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Aktueller Online-Flyer vom 16. Mai 2024  

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Krieg und Frieden
Frankfurter Airtec-Messe in Verruf
Mordsgeschäfte
Von Hans-Dieter Hey

Am gestrigen Dienstag, dem 3. November, protestierten Menschen verschiedener Organisationen gegen die Präsentation von Militärprodukten auf der diesjährigen AIRTEC der Frankfurter Messe. Vom Aufsichtsrat der Messe wird gefordert, die ausgestellten Kriegsgüter für unerwünscht zu erklären.




Vom 3. bis 5. November findet zum vierten Mal auf dem Frankfurter Messegelände die AIRTEC statt, eine Fachmesse der Zulieferindustrie für Luft- und Raumfahrt. Dazu gehört der „Themenpark UAV-World“, in dem Drohnen als unbemannte Flugobjekte präsentiert werden und ein Mikrodrohnenwettbewerb stattfinden soll.
 
Neben Anwendungen im zivilen Bereich werden Drohnen primär für militärische Zwecke entwickelt. Der Einsatz dieser modernen Kriegsmaschinerie auf dem Gefechtsfeld soll eine „saubere Kriegsführung“ mit angeblich minimalen Auswirkungen ermöglichen. Aktuelle Beispiele ihrer Anwendung finden sich im „Krieg gegen den Terror“ in Irak und Pakistan. Ihr Einsatz zeigt allerdings klar, dass diese „saubere Kriegsführung“ eine Illusion ist. Krieg bleibt mörderisch, da er als „moderner“ Krieg mehrheitlich die Zivilbevölkerung trifft.


Fotos: Dietmar Treber
 
Die Veranstalter der Protestaktion weisen darauf hin, dass der globale Rüstungsaufwand im Jahr 2007 bereits 1.339 Milliarden Dollar betrug, das sind 2,5 Prozent des gesamten Welt-Sozialproduktes. Damit koste jeden Menschen die Rüstung im Jahr 2007 ca. 202 Dollar. Für die Verwirklichung der von der UNO ausgegebenen Millenniums-Ziele zur Halbierung der Armut wären lediglich 20 Dollar pro Erdenbewohner nötig. Dies zeige, dass sich die militärische Entwicklung auf dem Holzweg befindet. Die Protestierenden treten deshalb für zivile, nichtmilitärische Konfliktlösungen ein.

Vom Aufsichtsrat der Messe fordern sie daher, er solle „in seinen Vertragsbedingungen mit der Gastmesse AIRTEC die Präsentation militärischer Güter für unerwünscht erklären“.
Frankfurt sei vor allem auch die Stadt der Bücher, die verfolgte SchriftstellerInnen aufnimmt und einen Friedenspreis für SchülerInnen ausschreibt. Die Bürgermeisterin engagiere „sich bei den „Mayors for  Peace“. Dazu passe es nicht, wenn militärische Güter und Aussteller auf der Messe präsentiert würden, so die DemonstrantInnen.
 
Im Jahr 2007 protestierten Pax Christi und die „Ordensleute für den Frieden“ gegen die Präsentation der Drohnen mit einer Mahnwache vor dem Messegelände. In der Stadtverordnetenversammlung wurde ein entsprechender Antrag der Flughafenausbaugegner, gegen die Stimmen von FAG, Linker, SPD und zwei Stimmen der freien Wähler von CDU, Grünen, FDP, Republikanern und NPD abgelehnt.
 
2008 wandte sich ein breites Bündnis aus der Frankfurter Zivilgesellschaft mit der Bitte um ein Gespräch an den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung der Frankfurter Messe. Die Messe Frankfurt teilte mit, auf die inhaltliche Ausrichtung einer Gastmesse keinen Einfluss zu nehmen. Dr. Alois Rhiel, stellvertetender Aufsichtsratsvorsitzender und Hessischer Wirtschaftsminister, hält die Präsentation von Drohnen für durchaus vertretbar, weil sie die Folgen militärischer Einsätze zum Beispiel in Afghanistan möglichst klein hielten. Die Demonstranten befürchten dagege „dass Einschätzungen dieser Art die Hemmschwelle für militärische Konfliktlösungen weiter senken“.
 
In diesem Jahr reagierte die Messe Frankfurt nicht auf eine Gesprächsanfrage zum Thema AIRTEC. Im September 2009 wurde aufgrund von „Aufklärungsfotos“ einer Drohne in Afghanistan die Entscheidung getroffen, einen gestohlenen Tanklastzug zu bombardieren. Weit über hundert Menschen – meist Zivilisten - wurden dabei getötet. Seit Anfang August 2009 ist die Drohne KZO mit einer Hardware der Firma Rheinmetall und Steuerungssystemen der Firma  EADS/Daimler in Afghanistan im Einsatz.

Unterzeichner der Protestnote sind Thomas Carl Schwoerer, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK), Birgit Wehner von Pax Christi, Bistumsstelle Limburg, Mechthild Gunkel, Pfarrerin für Friedensarbeit im Zentrum Ökumene der EKHN,  Dr. Gunter Volz von der Pfarrstelle für gesellschaftliche Verantwortung der EKHN/Dek.Süd/Mitte-Ost, Matthias Jochheim, Vorstandsmitglied der deutschen IPPNW-Sektion, Peter Bautsch von der Attac-Arbeitsgemeinschaft Globalisierung und Krieg aus Frankfurt, und Gregor Böckermann von der Initiative Ordensleute für den Frieden. (HDH)

Online-Flyer Nr. 222  vom 04.11.2009

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