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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Inland
Übernahme von Schering durch BAYER soll 6.000 Arbeitsplätze kosten
Mogelpackung Klimaschutz
Von Hildegard Miensopust

Als "weißer Ritter", der die "feindliche Übernahme" von Schering durch Merck verhinderte, stand die BAYER AG eine Woche lang im Mittelpunkt des Medien- und Börsianer-Interesses. Dass die Angaben des Konzerns zur Senkung der CO2-Emissionen von Umweltverbänden als "klimaschutzpolitische Mogelpackung" bezeichnet werden, interessiert die Medien weniger.

6.000 Stellen weniger - Gewinnsteigerung von 19 auf 25 Prozent

Kritiker des Konzerns lehnen den Kauf der Schering AG ab, weil dieser zu Lasten der Belegschaft gehen dürfte. Axel Köhler-Schnura von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: "Wir lehnen steigende Profite auf Kosten von Arbeitsplätzen ab. Die Pharma-Industrie sollte sich darauf konzentrieren, wirksame und ungefährliche Produkte anzubieten." Bayer-Chef Wenning hat im Fall einer Übernahme von Schering den Wegfall von 6.000 Stellen angekündigt - dadurch solle der Gewinn vor Steuern von 19% auf 25% steigen. "Das Geld für die Übernahme nimmt BAYER auch aus den Rationalisierungsprogrammen der vergangenen Jahre, die gerade im Pharma-Bereich Tausende Arbeitsplätze gekostet haben", so Köhler-Schnura weiter. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten des Bayer-Konzerns in den letzten zehn Jahren von über 140.000 auf heute knapp 94.000 gefallen.

Wegen tödlicher Nebenwirkungen vom Markt

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren dokumentiert seit 25 Jahren Mißstände, die vom Leverkusener Konzern ausgehen. In Gegenanträgen des Vereins zur BAYER-Hauptversammlung am 28. April wird vor allem die seit Jahren zu beobachtende Ausgliederung und Schließung von Betriebsteilen kritisiert.

In der Kritik stehen auch risikoreiche und unnütze Pharmaprodukte des Unternehmens. So gehen laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von dem Bayer-Präparat Trasylol erhebliche Gesundheitsgefahren aus - die Nebenwirkungen reichen von Nierenversagen über Schlaganfälle bis zu Herzinfarkten. Der Verzicht auf die Arznei könnte laut Aussage der Autoren jährlich rund 10.000 Menschen den Ausfall der Nieren ersparen.  Eine Reihe weiterer Bayer-Pharmazeutika wie Glucobay, Adalat, Lipobay und Phenylpropanolamin werden als weitgehend überflüssig bewertet bzw. mussten wegen tödlicher Nebenwirkungen vom Markt genommen werden.

Werner Wenning - 6.000 Arbeitsplätze bringen satten Gewinn
Werner Wenning - 6.000 Arbeitsplätze bringen satten Gewinn
Foto: NRhZ-Archiv



Kohlendioxid-Emissionen kaum gesunken

Umweltverbände fordern den BAYER-Konzern auf, irreführende Aussagen zum Thema Klimaschutz zu unterlassen und belastbare Zahlen zum CO2-Ausstoß des Unternehmens vorzulegen. BAYER behauptet in seinen Publikationen, die "Emission von Treibhausgasen seit Beginn der 90er Jahre um mehr als 60 Prozent reduziert" zu haben. Der Konzern unterschlägt dabei jedoch, dass die vermeintliche Reduktion zum größten Teil auf den Verkauf einer Tochterfirma sowie auf den gestiegenen Fremd-Bezug von Energie zurückzuführen ist. Betrachtet man die komplette Produktionskette inklusive der Zulieferer, so sind die Kohlendioxid-Emissionen kaum gesunken.

Dirk Jansen, BUND-Geschäftsleiter: "Der BAYER-Nachhaltigkeitsbericht beinhaltet viel heiße Luft und ist eine klimaschutzpolitische Mogelpackung. Aktive Klimaschutzbemühungen sind kaum ersichtlich, stattdessen wird die CO2-Bilanz mit Hilfe von Rechentricks schön gerechnet. Wenn BAYER Glaubwürdigkeit für sich beanspruchen will, gehören die absoluten Kohlendioxid-Emissionen entlang der gesamten Produktionskette auf den Tisch."

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: "Mit buchhalterischen Tricks lässt sich die Erderwärmung nicht stoppen. Wir fordern den Konzern auf, die bewusste Irreführung der Öffentlichkeit zu unterlassen und den Ressourcen-Verbrauch drastisch zu senken."

Werner Wenning - 6.000 Arbeitsplätze bringen satten Gewinn
CBG-Demonstration
Foto: NRhZ-Archiv



Out-sourcing brachte "Reduzierung"

Die Kritik der Umweltverbände wird von der Unternehmensberatung Arthur D. Little untermauert. In einer Evaluierung des BAYER Nachhaltigkeitsberichts heißt es: "Zusätzlich zum Energieverbrauch werden auch die CO2-Emissionen berichtet. Allerdings ist diese Information von begrenzter Relevanz, weil Emissionen aus der Produktion extern erzeugter Energie nicht berücksichtigt werden und die berichtete Reduzierung zum Teil aus dem zunehmenden "Out-sourcing" der eigenen Energieerzeugung resultiert."

BAYER nutzt die frisierte Klimabilanz gezielt für die Öffentlichkeitsarbeit. Der Konzern wurde kürzlich in den Climate Leadership Index aufgenommen, den "ersten weltweiten Klimaschutz-Aktienindex". Auch in "Nachhaltigkeits-Fonds" wie dem Sustainability World Index ist das Unternehmen aufgrund seiner Klimabilanz enthalten. Im Dezember wurde BAYER gar mit dem "Low Carbon Leaders Award" ausgezeichnet. Die Presse berichtete ausführlich - stets mit dem Hinweis auf die angeblich "um 60 Prozent reduzierten Klima-Emissionen".

10 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich

In der Realität bleibt die Chemische Industrie hierzulande nach Strom- und Metallproduktion der Klimakiller Nummer 3. Allein BAYER emittiert inklusive der Zulieferer rund 10 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich. Prof. Jürgen Rochlitz, Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission für Anlagensicherheit: "BAYER will augenscheinlich davon ablenken, dass das Unternehmen nach wie vor zu den großen Klimasündern in Deutschland gehört. Nicht einmal der Konkurrent BASF, wahrlich kein Vorbild in Sachen Umweltschutz, rechnet seine Bilanz derartig schön. Aufgrund der irreführenden Behauptungen zum Klimaschutz muss BAYER aus allen Nachhaltigkeits- und Ethik-Fonds ausgeschlossen werden."

Mehr über die Vorbereitung der Hauptversammlung unter www.cbgnetwork.org



Online-Flyer Nr. 37  vom 28.03.2006

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