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Wirtschaft und Umwelt
Stefanie Hermsen zum Stopp der Zuschüsse für den Ilisu-Staudamm
Erfolg der Petition?
Von Peter Kleinert
Soll im Wasser des Staudamms versinken – antike Stadt Hasankeyf
Quelle: Manfred-Hermsen-Stiftung
Peter Kleinert: Ihre Stiftung hat gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen in der Internationalen Petition „Rettet Hasankeyf!“ auf die Gefahren des Ilisu-Staudammes für Menschen, Natur, Kultur und archäologische Schätze in der Südost-Türkei verwiesen. Wie viel Unterstützung hat die Petition in der Türkei und in Deutschland gefunden, und haben die üblichen Medien darüber berichtet?
Stefanie Hermsen: Die Petition für die Ausweisung als UNESCO-Welterbe hat sehr viel Aufmerksamkeit erregt und war ein ganz wichtiger Schritt der Kampagne. Wissenschaftler hatten dem Tigris-Tal vor einigen Wochen einen enorm hohen kulturellen Wert bescheinigt, der uns selbst erstaunte. Diese Petition, die nicht nur den Stopp des Ilisu-Staudamms fordert, sondern auch die positive Aussicht eines UNESCO-Welterbes, was einhergehen würde mit dem Aufschwung durch Tourismus und einer reellen Zukunft der Region, haben die Leute gern und sehr spontan unterschrieben. Allein in Bremen wurden innerhalb von drei Wochen 4.000 Unterschriften gesammelt. So haben wir auch kurz vor Ablauf des Ultimatums erstaunlich unkomplizierte Unterstützung prominenter Persönlichkeiten gewinnen können. Siehe Manfred-Hermsen-Stiftung.
Das Medieninteresse war gut und sehr wichtig für die Kampagne. Schließlich merkte man: Ilisu ist vielen Leuten ein Begriff geworden. Vielen Dank an dieser Stelle für Ihre Unterstützung! Die Petition läuft übrigens so lange, bis der Staudamm verhindert ist und sollte weiterhin rege unterzeichnet werden. Siehe "Stop Ilisu!"
PK: Denken Sie, dass die Petition Einfluss auf die Entscheidung der drei europäischen Regierungen und ihrer staatlichen Exportkreditagenturen hatte? Oder gehört dieser Rückzieher eher zu den Sparmaßnahmen angesichts der Krise?
SH: Die Petition und ihre Verbreitung ist eine von ganz vielen Aktivitäten der internationalen Stop-Ilisu-Kampagne, aber gewiss eine wichtige, denn hier konnte und kann immer noch(!) jeder problemlos Stellung für das Welterbe und gegen den Staudamm beziehen. Ja, ich bin davon überzeugt, dass die ganze Kampagnenarbeit der verschiedenen Akteure in den letzten Jahren zu dieser Entscheidung geführt hat. Ohne dieses Projekt stetig ins Licht der Öffentlichkeit gerückt zu haben, wären gar nicht erst die 153 Auflagen an die Exportkredithaftungen geknüpft worden, deren Nichterfüllung jetzt als Grund des europäischen Ausstiegs angegeben wurde. Ich glaube nicht, dass die Finanzkrise zum Ausstieg beigetragen hat. Im Gegenteil: Der Ilisu-Staudamm galt als sicheres Geschäft. Es ist die öffentliche Meinung, die sich auch über die Petition kundgetan hat und die verhindert hat, dass sich Europa bei Ilisu an einem Unrecht beteiligt.
PK: Die türkische Regierung von Ministerpräsident Erdogan hat inzwischen einigermaßen empört erklärt, sie werde den Staudamm trotzdem weiter bauen. Warum tut sie das, obwohl dieses Milliardenprojekt ja auch im eigenen Land umstritten ist und gar nicht von ihr in Gang gebracht wurde? Geht es ihr da nur um eine bessere Wasserversorgung der Bevölkerung, vor allem der Landwirtschaft?
