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Globales
Eine strategisch einflußreiche Familie: Der Brzeziński-Clan
Die Geopolitik der USA – Teil 4
Von Wolfgang Effenberger

Ob der neue „Yes, we can“-Präsident der USA die in ihn gesetzten Hoffnungen der Wähler in den USA und der Menschen weltweit erfüllen wird, ist inzwischen von einigen NRhZ-Autoren bezweifelt worden. “Beraten“ wird Barack Obama nämlich von einem Familien-Clan, der die Geopolitik der USA schon “unter“ seinen Vorgängern wesentlich bestimmt hat. Dazu hier der vierte Teil von Wolfgang Effenbergers Serie. – Die Redaktion 
Ian, Mark und Mika

 
Der »Großmeister der Geostrategie«, Zbigniew Kazimierz Brzeziński, hat mit seiner Frau Emilie, einer Tochter des umstrittenen tschechoslowakischen Präsidenten Eduard Beneš (1), drei Kinder: Ian, Mark und Mika. Sohn Ian trat als »Deputy Assistant Secretary of Defense for European and NATO Affairs« unter Donald Rumsfeld hervor (2), um dann den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain beratend zu unterstützen. Als stellvertretender Staatssekretär im Außenministerium trat Ian für die Unabhängigkeit des Kosovo, die Pläne einer NATO-Erweiterung um die Ukraine und Georgien und für die Abwehrraketen in Polen ein.
 
Dagegen stieß Sohn Mark frühzeitig in das demokratische Wahlkampfteam, um Barack Obama in außenpolitischen Fragen zu beraten (3). Der NSC- Russland-Direktor und Partner der in Washington beheimateten internationalen Regierungsberatungsfirma McGuire Woods stieg als erwiesener Kenner russischer und eurasischer Angelegenheiten unter Präsident Clinton in den Nationalen Sicherheitsrat auf. 2004 war Mark eine der treibenden Kräfte der orangenen Revolution in der Ukraine. Beide Präsidentschaftsanwärter wurden somit von Mitgliedern der Familie Brzeziński beraten – mit dem Übervater Zbigniew im Hintergrund, der selbst wiederum ein höriger Ziehsohn von David Rockefeller ist.


Brzeziński mit Tochter Mika und MSNBC-Moderator Joe Scarborough im Studio
 
Zbigniew Brzeziński selbst dozierte Ende 2008 zum Gaza-Krieg im Nachrichtensender MSNBC, dass der Schaden für die Interessen der USA in der gesamten Region durch das brutale Vorgehen Israels in Gaza in keinem Verhältnis zu dem Schaden der Hamas-Raketen stehe. Den überraschten Mainstream-Moderator Joe Scarborough kanzelte Brzezinski mit den Worten ab: »Sie haben ein solch atemberaubendes Halbwissen über die Geschehnisse, dass es geradezu peinlich ist, ihnen zuzuhören.«(4) Die blonde Co-Moderatorin von Scarborough zeigte sich darüber amüsiert, heißt sie doch Mika Brzezinski und ist die Tochter des Mannes, der gerade ihren Kollegen lächerlich gemacht hatte. Als politische Kommentatorin sorgte Mika beim MSNBC während des Wahlkampfes mit dafür, dass Interviews mit Michele Obama zu der weltweiten Obamamania beitrugen.
 
Dann gibt es noch den Neffen Mathew Brzeziński, ein Freund des »Außenministers« und Botschafters der tschetschenischen Opposition in den USA, Ilyas Akhamadov, während Zbigniew Brzeziński selbst schon seit 1999 Präsident des »US-amerikanischen Ausschusses für den Frieden in Tschetschenien« ist. Erwähnenswert scheint, dass diese Organisation ihren Sitz in der Freedom House-Anlage hat.(5)
 
