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Inland
"Eingliederung in ein größeres Ganzes"
Integrationstest mal anders herum
Von Albrecht Kieser
Integration in diesem wohlverstandenen Sinne ist denn auch etwas ganz anderes als "Assimilation", denn das meint Angleichung und Anpassung, ein einseitiger Prozess also, in dem ein neu hinzugekommenes Teil im bestehenden Ganzen bis zu seiner schließlichen Unkenntlichkeit aufgeht.
Weshalb der aktuellen Debatte um die 100 Fragen an einbürgerungswillige Ausländer in einem "integrationistischen" Sinne nicht weitergeholfen ist, wenn auch die Urbürger sich hin und wieder vorführen lassen bei der Beantwortung solcher deutschmachenden Schlaufragen. Nein, Integration im Sinne eines voneinander Lernens und sich gegenseitig Beeinflussens hieße zu fragen: Deutsche, was wisst Ihr eigentlich über die Migranten?!
Eine Gesellschaft, die Neubürger integrieren und von ihnen profitieren will, müsste also nachweisen, ob sie überhaupt integrationsfähig ist. PISA für Altdeutsche sozusagen. Konkret: wenigstens die folgenden 10 Fragen sollten von den Deutschen beantwortet werden können. Können die Deutschen das nicht, müssen die Deutschen in Zukunft ganz allein aussterben.
Greifen Sie sich also bitte Bleistift und Papier. Nur im Kopf, das geht nicht. Das Folgende ist natürlich nur ein Anfang, die Fragen können, frei nach Angela Merkel, jederzeit verbessert werden. Vorschläge bitte an die NRhZ-Redaktion. Und nun genug der Vorrede, hinreichend Zeit ist verstrichen, um sich mit Schreibwerkzeug versorgt haben zu können. Dann also los jetzt:

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Frage 1:
Aus welchen Ländern kommen die fünf größten Migrantengruppen?
Keine Sorge, es sind nur europäische, wenn wir mal die Türkei dazurechen. Der Anteil der Migranten, die aus "echten" Entwicklungsländern nach Deutschland kommen, liegt bei weniger als 15 Prozent. Fahren sie in Gedanken mit dem Finger über die europäische Landkarte und sie finden die Antwort.
Frage 2:
Wie viel Prozent der ausländischen Schüler haben die Hochschulreife erworben? - Schätzen Sie einfach: zwei Prozent, drei, fünf oder zehn Prozent. Die richtige Zahl ist schnell aufgeschrieben, deshalb die nächste Frage umgehend, mitten hinein ins Herz der wohlverstandenen Integration:
Frage 3:
Nennen Sie den Prozentsatz der gemischt-nationalen Ehen an den insgesamt in Deutschland geschlossenen Ehen. - Auch hier genügt eine Zahl. Kleiner Tipp: neun Prozent der Bewohner Deutschlands sind Ausländer. Sooo leicht bleibt es allerdings nicht bis zum Ende.
Frage 4:
Wie viel Prozent der Ausländer leben bereits mehr als zehn Jahre in Deutschland? - Notieren Sie einfach eine Zahl zwischen zwanzig und sechzig. Ist doch einfach. Deshalb...
Frage 5:
Wie viele der weltweit 200 Millionen Migranten kommen nach Europa? -
Auch hier ein kleiner Tipp: 380 Millionen Menschen leben in den europäischen Staaten, inklusive derer, die innerhalb Europas hin- und herziehen.
Frage 6:
Wer zahlt mehr? Die Industrieländer an Entwicklungshilfe? Oder die Entwicklungsländer an Zinsen für Kredite aus den Industrieländern? - Zugegeben: die Frage ist hintergründig gemeint. Aber sich für den Wegzug aus der Heimat zu entscheiden, das tut man auch nur mit einem gewissen Hintergrund. Und der heißt Armut und Ausweglosigkeit. Die Antwort aber ist einfach: ein "Ja" oder ein "Nein": Haben die Entwicklungsländer mehr Zinsen an den Westen gezahlt als der Westen Entwicklungshilfe gewährt hat? Ja oder nein? Ist das geklärt, folgt...
Frage 7:
Wie hoch ist die Gesamtsumme der Entwicklungsselbsthilfe durch Migranten, also der Überweisungen in ihre Herkunftsländer? So hoch wie die nicht rückzahlbare Entwicklungshilfe? Höher? - Schreiben Sie einfach "höher". Oder "nicht höher". Die Auflösung, um wie viel höher oder niedriger die Entwicklungsselbsthilfe ist, kommt später. Jetzt kommt...