SH: Ja, wie sollte die Türkei auch anders reagieren als trotzig? Das wundert mich gar nicht. Wahrscheinlich hat sich die türkische Regierung schon von den 153 Bedingungen, die das Projekt ein wenig weniger katastrophal machen sollten, beleidigt gefühlt. Dann hat sie sich – aus ihrer Sicht – herabgelassen, ein ganz klein wenig für die Erfüllung dieser Auflagen zu tun und steht nun doch wie ein Verlierer da. Niemals hätten die Europäer diesen schädlichen und obendrein unmodernen Ilisu-Staudamm unterstützen dürfen! Zurück zu Ihrer Frage: Wir glauben weiterhin daran, dass der Staudamm in der Türkei gestoppt wird. Von Tag zu Tag lehnen sich in der Türkei immer mehr Menschen dagegen auf. Durch die europäische Entscheidung und die internationale Unterstützung hat die innertürkische Kampagne einen guten Auftrieb bekommen. Das wird die Regierung irgendwann nicht mehr ignorieren können. Nun hat sie erst mal mit starker Rezession im eigenen Land zu kämpfen und wird Zeit brauchen, um die fehlenden Mittel aufzutreiben. Könnte die Türkei Ilisu aus eigenen Mitteln finanzieren, hätte sie es erst recht schon vor zwei Jahren gekonnt und sich nicht den Bedingungen der Europäer unterworfen.
Widerstand vor Ort sieht sich gestärkt
Bild: NRhZ-Archiv
Nein, der Staudamm wird der Region nicht zu Gute kommen. Er soll Spitzenstrom für Industrien in Ankara liefern, welcher im Übrigen am besten durch Einsparung gewonnen werden könnte: Sollten die Türken ihr marodes Leitungssystem sanieren und ihren Stromverlust von derzeit 21 auf 11% reduzieren, könnten sie drei Staudämme vom Typ Ilisu einsparen.
Bewässerung von Feldern aus dem Stausee würde nach und nach zur Versalzung und Unfruchtbarkeit der Böden führen. Das zeigt die Erfahrung am Euphrat. Wahrscheinlich geht es der Regierung vor allem um Macht über das Wasser und damit über die Nachbarländer. Im Irak würde der Tigris nicht mehr als Fluss ankommen, sondern als kümmerliches Rinnsal! Das schwillt dann, immer wenn im Stausee das Wasser abgelassen wird, als riesige Welle unnatürlich hoch an, bis das Wasser wieder versiegt. Wie sollen sich Mensch und Natur daran anpassen? Die eine Region würde also im Stausee versenkt und der anderen würde das Wasser entzogen. Die Einsprüche der Iraker hatten alle Beteiligten die ganze Zeit seelenruhig ignoriert. Dabei wären die Auswirkungen bis in den Südosten des Irak zu spüren: Die weltweit einzigartigen Mesoptamischen Marschen, ein riesiges Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung, Rastplatz von Millionen Zugvögeln, würde austrocknen, kaum dass sie vor wenigen Jahren mit immensem Aufwand aus UNEP-Mitteln renaturiert worden sind. Wir rechnen damit, dass, sollte der Ilisu-Staudamm zu Fall gebracht werden, auch andere zerstörerische Megastaudämme in der Türkei nicht verwirklicht werden. Ilisu ist die Spitze des Eisbergs.
PK: Werden Sie und die anderen Organisationen sich weiter in diesem Widerstandsprojekt Ilisu/Hasankeyf engagieren?
SH: Ja, natürlich! Jetzt nach diesem immens wichtigen Etappensieg werden wir uns doch nicht zurückziehen, sondern alles daran setzen, den Staudamm endgültig zu verhindern. So nahe wie jetzt war die Kampagne ihrem Ziel noch nie.
PK: Ihre Stiftung sitzt ja in Deutschland, in Bremen. Was hat Sie dazu bewogen, sich an gerade an dieser Kampagne so engagiert zu beteiligen? Es gibt ja auch in Deutschland jede Menge Probleme. Welche Schwerpunkte hat Ihre Stiftung außerdem?
