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Kultur und Wissen
Serie Sprühende Ideen - Teil 4
Serien-Sprayer
Von Georg Giesing

Die Vielfältigkeit der Graffiti-Kunstformen geht in den Medien meist unter. Etwas bescheidener als die Writer, die sich häufig der Hip-Hop-Szene verbunden fühlen und sich an US-amerikanischen Vorbildern orientieren, sind die Schablonen-Spezialisten. Ein starker Impuls für die Schablonen-Künstler kam aus dem Frankreich der 1980ger Jahre. Zu den Berühmtheiten dieses Genres zählt der legendäre "Blek le Rat", der in Paris komplexe Bilderwelten mit Hilfe von Schablonen (Pochoir) auf die Wände seiner Stadt sprayte und damit eine ganze Bewegung von Pochoir-Grafikern in Gang setzte.

Foto: Georg Giesing
Foto: Georg Giesing


In Köln sind die Schablonen-Sprayer im Vergleich zu der Writer-Szene bisher nur eine Randerscheinung geblieben, wenn man von den etwas langweiligen Bananen-Graffitis Thomas Baumgärtels und dem originelleren Marcus Krips einmal absieht. Dass der Witz bei dieser Graffiti-Variante nicht zu kurz kam, zeigte der "kleine, schwarze Hund" von Bernd, der sich in den Straßen der Kölner City herumtrieb und manchmal sogar von Restaurierungs- und Säuberungsaktionen verschont blieb.

Der Vorteil von Schablonen ist, dass der Sprayer sich nicht immer etwas Neues ausdenken muss. Die Motive können in größerer Menge verbreitet werden. Auch spielt die Geschwindigkeit der Bildgestaltung mit einer Schablone eine nicht unwesentliche Rolle. So äußerte sich N.F. von den "Ozonschweinen" in einem Interview zur Produktionsgeschwindigkeit: "Die Schablonen-Technik macht es möglich, innerhalb von 4 bis 5 Sekunden ein scharfes, farbintensives Bild anzufertigen."

Foto: Georg Giesing
Foto: Georg Giesing


Trotz der Wiederholung der Motive bleiben die Schablonen-Bilder Unikate. Die Beschaffenheit des Untergrundes, die unterschiedlichen Farben und die Auswahl des Ortes sorgen dafür, dass trotz der selben Schablone Einzelstücke entstehen. Die Verwendungsfähigkeit der Schablonen-Technik geht über die Wand-Graffiti hinaus, sie wurde schon längst von Designern aufgegriffen. Schablonen-Bilder gibt es heute auf T-Shirts, Kinderwagen, Autos oder anderen Gegenständen und Konsumartikeln.

Doch auch für die Serien-Graffiti gilt der Spruch des Street-Art-Forschers Bernhard von Treek: "Vergänglichkeit ist die Seele der Graffiti."


GEO-Porträt LesungGeorg Giesing, 1942 in Wuppertal-Barmen geboren, diplomierter Sozialpädagoge, war 28 Jahre Fachlehrer an einem Kölner Berufskolleg, nachdem er eine Lehre als Gärtner, eine Ausbildung als Erzieher und das Studium der Sozialarbeit und Sozialpädagogik abgeschlossen hatte. Giesing ist freier Mitarbeiter bei Zeitungen, Stadtmagazinen und Online-Zeitungen, schreibt Bücher und zeichnet. Eine Auswahl seiner Bücher: "Hexenball im Königsforst", Erzählungen,1985 und 1986, "Rheinpiraten vor Köln", Erzählungen, 1990, "Zwischen Strunde und Flehbach", Erzählungen, 1990, "Wir sind doch ein Leut´, - Auf der Suche nach dem jüdischen Viehhändler Siegfried Forst auf Brodenbach", Erzählung, 2000, "Rheinische Frikadellen" - Geschichten & Grotesken, 2005 .

Foto: Georg Giesing
Foto: Georg Giesing


Online-Flyer Nr. 33  vom 28.02.2006

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