Der Pate
 
Sehen wir uns diesen »Großmeister der Geostrategie« etwas genauer an. Der polnisch-amerikanische Politikwissenschaftler und Schützling von David Rockefeller, Zbigniew Kazimierz Brzeziński, wurde 1928 in Warschau als Sohn des kleinadligen polnischen Diplomaten Tadeusz Brzeziński geboren. Neben Henry Kissinger und Samuel P. Huntington gilt Zbigniew Brzeziński seit fast einem halben Jahrhundert als einer der einflussreichsten Geostrategen der USA. Bereits 1961 wurde ihm die Leitung des neu gegründeten »Institut für Kommunistische Angelegenheiten« an der Columbia Universität übertragen. Zugleich beriet er die Beamten der Kennedy-Regierung, um dann in den politischen Planungsrat von Präsident Lyndon B. Johnson aufzusteigen.
 
Das erfolgreiche Polit-Talent bringt der Gleichgewichtsdiplomatie Metternichs und der Eindämmungsdoktrin von George Kennan hohen Respekt entgegen und wird schon frühzeitig zum Bewunderer von Henry Kissinger. 1970 überraschte er als Mitglied des »Council of Foreign Relation« die Leser der eigenen Hauspostille »Foreign Affairs« mit seinen Visionen einer »neuen Weltordnung«. Angesichts der Revolution durch die Elektronik solle eine Gemeinschaft der entwickelten Länder die Probleme der Menschheit effektiver lösen. Eine neue globale politische Ordnung solle auf der Grundlage eines trilateralen wirtschaftlichen Verbandes zwischen Japan, Westeuropa und den USA entstehen.(6) Von Brzezinskis Idee begeistert, machte David Rockefeller den Teilnehmer der Bilderberg-Konferenzen 1973 zum ersten Direktor der Trilateralen Kommission.
 
Sicherheitsberater von Carter
 
Dort versammeln sich seither die »wichtigsten« Führungspersönlichkeiten des Welthandels, der internationalen Banken, der entsprechenden Regierungen sowie der großen westeuropäischen, japanischen und amerikanischen Medien, um die Beziehungen zwischen diesen drei Regionen zu stärken. Als das Kommissionsmitglied Jimmy Carter 1974 seine Kandidatur um das Weiße Haus erklärte, wurde Brzeziński, der damals die Nixon-Kissinger-Außenpolitik kritisierte, sein Berater für außenpolitische Fragen. Nach seinem Wahlsieg im Jahre 1976 machte Carter ihn dann zum persönlichen Sicherheitsberater und Leiter des Nationalen Sicherheitsrats. In sein Beraterteam nahm Brzezinski die spätere US-Außenministerin Madeleine Albright auf, deren Vater in der tschechischen Regierung unter dem Schwiegervater von Brzezinski, Eduard Beneš, diente. Weitsichtig rundete Brzezinski sein Team noch mit den Theoretikern von »The Clash of Civilization«, Bernard Lewis and Samuel P. Huntington ab.(7)
 
Einfallstor Afghanistan
 
Schon bald erwarb sich Brzeziński mit seiner Politik gegenüber der Sowjetunion den Ruf eines »Hardliners«, der sich einer anti-russischen Weltpolitik verschrieben hat. So schürte er den aufkommenden islamischen Fundamentalismus und pries ihn als das größte einzelne Bollwerk gegen den Sowjetkommunismus, weil der islamische Raum zwischen der südlichen Grenze der UdSSR und dem indischen Ozean die Chance bot, in den weichen Unterleib der Sowjetunion vorzudringen. Als Einfallstor bot sich Afghanistan an. Dort hatte sich eine schwache prosowjetische Regierung unter dem Staats- und Regierungschef Hafisullah Amin etabliert und sah sich starken fundamentalistisch-islamistischen Kräften ausgesetzt. Auf der Grundlage eines »Freundschafts- und Beistandspaktes« wurde zwischen dem 17. März 1979 und dem 12. Dezember 1979 Moskau deshalb mehrfach um Hilfe gebeten.
 