SH: Flüsse sind ein Schwerpunkt innerhalb unserer Stiftung. Wir tun auch etwas für unsere heimischen Gewässer. Beim Tigris können wir jedoch mit unseren Mitteln mehr bewegen: Es handelt sich um den größten Fluss Vorderasiens, der noch einigermaßen intakt ist (der Euphrat ist durch eine Kette von Stauseen schon kaum noch Fluss zu nennen). Da kann man doch seiner Zerstörung nicht tatenlos zusehen! Es geht bei dem vom Staudamm bedrohten Zweistromland auch um die Wurzeln unserer morgen- und abendländischen Kultur. Am Tigris sind die ersten Siedlungen und der Ackerbau entstanden. Die Welt wäre ärmer, wenn es das Tigris-Tal und Hasankeyf nicht mehr gäbe! Das Engagement am Tigris hat noch einen Grund: Es war schlicht ein großes Unrecht, dass sich Deutschland an “Ilisu“ beteiligen wollte, obwohl solch ein Projekt nach unserem Recht und unseren Werten in Deutschland niemals durchgeführt werden würde. Deutschland darf nicht in anderen Ländern Projekte unterstützen, die wir hier nicht haben wollen. Deshalb ist “Ilisu“ auch ein deutsches Projekt.
PK: Die Stiftung existiert seit dem Jahr 2001. Können Sie seither bereits Erfolge verzeichnen?
SH: Ja, das können wir! Mit zahlreichen Partnern im In- und Ausland haben wir Naturschutzarbeit erfolgreich umgesetzt und es entwickelt sich daraus oft etwas Neues. Wir leisten meist Hilfe zur Selbsthilfe, schieben also Naturschutz an. So z.B. bei unserem Wildkatzenprojekt am Ätna auf Sizilien, wo wir durch Umweltbildung für Kinder und Öffentlichkeitsarbeit den Bau touristischer Infrastruktur (Skipisten u.ä.) verhindern konnten und der Naturpark sich nun der Wildkatze annimmt und den Schutz dieser gefährdeten Art auf seinem Territorium selbst in die Hand nimmt. Aber manchmal ergibt sich auch ein langfristiges Engagement: Aus der einmaligen Hilfe für den Bystrinskii-Naturpark auf Kamtschatka zur Bekämpfung von Lachswilderei hat sich ein kontinuierliches Volontärprogramm für junge Menschen entwickelt, die dort im Fernen Osten Russlands ein Jahr im Naturschutz arbeiten. Das ist ein sehr schönes Projekt und gibt auch viel zurück. (PK)
Online-Flyer Nr. 206 vom 15.07.2009
Stefanie Hermsen zum Stopp der Zuschüsse für den Ilisu-Staudamm
Erfolg der Petition?
Von Peter Kleinert
Soll im Wasser des Staudamms versinken – antike Stadt Hasankeyf
Quelle: Manfred-Hermsen-Stiftung
Peter Kleinert: Ihre Stiftung hat gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen in der Internationalen Petition „Rettet Hasankeyf!“ auf die Gefahren des Ilisu-Staudammes für Menschen, Natur, Kultur und archäologische Schätze in der Südost-Türkei verwiesen. Wie viel Unterstützung hat die Petition in der Türkei und in Deutschland gefunden, und haben die üblichen Medien darüber berichtet?
Stefanie Hermsen: Die Petition für die Ausweisung als UNESCO-Welterbe hat sehr viel Aufmerksamkeit erregt und war ein ganz wichtiger Schritt der Kampagne. Wissenschaftler hatten dem Tigris-Tal vor einigen Wochen einen enorm hohen kulturellen Wert bescheinigt, der uns selbst erstaunte. Diese Petition, die nicht nur den Stopp des Ilisu-Staudamms fordert, sondern auch die positive Aussicht eines UNESCO-Welterbes, was einhergehen würde mit dem Aufschwung durch Tourismus und einer reellen Zukunft der Region, haben die Leute gern und sehr spontan unterschrieben. Allein in Bremen wurden innerhalb von drei Wochen 4.000 Unterschriften gesammelt. So haben wir auch kurz vor Ablauf des Ultimatums erstaunlich unkomplizierte Unterstützung prominenter Persönlichkeiten gewinnen können. Siehe Manfred-Hermsen-Stiftung.
Das Medieninteresse war gut und sehr wichtig für die Kampagne. Schließlich merkte man: Ilisu ist vielen Leuten ein Begriff geworden. Vielen Dank an dieser Stelle für Ihre Unterstützung! Die Petition läuft übrigens so lange, bis der Staudamm verhindert ist und sollte weiterhin rege unterzeichnet werden. Siehe "Stop Ilisu!"
