Filmclips
Marianne Tralau - Ein Porträt
Von Peter Kleinert
Zum Zeitpunkt der Gründung der Kölner KAOS Galerie als Tochter von KAOS Film- und Video-Team Köln im Februar 1985 war der Kunstmarkt eng geworden. Für Greise ab 30 gab es dort keinen Platz mehr. Spieler, schräge Vögel und Vertreter der Spaßguerilla hatten es von jeher nicht leicht gehabt. Genau die aber wollten wir von unserem Konzept her ausstellen. So war die bei KAOS gezeigte Kunst als solche auf den ersten Blick oft nicht auszumachen. Es handelte sich meist um Installationen, Objekte und Performances. Daraus ergab sich eine fast permanente Abwesenheit von Bildern an der Wand. Stattdessen: Kunst, die verunsichert, da sie ihre Grenzen verwischt – mit voller Absicht. Kunst, die die Trivialität des Alltags als ihr ungleiches Geschwister anerkennt. Kunst, die Spaß macht, wie die mit den Künstlern produzierten Videos auch.
Diese Kunstauffassung ist in der Tat speziell: Marianne Tralau erzählt darüber beim Aufhängen weißer Socken, sie spricht über "Kunst im öffentlichen Raum" - unbeabsichtigte - wobei sie die zum Trocknen aufgehängte Wäsche meint, sichtbar im Stadtbild.
Der Faden spinnt sich weiter, buchstäblich, wird zum roten Tuch, ausgelegt und fotografiert an verschiedensten Orten, landart, spurlos und leicht wie Drachen-steigen-lassen.
Ausgehend von der Wäsche sagt Marianne Tralau schließlich: "Jedes Ding ist kunstfähig, sei es noch so belanglos. Es geht um Emanzipation, nicht um meine, sondern um die der "armen Dinge im Geiste".
Darüber ist am Ende aus den Socken ein Konzertflügel geworden - zumindest optisch, und der Kameramann hat seine Prüfung bestanden.
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Online-Flyer Nr. 245 vom 19. April 2024