Filmclips
Umoja
Von Hans-Dieter Hey
Der Kurzfilm von Quentin Kayser und Claudia Rethhaber enthält keine Worte, keine Untertitel, keine Erklärungen, weil er selbsterklärend ist. Doch er trägt die stille Anklage in sich, dass wir Europäer mitverantwortlich für das Geschehen in Afrika sind – beispielsweise indem wir einen ganzen Kontinent sozial unverantwortlich alleine lassen, während wir dort hervorragend Geschäfte machen.
Bei uns und anderenorts geht die Raffgier über Leichen, und dabei auch über afrikanische. Darüber dürfen die freundlichen Szenen im Film nicht hinwegtäuschen, die vor allem durch das Engagement, Fröhlichkeit und Herzblut der Helfer entstanden sind. Einer von ihnen ist Daniel Hartmann. Hans-Dieter Hey führte mit ihm darüber ein Interview – die Redaktion:
Seit wann gibt es das Projekt „Umoja“, und was wird damit bezweckt?
Den Verein Umoja Netzwerk für Afrika e.V. gibt es seit Februar 2008. Das Hauptanliegen besteht darin, den Afrikanern durch Förderung und Durchführung von Projekten und Initiativen zu helfen, sich kulturell, wirtschaftlich und politisch besser orientieren und organisieren zu können und somit unabhängiger von Außenstehenden zu werden. Dabei sollen sie auch neue Ideen und Wege entwickeln, die ihnen ermöglichen, zunehmend von der fortschreitenden Entwicklung des Tourismus zu profitieren, sich dem Klimawandel anzupassen und die Handelsbeziehungen mit regionalen- und überregionalen Unternehmen zu verbessern.
Welche Einzelprojekte hat es bisher gegeben?
Bisher haben wir neben dem Engagement von Claudia Rethaber für das Waisenhaus in Bukoba noch einen Siebdruckworkshop auf Sansibar durchgeführt. Derzeit sind wir dabei ein Hotel-Ranking für einen Ort im Norden Sansibars nach Kriterien zur nachhaltigen Entwicklung im Tourismus zu erstellen, und zudem kooperieren wir mit einer Berliner Organisation, um ebenfalls auf Sansibar kleine Solaranlagen für Haushalte zu installieren. Unsere beiden Hauptprojekte sind im Moment jedoch zwei multidisziplinäre Bildungshäuser in Bafang in Kamerun und Nungwi in Tansania, welche gleichzeitig als Community Center fungieren sollen. Nähere Infos zu unseren Projekten findet man auf der Homepage von Umoja www.umoja-network.com.
Wie sind die Projekte auf Selbsthilfe und Nachhaltigkeit ausgelegt?
Selbsthilfe ist vielleicht zu eng gefasst; es ist mehr, dass wir Menschen mit unseren Projekten zusammen bringen wollen, so dass sie sich gegenseitig durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen helfen können. Man sollte hierbei berücksichtigen, dass die Ideen für unsere Projekte meist von Afrikanern selbst stammen und auch der größte Anteil der Arbeit vor Ort von ihnen selbst durchgeführt werden soll. Die Nachhaltigkeit hängt letztendlich davon ab, ob die Menschen die Unterstützung in Form von Bildung, Vernetzung und Startkapital für Investitionen langfristig nutzen.
Tansania-Fan Claudia Rethaber aus Köln
Foto: H.-D. Hey, gesichter zei(ch/g)en
Aber immer wieder gibt es kleinere oder größere Erfolge. Beispielsweise konnte man für Kinder Betten bauen oder einen Stall für die Kühe mit Drainage, um sie gesund zu erhalten – oder in der Schule zu helfen, ein Projekt für gesunde Ernährung zu starten. Deshalb hat Claudia immer auch wieder „Tumaini“, wie es auf Kisuaheli heißt und soviel wie Hoffnung bedeutet. Und deshalb will sie auch unbedingt wieder zurück: diesmal, um in einem Heim für Behinderte zu helfen, denn Claudia Rethaber ist Heilerziehungspflegerin und macht derzeit ihr Anerkennungsjahr bei der „Kölner Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung“.
Das nächste Ziel ist das Projekt „Tumaini“, mit welchem die Gruppe versucht, mithilfe einer Kooperation aus Kanadiern, Niederländern und NGOs aus Bukoba („Syd“ und „Friends of Tanzania“) den Rest der Summe über Spenden für den dringend notwendigen Anbau eines Waisenhauses zu beschaffen.
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Online-Flyer Nr. 208 vom 29. März 2024