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Filmclips
Marianne Tralau - Ein Porträt
Von Peter Kleinert



Marianne TralauZum Zeitpunkt der Gründung der Kölner KAOS Galerie als Tochter von KAOS Film- und Video-Team Köln im Februar 1985 war der Kunstmarkt eng geworden. Für Greise ab 30 gab es dort keinen Platz mehr. Spieler, schräge Vögel und Vertreter der Spaßguerilla hatten es von jeher nicht leicht gehabt. Genau die aber wollten wir von unserem Konzept her ausstellen. So war die bei KAOS gezeigte Kunst als solche auf den ersten Blick oft nicht auszumachen. Es handelte sich meist um Installationen, Objekte und Performances. Daraus ergab sich eine fast permanente Abwesenheit von Bildern an der Wand. Stattdessen: Kunst, die verunsichert, da sie ihre Grenzen verwischt – mit voller Absicht. Kunst, die die Trivialität des Alltags als ihr ungleiches Geschwister anerkennt. Kunst, die Spaß macht, wie die mit den Künstlern produzierten Videos auch.

Im Frühjahr 1998 ergab sich eine bis dahin unbekannte Variante. Ein Kameramann des KAOS-Team machte der Künstlerin und Galeristin Marianne Tralau einen Antrag: „Ich möchte über Dich und Deine Kunst einen Film machen, erstens aus Interesse an Deiner speziellen Auffassung von Kunst, zweitens wäre er ein Schritt auf dem Wege meiner Ausbildung in der Filmhochschule."

Diese Kunstauffassung ist in der Tat speziell: Marianne Tralau erzählt darüber beim Aufhängen weißer Socken, sie spricht über "Kunst im öffentlichen Raum" - unbeabsichtigte - wobei sie die zum Trocknen aufgehängte Wäsche meint, sichtbar im Stadtbild.

Der Faden spinnt sich weiter, buchstäblich, wird zum roten Tuch, ausgelegt und fotografiert an verschiedensten Orten, landart, spurlos und leicht wie Drachen-steigen-lassen.

Ausgehend von der Wäsche sagt Marianne Tralau schließlich: "Jedes Ding ist kunstfähig, sei es noch so belanglos. Es geht um Emanzipation, nicht um meine, sondern um die der "armen Dinge im Geiste".

Darüber ist am Ende aus den Socken ein Konzertflügel geworden - zumindest optisch, und der Kameramann hat seine Prüfung bestanden.
Autor: Dieter Stürmer, Künstlerin: Marianne Tralau, Auftraggeber: KAOS Film-und Video-TeamKöln, Produktionsjahr: 1998, Länge: 19 min, Kamera: Dieter Stürmer, Ton: Jule Buerjes, Rico Prauss, Schnitt: Inge Kamps


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Online-Flyer Nr. 245  vom 19. April 2024



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