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Aktueller Online-Flyer vom 26. April 2024  

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Filmclips
Zensur, Gefängnis, Tod
Von Peter Kleinert



Auf einer allwöchentlichen gewaltfreien Freitagsdemonstration gegen die Mauer wurde am 17. April ein Mitglied des palästinensischen Bürgerkomitees von Bil'in, Bassem Ibrahim Abu Rahmeh (29) von der israelischen Armee umgebracht. An der Demonstration gegen die Besatzung waren außer den Bewohnern des Dorfes Bil'in auch israelische Anarchisten sowie belgische Aktivisten beteiligt. Abu Rahmeh wurde aus kurzer Entfernung von einem 40 mm Tränengasgeschoss im Brustkorb getroffen und war sofort tot.
 
Doch auch jüdische Friedenskämpfer gehen ein hohes Risiko ein, wenn sie die Besatzungsmacht Israel kritisieren. Dies musste jetzt der Theaterregisseur Samieh Jabbarin (41) erfahren. Die Staatsanwaltschaft verhängte gegen ihn nach längerer Haft Hausarrest auf unbestimmte Zeit, weil den Sicherheitskräften sein Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit offenbar zu viel wurde. Mehr dazu in den Meldungen und in dem aktuellen Artikel “Theater- und Filmregisseur Samieh Jabbarin in Israel unter Hausarrest - Fußfesseln für Kritiker“ in dieser NRhZ-Ausgabe.
 
Dass dieses Vorgehen der israelischen Regierung gegen friedlichen Widerstand von Palästinensern und Juden gegen das Besatzungsregime nichts Neues ist, erfuhren wir als Dokumentarfilmer bereits nach dem Ausbruch der ersten Intifada 1988 von den Journalisten Roni Ben Efrat und Assaf Adiv der kleinen jüdisch/arabischen Wochenzeitung Derech Hanitzotz/Tariq Al Sharara. Sie wurde verboten, die Redaktionsräume wurden zerstört. Einige der JournalistInnen, Juden wie Araber, wurden zeitweise festgenommen, weil sie in dem viel beachteten Blatt die Forderungen der PLO und des Aufstands nach einem unabhängigen, gleichberechtigten palästinensischen Staat unterstützt und über das inhumane Verhalten von Armee und Polizei gegenüber Palästinensern berichtet hatten.
 
Als Begleiter der KollegInnen, die ihre Arbeit kurz vor unserer Ankunft in Israel wieder aufnehmen durften, hatten wir die Möglichkeit, die erste Intifada, ihre Ursachen und Folgen sozusagen von Innen zu dokumentieren. Von Anfang an ließ die Armee uns spüren, dass wir als unabhängige Beobachter nicht allzu willkommen waren. Deshalb beginnt der Film mit einem Tränengasangriff auf unser Team. Wir hatten es gewagt ohne Erlaubnis der Behörden ein Flüchtlingsdorf zu besuchen, dessen Bewohner bereits mehrfach von der Armee terrorisiert worden waren.
 
Zurück in Köln, konnten wir dann auch einen 12 Minuten-Beitrag aus unserem Filmmaterial im WDR-Magazin ZAK senden. Daraufhin wurde Roni Ben Efrat, eine der jüdischen Redakteurinnen von Derech Hanitzotz, die als unsere Begleiterin und Interviewpartnerin offenbar den Zorn der Behörden besonders erregt hatte, verhaftet. Erst nach einem halben Jahr kam sie vor Gericht. Nicht zuletzt internationale Proteste erzwangen ihren Freispruch. Roni und ihr Mann Yacov Ben Efrat machen zusammen mit weiteren jüdischen und palästinensischen KollegInnen ihre inzwischen mehrfach verbotene Zeitung nach diversen Namenswechseln heute unter dem Titel CHALLENGE (www.challenge-mag.com/) und publizieren gelegentlich auch in der NRhZ. (PK)
 
Autoren des Films "Zensur Gefängnis Folter": Peter Kleinert und Michael Opperskalski, Kamera: Manfred Linke, Ton: Peter Kleinert, Grafik: Stephan Thonett, Schnitt: Peter Kleinert, Übersetzungen: Eva Schreiber und Mustafa, Produktion: KAOS Film-und Video-Team Köln, Auftraggeber: Internationale Organisation der Journalisten (IOJ) und WDR, Produktionsjahr: 1988, Länge: 59 und 12 min.

Den ganzen 59 Minuten-Film können Sie als DVD unter www.kaos-archiv.de bestellen.

Clip downloaden (mit Rechtsklick - "Ziel speichern unter...")

Online-Flyer Nr. 194  vom 26. April 2024



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