Unterstützung der Mudschaheddin
 
Gemäß der offiziellen amerikanischen Version begann die Unterstützung der Mudschaheddin durch den CIA erst nach dem Einmarsch der sowjetischen Armee in am 24. Dezember 1979. Laut einem Interview Brzezińskis mit der französischen Zeitschrift »Le Nouvel Observateur« vom 15. Januar 1998 setzte die amerikanische Unterstützung der Fundamentalisten dagegen schon am 3. Juli 1979 ein.(8) An diesem Tag unterschrieb Präsident Carter nämlich die erste Direktive für eine Anwerbung islamischer Desperados zum Kampf gegen das »ungläubige Regime« in Kabul. Massive Geldmittel flossen nach Pakistan und Afghanistan, wo vom pakistanischen Geheimdienst ISI geleitete Trainingslager entstanden – unterstützt durch den damaligen CIA-Chef und heutigen Verteidigungsminister Robert Gates (9) und den britischen MI6.(10) Präsident und Präsidentenberater waren sich bewusst, dass diese Aktionen das Risiko für eine militärische Intervention der Sowjets erheblich erhöhen würde. Und tatsächlich tappte Moskau in die Bärenfalle. Zehn Jahren Krieg in Afghanistan demoralisierten das sowjetische Imperium so stark, dass es letztlich auch wirtschaftlich geschwächt auseinanderbrach. Inzwischen befinden sich die USA im achten Kriegsjahr in Afghanistan und sind ebenfalls mit bösen Zukunftsaussichten konfrontiert.


Brzeziński besucht 1981 als Sicherheitsberater von Jimmy Carter seinen Zögling Osama Bin Laden in einem Trainingslager der pakistanischen Armee

 
Die Auflösung der Sowjetunion hielt Brzeziński jedoch nicht davon ab, sich weiter für eine anhaltende Destabilisierung der russischen Südgrenze, den »Bogen der Krise«, als Teil der US-Strategie auszusprechen. Und Präsident Carter verkündete - von Brzeziński inspiriert - am 23. Januar 1980 in seiner Rede zur Lage der Nation seine Doktrin: »Jeder Versuch einer anderen Macht, Kontrolle über den Persischen Golf zu gewinnen, wird von uns als Angriff auf die Lebensinteressen der USA angesehen. Ein solcher Angriff wird mit allen erforderlichen Mitteln, einschließlich militärischer Gewalt, zurückgeschlagen werden.« Im Jahr darauf traf sich Brzeziński mit seinem Zögling Bin Laden in Pakistan.  (11)
 
Diese Doktrin ist eine Wurzel des ersten Golf-Krieges, des aktuellen Afghanistan- und des Irakkrieges sowie eines möglichen Krieges gegen den Iran. Brzezinskis obsessives Eintreten für seine politischen Vorstellungen führten zur Wiederkehr der Geopolitik, lösten einen neuen kalten Krieg aus und hauchten dem »islamistischen Terrorismus« das Leben ein.
 
Modell des »Totalitarismus«
 
1980 kehrte er zurück in die Wissenschaft, lehrte an der Johns Hopkins- University in Baltimore/Maryland und fungierte als Chefberater im »Center for Strategic and International Studies« (CSIS) der Universität von Georgetown in Washington DC. Zusammen mit dem politikwissenschaftlichen Krisentheoretiker und Harvard-Professor, Carl Joachim Friedrich, entwickelte Brzeziński ein von der Politikwissenschaft noch heute benutztes Modell des »Totalitarismus«. Nach dieser umstrittenen Theorie werden transatlantische Staatssysteme für nicht totalitaristisch und der transatlantische Machtanspruch auf Weltherrschaft als legitim erklärt. Dagegen werden totalitäre Merkmale nur bei den Staaten ausgemacht, die es zu attackieren gilt. So ist es nur allzu verständlich, dass geheime »demokratische« Terrortruppen wie Gladio (12) und P2OG (13) verschwiegen wurden. Von 1987-1988 half er im Mitarbeiterstab von George H. W. Bush bei dessen Präsidentschaftswahlkampf.
 
