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Arbeit und Soziales
Immer mehr Auszubildende werden als billige Arbeitskräfte missbraucht.
Mehr als eine Million Lehrstellen fehlen
Von Franz Kersjes
Seit etwa 20 Jahren verringert sich die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen kontinuierlich. Von den 948.200 Abgängern aus allgemein bildenden Schulen erhielten im vergangenen Jahr lediglich 550.180 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag; das sind 22.800 bzw. vier Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Der Anteil der Jugendlichen, die nach Verlassen der allgemein bildenden Schulen in schulischen Einrichtungen oder in berufsvorbereitenden Maßnahmen eine berufliche Grundbildung erwerben, ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Junge Leute werden nach der Schule zunehmend in "Warteschleifen" abgedrängt. In den vergangenen zwölf Jahren stieg die Zahl der Schüler/innen im Berufsvorbereitungsjahr um 43.400 auf 80.600. Das ist eine Steigerung um 117 Prozent. Im Berufsgrundbildungsjahr wuchs die Zahl um 16.800 auf 48.100 (plus 53 Prozent). Außerdem werden zurzeit 195.000 Jugendliche in weiteren Kursen und Lehrgängen ausgebildet, die zu keinem qualifizierenden Abschluss führen. Die Steigerungsrate beträgt in diesem Fall 77 Prozent.
Viele junge Menschen haben ohne Vermittlung durch die Bundesagentur für Arbeit Ausbildungsstellen gefunden; andere haben allerdings resigniert, oder sie arbeiten nur gelegentlich und sind nicht als Arbeitslose registriert. Lediglich ca. 600.000 Jugendliche unter 25 Jahren sind offiziell arbeitslos gemeldet. Fast 500.000 junge Leute befanden sich laut Berufsbildungsbericht 2004 in umstrittenen Bildungsmaßnahmen ohne Aussicht auf Lehrstellen. Fachleute schätzen, dass der Anteil der Jugendlichen, der dauerhaft ohne voll qualifizierenden Berufsabschluss bleibt, weiter steigt. In den Vorjahren waren das etwa elf Prozent der deutschen Jugendlichen und 38 Prozent der jungen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit.
In diesem Jahr werden rund 960.000 Jugendliche eine Berufsausbildung suchen. Die Weigerung von Industrie, Handel, Handwerk und Verwaltung, allen interessierten Jugendlichen eine qualifizierte berufliche Erstausbildung zu ermöglichen, muss dringend zu spürbaren Konsequenzen führen. Der so genannte Ausbildungspakt von Wirtschaft und Politik ist gescheitert! Nur 23 Prozent der Betriebe beteiligen sich noch an der Ausbildung im dualen System. Die Unternehmer und ihre Verbände sind ihrer Verantwortung für eine berufliche Qualifizierung junger Menschen bei weitem nicht gerecht geworden. Das duale System - mit der praktischen Ausbildung im Betrieb und der Vermittlung des theoretischen Ausbildungsteils in der Berufsschule - kann die Anforderungen nicht mehr erfüllen. Besonders die betriebliche Ausbildung ist teilweise miserabel. Immer mehr Auszubildende werden als billige Arbeitskräfte missbraucht.
Das gesamte Berufsbildungssystem in Deutschland muss grundlegend verändert werden. Zu der erforderlichen Reform gehören auch Initiativen zur beruflichen Weiterbildung. Unverzichtbar ist eine Umlagefinanzierung, die alle Betriebe und Verwaltungen zur Unterstützung beruflicher Bildungsmaßnahmen zwingt. Es muss alles getan werden, um in erster Linie jungen Menschen berufliche Perspektiven zu ermöglichen.
Mehr: www.weltderarbeit.de
Online-Flyer Nr. 36 vom 21.03.2006
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Immer mehr Auszubildende werden als billige Arbeitskräfte missbraucht.
Mehr als eine Million Lehrstellen fehlen
Von Franz Kersjes
Seit etwa 20 Jahren verringert sich die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen kontinuierlich. Von den 948.200 Abgängern aus allgemein bildenden Schulen erhielten im vergangenen Jahr lediglich 550.180 Jugendliche einen Ausbildungsvertrag; das sind 22.800 bzw. vier Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Der Anteil der Jugendlichen, die nach Verlassen der allgemein bildenden Schulen in schulischen Einrichtungen oder in berufsvorbereitenden Maßnahmen eine berufliche Grundbildung erwerben, ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Junge Leute werden nach der Schule zunehmend in "Warteschleifen" abgedrängt. In den vergangenen zwölf Jahren stieg die Zahl der Schüler/innen im Berufsvorbereitungsjahr um 43.400 auf 80.600. Das ist eine Steigerung um 117 Prozent. Im Berufsgrundbildungsjahr wuchs die Zahl um 16.800 auf 48.100 (plus 53 Prozent). Außerdem werden zurzeit 195.000 Jugendliche in weiteren Kursen und Lehrgängen ausgebildet, die zu keinem qualifizierenden Abschluss führen. Die Steigerungsrate beträgt in diesem Fall 77 Prozent.
Viele junge Menschen haben ohne Vermittlung durch die Bundesagentur für Arbeit Ausbildungsstellen gefunden; andere haben allerdings resigniert, oder sie arbeiten nur gelegentlich und sind nicht als Arbeitslose registriert. Lediglich ca. 600.000 Jugendliche unter 25 Jahren sind offiziell arbeitslos gemeldet. Fast 500.000 junge Leute befanden sich laut Berufsbildungsbericht 2004 in umstrittenen Bildungsmaßnahmen ohne Aussicht auf Lehrstellen. Fachleute schätzen, dass der Anteil der Jugendlichen, der dauerhaft ohne voll qualifizierenden Berufsabschluss bleibt, weiter steigt. In den Vorjahren waren das etwa elf Prozent der deutschen Jugendlichen und 38 Prozent der jungen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit.
In diesem Jahr werden rund 960.000 Jugendliche eine Berufsausbildung suchen. Die Weigerung von Industrie, Handel, Handwerk und Verwaltung, allen interessierten Jugendlichen eine qualifizierte berufliche Erstausbildung zu ermöglichen, muss dringend zu spürbaren Konsequenzen führen. Der so genannte Ausbildungspakt von Wirtschaft und Politik ist gescheitert! Nur 23 Prozent der Betriebe beteiligen sich noch an der Ausbildung im dualen System. Die Unternehmer und ihre Verbände sind ihrer Verantwortung für eine berufliche Qualifizierung junger Menschen bei weitem nicht gerecht geworden. Das duale System - mit der praktischen Ausbildung im Betrieb und der Vermittlung des theoretischen Ausbildungsteils in der Berufsschule - kann die Anforderungen nicht mehr erfüllen. Besonders die betriebliche Ausbildung ist teilweise miserabel. Immer mehr Auszubildende werden als billige Arbeitskräfte missbraucht.
Das gesamte Berufsbildungssystem in Deutschland muss grundlegend verändert werden. Zu der erforderlichen Reform gehören auch Initiativen zur beruflichen Weiterbildung. Unverzichtbar ist eine Umlagefinanzierung, die alle Betriebe und Verwaltungen zur Unterstützung beruflicher Bildungsmaßnahmen zwingt. Es muss alles getan werden, um in erster Linie jungen Menschen berufliche Perspektiven zu ermöglichen.
Mehr: www.weltderarbeit.de
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