Frage 8:
Liegt die Erwerbsquote bei Ausländern unter oder über der Erwerbsquote bei Deutschen? - Das ist nun ganz einfach zu beantworten. Also gleich zu...
Frage 9:
Haben Migranten eigentlich die gleichen Rechte wie wir? - Tja. Da heißt es einfach: "Ja" oder eben "Nein". Und damit zur letzten Frage:
Frage 10:
Glauben Sie, dass in Deutschland Ausländer leben, denen der freie Zugang zum Gesundheitswesen verwehrt wird? Auch wenn sie schon 10 Jahre oder mehr hier leben? Oder dass es Ausländern verboten ist, ihren Lebensunterhalt mit Arbeit zu verdienen? - Sie mögen es glauben oder nicht. Gefragt ist natürlich: Gibt es solche Ausländer? Die Antwort lautet entweder "Ja" oder "Nein".

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Und hier die Antworten:
Antwort 1:
Die fünf Hauptstädte sind Ankara, Rom, Belgrad, Athen, Warschau (Bericht Bundesbeauftragte, S. 562).
Antwort 2:
10 Prozent der ausländischen Jugendlichen haben Abitur (Bericht Bundesbeauftragte, S. 573).
Antwort 3:
Fünfzehn Prozent gemischt-nationale Ehen werden geschlossen (Bericht Bundesbeauftragte, S. 568).
Antwort 4:
Sechzig Prozent der Ausländer in Deutschland leben bereits länger als 10 Jahre hier (Bericht Bundesbeauftragte, S. 570).
Antwort 5:
Von den weltweit 200 Millionen Migranten leben gerade mal 10 Prozent in Europa; die meisten allerdings sind nur von einem in ein anderes europäisches Land gezogen (Weltmigrationsbericht der UNO, S. 1; Bundeszentrale für Politische Bildung, Netzzeitung). Nur 5 von den 20 Millionen Migranten kommen von außerhalb Europas, die Türkei eingeschlossen.
Antwort 6:
Ja, die Zinszahlungen liegen fast doppelt so hoch wie die Entwicklungshilfe, bei 1,8 Billionen Dollar in den letzten 23 Jahren (Schuldenreport, S. 17).
Antwort 7:
100 bis 150 Milliarden Dollar und damit doppelt bzw. dreimal so hoch wie die Entwicklungshilfe ist die Entwicklungsselbsthilfe durch Migranten (Weltmigrationsbericht der UNO, S.26).
Antwort 8:
Die Erwerbsquote von Ausländern lag immer und liegt noch heute über der von Deutschen. Obwohl einige Hunderttausend Flüchtlinge gar nicht arbeiten dürfen (Bericht Bundesbeauftragte, S. 578).
Antwort 9:
Für Ausländer existiert ein spezielles Ausländerrecht, das im Zuwanderungsgesetz zusammengefasst ist. In vielen Bereichen sind die Ausländer nur mit minderen Sonderrechten ausgestattet. Das reicht vom fehlenden Wahlrecht über die eingeschränkte Versammlungs- und Meinungsfreiheit bis zum geringeren Schutz von Ehe und Familie.
Antwort 10:
Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge werden gesundheitlich nur versorgt, wenn sie akute Schmerzen haben. Von Prophylaxe oder Rehabilitation sind sie ausgeschlossen. So legt es das Asylbewerberleistungsgesetz fest. Die Arbeitsaufnahme ist ihnen nach demselben Gesetz in der Regel verboten.
Quellen:
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Bericht; August 2005; Berlin 2005
(email-Bestelladresse: as@bmfsfj.bund.de).
WEED, Schuldenreport 2004, Berlin 2004 (www.weed-online.org).
Migration in an interconnected world: New directions for action
REPORT OF THE GLOBAL COMMISSION ON INTERNATIONAL MIGRATION
OCTOBER 2005 (www.gcim.org/en/).
