hinter dem mit Gittern abgesperrten Bereich standen nach Schätzungen der Polizei noch knapp 400 mehr.
Im Anschluss an die Veranstaltung marschierte Vogel umringt von zahlreichen Leibwächtern und mehreren Anhängern über die Zeil bis zur Konstablerwache. Ein Ordner schlug einem Fotografen dabei gezielt auf den Hinterkopf. Anderen Fotografen drohten sie an: „Wenn du nicht aufpasst, musst du dir um deine Gesundheit Sorgen machen.“
Die Menge skandierte bei dem Marsch in die Innenstadt – wie auch schon die ganze Zeit bei der Veranstaltung – „Allahu akbar“ (Gott ist der Größte). Begleitet wurde die Kundgebung mit dem Titel „Islam – die missverstandene Religion“ von einer Demonstration gegen Fundamentalisten. Die Grünen und die Antifa hatten unabhängig voneinander dazu aufgerufen. Auch die NPD. Zu Zwischenfällen kam es jedoch nicht.
Ganz zum Schluss ihres Vortrags, in dem es zunächst um Rassismus und die Islamophobie ging, distanzierten sich Bilal Philips und Pierre Vogel von Medienberichten, wonach sie sich für die Einführung der Scharia, dem islamischen Rechts- und Normengesetz, in Deutschland einsetzen würden. „Die Scharia kann nur in einem Land gelten, wo die Muslime die Mehrheit sind. Und die Muslime hier in Deutschland sind nur eine Minderheit“, sagte Vogel.
Auch Bilal Philips wollte klargestellt wissen, dass er keine Todesstrafe für Homosexuelle in irgendwelchen Ländern fordere. „Es ist eine Sünde, die nach der Scharia bestraft wird, wenn diejenigen, die den homosexuellen Geschlechtsverkehr durchführen, sich stellen oder von vier Zeugen dabei beobachtet werden.“ Aber das gelte eben auch nur in einem Land, wo die Scharia herrsche. „Meine Schwester ist homosexuell, aber dafür hasse ich sie nicht“, sagte Philips.
Bereits vor der Kundgebung hatte das Internationale Komitee gegen Todesstrafe und Steinigungen einen Informationsstand über entsprechende Vorfälle im Iran aufgebaut. „Wir wollen nicht, dass die Scharia irgendwo herrscht“, sagte Aktivistin Shahnaz Morattab.
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Kölns Ehrenbürger und FR-Mehrheitskäufer Alfred Neven-DuMont
Foto: NRhZ-Archiv
Die FR vom 21. April bringt zwei Artikel über eine Kundgebung des deutschen Islam-Konvertiten Pierre Vogel (2) vom Vortage in Frankfurt: Der erste guter Journalismus mit treffenden Bildern (3). Der zweite erschien mir zunächst einfach nur doof (4). Als ich aber noch einmal das Buch zu "Antisemitismus und Islamophobie“ von Sabine Schiffer und Constantin Wagner in die Hand nahm, traf mich der Schlag. Die Autoren beschreiben genau das, was mir hier zu Gesicht kam. Sie analysieren für zwei Epochen und mit zwei ähnlich markierten Opfern: Nach 1871 die Juden mit bekannt üblem Ausgang, und spätestens seit 2001 die Muslime.
Aufklärung hin, Liberalität her, wenn die Druckausgabe der FR ein Foto einer Reihe kniender Muslime mit der gemeinen Fußzeile zeigt: "Rechtzeitig noch ein Gebet, bevor Vogel predigt." (5). Hier sieht man die von Schiffer/Wagner beschriebene Zwickmühle am Werk, in die der Muslim (damals der Jude) gesteckt nichts mehr richtig machen kann: Hört er den Vortrag, so hat er sich als Fan des Radikalislamisten geoutet. Verrichtet er bloß sein Pflichtgebet, genauso! Kaum jemand scheint mehr zu merken, dass hier die Muslime längst der Verfügung über ihre Religion, deren Verständnis und Praxis enteignet worden sind.
Egal, was sie tun, bestätigen sie nur das Bild, das andere von ihnen zeichnen. Sie bleiben aber nicht nur das Andere, auch das Unterlegene. Wenn sie Letzeres einmal nicht sein wollen, nicht kuschen und als kollektive Putzfrau auf- bzw. abtreten wollen, dann müssen "wir" uns fragen: Wollen sie uns erobern oder unterwandern? Das ist keine Frage, sondern eine Antwort und spiegelt die Sicht auf die Juden vor mehr als 100 Jahren wieder, deren Erfolg noch mehr Misstrauen erregte, als deren Ausgrenzung. Die Blindheit liberaler Kreise für den kolonialen und kolonialistischen Charakter ihrer Diskursstile währt lange genug. Zeit ist nun, dem ein Ende bzw. endlich einen Anfang für Rationalität durch (Selbst-)Erkenntnis zu setzen.
Anmerkung: Wem irgendetwas an diesem Text aufstößt, der sollte einmal mit Jane Elliott reden oder ihr schreiben. Die Frau ist im Internet, mit Email. Oder er schaut sich die Dokumentation "How Racist Are You?" an. Die ist auch im Internet verfügbar. (PK)
(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10240 und
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10417
(2) Pierre Vogel ist ein deutscher Konvertit zum Islam, der in Saudi-Arabien ein theologisches Kurzstudium hinter sich gebracht hat und die dort dominierende Theologie vertritt. Er ist in Einladung zum Paradies eV aktiv und wahrscheinlich der auf youtube aktivste deutsche muslimische Internetprediger.
(3 "Düstere Fronten",
http://mobil.fr-online.de/;s=5J0TSHwvIm8GWgrDfQnaXA04/cms/home/frankfurt/duestere-fronten/-/4230952/8365316/-/view/asFitMl/-/index.html
(4) "Fundamental getrennt",
http://mobil.fr-online.de/;s=w_0hgJaDtcMqCB1iYxd4BQ03/cms/home/frankfurt/fundamental-getrennt/-/4230952/8365076/-/view/asFitMl/-/index.html
(5) Dieser Kommentar ist vor allem gekennzeichnet durch seine Ignoranz für den Sachverhalt, dass hier Muslime ihr Nachmittags(pflicht)gebet vor der Kundgebung verrichtet haben, um es nicht zu verpassen. Man stelle sich heutzutage diesen Kommentar zu betenden orthodoxen oder nationalreligiösen Juden vor!
Der Autor, Jahrgang '67, deutscher Herkunft, ist seit 1999 Muslim (praktizierend), Diplom-Mathematiker und lebt zur Zeit in Frankfurt am Main.
Der Artikel mit Bild in der Frankfurter Rundschau vom 21.4.11 HOME FRANKFURT
Radikale Prediger in Frankfurt
Fundamental getrennt
Timur Tinç
Der vielfach als islamistisch eingestufte salafistische Prediger Pierre Vogel (r) und der als Hassprediger kritisierte Abu Ameena Bilal Philips auf dem Rossmarkt in Frankfurt.
Foto: dpa
Pierre Vogel durfte am Mittwochabend doch predigen. Das Frankfurter Ordnungsamt hatte dem fundamentalistischen Islam-Prediger den Auftritt an der Hauptwache am Dienstag „aus Sicherheitsgründen“ noch untersagt. Dagegen hatte Vogels Anwalt beim Verwaltungsgericht Einspruch eingelegt. Erst kurz vor Beginn der für 18 Uhr geplanten Veranstaltung erteilte dann der Verwaltungsgerichtshof Kassel seine Erlaubnis für die Kundgebung.
Gemeinsam mit dem umstrittenen Prediger Bilal Philips wurde Vogel dann wie ein Popstar ab 18.45 Uhr am Roßmarkt von rund 2000 Zuhörern gefeiert. Männer und Frauen getrennt. Hinter dem mit Gittern abgesperrten Bereich standen nach Schätzungen der Polizei noch knapp 400 mehr.
Im Anschluss an die Veranstaltung marschierte Vogel umringt von zahlreichen Leibwächtern und mehreren Anhängern über die Zeil bis zur Konstablerwache. Ein Ordner schlug einem Fotografen dabei gezielt auf den Hinterkopf. Anderen Fotografen drohten sie an: „Wenn du nicht aufpasst, musst du dir um deine Gesundheit Sorgen machen.“
Die Menge skandierte bei dem Marsch in die Innenstadt – wie auch schon die ganze Zeit bei der Veranstaltung – „Allahu akbar“ (Gott ist der Größte). Begleitet wurde die Kundgebung mit dem Titel „Islam – die missverstandene Religion“ von einer Demonstration gegen Fundamentalisten. Die Grünen und die Antifa hatten unabhängig voneinander dazu aufgerufen. Auch die NPD. Zu Zwischenfällen kam es jedoch nicht.
Ganz zum Schluss ihres Vortrags, in dem es zunächst um Rassismus und die Islamophobie ging, distanzierten sich Bilal Philips und Pierre Vogel von Medienberichten, wonach sie sich für die Einführung der Scharia, dem islamischen Rechts- und Normengesetz, in Deutschland einsetzen würden. „Die Scharia kann nur in einem Land gelten, wo die Muslime die Mehrheit sind. Und die Muslime hier in Deutschland sind nur eine Minderheit“, sagte Vogel.
Auch Bilal Philips wollte klargestellt wissen, dass er keine Todesstrafe für Homosexuelle in irgendwelchen Ländern fordere. „Es ist eine Sünde, die nach der Scharia bestraft wird, wenn diejenigen, die den homosexuellen Geschlechtsverkehr durchführen, sich stellen oder von vier Zeugen dabei beobachtet werden.“ Aber das gelte eben auch nur in einem Land, wo die Scharia herrsche. „Meine Schwester ist homosexuell, aber dafür hasse ich sie nicht“, sagte Philips.
Bereits vor der Kundgebung hatte das Internationale Komitee gegen Todesstrafe und Steinigungen einen Informationsstand über entsprechende Vorfälle im Iran aufgebaut. „Wir wollen nicht, dass die Scharia irgendwo herrscht“, sagte Aktivistin Shahnaz Morattab.
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