Berater für BP-Amoco und Freedom House
 
Ein Jahr später emeritierte Brzezinski, um mit ganzer Kraft das Wiederaufleben von Russland als Großmacht zu verhindern. Das war auch das Motiv, die Unabhängigkeit der Ukraine und der baltischen Staaten mit dem Ziel einer späteren NATO-Mitgliedschaft voranzutreiben. Neben einer Schwächung und Destabilisierung Russlands galt es auch, eine Anbindung nach Westeuropa zu verhindern sowie Öl und Gas in neuen Pipelines unter Umgehung Russlands – sozusagen unterhalb seines »weichen Bauches« entlang – über die kaspische Schwelle nach Westen zu transportieren. Gleichzeit galt es, auch Iran und China außen vor zu halten und das Monopol der arabischen Staaten zu brechen. Mit dem politischen Zauberwort »Demokratisierung der fossilen Weltressourcen« wurde diese Strategie verkauft. Im östwärtigen Nachbarland von Georgien, in der alten aserbaidschanischen Ölmetropole Baku, wirkte Zbigniew Brzeziński als Berater für BP-Amoco (14) und Freedom House, einer Forschungseinrichtung mit Hauptsitz in Washington. Die geopolitische Bedeutung Aserbaidschans mit seinen riesigen Energiequellen schätzte er so ein: es sei »der Korken in der Flasche, die die Schätze des kaspischen Beckens und Zentralasien enthält.« (15) In dieser Zeit schrieb Brzeziński auch sein schonungslos offenes Buch über Amerikas Geo-Strategie der Vorherrschaft: »Die einzige Weltmacht«.
 
„Wachsendes Europa als Sprungbrett“
 
Sichtbarer Erfolg dieser Politik wurde die 2005 in Betrieb genommene BTC-Pipeline von Baku über das georgische Tiflis zur türkischen Küstenstadt Ceyhan. Nach den Vorstellungen von US-Think-Tanks wie der einflussreichen politischen »Heritage Foundation« soll die Europäische Union von Russland unabhängig sein. Amerikas zentrales geostrategisches Ziel in Europa bringt Brzeziński auf die einfache Formel: »Durch eine glaubwürdigere transatlantische Partnerschaft muß der Brückenkopf der USA auf dem eurasischen Kontinent so gefestigt werden, dass ein wachsendes Europa ein brauchbares Sprungbrett werden kann, von dem aus sich eine internationale Ordnung der Demokratie und Zusammenarbeit nach Eurasien hinein ausbreiten lässt.« (16) In diesem Zusammenhang verweist er darauf, »dass Westeuropa und zunehmend auch Mitteleuropa weitgehend ein amerikanisches Protektorat bleiben (soll), dessen alliierte Staaten an Vasallen und Tributpflichtige von einst erinnern«. (17) Nachdem Washington in Brüssel Druck machte, um die geplante Nabucco-Pipeline als Maßnahme gegen den wachsenden wirtschaftlichen Einfluss Russlands in der EU zu unterstützen, kam die Europäische Union den amerikanischen Wünschen entgegen: zentralasiatisches und kaukasisches Gas wird zukünftig unter Umgehung Russlands direkt nach Europa geschafft.
 
Doch Russland kontert jetzt mit drei Pipelineprojekten, um Gas direkt – unter Umgehung der Ukraine – nach Westeuropa zu pumpen: das deutsch-russische Projekt »North-Stream« durch die Ostsee, das russisch-italienische Projekt »South-Stream« durch das Schwarze Meer sowie durch einen zweiten Zweig der bereits existierenden Pipeline »Blue-Stream«, die seit November 2005 russisches Erdgas durch das Schwarze Meer in die Türkei transportiert. (18)



 
Angesichts dieser deutsch-italienischen Insubordination wundern dann die Querelen mit Polen und der Ukraine um die gesicherte Gasversorgung nicht mehr. Nach der letzten Unterbrechung im Dezember 2008 erklärte die Vorsitzende der ukrainischen parlamentarischen Untersuchungskommission, Inna Bogoslowskaja: »Es ist bewiesen, dass die ukrainische Seite an dem koordinierten Vorgehen beteiligt war, die Gespräche über den Vertrag zu sabotieren und einen Gaskonflikt zu provozieren.« (19)
 
Nun auch Berater von Obama
 
Seit 1999 steht Brzeziński als Präsident dem »American Committee for Peace in Chechnya« vor. Diese Organisation für den Frieden in Tschetschenien, einem kleinen und geschundenen Land, von der Russischen Föderation im Norden, von Georgien im Westen und von Dagestan im Westen eingeklemmt, hat ihren Sitz unter dem Dach von »Freedom House«. Das lässt die Vermutung auf weitere Ziele zu.
 
Am 25. August 2007 brachte die Washington Post einen eher unauffälligen Beitrag über Brezinskis Einsatz für den damals noch weitgehend unbekannten Senator aus Illinois, Barack Obama. (20) Rechtzeitig zu Beginn des US-Wahlkampfes erschien dann Brzezińskis jüngstes Buch »Second Chance«.(21) Darin unterzieht er die Präsidentschaftszeiten von Bush I, Clinton und Bush II einer tiefgreifenden kritischen Prüfung. Besonderes Augenmerk legt Brzezinski dabei auf das strategische Geschick und die globalen Führungsqualitäten seiner »Prüflinge«, für die er Noten vergibt. Am besten schneidet Vater Bush wegen seines taktischen Geschicks mit einer soliden Zwei ab. Abzüge gab es, weil die strategischen Möglichkeiten nicht optimal genutzt wurden. Clinton erhielt wegen der beträchtlichen Lücke zwischen Potential und Darstellung eine schwache Drei. Und Bush junior bekam wegen seiner vereinfachten dogmatischen Weltsicht und eines selbstzerstörenden Unilateralismus eine glatte Sechs.(22) Da Obama dieses Buch nicht nur gelesen, sondern auch verinnerlicht hat, ist sein Lob für Vater Bush durchaus verständlich. Nun soll der Polit-Neuling, außenpolitisch unerfahren, aber mit einem hoffnungslos überladenen Rettungsboot voller utopischer Versprechungen, für die vorerst gescheiterte militärische Kontrolle des Nahen und Mittleren Ostens eine Chance erhalten.

Politik weiter unter Brzezińskis Markenzeichen?
 
Für Brzeziński ist der junge und außenpolitisch unerfahrene Obama attraktiv, weil »er versteht, dass wir in einer ganz anderen Welt leben, in der wir eine Vielzahl von Kulturen und Völkern verstehen müssen«. (23) Obamas angeblicher globaler Ansatz und seine trans-ethnische und trans-rassische Faszination stammen für Eric Walberg direkt aus Brzezińskis Lehrbuch oder eher aus »Second Chance«, welches die Anleitung für die Obama-Kampagne und seine Präsidentschaft sein werde. (24) So ist zu befürchten, dass auf lange Sicht Brzezinskis Markenzeichen, eine anti-russische und inzwischen natürlich auch anti-muslimische Weltpolitik, in Obamas Präsidentschaft dominieren wird. Kreuzungspunkt der neuen globalen Interessenlinien ist auch weiterhin die von den Geo- und Energiepolitikern so getaufte »strategische Ellipse« (siehe Teil 2 dieser Serie).
 
