NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 24. April 2024  

zurück  
Druckversion

Inland
Abriss des einst besetzten Frankfurter Studierendenhauses KOMM droht im Mai
Besetzung nicht ausgeschlossen
Von Peter Kleinert

Noch im Mai soll das Studierendenhaus KOMM des Fachbereichs für Medizin der Goethe-Universität in Frankfurt am Main abgerissen werden. Dabei sei "noch nicht einmal sicher, ob die Studierenden ein Ersatzobjekt zur Verfügung gestellt bekommen oder ob auf dem erweiterten Campus Niederrad studentische Kultur künftig überhaupt keinen Raum mehr haben soll", warnt der AStA-Vorstand der Uni.

Das KOMM wurde in den 70er Jahren durch Studierende besetzt und diente seitdem unter anderem der Fachschaft, studentischen Initiativen und Lerngruppen als Treffpunkt. Es ist heute das älteste besetzte Haus in Frankfurt. Das geschichtsträchtige Studierendenhaus soll künftig einem Neubau für Dermatologie weichen. Seit Dezember 2010 ist die Fachschaft des Fachbereichs Medizin in Gesprächen mit dem Direktor der Uniklinik, Jürgen Schölmerich, und dem Baudezernenten des Fachbereichs. Noch im Februar hatte Schölmerich der Fachschaft "in einer schriftlichen Mitteilung einen gleichwertigen Ersatz sowie eine Interimslösung versprochen – angesichts des nun drohenden baldigen Abrisses ein offenbar leeres Versprechen", so der AStA.

Die Studierenden auf dem Mediziner Campus kündigen Widerstand gegen diese plötzliche Kursänderung an: "Grundbedingung ist für uns, dass sowohl eine akzeptable Übergangslösung gefunden wird, als auch, dass ein gesichertes und zeitlich absehbares Baukonzept steht, das allen unseren Maximalanforderungen gerecht wird. Sollte dies bis zum Abrisstermin unseres KOMMs nicht existieren, werden wir zu anderen Mitteln greifen müssen, um uns einen studentischen Ort auf unserem Campus zu sichern. Einer Besetzung stehen wir nicht grundlegend kritisch gegenüber. Denn hier wird nicht ein gemietetes Gebäude aus Gründen des Eigenbedarfs zurückgefordert, sondern ein selbstverwaltetes Haus enteignet“, so Merve Fritsch von der Fachschaftsgruppe Gemeinsame Liste Medizin.

Der AStA verurteilt den geplanten Abriss des KOMM:
"Studentische Kultur soll im Rahmen der Umbaupläne der Universität scheinbar systematisch verdrängt werden. Die Abrisspläne für das KOMM stehen beispielhaft für diese Tendenz, genau wie in den vergangenen Jahren die lange Unsicherheit im Hinblick auf das neue Studierendenhaus auf dem IG Farben-Campus. Eine solche intransparente Informationspolitik, die permanente Hinhaltetaktik sowie die Gleichgültigkeit gegenüber den Studierenden der Johann Wolfgang Goethe-Universität werden wir nicht länger mitmachen. Die Studierenden auf dem Campus Niederrad können sich unserer Unterstützung sicher sein", erklärte Max Rudel, AStA-Referent für Studienbedingungen.

Offener Brief an den Uni-Klinik Direktor

Bereits im Dezember hatte die Fachschaft Medizin an Uni-Klinik Direktor Prof. Dr. Schölmerich u.a. geschrieben: "Als wir kürzlich von den Abrissplänen unseres KOMMs gehört haben, waren wir schockiert, doch die nun bekannt gewordenen Details können wir kaum fassen. Unseres Wissens nach ist geplant, dass das KOMM abgerissen werden und dort eine Containerlösung für die Dermatologie ab September 2011 entstehen soll. Die Abrissmaßnahmen sollen bereits März/April 2011 beginnen. Das KOMM soll zunächst ersatzlos gestrichen werden und irgendwann ein Ersatzbau auf dem Parkplatz neben dem Campus oder neben dem Interimshörsaal entstehen. Sowohl der Zeitrahmen für einen Neubau und als auch die Finanzierung sind dabei völlig unklar…

