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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Sport
Turnier für Menschenrechte mit peinlicher Visa-Verweigerung für Liberia
Frauenfußball entdecken – Grenzen überwinden
Von Bernd J.R. Henke

Als vom 6. bis zum 13. Juli der „FC Heißer Leberkäse" aus Österreich, die afghanische Frauenfußballnationalmannschaft und das israelisch-palästinensische Peace Team in einem Turnier gegeneinander antraten, war nicht nur für guten Sport gesorgt. Am Frauenfußballturnier des Fußballprojekts „Discover Football in Berlin“ nahmen acht Mannschaften aus aller Welt teil, die sich alle durch ihr soziales Engagement auszeichnen. Dabei konnte AA-Staatsministerin Cornelia Pieper (FDP) das Spiel der afghanischen Frauenfußball- Nationalmannschaft gegen die Gastgeber vom BSV Al-Dersimspor e.V. verfolgen sowie gemeinsam mit Ali Askar Lali, dem Trainer des afghanischen Nationalteams, an der Veranstaltung "Pinkes Sofa" teilnehmen. 


Peace-Team
Fotos: Discover Football
 
„Discover Football“ ist ein Projekt des Vereins „Fußball und Begegnung e.V.“, der auch von Spielerinnen des multikulturellen Kreuzberger Fußballvereins BSV AL-Dersimspor e.V. gegründet wurde und Begegnungsstätte verschiedener Kulturen, Religionen und sozialer Hintergründe ist. Das Spiel zwischen dem BSV AL-Dersimspor und der iranischen Frauenfußball Nationalmannschaft im Iran 2006 wurde in dem preisgekrönten Kinofilm „Football Under Cover“ verfilmt, der die Erlebnisse der Spielerinnen während des Fußballspiels nachzeichnet. 2009 wurde der BSV AL-Dersimspor mit dem Integrationspreis des Berliner Fußball-Verbandes für sein soziales Engagement ausgezeichnet.
Es gehört zu den Aufgaben eines Auswärtigen Amtes, interkulturelle Verständigung zu fördern und die Anerkennung für den Frauenfußball in anderen Kulturkreisen zu stärken, auch in jenen, wo die Stellung der Frauen in streng patriarchalischen Gesellschaften ihr keine öffentliche Rolle in Spiel und Sport zugestanden wird.

Visa-Panne
                                                                                                                                          
Die Veranstalter verstanden wohl die Welt nicht mehr, als das Auswärtige Amt im Vorfeld einen Faux-pas nicht mehr glattbügeln konnte – dass die vom Veranstalter eingeladende Frauenfußball-Mannschaft aus Liberia wegen einer bürokratischen Visa-Verweigerung der deutschen Seite nicht einreisen konnte, obwohl das afrikanische Team sich zur Teilnahme am Frauenfußballturnier "Discover Football" unter Schirmherrschaft u.a. vom Deutschen Fußballbund (DFB), dem Land Berlin, dem Auswärtigem Amt und dem Bundesinnenministerium qualifiziert hatte.
Mit Recht kritisierte der für Berlin-Kreuzberg zuständige Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (Die Grünen) die blamable Visa-Verweigerung mit den Worten: „Während die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Männer durch ihre spielerische Leichtigkeit gerade weltweit beeindruckt, agiert die Bundesregierung hier 'als Wiederholungstäter' kleinlich, wenig souverän und konterkariert die Ziele, die sie mit der Förderung dieses Projekts angestrebt hat."

Dringliche Anfrage                                                                                                                  
Hintergrund: Bereits 2006 hatte Ströbele eine damalige Visumsverweigerung gegenüber den afrikanischen Fußballern für ein ähnliches von der Regierung gefördertes Fußballturnier kritisiert und in der Fragestunde des Bundestags problematisiert. Die Bundesregierung hat jedoch offenbar aus dem Vorgang unter dem damaligen Außenminister Steinmeier (SPD) keine Konsequenzen gezogen. Hans-Christian Ströbele reichte dazu eine dringliche Anfrage an die Bundesregierung ein, die in der Fragestunde des Bundestages im Vorfeld  beantwortet wurde. „Inwieweit sieht die Bundesregierung die beabsichtigte Förderung des Projekts durch Bundesministerien sowie positive Auswirkung nicht nur im Raum Liberia als gefährdet an, zumal die Bundesregierung bereits bei dem von der Bundesrepublik Deutschland geförderten Straßenfußballfest "Streetfootballworld 06" Anfang Juli 2006 in Berlin-Kreuzberg neunzehn Spielern aus Ghana und Nigeria aus ebenso fragwürdigen Gründen die Einreise versagt hatte, weshalb der damalige Außenminister Steinmeier bei seinem Besuch des Fußballfests ausgepfiffen wurde ?"
 