PK: Denken Sie, dass die Petition Einfluss auf die Entscheidung der drei europäischen Regierungen und ihrer staatlichen Exportkreditagenturen hatte? Oder gehört dieser Rückzieher eher zu den Sparmaßnahmen angesichts der Krise?
SH: Die Petition und ihre Verbreitung ist eine von ganz vielen Aktivitäten der internationalen Stop-Ilisu-Kampagne, aber gewiss eine wichtige, denn hier konnte und kann immer noch(!) jeder problemlos Stellung für das Welterbe und gegen den Staudamm beziehen. Ja, ich bin davon überzeugt, dass die ganze Kampagnenarbeit der verschiedenen Akteure in den letzten Jahren zu dieser Entscheidung geführt hat. Ohne dieses Projekt stetig ins Licht der Öffentlichkeit gerückt zu haben, wären gar nicht erst die 153 Auflagen an die Exportkredithaftungen geknüpft worden, deren Nichterfüllung jetzt als Grund des europäischen Ausstiegs angegeben wurde. Ich glaube nicht, dass die Finanzkrise zum Ausstieg beigetragen hat. Im Gegenteil: Der Ilisu-Staudamm galt als sicheres Geschäft. Es ist die öffentliche Meinung, die sich auch über die Petition kundgetan hat und die verhindert hat, dass sich Europa bei Ilisu an einem Unrecht beteiligt.
PK: Die türkische Regierung von Ministerpräsident Erdogan hat inzwischen einigermaßen empört erklärt, sie werde den Staudamm trotzdem weiter bauen. Warum tut sie das, obwohl dieses Milliardenprojekt ja auch im eigenen Land umstritten ist und gar nicht von ihr in Gang gebracht wurde? Geht es ihr da nur um eine bessere Wasserversorgung der Bevölkerung, vor allem der Landwirtschaft?
SH: Ja, wie sollte die Türkei auch anders reagieren als trotzig? Das wundert mich gar nicht. Wahrscheinlich hat sich die türkische Regierung schon von den 153 Bedingungen, die das Projekt ein wenig weniger katastrophal machen sollten, beleidigt gefühlt. Dann hat sie sich – aus ihrer Sicht – herabgelassen, ein ganz klein wenig für die Erfüllung dieser Auflagen zu tun und steht nun doch wie ein Verlierer da. Niemals hätten die Europäer diesen schädlichen und obendrein unmodernen Ilisu-Staudamm unterstützen dürfen! Zurück zu Ihrer Frage: Wir glauben weiterhin daran, dass der Staudamm in der Türkei gestoppt wird. Von Tag zu Tag lehnen sich in der Türkei immer mehr Menschen dagegen auf. Durch die europäische Entscheidung und die internationale Unterstützung hat die innertürkische Kampagne einen guten Auftrieb bekommen. Das wird die Regierung irgendwann nicht mehr ignorieren können. Nun hat sie erst mal mit starker Rezession im eigenen Land zu kämpfen und wird Zeit brauchen, um die fehlenden Mittel aufzutreiben. Könnte die Türkei Ilisu aus eigenen Mitteln finanzieren, hätte sie es erst recht schon vor zwei Jahren gekonnt und sich nicht den Bedingungen der Europäer unterworfen.
Widerstand vor Ort sieht sich gestärkt
Bild: NRhZ-Archiv
Nein, der Staudamm wird der Region nicht zu Gute kommen. Er soll Spitzenstrom für Industrien in Ankara liefern, welcher im Übrigen am besten durch Einsparung gewonnen werden könnte: Sollten die Türken ihr marodes Leitungssystem sanieren und ihren Stromverlust von derzeit 21 auf 11% reduzieren, könnten sie drei Staudämme vom Typ Ilisu einsparen.