Äußerst aufschlussreich war dafür die Reaktion Barack Obamas Anfang August 2008 auf den Georgien-Russland-Konflikt. Im hawaianischen Urlaubsdomizil hatte er zunächst im Gegensatz zu McCain salbungsvoll davon gesprochen, Zurückhaltung zu üben und verlangt, die Kampfhandlungen sofort einzustellen. Danach führte Obama Gespräche mit dem Chef des nationalen Sicherheitsrats der USA, Hadley, sowie mit Georgiens Präsident Saakaschwili und anderen namentlich nicht genannten amerikanischen außenpolitischen Experten – zweifellos auch mit Mark Brzezinski. Gleichzeitig rief Brzeziński die Weltöffentlichkeit auf, Russland aus Protest wegen seines Vorgehens im Kaukasus zu isolieren. Dem russischen Premierminister Vladimir Putin persönlich warf er einen beängstigenden Kurs vor, ähnlich wie ihn Hitler und Stalin in den 1930er Jahren verfolgten.(25) Prompt änderte auch Obama seine Haltung, spielte die Rolle des Kriegstreibers und vertrat die gleiche politische Linie wie George W. Bush: Russland sei in Georgien einmarschiert und habe dessen Souveränität verletzt. Sein Sprecher, Ben Rhodes, fügte hinzu, Russland trage die volle Verantwortung für diesen Konflikt. Dieser zentrale Konfliktraum umfasse den »eurasischen Balkan« mit den Räumen nördlich und südlich des Kaukasus und sei für die USA zurzeit der einzige verbliebene südliche Zugang nach Eurasien.(26)
 
Vor diesem Hintergrund verkörpert die Ikone der US-Geostrategie die Kontinuität der amerikanischen Außenpolitik – unabhängig davon, ob es sich um demokratische oder republikanische Präsidenten handelt. (PK)

 
Anmerkungen
 
(1) Unter den Beneš-Dekreten werden die Verordnungen der tschechischen Exilregierung verstanden, die im Londoner Exil unter Beneš zwischen 1940 bis 1945 erlassen wurden. Durch sie wurden tiefgreifende, politische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen in die Wege geleitet. Bis heute sind die Dekrete umstritten, welche die Entrechtung, Enteignung und Vertreibung der deutschen wie ungarischen Minderheit regelten.

(2) Siehe Brzezinski, Ian: NATO: An Alliance Transforming, unter http://www.ciaonet.org/olj/fpa/fpa_jun04/fpa_jun04_brzezinski.pdf, aufgerufen am 7. März 2009.

(3) Hirsh, Michael: The Talent Primary: Obama's campaign is peeling off former advisers to Bill Clinton, and Hillary's folks are none too happy, in Newsweek vom 17. September 2007 unter http://www.newsweek.com/id/40772/output/print (aufgerufen am 7. März 2009)

(4) Zbigniew Brzeziński Calls Joe Scarborough “Stunningly Superficial”, in The Huffington Post vom 30. Dezember 2008.

(5) Vgl. Le Nouvel Observateur, No. 1732, vom 15. Januar bis 21. Januar 1998, p.76

(6) Vgl. Zbigniew Brzezinski, Between two Ages: America’s Role in the Technotronic Era, Harper publishing house, 1971

(7) Lepic, Arthur: Zbigniew Brzezinski: the Empire’s Adviser. The outrageous strategy to destroy Russia, unter http://www.voltairenet.org/article30038.html#nh3 (aufgerufen am 7. März 2009)

(8) Interview mit Zbigniew Brzezinski über die CIA-Intervention in Afghanistan, in Le Nouvel Observateur, Paris, 15-21 January 1998, No. 1732, p.76 unter http://www.globalresearch.ca/articles/BRZ110A.html (aufgerufen am 8. März 2009)

(9) In seinen 1997 erschienen Memoiren »From the Shadows: The Ultimate Insider's Story of Five Presidents and How They Won the Cold War« bestätigt Robert Gates, dass der amerikanische Geheimdienst bereits sechs Monate vor der sowjetischen Invasion mit der Unterstützung der afghanischen Mujahedeen begonnen hatte.