Piepers Diplomatie unterstützt Hardliner 
                              
Die Antwort der Staatsministerin Cornelia Pieper wirkte doch relativ hilflos, denn die Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Ghana, über die das Ganze lief, hatten ziemlich restriktiv die Einreise abgelehnt. „Die Bundesregierung unterstützt und fördert das internationale Frauenfußball-Festival „Discover Football“ ausdrücklich. An diesem Festival nehmen sieben auslänische Mannschaften teil, u.a. aus der Islamischen Republik Afghanistan und der Republik Sambia. Mehreren Spielerinnen einer Mannschaft aus Liberia konnte leider kein Visum zur Teilnahme an dem Festival erteilt werden, weil sie die rechtlichen Voraussetzungen dafür nicht erfüllt haben. Die Organisatoren haben daher eine Ersatzmannschaft nominiert. Die Bundesregierung ist weiterhin davon überzeugt, dass das festival erfolgreich durchgeführt werden und positive Wirkungen entfalten kann. Die Förderung des Festivals durch die Bundesregierung wird durch Entscheidungen in einzelnen Visumverfahren nicht berührt.“

Obdachlosigkeit und Armut sind finanziell nicht belegbar                                                    
Valerie Assmann, 28, Mitinitiatorin und Rechtsaußen des einladenden multikulturellen Kreuzberger Frauenfußballvereins BSV AL-Dersimspor e.V. erklärte: „Die Mannschaft hat ihre Visa nicht bekommen, die deutsche Botschaft in Ghana hat sich geweigert. Wahrscheinlich denken sie, die Spielerinnen wollen hier bleiben. Die Mannschaft hat aber schon in Australien auf der Obdachlosen-WM gespielt und damals sind alle zurückgekommen. Die Botschaft hat erklärt, die Liberianerinnen hätten nicht gut genug belegt, dass sie finanziell, beruflich und wirtschaftlich in ihrem Heimatland verankert sind. Sie hätten die Spielerinnen vorher darauf hingewiesen, so, als hätten diese solche Unterlagen und wären nur zu nachlässig, sie mitzubringen. Aber wie soll die Mannschaft, bei der alle arm, teils obdachlos sind und auch eingeladen wurden, um durch den Fußball Hoffnung zu erfahren, beweisen, dass sie finanziell, beruflich und wirtschaftlich verankert ist? Meine Enttäuschung war so groß, auch wenn viele aus meinem Team finden, dass ein Visum-Antrag eben nach bestimmten Regeln abläuft.“                                                                                    
 
Absage der Iraner                                                                        
 
Eine weitere Absage kam durch die Iraner. Schon 2007 konnten die Iranerinnen nicht ausreisen, und jetzt wieder nicht. Es gab keine Begründung. Valerie Assmann kommentierte: „Wir haben die ganze Zeit auf eine Zusage gewartet: Der Fußballverband nimmt die Daten auf, man bekommt Termine für eine Entscheidung genannt, aber es passiert nichts. So funktioniert der Iran. Ich denke, dass die israelische Mannschaft es Iran bei der Entscheidung nur sehr leicht gemacht hat, dass es aber so oder so nicht besser ausgefallen wäre. Iran und Liberia waren eigentlich meine Lieblingsmannschaften, deswegen ist die Enttäuschung so groß, dass sie jetzt doch kurzfristig absagen mussten.“


Das Iran-Team
 
Teilnehmende Teams                                                                                                                   
Eine hochkarätig besetzte Jury, zu der auch DFB-Präsident Theo Zwanziger sowie Andrea Kuhn, Leiterin des Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte, gehörten, wählte die Mannschaften des Turniers aus. Das Interesse an der Turnierteilnahme war riesig. Beworben hatten sich Teams aus Afghanistan, Algerien, Argentinien, Äthiopien, Benin, Bosnien & Herzegowina, Brasilien, Ecuador, El Salvador, Elfenbeinküste, Großbritannien, Honduras, Indien, Iran, Israel/Palästinensische Gebiete, Kamerun, Liberia, Malaysia, Moldawien, Nicaragua, Österreich, Paraguay, Senegal, Serbien, Tansania, Togo, Tunesien, Türkei, Sambia, Simbabwe. Die Auswahl war für die Jury nicht einfach, aber nun stehen die Teilnehmerinnen fest. Die Gastgeberinnen des BSV AL-Dersimspor e.V. treffen nach der Absage aus Liberia und den Iran auf  folgende Teams:
 