Stefan Alscher, Migration nach Europa und Europäische Migrationspolitik (Bundeszentrale für Politische Bildung, Netzzeitung; http://www.bpb.de/themen/QIQJ69)
Online-Flyer Nr. 39 vom 12.04.2006
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"Eingliederung in ein größeres Ganzes"
Integrationstest mal anders herum
Von Albrecht Kieser
Integration in diesem wohlverstandenen Sinne ist denn auch etwas ganz anderes als "Assimilation", denn das meint Angleichung und Anpassung, ein einseitiger Prozess also, in dem ein neu hinzugekommenes Teil im bestehenden Ganzen bis zu seiner schließlichen Unkenntlichkeit aufgeht.
Weshalb der aktuellen Debatte um die 100 Fragen an einbürgerungswillige Ausländer in einem "integrationistischen" Sinne nicht weitergeholfen ist, wenn auch die Urbürger sich hin und wieder vorführen lassen bei der Beantwortung solcher deutschmachenden Schlaufragen. Nein, Integration im Sinne eines voneinander Lernens und sich gegenseitig Beeinflussens hieße zu fragen: Deutsche, was wisst Ihr eigentlich über die Migranten?!
Eine Gesellschaft, die Neubürger integrieren und von ihnen profitieren will, müsste also nachweisen, ob sie überhaupt integrationsfähig ist. PISA für Altdeutsche sozusagen. Konkret: wenigstens die folgenden 10 Fragen sollten von den Deutschen beantwortet werden können. Können die Deutschen das nicht, müssen die Deutschen in Zukunft ganz allein aussterben.
Greifen Sie sich also bitte Bleistift und Papier. Nur im Kopf, das geht nicht. Das Folgende ist natürlich nur ein Anfang, die Fragen können, frei nach Angela Merkel, jederzeit verbessert werden. Vorschläge bitte an die NRhZ-Redaktion. Und nun genug der Vorrede, hinreichend Zeit ist verstrichen, um sich mit Schreibwerkzeug versorgt haben zu können. Dann also los jetzt:

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Frage 1:
Aus welchen Ländern kommen die fünf größten Migrantengruppen?
Keine Sorge, es sind nur europäische, wenn wir mal die Türkei dazurechen. Der Anteil der Migranten, die aus "echten" Entwicklungsländern nach Deutschland kommen, liegt bei weniger als 15 Prozent. Fahren sie in Gedanken mit dem Finger über die europäische Landkarte und sie finden die Antwort.
Frage 2:
Wie viel Prozent der ausländischen Schüler haben die Hochschulreife erworben? - Schätzen Sie einfach: zwei Prozent, drei, fünf oder zehn Prozent. Die richtige Zahl ist schnell aufgeschrieben, deshalb die nächste Frage umgehend, mitten hinein ins Herz der wohlverstandenen Integration:
Frage 3:
Nennen Sie den Prozentsatz der gemischt-nationalen Ehen an den insgesamt in Deutschland geschlossenen Ehen. - Auch hier genügt eine Zahl. Kleiner Tipp: neun Prozent der Bewohner Deutschlands sind Ausländer. Sooo leicht bleibt es allerdings nicht bis zum Ende.
Frage 4:
Wie viel Prozent der Ausländer leben bereits mehr als zehn Jahre in Deutschland? - Notieren Sie einfach eine Zahl zwischen zwanzig und sechzig. Ist doch einfach. Deshalb...
Frage 5:
Wie viele der weltweit 200 Millionen Migranten kommen nach Europa? -
Auch hier ein kleiner Tipp: 380 Millionen Menschen leben in den europäischen Staaten, inklusive derer, die innerhalb Europas hin- und herziehen.
Frage 6:
Wer zahlt mehr? Die Industrieländer an Entwicklungshilfe? Oder die Entwicklungsländer an Zinsen für Kredite aus den Industrieländern? - Zugegeben: die Frage ist hintergründig gemeint. Aber sich für den Wegzug aus der Heimat zu entscheiden, das tut man auch nur mit einem gewissen Hintergrund. Und der heißt Armut und Ausweglosigkeit. Die Antwort aber ist einfach: ein "Ja" oder ein "Nein": Haben die Entwicklungsländer mehr Zinsen an den Westen gezahlt als der Westen Entwicklungshilfe gewährt hat? Ja oder nein? Ist das geklärt, folgt...
Frage 7:
Wie hoch ist die Gesamtsumme der Entwicklungsselbsthilfe durch Migranten, also der Überweisungen in ihre Herkunftsländer? So hoch wie die nicht rückzahlbare Entwicklungshilfe? Höher? - Schreiben Sie einfach "höher". Oder "nicht höher". Die Auflösung, um wie viel höher oder niedriger die Entwicklungsselbsthilfe ist, kommt später. Jetzt kommt...