(10) Hardt, Eugen: Die Geostrategie Obamas und seines Beraters Brzezinski, unter http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=6054&Itemid=35 (aufgerufen am 7. März 2009)

(11) Jimmy Carter:State of the Union Address 1980, 23. January 1980, unter http://www.jimmycarterlibrary.org/documents/speeches/su80jec.phtml (aufgerufen am 8. März 2009) »It demands collective efforts to meet this new threat to security in the Persian Gulf and in Southwest Asia. It demands the participation of all those who rely on oil from the Middle East and who are concerned with global peace and stability. And it demands consultation and close cooperation with countries in the area which might be threatened.Meeting this challenge will take national will, diplomatic and political wisdom, economic sacrifice, and, of course, military capability. We must call on the best that is in us to preserve the security of this crucial region.«

(12) Im Zuge der Aufdeckung von Gladio – eine italienische Nato-Untergrundarmee – wurde 1990 bekannt, dass Teile der Organisation unter Mitwirkung von staatlichen Organen systematisch und zielgerichtet in mehreren europäischen Ländern Terrorakte verübte, um die Bevölkerung in Spannung und Angst zu halten. Das geheime amerikanische Field-Manual 30-31 B fordert in diesem Zusammenhang, »blinde« Regierungen innerhalb des NATO-Bündnisses durch Anschläge unter falscher Flagge das Augenlicht zurückzugeben

(13) Unter dem nach Orwell klingenden Namen »Initiativ-Präventive Operations-Gruppe« (Proactive Preemptive Operations Group/ P2-OG) soll diese Gruppe zwischen CIA und militärischen Kommandounternehmen, Agitation und Propaganda, Spionage, Abwehr und Täuschung operieren.

(14) Amoco spielte eine wesentliche Rolle bei der Bildung des Erdölkonsortiums Azerbaijan International Operating Co. (AIOC).

(15) Brzezinski, Zbigniew: Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft,. Frankfurt 1999, S. 75

(16) Brzezinski, Zbigniew: Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft,. Frankfurt 1999, S. 129; Ehlers, Kai: Öl statt Sanktionen, in Eurasisches Magazin Nr. 10/2008

(17) Brzezinski, Zbigniew: Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft,. Frankfurt 1999, S. 92

(18) Engdahl, F. William: Untersuchungsbericht: Kiew wollte die Gaskrise, unter http://info.kopp-verlag.de/news/untersuchungsbericht-kiew-wollte-die-gaskrise.html (aufgerufen am 9. März 2009)

(19) Engdahl, F. William: Untersuchungsbericht: Kiew wollte die Gaskrise, unter http://info.kopp-verlag.de/news/untersuchungsbericht-kiew-wollte-die-gaskrise.html (aufgerufen am 9. März 2009

(20) »Brzezinski Backs Obama«, in The Washington Post vom 25. august 2007, S. AO 3

(21) Zbigniew Brzezinski, Second Chance, New York 2007

(22) Brzezinski, Zbigniew: Second Chance. New York 2007, S. 185

(23) Zitiert aus Walberg, Eric: Obama: The real power behind the throne-to-be unter

http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=9649 (aufgerufen am 20. Februar 20009)

(24) »Vielleicht träumt Zbig von der Wiederherstellung des Großpolens von 1600 – vom schwarzen Meer bis ins Baltikum, alles kontrolliert von unbedeutenden Aristokraten wie…den Brzezinskis«, in Walberg, Eric: Obama: The real power behind the throne-to-be unter http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=9649 (aufgerufen am 20. Februar 2009)

(25) »War in the Caucasus. Obama adviser compares Putin to Hitler«, in guardian.co.uk vom 12. August 2008

(26) Ehlers, Kai: Öl statt Sanktionen, in Eurasisches Magazin Nr. 10/2008
 
 
Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, wurde mit 18 Jahren Zeitsoldat, studierte Bauingenieurwesen und erhielt als junger Pionieroffizier Einblick in das von den USA vorbereitete atomare Gefechtsfeldin Europa. Nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr studierte er in München Politikwissenschaft und Höheres Lehramt. Er ist Autor der Bücher “Pax Americana“ und “Pfeiler der US-Macht“ und lebt als freier Autor in München.
Teil 4 seiner Serie folgt in der nächsten NRhZ.  

Online-Flyer Nr. 190  vom 25.03.2009

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