Afghanisches Nationalteam

Trotz aller Proteste spielt das Afghanische Frauenfußballnationalteam unermüdlich um Selbstbestimmung. Die Spielerinnen entstammen unterschiedlichen kulturellen Gruppen, Gesellschaftsschichten und sprachlichen Hintergründen. Sie müssen noch immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren und sogar innerhalb des Fußballverbandes gegen Widerstände angehen. Dennoch sehen die Frauen sich als Vorreiterinnen zur Stärkung der Frauenrechte und kicken selbstbewusst gegen die Unterdrückung der Frauen in der von Männern dominierten afghanischen Gesellschaft. (Partnerteam: FFC Berlin)             


Das Afghanistan-Team                                                                         
 
Arkadia SC, Paraguay

Der Arkadia Sportclub Aleman ist eine staatlich anerkannte sportlich-soziale Einrichtung, die 2008 gegründet wurde und nicht gewinnorientiert arbeitet. Intensives Training von 3 mal 2 ½ Stunden pro Woche und anspruchsvolle Betreuung brachten schnell erste Erfolge und grosse Beliebtheit. Mittlerweile sind 52 Fussballerinnen von Arkadia in der Asociación Paraguaya de Fútbol / FIFA registriert und zwölf Spielerinnen gehören der Nationalauswahl an. Alle Spielerinnen sind Schülerinnen, Studentinnen, Auszubildende oder bereits berufstätig – eine Bedingung um bei ARKADIA mitzuspielen, denn die Einrichtung unterstützt nach Kräften das schulische und berufliche Streben der Mädchen und Frauen. Die Spielerinnen kommen aus sehr armen Verhältnissen und viele von ihnen sind junge Mütter. Der Sportclub stellt eine Art Ersatzfamilie für sie dar und der Sport ist ihre große Hoffnung. Vom Verein bekommen sie dreimal pro Woche Essen und eine medizinische Grundversorgung. Das Fussballspielen soll ihnen helfen zu lernen, sich selbst zu verwirklichen und einen respektablen Platz in der Gesellschaft zu finden. Dies ist von hoher Bedeutung, denn in Paraguay stellen beruflich erfolgreiche Frauen eher eine Ausnahme dar. (Partnerteam: SV Adler)

Team des Quichua-Volkes der Saraguro/Ecuador

Das Team aus Saraguro ist Teil einer gemeinschaftlichen Organisation von Angehörigen des östlich-ecuadorianischen indigenen Quichua-Volkes. Kraft und Motivation schöpfen die Mitglieder aus ihrer kulturellen Identität. Viele von ihnen engagieren sich für einen nachhaltigen Tourismus, kulturelle Veranstaltungen und das Schaffen von Raum für gemeinsame Freizeitgestaltung. Die Spielerinnen setzen sich mit ihrem Sport für Völkerverständigung und gegen die Unterdrückung ihres Volkes ein. (Partnerteam: CSV Olympia)                                                                                       
 
FC Heißer Leberkäse, Österreich

Aus einer Laune heraus gründeten drei fußballbegeisterte Freundinnen in Wien ein unabhängiges Team. Das Trainingsprinzip des FC Heißer Leberkäse ist ein besonderes: Gespielt wird in allen möglichen Stadt-Fußballkäfigen Wiens gegen eine Auswahl zufälliger GegnerInnen. Die Spielerinnen vom FC Heißer Leberkäse lassen sich nur allzu gern an immer neuen Spielorten von neuen KonkurrentInnen animieren und herausfordern. Fußball ist für sie ein Austausch an Lebensfreude und eine besondere Begegnung mit Gleichgesinnten, die nationale und kulturelle Grenzen
überschreiten kann.(Partnerteam:Hasenheidis)                                                            
 
Football to Develop Destitute Liberia - reist nicht an

Football to Develop Destitute – Fußball zur Förderung der Mittellosen, eine gemeinnützige Organisation, die besonders unterprivilegierte Frauen unterstützt, indem der Fußball als Katalysator zur Wiederherstellung von Hoffnung und Gemeinschaftsgefühl eingesetzt wird. Alle Spielerinnen leben unterhalb der Armutsgrenze und spielen für ihre gesellschaftliche Teilhabe, die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle von Frauen.
 