Wir fühlen uns in jeder Hinsicht über- und hintergangen, da wir Studenten zu keinem Zeitpunkt über derartige Pläne informiert wurden. Auch die Fachschaft wurde niemals in Gespräche eingebunden oder nach einer Meinung gefragt. Gerüchte, dass die Studierendenschaft, die Fachschaft oder auch nur eine einzelne Fachschaftsgruppe mit auch nur einem Unterpunkt einverstanden seien, sind schlichtweg falsch. Keiner hat sich jemals mit einem Abriss des KOMMs einverstanden erklärt.

Das Haus 28 ist für uns die Basis des unseres ohnehin schon geringen studentischen Lebens auf dem Campus Niederrad. Unter Besetzung in den 70er Jahren für die Medizin-Studierenden Frankfurts als Freiraum erkämpft, ist das Haus nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch heute noch der einzig wirklich studentische Ort auf unserem Campus. Das KOMM ist für uns unverzichtbar. Nur hier können viele studentische Projekte und Initiativen stattfinden, wie zum Beispiel die "Teddyklinik“, die "Mediziner für Menschenrechte“, die Erstsemster-Einführungswoche (inklusive Erstsemester-Frühstück, der Projektmesse, dem Spieleabend, dem Startpunkt für die Campusführung und die Stadtralley) die Verteter der bvmd (Bundesvertretung der Medizinstudenten in Deutschland), die Theatergruppen "Medizyner“ oder auch "Dubiose Machenschaften“, die "IPPNW“, diverse Vortragsreihen, Lehrangebote außerhalb der Reihe, das "KOMM-Cafe“, die "KOMM-Lounge“, das Aufklärungsprojekt "Mit Sicherheit verliebt“, das "KOMM-Kino“, die Trommlergruppe "Rhythms of Resistance“, die Band, die Nachhilfe für Studenten, die Lerngruppen und weiter externe nicht kommerzielle Veranstaltungen, wie beispielsweise das Nachtreffen der Mediziner-Sommerschule oder auch Veransttaltungen der Studienberatung.

Und nicht zuletzt ist das KOMM DER Ort, an dem die eigentliche Fachschaftsarbeit stattfindet. Es ist das Zuhause von wöchentlichen Treffen und Diskussionsrunden, wo wir als gewählte Vertreter der Studierendenschaft die Interessen der Studenten am besten vertreten. Hier findet die Vorarbeit für all unsere Aktionen und Projekte statt.

Schlimm genug, dass das Haus trotz vorgesehener Renovierungsgelder für Gebäude über die Jahre sukzessiv vernachlässigt wurde, doch jetzt soll es sogar noch abgerissen werden. Es ist schlichtweg nicht statthaft, dass jedes Jahr unglaubliche Geldmengen in die Forschung gesteckt werden und wir Studenten und die Lehre immer wieder hinten runter fallen. Jetzt ist Schluss!

Wir stellen somit klar:
Wir sind strikt gegen den Abriss des KOMMs!
Der AStA setzt sich für den Erhalt und die dringend notwendige Renovierung und den Erhalt des KOMMs ein, nicht für dessen Abriss!
Wir empfinden es als unerträglich, dass wir vollkommen von Gesprächen und Diskussionen ausgeschlossen wurden, die die Zukunft unseres Hauses betreffen!
Wir besitzen das Nutzungs- und Verwaltungsrecht über das KOMM und müssen demnach involviert werden. Es wurde weder kommuniziert noch informiert!
Wir verlangen eine öffentliche Stellungnahme und Informationen in dieser Angelegenheit! (PK)

Online-Flyer Nr. 295  vom 30.03.2011

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE