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Globales
Reaktionen auf die Genfer Rede des iranischen Präsidenten
Sturm der Entrüstung
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Israel ist bereit, den Iran zu überfallen und seine Atomanlagen zu bombardieren. Das war am 18. April, zwei Tage vor der in Genf stattfindenden Anti-Rassismus-Konferenz der Vereinten Nationen und eine Woche vor dem Tschernobyl-Jahrestag, der in London erscheinenden Times zu entnehmen. Nach wie vor unterstellt nicht nur Israel dem Iran, Atomwaffen entwickeln zu wollen. Um das zu “verhindern“, habe Israel keine andere Wahl als anzugreifen - so ein Sprecher des  israelischen Kriegsministeriums - ohne auch nur das unvorstellbare Ausmaß dieses geplanten Verbrechens anzudeuten.

"Verwerflich, schrecklich, abstoßend, schädlich". - Mit diesen Worten kommentierte US-Präsident Obama laut Meldungen von DPA bzw. Reuters nicht die israelischen  Planungen sondern die Rede des iranischen Präsidenten, die dieser am 20. April 2009 bei der Anti-Rassismus-Konferenz der Vereinten Nationen in Genf hielt.

"Widerwärtig und abscheulich". Mit diesen Worten kommentiert der stellvertretende UN-Botschafter der USA, Alejandro Wolff, die Äußerungen des iranischen  Präsidenten laut AFP.

Von "Hetze gegen Israel" spricht Linksfraktionschef Gregor Gysi laut DPA und der Tageszeitung 'Neues Deutschland'.

Von einer "durch und durch verlogenen Propaganda-Show für fanatische Israel-Hasser" spricht Dieter Graumann, Vizepräsident des 'Zentralrats der Juden in  Deutschland'.

"Die gestrige Rede des iranischen Präsidenten war an Abscheulichkeit nicht zu überbieten", ist der 'Schweriner Volkszeitung' zu lesen.

"Die schlimmsten Erwartungen [...] haben sich erfüllt: Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat die Tagung zu einem Forum für diskriminierende und teilweise  hasserfüllte Äußerungen gegen Israels Politik gemacht." Das verbreitet DPA aus eigenem Antrieb.

Ein nicht tolerierbarer Aufruf zu rassistischem Hass sei die Rede Ahmadinedschads gewesen. Der iranische Präsident verhöhne die Ideale und Werte der  Menschenrechtserklärung. Diese Reaktion stammt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy - verbreitet von DPA.

Ahmadinedschad wolle in die Geschichte als erster muslimischer Führer eingehen, der das jüdische Volk vernichtet habe. Seine Rede sei "eine Beleidigung  unserer Erinnerung". Das sagt der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel laut AFP.

"Gestern war die ganze Welt bei der Rückkehr von Adolf Hitler dabei. Dieses Mal trägt er einen Bart und spricht persisch, aber es sind dieselben Worte,  dieselben Ziele und dieselbe gefährliche Entschlossenheit, sie zu erreichen." Mit diesen Worten beschreibt laut AFP der israelische Parlamentspräsident  Reuven Rivlin den Auftritt Ahmadinedschads in Genf.

Wer gedacht habe, dass der Antisemitismus "nach den Gräueln der Shoah verschwinden würde, wurde heute eines Besseren belehrt". Israel werde "die  Holocaust-Leugner keinen neuen Holocaust am jüdischen Volk verüben lassen". So reagiert der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu laut AFP noch am Tag der Rede, der in Israel gleichzeitig Holocaust-Gedenktag ist.

"Sechs Millionen von uns wurden im Holocaust ermordet. Nicht jeder hat daraus seine Lehren gezogen. Während wir ihrer gedenken, ist ein Rassist Ehrengast  einer Konferenz gegen Rassismus in Genf, jemand, der den Holocaust leugnet und keinen Hehl aus seinem Wunsch macht, Israel vom Antlitz der Erde zu wischen."  Das erklärte Netanjahu laut Reuters. Und Reuters ergänzt: "Ahmadinedschad leugnet den Holocaust und hat mehrfach gefordert, den jüdischen Staat 'von der  Landkarte auszuradieren'."

"Wir haben Hitler geschlagen, und wir werden auch Ahmadinedschad schlagen", sagt die in Israel lebende Hanita Leschem bei den Gedenkfeiern in Jad Vaschem am  Tag nach der Rede Ahmadinedschads laut einer AP-Meldung.

Die Weltgemeinschaft sei zu entschlossenem Vorgehen gegen den Iran aufgerufen. Das von Präsident Mahmud Ahmadinedschad geführte Land versuche alles, um Israel von der Weltkarte wegzufegen. "Die Welt muss sich vereinigen, um das aufzuhalten." So äußert sich der israelische Vize-Ministerpräsident  Silwan Schalom laut DPA in Auschwitz.

Schon am Morgen vor der Rede Ahmadinedschads waren die Medien voller Desinformation. Allerorten war in den Nachrichten zu hören, was schon tausende Male verfälschend verbreitet worden ist und was AFP am Vorabend noch einmal zum Bestandteil einer Meldung gemacht hatte: Ahmadinedschad habe immer wieder den  Holocaust geleugnet und die Vernichtung Israels gefordert. Es sind dies die propagandistischen Unterstellungen, die immer wieder vor allem von reaktionären, rassistischen Politikern Israels zu hören sind, und zu deren Sprachrohr sich die "westlichen" Medien weit und breit machen.

Über was regen sich die Vertreter der Machtelite der westlichen Welt und ihre Medien auf? Was bringt sie so in Wallung? Was hat der iranische Präsident tatsächlich gesagt? Im hier drunter stehenden Artikel veröffentlicht die NRhZ die komplette Rede von Ahmadinedschad, damit unsere LeserInnen sie mit den hier wiedergegebenen Reaktionen vergleichen können. (PK)

 

Online-Flyer Nr. 195  vom 29.04.2009

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