Masco HIV Aids Sports Project, Sambia

Als Botschafterinnen für die Aufklärung über und Akzeptanz von HIV und AIDS in Sambia sehen sich die Spielerinnen vom „Masco HIV AIDS Sports Project“. Die jungen Frauen des Teams sind zum Teil selbst mittellos und werden seit der Gründung im Jahre 2007 durch die eingetragene Organisation Masco auch finanziell unterstützt. Als einzigartiges Spiel soll Fußball den Spielerinnen nicht nur die Wichtigkeit von Zusammenhalt, Teamwork und Selbstbewusstsein vermitteln, sondern auch einen Austausch mit anderen Mannschaften und neuen Ideen ermöglichen. (Partnerteam: SV Soli/Internationale)  
                                                                                           
Peace Team – Israel und Palästina
 
Aus sozial und wirtschaftlich benachteiligten Gemeinschaften Israels und den palästinensischen Gebieten kommen die Spielerinnen der vom „Peres Center for Peace“ ausgesandten Mannschaft. Die Frauen spielen für die Gleichstellung der Geschlechter in den Regionen des mittleren Ostens. Auch will das Peace Team die Bereitschaft stärken, sich auf andere Länder und Kulturen einzulassen und dadurch voneinander über Religion, Herkunft und Erfahrungen zu lernen – Fußball als Friedensstifter. (Partnerteam: Seitenwechsel)    
                                                                      
Tejarat Khane Jonub, Iran - reist nicht an

Für die Spielerinnen aus Iran ist der Sport seit rund fünf Jahren eine gemeinsame kulturübergreifende Sprache: auch ohne Kenntnis anderer Sprachen können neue Freundschaften über viele Grenzen hinweg geschlossen werden. Der Fußballsport ermöglicht es den Spielerinnen, die gesellschaftlichen Umstände ihres Landes zu vergessen und sich frei zu fühlen. Dass das Team mit iranischem Schleier spielen muss, sehen die Spielerinnen als eine Herausforderung an und wollen nun beweisen, dass auch eine solche gemeinsam angenommen werden kann.
 
Vojvodina & Friends, Serbien

Die Spielerinnen aus Zenta in Serbien sind Pädagoginnen einer Grundschule. Die dortigen Schülerinnen und Schüler haben unterschiedliche Hintergründe, bei manchen ist die Muttersprache Serbisch, bei manchen aber auch Ungarisch, einige von ihnen sind Roma, und daneben gibt es auch Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Viele kommen aus armen Verhältnissen. Den Lehrerinnen ist es wichtig, den Schülerinnen Toleranz und gegenseitige Achtung beizubringen, und sie versuchen dabei, gegen häufig verbreitete Stereotype in Serbien anzuarbeiten. Sport ist dabei ein wichtiges Mittel, häufig fehlen aber die einfachsten Mittel wie zum Beispiel Bälle, etc. Die Lehrerinnen selbst spielen einmal die Woche zusammen Fußball. Beim Turnier wollten sie zusammen mit ihren ehemaligen Spielkolleginnen aus Tettnang im Allgäu antreten, die allerdings wegen des kurzfristigen Nachrückverfahrens nicht anreisen können. Das Motto des Teams ist: Fußball ist für Jedermann unabhängig von allem. Ob jemand reich, arm, weiblich, männlich oder gehandicapt ist. (Partnerteam: Hertha 03)
Internationales Frauenfußballturnier in Kreuzberg                                                                            
Bei den Teams handelte es sich um Mannschaften, die ihren Sport nutzen, um ihr anderweitiges soziales Engagement zu vertiefen und die Rolle des Frauenfußballs in ihren Heimatländern zu stärken. Die Mannschaften spielten 7 gegen 7 auf einem Kleinfeld zweimal 30 Minuten gegeneinander. Parallel zum Turnier am Anhalter Bahnhof fand ein umfangreiches Kulturprogramm statt, das Spielerinnen und Fußballbegeisterte einlud, einander bei Übertragungen der Männer-WM, beim Torwandschießen, bei Konzerten und kulturellen Themenabenden im Festivalzelt kennen zu lernen. „Ich bin überzeugt, dass dieses Projekt sehr viele wichtige Impulse zur Entwicklung des Frauenfußballs geben wird – weltweit und auch hier bei uns in Deutschland“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.Die Veranstalter erklärten: „Nach einem Spiel in Teheran sollte es 2007 ein Rückspiel in Berlin geben, das nicht stattfinden konnte, weil die Iranerinnen nicht ausreisen durften. Danach waren alle frustriert. Ein halbes Jahr später haben wir gedacht, dass es schön wäre, wieder etwas zu machen. Und wir wollen die Frauen-WM in Deutschland nutzen. Es gibt für Männerfußball ganz viel Kultur, gerade rund um die WM – beim Frauenfußball überhaupt nichts.“
 
