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Globales
Treffen der indigenen Völker Lateinamerikas in Peru
Gipfel für ein gutes Leben
Von Ruth Thon

In der peruanischen Andenstadt Puna beginnt heute, am 27. Mai, das vierte Gipfeltreffen der lateinamerikanischen indigenen Völker. Mehr als 10.000 Übernachtungsmöglichkeiten sind für die Teilnehmer bereitgestellt worden. Perus Präsident Alan García ist - ähnlich wie sein Amtskollege Álvaro Uribe in Kolumbien – dafür bekannt, die Interessen der transnationalen Konzerne vor die Interessen der eigenen Bevölkerung zu stellen, in der die Indigenen die große Mehrheit stellen. - Die Redaktion

Widerstandstreffen der Ureinwohner Perus
Quelle: www.amerika21.de
 
Die Zusammenkunft, bei der sich zum ersten Mal auch indigene Frauen- und Jugendorganisationen treffen, geht einher mit dem Zusammenschluss indigener Organisationen aus Bolivien, Peru, Ecuador, Chile, Kolumbien und Mexiko. Sie organisieren sich inzwischen in kontinentalen Dachverbänden. Dies spiegelt auch der immer breiter werdende Widerstand der indigenen Völker gegen Jahrhunderte währenden Rassismus, Kriminalisierung und Zerstörung der Lebensgrundlagen durch Kolonialismus und neoliberale Politik wider. Ziel des vierten Gipfeltreffens sind der Erfahrungsaustausch, die Stärkung dieser Organisationen und die Verbreitung konkreter Alternativen.
 
Die indigenen Bewegungen haben besonders in Bolivien, Peru und Ecuador ein hohes Gewicht. Die Nachkommen der Ureinwohner stellen dort die Bevölkerungsmehrheiten und treten entschieden für die Rettung ihrer Natur und ihres Lebensraumes ein. Sie haben in Bolivien nicht nur Diktaturen gestürzt, sondern auch den ersten indigenen Präsidenten, Evo Morales, an die Macht gebracht. Nach den Vorstellungen der indigenen Organisationen geht es um die Schaffung von "plurinationalen Staatsgebilden" und um ein "Konzept des guten Lebens" im Einklang mit der Natur und den Menschen. 
 

Zum zweiten Mal Präsident – Alan García
Quelle: http://de.wikipedia.org
Große Bedeutung wird der Tatsache zugemessen , dass dieses vierte Gipfeltreffen gerade in Peru stattfindet, wo Präsident Alan García, ähnlich wie sein Amtskollege Álvaro Uribe in Kolumbien, die Interessen der transnationalen Konzerne vor die Interessen der eigenen Bevölkerung stellt. Seit dem Amtsantritt Garcías hat das Bergbauland Peru, dessen Bodenschätze wie Gold seit Jahrhunderten durch ausländische Konzerne ausgebeutet werden, einen Aufschwung sozialer Bewegungen erfahren: Streiks, Aufstände und soziale Auseinandersetzungen haben sich multipliziert. Täglich wächst der Widerstand gegen Garcías Politik, die nun die letzten Reichtümer des Landes, wie auch den Regenwald, privatisieren will.
 
Der über die ursprünglich linke Partei APRA 1985 erstmals zum Präsidenten gewählte Mittelstandssprössling wurde nach seiner ersten Amtsperiode 1991 unter dem Vorwurf der unrechtmäßigen Bereicherung vor Gericht gestellt, erhielt deshalb 1992 von der kolumbianischen Regierung “politisches Asyl“, hielt sich danach lange in Frankreich auf und wurde nach seiner Rückkehr 2006 zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt.
 
Proteste der Ureinwohner brutal niedergeschlagen
 
Im März 2008 ließ García Proteste der Ureinwohner gegen die Privatisierung des Regenwaldes durch ausländische Unternehmen mit äußerster Brutalität niederschlagen. Nachdem im Oktober 2008 bekannt wurde, dass enge Freunde und Mitarbeiter des Präsidenten in einen Bestechungsskandal verwickelt sind, sah er sich gezwungen, den Ministerrat aufzulösen und alle Ministerposten neu zu besetzen. Hohe Regierungsmitarbeiter hatten “Kommissionen“ eingestrichen, damit z.B. das norwegische Unternehmen Discover Petroleum Vorzugsbedingungen bei der Ausbeute von peruanischem Erdöl bekam.
 
In diesem Widerstand, der von den Gewerkschaften und sozialen Bewegungen getragen wird, spielen die indigenen Organisationen eine entscheidende Rolle. Im Amazonasgebiet konnten sie bereits zwei der insgesamt 99 Regierungsdekrete stoppen, mit denen García den Verkauf von Gemeindeland erleichtern wollte. Wie nötig dieser Kampf ist, zeigen aktuelle Daten: 70 Prozent des peruanischen Amazonasgebietes wurden bereits für die Ausbeutung von Erdöl und Erdgas freigegeben. (PK) 
 
Dieser von der Redaktion etwas erweiterte Beitrag von Ruth Thon erschien zuerst in www.amerika21.de 

Online-Flyer Nr. 199  vom 27.05.2009

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