Bewässerung von Feldern aus dem Stausee würde nach und nach zur Versalzung und Unfruchtbarkeit der Böden führen. Das zeigt die Erfahrung am Euphrat. Wahrscheinlich geht es der Regierung vor allem um Macht über das Wasser und damit über die Nachbarländer. Im Irak würde der Tigris nicht mehr als Fluss ankommen, sondern als kümmerliches Rinnsal! Das schwillt dann, immer wenn im Stausee das Wasser abgelassen wird, als riesige Welle unnatürlich hoch an, bis das Wasser wieder versiegt. Wie sollen sich Mensch und Natur daran anpassen? Die eine Region würde also im Stausee versenkt und der anderen würde das Wasser entzogen. Die Einsprüche der Iraker hatten alle Beteiligten die ganze Zeit seelenruhig ignoriert. Dabei wären die Auswirkungen bis in den Südosten des Irak zu spüren: Die weltweit einzigartigen Mesoptamischen Marschen, ein riesiges Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung, Rastplatz von Millionen Zugvögeln, würde austrocknen, kaum dass sie vor wenigen Jahren mit immensem Aufwand aus UNEP-Mitteln renaturiert worden sind. Wir rechnen damit, dass, sollte der Ilisu-Staudamm zu Fall gebracht werden, auch andere zerstörerische Megastaudämme in der Türkei nicht verwirklicht werden. Ilisu ist die Spitze des Eisbergs.
PK: Werden Sie und die anderen Organisationen sich weiter in diesem Widerstandsprojekt Ilisu/Hasankeyf engagieren?
SH: Ja, natürlich! Jetzt nach diesem immens wichtigen Etappensieg werden wir uns doch nicht zurückziehen, sondern alles daran setzen, den Staudamm endgültig zu verhindern. So nahe wie jetzt war die Kampagne ihrem Ziel noch nie.
PK: Ihre Stiftung sitzt ja in Deutschland, in Bremen. Was hat Sie dazu bewogen, sich an gerade an dieser Kampagne so engagiert zu beteiligen? Es gibt ja auch in Deutschland jede Menge Probleme. Welche Schwerpunkte hat Ihre Stiftung außerdem?
SH: Flüsse sind ein Schwerpunkt innerhalb unserer Stiftung. Wir tun auch etwas für unsere heimischen Gewässer. Beim Tigris können wir jedoch mit unseren Mitteln mehr bewegen: Es handelt sich um den größten Fluss Vorderasiens, der noch einigermaßen intakt ist (der Euphrat ist durch eine Kette von Stauseen schon kaum noch Fluss zu nennen). Da kann man doch seiner Zerstörung nicht tatenlos zusehen! Es geht bei dem vom Staudamm bedrohten Zweistromland auch um die Wurzeln unserer morgen- und abendländischen Kultur. Am Tigris sind die ersten Siedlungen und der Ackerbau entstanden. Die Welt wäre ärmer, wenn es das Tigris-Tal und Hasankeyf nicht mehr gäbe! Das Engagement am Tigris hat noch einen Grund: Es war schlicht ein großes Unrecht, dass sich Deutschland an “Ilisu“ beteiligen wollte, obwohl solch ein Projekt nach unserem Recht und unseren Werten in Deutschland niemals durchgeführt werden würde. Deutschland darf nicht in anderen Ländern Projekte unterstützen, die wir hier nicht haben wollen. Deshalb ist “Ilisu“ auch ein deutsches Projekt.
PK: Die Stiftung existiert seit dem Jahr 2001. Können Sie seither bereits Erfolge verzeichnen?
SH: Ja, das können wir! Mit zahlreichen Partnern im In- und Ausland haben wir Naturschutzarbeit erfolgreich umgesetzt und es entwickelt sich daraus oft etwas Neues. Wir leisten meist Hilfe zur Selbsthilfe, schieben also Naturschutz an. So z.B. bei unserem Wildkatzenprojekt am Ätna auf Sizilien, wo wir durch Umweltbildung für Kinder und Öffentlichkeitsarbeit den Bau touristischer Infrastruktur (Skipisten u.ä.) verhindern konnten und der Naturpark sich nun der Wildkatze annimmt und den Schutz dieser gefährdeten Art auf seinem Territorium selbst in die Hand nimmt. Aber manchmal ergibt sich auch ein langfristiges Engagement: Aus der einmaligen Hilfe für den Bystrinskii-Naturpark auf Kamtschatka zur Bekämpfung von Lachswilderei hat sich ein kontinuierliches Volontärprogramm für junge Menschen entwickelt, die dort im Fernen Osten Russlands ein Jahr im Naturschutz arbeiten. Das ist ein sehr schönes Projekt und gibt auch viel zurück. (PK)
Online-Flyer Nr. 206 vom 15.07.2009