Frage 8:
Liegt die Erwerbsquote bei Ausländern unter oder über der Erwerbsquote bei Deutschen? - Das ist nun ganz einfach zu beantworten. Also gleich zu...
Frage 9:
Haben Migranten eigentlich die gleichen Rechte wie wir? - Tja. Da heißt es einfach: "Ja" oder eben "Nein". Und damit zur letzten Frage:
Frage 10:
Glauben Sie, dass in Deutschland Ausländer leben, denen der freie Zugang zum Gesundheitswesen verwehrt wird? Auch wenn sie schon 10 Jahre oder mehr hier leben? Oder dass es Ausländern verboten ist, ihren Lebensunterhalt mit Arbeit zu verdienen? - Sie mögen es glauben oder nicht. Gefragt ist natürlich: Gibt es solche Ausländer? Die Antwort lautet entweder "Ja" oder "Nein".

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de
Und hier die Antworten:
Antwort 1:
Die fünf Hauptstädte sind Ankara, Rom, Belgrad, Athen, Warschau (Bericht Bundesbeauftragte, S. 562).
Antwort 2:
10 Prozent der ausländischen Jugendlichen haben Abitur (Bericht Bundesbeauftragte, S. 573).
Antwort 3:
Fünfzehn Prozent gemischt-nationale Ehen werden geschlossen (Bericht Bundesbeauftragte, S. 568).
Antwort 4:
Sechzig Prozent der Ausländer in Deutschland leben bereits länger als 10 Jahre hier (Bericht Bundesbeauftragte, S. 570).
Antwort 5:
Von den weltweit 200 Millionen Migranten leben gerade mal 10 Prozent in Europa; die meisten allerdings sind nur von einem in ein anderes europäisches Land gezogen (Weltmigrationsbericht der UNO, S. 1; Bundeszentrale für Politische Bildung, Netzzeitung). Nur 5 von den 20 Millionen Migranten kommen von außerhalb Europas, die Türkei eingeschlossen.
Antwort 6:
Ja, die Zinszahlungen liegen fast doppelt so hoch wie die Entwicklungshilfe, bei 1,8 Billionen Dollar in den letzten 23 Jahren (Schuldenreport, S. 17).
Antwort 7:
100 bis 150 Milliarden Dollar und damit doppelt bzw. dreimal so hoch wie die Entwicklungshilfe ist die Entwicklungsselbsthilfe durch Migranten (Weltmigrationsbericht der UNO, S.26).
Antwort 8:
Die Erwerbsquote von Ausländern lag immer und liegt noch heute über der von Deutschen. Obwohl einige Hunderttausend Flüchtlinge gar nicht arbeiten dürfen (Bericht Bundesbeauftragte, S. 578).
Antwort 9:
Für Ausländer existiert ein spezielles Ausländerrecht, das im Zuwanderungsgesetz zusammengefasst ist. In vielen Bereichen sind die Ausländer nur mit minderen Sonderrechten ausgestattet. Das reicht vom fehlenden Wahlrecht über die eingeschränkte Versammlungs- und Meinungsfreiheit bis zum geringeren Schutz von Ehe und Familie.
Antwort 10:
Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge werden gesundheitlich nur versorgt, wenn sie akute Schmerzen haben. Von Prophylaxe oder Rehabilitation sind sie ausgeschlossen. So legt es das Asylbewerberleistungsgesetz fest. Die Arbeitsaufnahme ist ihnen nach demselben Gesetz in der Regel verboten.
Quellen:
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Bericht; August 2005; Berlin 2005
(email-Bestelladresse: as@bmfsfj.bund.de).
WEED, Schuldenreport 2004, Berlin 2004 (www.weed-online.org).
Migration in an interconnected world: New directions for action
REPORT OF THE GLOBAL COMMISSION ON INTERNATIONAL MIGRATION
OCTOBER 2005 (www.gcim.org/en/).
Stefan Alscher, Migration nach Europa und Europäische Migrationspolitik (Bundeszentrale für Politische Bildung, Netzzeitung; http://www.bpb.de/themen/QIQJ69)
Online-Flyer Nr. 39 vom 12.04.2006
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