NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 23. April 2024  

zurück  

Filmclips
Kein Wort zum Überfall auf Polen
Von Peter Kleinert



Deschner FilmclipNach dem Einmarsch in die Tschechoslowakei begann das nationalsozialistische Deutsche Reich mit dem Überfall auf das katholische Polen am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg. Weder dazu noch zu der Rolle, die der Vatikan dabei vor 70 Jahren gespielt hatte, wurde vor dem aktuellen Jahrestag eine Erklärung aus Rom bekannt. Deshalb finden Sie in dieser Ausgabe einen Beitrag des Kirchenkritikers Karlheinz Deschner aus der Fernsehreihe "Das Wort am Sonntag: Mit Gott und den Faschisten".

Einige Monate vor dem Überfall auf Polen, am 2. März, hatte der ehemalige Nuntius des Vatikan in Deutschland, Eugenio Pacelli, als Pius XII. den „Heiligen Stuhl“ in Rom bestiegen - begrüßt vom Auswärtigen Amt in Berlin wie von der gesamten deutschen Nazipresse. Der zwölfte Pius, so Karlheinz Deschner, stets auf Ausgleich und Vermittlung mit Hitler bedacht, empfing als ersten Botschafter den deutschen und gab auch seine Wahl, wie er selbst betonte, als erstem Staatsoberhaupt dem "Führer” bekannt. Nach dessen fast siebenjähriger Terrorherrschaft - auch die "Reichskristallnacht”, war schon vorüber - erflehte er für den Diktator „mit den besten Wünschen den Schutz des Himmels und den Segen des Allmächtigen Gottes” wie ein päpstliches Schreiben belegt.  
 
Zuerst die Tschechoslowakei

Kurz nach Pacellis Wahl fielen Hitlers Truppen in die Tschechoslowakei ein. Versuche, den Papst zum Anschluss an die Proteste der demokratischen Staaten zu bewegen, lehnte Pius XII., wie der deutsche Vatikan-Botschafter nach Berlin telegrafierte, „sehr entschieden ab”. Dagegen wünschte er allen kundzutun, „wie sehr er Deutschland schätze“.
 
Vor dem "Anschluss” Danzigs, der den Überfall auf Polen einleitete, kam der Papst, so Deschner, Hitler erneut entgegen: vor allem durch die Umbesetzung des Danziger Bischofsstuhles, worauf eine enge Zusammenarbeit des neuen Bischofs Maria Splett mit der NSDAP und der Gestapo begann, die das Entlassen, Verfolgen und massenweise Ermorden polnischer Priester zur Folge hatte. 
 
Auch kein Wort zu Polen

Deschner: „Gewiss sah Pius XII. Polen nur ungern in den Händen der antiklerikalen Nazis. Gewiss hätte er einen Krieg gegen Polen lieber verhindert, hätte er einen gemeinsamen Waffengang von Deutschland und Polen gegen die Sowjetunion überaus begrüßt. Gewiss missbilligte er schließlich matt die deutschen Religionsverfolgungen im Osten. Doch er hatte die Warschauer Regierung immer weiter zu Konzessionen zu bewegen versucht, sodann die Aggression selbst nie verurteilt. Er verhielt sich wie schon bei der Besetzung der Tschechoslowakei. Er schwieg selbst zur Bombardierung und Zerstörung der polnischen Städte. Er brachte kein Wort über die Lippen, als die polnische Geheimpresse ihn immer häufiger beschuldigte. Dafür erklärte sein Staatssekretär: „Die Tatsachen sprechen für sich; lassen wir sie erst einmal sprechen.”
 
In zwölf Folgen zu je gut zehn Minuten seines "Wort am Sonntag“ unter dem Serientitel "Mit Gott und den Faschisten - Zur Politik der Päpste im 20.Jahrhundert" bewies Deutschlands bedeutendster Kirchenkritiker 1993 in dem damals von der NRW-Landesregierung noch genehmigten unabhängigen Fernsehfenster KANAL 4 auf RTL, dass die „Stellvertreter Gottes" im Vatikan, von Leo XIII. bis Pius XII. wesentlich zur Herrschaft des Faschismus in Italien, Spanien, Deutschland und Jugoslawien und damit zu den politischen Katastrophen und zum Völkermord im 20. Jahrhundert beigetragen haben. Auch der aktuelle "Heilige Vater“ wird nur sehr ungern an diese Haltung seiner Vorgänger erinnert.
 
In Folge X beschreibt Deschner das Wirken Pius XII. während der Einmärsche von Hitlers Truppen in die Tschechoslowakei, in Polen und Norwegen. Im weiteren Verlauf des damit begonnenen Zweiten Weltkriegs lieferte der hier im Foto Soldaten begrüßende katholische Geistliche und Ministerpräsident der Slowakei, Tiso, Hitler drei Divisionen und versprach noch im Herbst 1944: „Die Slowakei wird an der Seite der Achsenmächte bis zum Endsieg stehen." (PK)
 
Autor: Karlheinz Deschner, Auftraggeber: KANAL 4, 1993, 10,16 min., Regie: Peter Kleinert und Marianne Tralau, Kamera: Tom Kaiser, Ton: Lars Klietsch, Stephan Thonett, Schnitt: Peter Kleinert, Produktionsleitung: Peter Kleinert.
 
Karlheinz Deschner, 1924 in Bamberg geboren, im Krieg Soldat, studierte Jura, Theologie, Philosophie, Literaturwissenschaft und Geschichte. Über seine literarischen, literatur- und kirchenkritischen Werke informieren auch der Dokumentarfilm „Im Grunde bin ich ein aus lauter Zweifeln bestehender gläubiger Mensch" und die Reportage „Ketzerverbrennung" von KAOS Film- und Video-Team Köln.
 
NRhZ-Leser können die komplette Serie für 19,95 Euro beim KAOS Kunst- und Video-Archiv für den privaten Gebrauch bestellen: info@kaos-Archiv.de, www.kaos-archiv.de.

Foto: Der katholische Geistliche und Ministerpräsident der Slowakei, Tiso.
Quelle: KAOS-Archiv

 

Clip downloaden (mit Rechtsklick - "Ziel speichern unter...")

Online-Flyer Nr. 213  vom 23. April 2024



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE