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Kultur und Wissen
"Sie sagen ja jetzt..." - Teil 6
Links ist es am sichersten
Von Ulla Lessmann
Mir ist das unangenehm, wenn sie jetzt sagen, wir wären das "schwächste Glied im Verkehr". Irgendwie hat das was Schlüpfriges, obwohl ich sonst gar nicht so reagiere, wo andere sich schon nicht mehr einkriegen.
Aber mal davon ab, ob man das nun so ausdrücken muß: Ich bin da auch ganz anderer Meinung. Man muß nur auf sich achten und das raten sie einem doch auch immerzu, "passen Sie gut auf sich auf" und "kommen Sie gut durch den Tag"! Ununterbrochen kriegt man das gesagt und irgendwann bleibt es dann auch hängen und man paßt auf wie ein Schießhund, dass einem keiner was kann.
Ich gehe beispielsweise einfach los auf dem Zebrastreifen, wenn da keine Ampel ist, man muß sich durchsetzen und seinen Platz in der Gesellschaft behaupten, das sagen sie auch immer wieder, und bisher haben alle gebremst, heutzutage sind die Autos schließlich darauf eingerichtet, dass sie funktionieren. Auf der Autobahn merkt man das auch, das mit dem "Platz in der Gesellschaft behaupten", das weiß ich, weil mein Neffe mich schon mal holt, da kann ich das sehr gut beobachten und meinem Neffen erzählen, damit der sich am Steuer nicht langweilt.

Ulla Lessmann
Foto: www.nrw-autoren-im-netz.de
Und zwar fühlen sich die Älteren eindeutig ganz links am sichersten, und das ist gar nicht dumm, da ist es nämlich am ungefährlichsten, da kommt schließlich keiner an ihnen vorbei und man weiß doch, wie schnell beim Überholen mal was passiert! Am allerbesten passen die mit Hut auf sich auf, das ist allgemein bekannt, aber warum das so ist, haben sie noch nicht erforscht, obwohl sie sonst alles erforschen. Das wäre doch mal was, den Zusammenhang zwischen dem Sicherheitsdenken auf der linken Spur und dem Huttragen rauszukriegen! Die mit Hut sind immer Männer, die meist eine Frau mit Hut neben sich haben, die häufig eine Handtasche am Henkel auf dem Schoß hält und sich wenig bewegt. Diese Fahrer kleben vielfach mit der Hutkrempe an der Windschutzscheibe, da merkt man dann, dass es seit der Gesundheitsreform nichts mehr für Brillen dazu gibt.
Die mit den Hüten sind auch die mit den Klopapierrollen in der Häkelmütze hinten auf der Ablage. Ich habe auch immer gern gehäkelt, aber ich bin ja nicht von gestern und weiß sehr wohl, dass man heutzutage nicht mehr auf dem Seitenstreifen austritt, sondern in Raststätten, aber manche Leute sind so drin in ihrem Trott, die fahren ihr Klopapier spazieren. Dabei bin ich sicher, dass die das noch nie benutzt haben, denn ich habe noch nie Jemanden mit einer behäkelten Rolle auf dem Seitenstreifen gehen sehen!
Meistens fahren die ja Sonntags und wahrscheinlich denken sie, Sonntags sind die Klos auf den Ratsstätten geschlossen. Unlogisch ist das Ganze auch, denn wenn es dann mal nötig sein sollte, haben sie doch größte Probleme, über vier Spuren weg mit 200 Sachen nach ganz außen rechts zu rasen. Andererseits sieht man das immer mal wieder und hätte nun eine Erklärung dafür.
Ulla Lessman wurde 1952 in Bremerhaven geboren, lebt seit 1964 in Köln, ist Journalistin, Diplom-Volkswirtin und Schriftstellerin. Sie war langjährige Chefredakteurin des "Sozialdemokrat Magazin" und des "Vorwärts" in Bonn, ist seit 1995 freie Autorin für Zeitschriften und Hörfunk und hat mehr als 100 literarische Veröffentlichungen in Printmedien, Hörfunk und Internet ("Hier schreit nur einer", Gerichtsreportagen, www.internet-editionen.de) geschrieben. Zahlreiche Preise, unter anderem den Sonderpreis des "Emma"-Journalistinnenpreises für Glossen und den Förderpreis für satirische Literatur der Stadt Herne. Ulla Lessmann ist Mitglied im VS.
Online-Flyer Nr. 34 vom 07.03.2006
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"Sie sagen ja jetzt..." - Teil 6
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Von Ulla Lessmann
Mir ist das unangenehm, wenn sie jetzt sagen, wir wären das "schwächste Glied im Verkehr". Irgendwie hat das was Schlüpfriges, obwohl ich sonst gar nicht so reagiere, wo andere sich schon nicht mehr einkriegen.
Aber mal davon ab, ob man das nun so ausdrücken muß: Ich bin da auch ganz anderer Meinung. Man muß nur auf sich achten und das raten sie einem doch auch immerzu, "passen Sie gut auf sich auf" und "kommen Sie gut durch den Tag"! Ununterbrochen kriegt man das gesagt und irgendwann bleibt es dann auch hängen und man paßt auf wie ein Schießhund, dass einem keiner was kann.
Ich gehe beispielsweise einfach los auf dem Zebrastreifen, wenn da keine Ampel ist, man muß sich durchsetzen und seinen Platz in der Gesellschaft behaupten, das sagen sie auch immer wieder, und bisher haben alle gebremst, heutzutage sind die Autos schließlich darauf eingerichtet, dass sie funktionieren. Auf der Autobahn merkt man das auch, das mit dem "Platz in der Gesellschaft behaupten", das weiß ich, weil mein Neffe mich schon mal holt, da kann ich das sehr gut beobachten und meinem Neffen erzählen, damit der sich am Steuer nicht langweilt.

Ulla Lessmann
Foto: www.nrw-autoren-im-netz.de
Und zwar fühlen sich die Älteren eindeutig ganz links am sichersten, und das ist gar nicht dumm, da ist es nämlich am ungefährlichsten, da kommt schließlich keiner an ihnen vorbei und man weiß doch, wie schnell beim Überholen mal was passiert! Am allerbesten passen die mit Hut auf sich auf, das ist allgemein bekannt, aber warum das so ist, haben sie noch nicht erforscht, obwohl sie sonst alles erforschen. Das wäre doch mal was, den Zusammenhang zwischen dem Sicherheitsdenken auf der linken Spur und dem Huttragen rauszukriegen! Die mit Hut sind immer Männer, die meist eine Frau mit Hut neben sich haben, die häufig eine Handtasche am Henkel auf dem Schoß hält und sich wenig bewegt. Diese Fahrer kleben vielfach mit der Hutkrempe an der Windschutzscheibe, da merkt man dann, dass es seit der Gesundheitsreform nichts mehr für Brillen dazu gibt.
Die mit den Hüten sind auch die mit den Klopapierrollen in der Häkelmütze hinten auf der Ablage. Ich habe auch immer gern gehäkelt, aber ich bin ja nicht von gestern und weiß sehr wohl, dass man heutzutage nicht mehr auf dem Seitenstreifen austritt, sondern in Raststätten, aber manche Leute sind so drin in ihrem Trott, die fahren ihr Klopapier spazieren. Dabei bin ich sicher, dass die das noch nie benutzt haben, denn ich habe noch nie Jemanden mit einer behäkelten Rolle auf dem Seitenstreifen gehen sehen!
Meistens fahren die ja Sonntags und wahrscheinlich denken sie, Sonntags sind die Klos auf den Ratsstätten geschlossen. Unlogisch ist das Ganze auch, denn wenn es dann mal nötig sein sollte, haben sie doch größte Probleme, über vier Spuren weg mit 200 Sachen nach ganz außen rechts zu rasen. Andererseits sieht man das immer mal wieder und hätte nun eine Erklärung dafür.
Ulla Lessman wurde 1952 in Bremerhaven geboren, lebt seit 1964 in Köln, ist Journalistin, Diplom-Volkswirtin und Schriftstellerin. Sie war langjährige Chefredakteurin des "Sozialdemokrat Magazin" und des "Vorwärts" in Bonn, ist seit 1995 freie Autorin für Zeitschriften und Hörfunk und hat mehr als 100 literarische Veröffentlichungen in Printmedien, Hörfunk und Internet ("Hier schreit nur einer", Gerichtsreportagen, www.internet-editionen.de) geschrieben. Zahlreiche Preise, unter anderem den Sonderpreis des "Emma"-Journalistinnenpreises für Glossen und den Förderpreis für satirische Literatur der Stadt Herne. Ulla Lessmann ist Mitglied im VS.
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