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Inland
Baden braucht "Kopfbahnhof21" und nicht Geißlers "S21plus" unter der Erde
"Frau Schächtele will oben bleiben"
Von Peter Kleinert

Die Umweltverbände ADFC, BUND, NaturFreunde und VCD sowie das
Klimabündnis Region Freiburg und Mehr Demokratie e.V. fordern den sofortigen Stopp des aus ihrer Sicht unsinnigen und gewaltige Mittel bindenden "Stuttgart21plus"-Projektes sowie des Ausbaus der A5. Anstatt dessen sollten der Stuttgarter Kopfbahnhof nach dem Modell "Kopfbahnhof21" modernisiert und die Gelder aufden raschen sowie menschen- und umweltverträglichen Ausbau der Rheintalbahn konzentriert werden. Die Umweltverbände werden dabei unterstützt durch ein Büchlein des Cartoonisten der NRhZ, Kostas Koufogiorgos und von Monika Spang.


Buchtitel: Kostas Koufogiorgos
 
Anders als kürzlich eine Reihe von Oberbürgermeistern aus Baden-Württemberg sehen die Verbände großen Schaden, den das "Stuttgart 21"-Projekt im Rheintal und ganz Baden-Württemberg anrichtet, wo wirklich wichtige Bahn-Projekte nicht vorankommen. Mit einer Kundgebung und Demonstration am 5. Februar 2011 in Freiburg und mit weiteren Aktionen soll in den nächsten Monaten auf die Problematik hingewiesen werden.
 
Während in Stuttgart die Kosten für die Verlegung des Hauptbahnhofs unter die Erde explodieren und mit den derzeit genannten 4,8 Mrd. € noch lange nicht am Ende sind, fehlt im Rheintal das Geld, z.B. um den planfestgestellten und wichtigen Rastatter Tunnel zu bauen.
 
Während der Stuttgarter Hauptbahnhof noch über ausreichende Kapazitäten verfügt – er hat in der Vergangenheit bereits viel mehr Züge bewältigt als heute – und bestens an das ICE-Netz angeschlossen ist, ist die Rheintalstrecke längst an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Die Folge ist, dass der notwendige Ausbau des Regionalverkehrs nicht möglich ist, neue Trassen von der Bahn nicht mehr genehmigt werden.
 
Mit dem steigenden Güterverkehrs-Bedarf auf der zukünftigen transeuropäischen Magistrale Rotterdam–Genua wird der ÖPNV weiter in die Defensive geraten. Die Lärmbelastung für die Bevölkerung wird ohne Ausbau der Strecke in den nächsten Jahren weiter zunehmen.

Der Ausbau der Rheintalbahn läuft seit 1987, doch erst 45 von 180 km sind fertig gestellt. Während entsprechend dem Vertrag von Lugano zwischen Deutschland und der Schweiz die Tunnel in unserem Nachbarland 2019 fertig sein werden, wird im Rheintal weiter im Schneckentempo gebaut. Auch für die nächsten Jahre sind nur jeweils 100 Mio. € pro Jahr vorgesehen. So wird die Strecke nicht vor 2050 fertig sein!
Um Mittel für das Rheintal frei zu machen, sollte der Ausbau des Stuttgarter Hbfs entsprechend des viel kostengünstigeren und modular umsetzbaren Konzeptes "Kopfbahnhof 21" erfolgen. Und auch der Ausbau der Rheintal-Autobahn A5 sollte nicht weitergeführt werden, da auch hierdurch große Mittel gebunden werden und weiterer umweltschädlicher PKW- und LKW-Verkehr erzeugt wird.

Keine Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h
 
Um den umwelt- und menschenfreundlichen Ausbau der Strecke zu beschleunigen, sollte aus Sicht der Verbände auch auf einen Ausbau der Strecke für Geschwindigkeiten von bis zu 250 km verzichtet werden. Dies könnte Mittel in bedeutender Höhe einsparen und die wichtigen Bahnknoten Freiburg und Offenburg mit kurzen Übergangszeiten vom und zum Regionalverkehr könnten beibehalten werden.
 
Nach Ansicht der Vereine schadet "Stuttgart 21" aber auch der Weiterentwicklung einer lebendigen Demokratie in dem gesamten Bundesland. Sie bedauern den ängstlichen Schlichterspruch Heiner Geißlers, der sich außerstande sah, mehr direkte Mitbestimmung der Bevölkerung in der Frage des Stuttgarter Bahnknotens einzufordern.
 
Deshalb fordern die Verbände

- den sofortigen Stopp von "Stuttgart 21" und des Ausbaus der Rheintal-Autobahn
- den Verzicht auf Ausbau der Rheintalbahn auf 250 km/h
- die Erhöhung der Ausbaumittel für die Rheintalbahn auf mindestens 500 Mio. € pro
Jahr durch Umwidmung der Mittel
- die konsequente Orientierung der Ausbauplanungen an Lärmschutz- und
Umweltkritierien
- den schnellstmöglichen Baubeginn für den fertig geplanten Rastatter Tunnel
- die sofortige Kapazitätserweiterung der Rheintalbahn durch den Einbau von
zusätzlichen Signalen, Weichen und Überholstellen
- bis spätestens 2020 den ausschließlichen Einsatz von lärmarmen Güterwaggons auf der Strecke und bereits vorher die Lärmminderung durch gestaffelte Trassengebühren.
 
"Stuttgart 21" schadet durch die Bindung großer Summen dem Bahnverkehr im Rheintal und in ganz Baden-Württemberg. Deshalb brauche Baden den kostengünstigen modularen Ausbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs entsprechend dem Modell "Kopfbahnhof 21".
 
Frau Schächtele

NRhZ-Cartoonist Kostas Koufogiorgos hat zu diesem Thema zusammen mit Monika Spang, das Büchlein "Frau Schächtele will oben bleiben" gemacht. Die Geschichte – illustriert mit zahlreichen Bildern, die er während der Demonstrationen und "Schlichtungssitzungen" unter der Leitung von Heiner Geißler gemacht hat:
 
König Moppel will einen neuen Palast im Städtle und braucht Platz. Zu diesem Zweck plant die Obrigkeit, die Bürgersiedlung und mit ihr Frau Schächtele und alle anderen Bewohner unter die Erde zu verlegen. Doch der Herrscher hat die Rechnung ohne Frau Schächtele gemacht, die zum Widerstand aufruft, als die ersten Bagger anrücken. Laut Verlagsmitteilung "eine märchenhaft schöne Geschichte, ganz ohne Parallelen zur Realität und mit einer überraschenden Wendung". (PK)
 
Monika Spang, Kostas Koufogiorgos: "Frau Schächtele will oben bleiben", 32 Seiten, mit zahlreichen Farbillustrationen, fester Einband, € 6,95. ISBN 978-3-8425-1128-6.
Erschienen im Silberburg-Verlag, Tübingen und Lahr/Schwarzwald. Erhältlich im Buchhandel.


Online-Flyer Nr. 287  vom 02.02.2011

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