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Aktueller Online-Flyer vom 24. Juni 2025  

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Aktuelles
Schmutzige Geheimnisse hinter den Klostermauern des heiligen Benedikt
Sankt Maria Laach
Von Peter Kleinert

Maria Laach in der Vordereifel ist eines der berühmtesten Klöster Deutschlands - Anziehungspunkt für tausende Touristen, die dieses mittelalterliche Denkmal besuchen, hinter dessen dicken Mauern am Laacher See eine angeblich den Prinzipien des heiligen Benedikt von Nursia unterworfene Gemeinschaft von Mönchen lebt. Doch nun haben die Benediktiner dicken Ärger mit ihren Nachbarn im Kreis Mayen-Koblenz am Hals: Über Jahre hinweg soll das Bio-Klostergut mit Duldung des Abtes tausende Kubikmeter Gülle illegal in das Naturschutzgebiet eingeleitet haben. Für Montagabend hat der WDR dazu die Story “Maria Laach - Schmutzige Geheimnisse hinter Klostermauern“ angekündigt.

Turm von St. Maria Laach – erbaut
1093 bis 1216 als Stiftung Heinrichs II.
Quelle: Wikipedia
Bedanken dürfen sich Mönche und Klostergutpächter für die Sendung bei der Bürgerinitiative “Ich tu's - DIE BÜRGER-Initiative e.V.“, die im Gemeinderat der 5.400 Einwohner zählenden Ortsgemeinde Ochtendung von Jürgen O. Stange vertreten wird. Nach seiner Kenntnis hat der Pächter des Klostergutes mit Wissen des Kloster-Abtes Gülle jahrelang Gülle in den See eingeleitet. Das sollen Experten des Landesamtes für Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) in Mainz auf Initiative von “Ich tu’s“ festgestellt haben. „Die Beibehaltung der landwirtschaftlichen Nutzung im Einzugsbereich nach derzeitiger Praxis und Intensität hat die progressive Zerstörung des Laacher Sees (...) zur Folge", heiße es in dem bislang unveröffentlichten Gutachten. Unterhalb von 40 Metern Wassertiefe sei der See schon tot und sauerstofffrei. Es werde Jahrzehnte dauern, bis der Laacher See sich von der Verschmutzung erholen werde, so der Vorsitzende von „Ich tu’s“ zur NRhZ.

Jürgen Stange Plakat
Jürgen Stange - Ratsmitglied von “Ich tu's“ in Ochtendung
Quelle: www.ich-tus.de


Ehemalige Angestellte des Klosters, unter ihnen der ehemalige Fischereimeister Karl Krechel, haben schon vor Jahren vor den Folgen dieser Umweltverschmutzung gewarnt. Die Folge für Krechel: fristlose Kündigung und Hausverbot. Selbst Pater Valerius, der sich für eine Rehabilitation Krechels eingesetzt habe, wurde laut Stange, aus seinem bisherigen Wirkungskreis entfernt. Weil die Mainzer LUWG auf entsprechende Vorwürfe von “Ich tu’s“ zunächst nicht reagiert hatte, wandte sich deren Vorsitzender an Günter Verheugen, Vizepräsident der EU-Kommission.
 
Anzeige vom zuständigen Landschaftsgärtner
 
Bei der Initiative meldete sich auch der Landschaftsgärtnermeister Hans-Peter Martensmeier, der viele Jahre die Pflege des gesamten dem Kloster unterstellten Gebietes unter sich hatte. Er habe, weil „jeder Bürger verpflichtet ist, Gesetzesverstöße anzuzeigen“, zunächst die Klosterverwaltung informiert. Als diese nichts unternahm, ging er zur Staatsanwaltschaft. Ergebnis, so Stange im aktuellen Mitteilungsblatt der Initiative: „Für diese ehrliche Tat, zu der jeder Bürger verpflichtet ist, erhielt er von Abt Benedikt Müntnich persönlich zwar nicht den Segen, dafür aber ein verbindliches Hausverbot.“ Seit mehr als einem Jahr ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Koblenz. Doch, so Stange: „Klosterverwaltung und Aufsichtsbehörden streiten bis heute alle Vorwürfe ab, mauerten, vertuschten - so heißt es aus Kreisen der Behörde“.

Laacher See
Laacher See – verdreckt durch die Gülle der Benediktiner Abtei im Hintergrund?
Quelle: Wikipedia


Für die WDR-story-Redaktion hat daraufhin der Autor Christoph Würzburger die Geschichte recherchiert und eine 45 Minuten Fernsehreportage gemacht, die am kommenden Montag, 9.Februar, um 22 Uhr gesendet werden soll. Sie zeigt, wie die katholische Kirche nicht nur durch Papst Benedikt XVI deutschlandweit, sondern durch seine Namensvettern in Maria Laach auch in der Vordereifel, immer mehr ihrer Steuerzahler zum Nachdenken darüber bringt, ob sie nicht lieber austreten sollen.
 
Viele von ihnen haben mitbekommen, dass der Orden der Benediktiner in der Eifel nicht nur eines der reichsten Güter in Deutschland besitzt, sondern dass seine großen Landflächen, das so genannte “Klostergut“, ein verpachtetes landwirtschaftliches Anwesen ist, das als “Biobauernhof“ mit angeschlossenem Bioladen für sich Werbung macht und gleichzeitig das Naturschutzgebiet nachhaltig gefährdet. Und dass Klostergutpächter Michael Ullenbruch auf diverse schriftliche Anfragen und Vorwürfe von „Ich tu’s“ und die Ermittlungen der Gruppe “Gülle im Laacher See“ bisher nie reagiert hat. Es sei denn, man bringt eine überraschende Hausdurchsuchung bei einem Bürger in Polch, der auf seiner Internetseite „wer-kennt-wen“ einiges zu dem Skandal veröffentlichte, mit Ullenbruch und seinem Abt in Zusammenhang.

Karikatur - Kühe scheissen in den See, die Fische und Enten flüchten
Biologische Landwirtschaft auf dem Klostergut | Karikatur: Shar Tlegenow

Beide haben ja auch, als der Sendetermin von „Schmutzige Geheimnisse hinter Klostermauern“ in einer Pressekonferenz des BUND in Mainz bekannt wurde, am 22. Januar eine „Gemeinsame Erklärung der Klosterverwaltung Maria Laach und des Pächters des landwirtschaftlichen Betriebes, Michael Ullenbruch“ veröffentlicht. Darin heißt es: „Das Kloster und der Pächter des landwirtschaftlichen Betriebes weisen die in der Pressekonferenz des BUND erhobenen Vorwürfe als unwahr und haltlos zurück. Die damit befassten Fach- und Vollzugsbehörden des Landes haben derartige Vorwürfe bis heute nicht bestätigt. Es bleibt der Eindruck, dass der gute Ruf von Maria Laach und des landwirtschaftlichen Pachtbetriebs, der als Öko-Betrieb zertifiziert ist, beschädigt werden soll. Beide, Kloster und Pächter, behalten sich rechtliche Mittel vor.“

Wird der WDR diese Story senden?
 
WDR-Zuschauer und die BürgerInnen von Ochtendung warten nun mit Spannung darauf, ob die story-Redaktion am Montag Christoph Würzburgers Reportage senden darf. Auf der offiziellen Web-Seite der Gemeinde Ochtendung ist der “Fall Maria Laach“ nämlich auch kein Thema, was nicht weiter verwundert. Im Gemeinderat ist „Ich tu’s“ eben nur durch Jürgen O. Stange vertreten. Außer ihm sitzen dort zurzeit - bis zu den Kommunalwahlen am Juni - 10 CDU- und 9 SPD-Mitglieder und zwei der FWG Ochtendung. (PK)
 
Mehr Infos unter www.ich-tus.de

Online-Flyer Nr. 183  vom 06.02.2009

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