Football undercover                                                                                                                                
Dass nicht alle Frauen so unbeschwert Fußball spielen können wie Caroline von Brück und ihre Teamkolleginnen, haben die Spielerinnen aus Kreuzberg bei ihrer Begegnung mit der iranischen Frauennationalmannschaft erfahren. Al-Dersimspor spielte 2006 in Teheran gegen die Iranerinnen, das geplante Rückspiel in Berlin kam nicht zustande: Die Frauen durften nicht ausreisen. Die Erfahrung dieser Reise in dem preisgekrönten Dokumentarfilm "Football Undercover" zu verarbeiten, reichte den Frauen nicht. Diese Begegnung war mehr als ein Fußballspiel – es war das erste öffentliche Frauenfußballspiel in einem iranischen Stadion seit der Revolution 1979. Die Berlinerinnnen mit Migrationshintergrund waren tief beeindruckt von dem sichtbaren Protest iranischer Frauen und Fußballfans auf und neben dem Spielfeld, um aus dem gesellschaftlichen Abseits einer Männergesellschaft zu kommen.
 
Mitinitiatorin Caroline von Brück sagt: „Die Begeisterung der Spielerinnen und Zuschauerinnen und die kraftvolle Ausstrahlung dieser Veranstaltung haben uns nachhaltig beeindruckt. Ähnlich wie in den täglichen Begegnungen in unserem Verein, haben wir auch in Teheran so unmittelbar die verbindende Kraft des Fußballs erfahren, dass wir uns für weitere Begegnungen über nationale, politische und kulturelle Grenzen hinaus engagieren wollen. Ohne Begründung wurde dem iranischen Team Tejarat Khane Jonub von offizieller Seite in ihrer Heimat die Teilnahme am Turnier in Berlin nicht erlaubt. Manche von ihnen standen bereits im Sommer 2007 im Kader der iranischen Nationalmannschaft, als ein geplantes Spiel gegen die Damen des BSV AL-Dersimspor e.V. in Berlin in letzter Sekunde von iranischer Seite abgesagt wurde
 
Nähergekommen                                                                                                                                         
 
Das Zusammenspiel der Frauen aller Teams funktionierte am besten, da sie nach den offiziellen Programmpunkten zusammenkamen und die Dinge einfach ihren Lauf nehmen konnten. Beim Grillen im Tempelhofer Park zum Beispiel. Ihre Berliner Partnerteams hatten die Frauen dorthin entführt. Fernab vom Turnierbetrieb können sie das riesige Feld mit eigenen Ideen füllen. Als die Sambiarinnen den anderen ihren Tanz beibringen, den sie als Motivation und Aufwärmübung tanzen, waren auch die Ecuadorianerinnen dabei.
Das Turnier

Das Finale und das Spiel um Platz 3 fand gestern auf dem Lilli-Henoch-Sportplatz am Anhalter Bahnhof statt. Zuerst kickten die "Quichua Gemeinschaft Saraguro" (Ecuador) gegen "Vojvodina & Friends" (Serbien) um den 3. Platz, der Turniersieg wurde zwischen "Arkadia SC" (Paraguay) und dem "Masco HIV Sports Project" (Sambia) ausgefochten. Nach der Siegerinnenehrung spielte die Neuköllner Band Orientation, und das Festival klang ab mit einer Abschlussparty. (PK)


Online-Flyer Nr. 258  vom 14.07.2010

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