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Inland
Die Vertreibung hat 1933 begonnen. 1945 war die Folge!
Offener Brief zum Zentrum gegen Vertreibung
Von Günter Kunert und Hajo Jahn
Auf dem „Zentrum gegen Vertreibung“ liegt in der jetzigen Form kein Segen. Ausländische Historiker verlassen den Beirat. Andererseits haben Politiker wie Vaclav Havel, Lennart Meri und Lech Walesa sowie Wladyslaw Bartoszewski bei Else-Lasker-Schüler-Foren in Prag und Breslau mitgewirkt und ihre Sympathie für das “Zentrum für verfolgte Künste“ bekundet. Das wurde bereits 1994 vom „Exil-P.E.N.“ und der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft im Landtag von NRW mit der Gründung einer zunächst unselbständigen Stiftung vorgestellt. Unterzeichnet von rund 50 AutorInnen wie Herta Müller, Sarah Kirsch, Eva Demski, Günter Grass, Siegfried Lenz, Reiner Kunze, Ji?i Gruša, Ulla Hahn, Johannes Mario Simmel, Ralph Giordano oder Yehuda Amichai, Uri Avnery, Paul Alsberg aus Israel. Und Salman Rushdie.
Dieses Zentrum befindet sich inzwischen unter dem Dach des Kunstmuseums Solingen im Aufbau mit einer Bildersammlung verfemter Maler und einer Exilliteratursammlung von nationaler Bedeutung. Das politisch unumstrittene Zentrum arbeitet mit Werken und Biografien realer Menschen, die zu den Besten der deutschen und abendländischen Kultur gehören:
Die widerständigen Künstler und anderen Intellektuellen, die zensiert und verfolgt wurden, die ins Exil fliehen mussten, könnten Vorbilder sein für kommende Generationen. Sie bedürfen einer permanenten Darstellung, sind jener Teil unserer Geschichte, der vorzeigbar ist. Einer Geschichte, die mit diktatorischen und demokratischen Exilländern zu tun hat, aus denen heute Schüler mit sogenanntem Migrationshintergrund kommen, die jedoch vom deutschen Holocaust oder der Vertreibung der Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten noch weniger wissen wollen als ihre deutschen Mitschüler. Dagegen ist mit individuellen Schicksalen eine andere Form der Erinnerungskultur möglich als mit schrecklichen, aber anonymen Opferzahlen.
Wir bitten um eine Chance, die Thematik vom Kopf auf die Füße zu stellen, Ursache und Folgen darzustellen und die Persönlichkeiten zu ehren, die widerständig waren. Auch die Verfolgung unter dem DDR-Regime wird in dem Zentrum, wie wir es geschaffen haben, dokumentiert.
Diese Form der Geschichtsaufarbeitung, Erinnerung und Versöhnung, klärt auf, wie es zur Diktatur und zum Weltkrieg kam. Es würdigt Persönlichkeiten, auf die wir Deutschen stolz sein können und mit denen eine moderne Erinnerungskultur betrieben werden könnte, auch im Internet. Für das pädagogische, mehrsprachige Internetportal www.exil-zentrum.de mit www.exil-club.de hat einst das Bundesbildungsministerium 2 Millionen DM zur Verfügung gestellt.
Die anhaltende Diskussion um das vom BdV initiierte „Zentrum gegen Vertreibung“ zeigt, dass noch immer die Gefahr besteht, die Täter zu Opfern zu stilisieren. Auch deshalb muss ein anderer Ansatz für diese Thematik gefunden werden. Die ab 1933 vertriebenen vorbildhaften Schriftsteller, Künstler und anderen Intellektuellen, die zum Teil auch aus den einst von der Wehrmacht besetzten Ländern stammen, müssen berücksichtigt und die betroffenen Staaten einbezogen werden.
Für eine Änderung des „Zentrums gegen Vertreibung“ aufgefordert haben 2009 im Rahmen einer Petition an den Deutschen Bundestag u.a. Wladyslaw Bartoszewski, der polnische Schriftstellerverband, der Vorstand des Deutschen Journalistenverbandes, Friedrich Schorlemmer, die Politiker Norbert Blüm, Rudolf Dressler, Sylvia Löhrmann sowie Bischöfin Maria Jepsen, die Autoren Reiner Kunze und Ingrid Bachér, die Schauspielerinnen Iris Berben und Hannelore Hoger sowie rund 2.000 weitere Persönlichkeiten.
Diese Resolution wurde aus Anlass einer Feier im 75. Jahr des Bestehens des „Exil“-P.E.N. am 17. März 2010 im „Zentrum für verfolgte Künste“ in Solingen formuliert und beschlossen. Sie wurde am 19. März per Post an Bundeskanzlerin Angela Merkel und an die Mitglieder des Deutschen Bundestages verschickt und ab Dienstag, 23. März, an deutsche und internationale Medien sowie an den Zentralrat der Juden, den Vorstand des DJV, den polnischen Schriftstellerverband und den ehemaligen polnischen Außenminister Wladyslaw Bartoszewski versandt. (PK)
Günter Kunert ist Präsident des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland („Exil-P.E.N.“)
Hajo Jahn ist Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Wuppertal
Online-Flyer Nr. 242 vom 24.03.2010
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Inland
Die Vertreibung hat 1933 begonnen. 1945 war die Folge!
Offener Brief zum Zentrum gegen Vertreibung
Von Günter Kunert und Hajo Jahn
Auf dem „Zentrum gegen Vertreibung“ liegt in der jetzigen Form kein Segen. Ausländische Historiker verlassen den Beirat. Andererseits haben Politiker wie Vaclav Havel, Lennart Meri und Lech Walesa sowie Wladyslaw Bartoszewski bei Else-Lasker-Schüler-Foren in Prag und Breslau mitgewirkt und ihre Sympathie für das “Zentrum für verfolgte Künste“ bekundet. Das wurde bereits 1994 vom „Exil-P.E.N.“ und der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft im Landtag von NRW mit der Gründung einer zunächst unselbständigen Stiftung vorgestellt. Unterzeichnet von rund 50 AutorInnen wie Herta Müller, Sarah Kirsch, Eva Demski, Günter Grass, Siegfried Lenz, Reiner Kunze, Ji?i Gruša, Ulla Hahn, Johannes Mario Simmel, Ralph Giordano oder Yehuda Amichai, Uri Avnery, Paul Alsberg aus Israel. Und Salman Rushdie.
Dieses Zentrum befindet sich inzwischen unter dem Dach des Kunstmuseums Solingen im Aufbau mit einer Bildersammlung verfemter Maler und einer Exilliteratursammlung von nationaler Bedeutung. Das politisch unumstrittene Zentrum arbeitet mit Werken und Biografien realer Menschen, die zu den Besten der deutschen und abendländischen Kultur gehören:
Die widerständigen Künstler und anderen Intellektuellen, die zensiert und verfolgt wurden, die ins Exil fliehen mussten, könnten Vorbilder sein für kommende Generationen. Sie bedürfen einer permanenten Darstellung, sind jener Teil unserer Geschichte, der vorzeigbar ist. Einer Geschichte, die mit diktatorischen und demokratischen Exilländern zu tun hat, aus denen heute Schüler mit sogenanntem Migrationshintergrund kommen, die jedoch vom deutschen Holocaust oder der Vertreibung der Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten noch weniger wissen wollen als ihre deutschen Mitschüler. Dagegen ist mit individuellen Schicksalen eine andere Form der Erinnerungskultur möglich als mit schrecklichen, aber anonymen Opferzahlen.
Wir bitten um eine Chance, die Thematik vom Kopf auf die Füße zu stellen, Ursache und Folgen darzustellen und die Persönlichkeiten zu ehren, die widerständig waren. Auch die Verfolgung unter dem DDR-Regime wird in dem Zentrum, wie wir es geschaffen haben, dokumentiert.
Diese Form der Geschichtsaufarbeitung, Erinnerung und Versöhnung, klärt auf, wie es zur Diktatur und zum Weltkrieg kam. Es würdigt Persönlichkeiten, auf die wir Deutschen stolz sein können und mit denen eine moderne Erinnerungskultur betrieben werden könnte, auch im Internet. Für das pädagogische, mehrsprachige Internetportal www.exil-zentrum.de mit www.exil-club.de hat einst das Bundesbildungsministerium 2 Millionen DM zur Verfügung gestellt.
Die anhaltende Diskussion um das vom BdV initiierte „Zentrum gegen Vertreibung“ zeigt, dass noch immer die Gefahr besteht, die Täter zu Opfern zu stilisieren. Auch deshalb muss ein anderer Ansatz für diese Thematik gefunden werden. Die ab 1933 vertriebenen vorbildhaften Schriftsteller, Künstler und anderen Intellektuellen, die zum Teil auch aus den einst von der Wehrmacht besetzten Ländern stammen, müssen berücksichtigt und die betroffenen Staaten einbezogen werden.
Für eine Änderung des „Zentrums gegen Vertreibung“ aufgefordert haben 2009 im Rahmen einer Petition an den Deutschen Bundestag u.a. Wladyslaw Bartoszewski, der polnische Schriftstellerverband, der Vorstand des Deutschen Journalistenverbandes, Friedrich Schorlemmer, die Politiker Norbert Blüm, Rudolf Dressler, Sylvia Löhrmann sowie Bischöfin Maria Jepsen, die Autoren Reiner Kunze und Ingrid Bachér, die Schauspielerinnen Iris Berben und Hannelore Hoger sowie rund 2.000 weitere Persönlichkeiten.
Diese Resolution wurde aus Anlass einer Feier im 75. Jahr des Bestehens des „Exil“-P.E.N. am 17. März 2010 im „Zentrum für verfolgte Künste“ in Solingen formuliert und beschlossen. Sie wurde am 19. März per Post an Bundeskanzlerin Angela Merkel und an die Mitglieder des Deutschen Bundestages verschickt und ab Dienstag, 23. März, an deutsche und internationale Medien sowie an den Zentralrat der Juden, den Vorstand des DJV, den polnischen Schriftstellerverband und den ehemaligen polnischen Außenminister Wladyslaw Bartoszewski versandt. (PK)
Günter Kunert ist Präsident des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland („Exil-P.E.N.“)
Hajo Jahn ist Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Wuppertal
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