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Lokales
Uraufführung einer Komödie von "stimmt so – chortheater köln"
„Auf der Kippe – recycled“
Von Elisabeth Sprafke

„Auf der Kippe – recycled“ nennt sich eine musikalische Komödie, die im November im Bürgerzentrum Nippes uraufgeführt wurde. Thema: Wie wäre es, in einer Gesellschaft zu leben, die auch für Fremde und Gestrandete einen Platz hat? Das Stück macht die Probleme Aus­gegrenzter und ihren Kampf um Integration sinnlich erfahrbar.


 
Auf der Suche nach immer stärkerem Nervenkitzel hat der erfolgreiche Unternehmer Bernd Otto Siegbert Schmitt einen Freizeit-Park konzipiert, der dem Besucher (selbst-)mörderische Attraktionen bieten soll. Doch auf dem vorgesehenen Grundstück – einer Müllkippe am Rande der Stadt – lebt eine Gruppe von Menschen, die durch das Raster der Ge­sellschaft gefallen sind: Ausgestoßene, die versuchen, sich von Mensch­lichkeit ansatte von Machthunger und Profitgier leiten zu lassen, gemäß dem Grundsatz "Wir haben nicht viel, aber das teilen wir".



In diese Gruppe gerät der Landvermesser Nils, der sich unsterblich in die un­schuldige Hure Mimi verliebt und darüber seinen Auftrag für die Firma BOSS völlig vergisst. Auf der Suche nach seinem Angestellten trifft Bernd Otto Siegbert Schmitt auf die Gruppe "schräger Vögel" und erkennt, dass sich ihm hier Menschenmaterial für seine neue Attraktion bietet. Da gibt es die Krankenschwester, ausgebrannt von Hunderten von Überstunden, die kaufsüchtige Rosa-Lu, die ihre Schulden irgend­wann nicht mehr überblicken konnte, den Politiker, der über einen insze­nierten Skan­dal gestolpert ist, die Managerin, die dem Druck nicht mehr standhalten konnte und sich in den Alkohol geflüchtet hat; all diese Men­schen wollen doch in die Gesellschaft zurückkehren und tun für Geld alles, so meint Herr Schmitt. Aber die Müllbewohner führen ihm plastisch vor Augen, dass es noch andere Werte gibt als Geld.


 
"stimmt so – chortheater köln" nennt sich die 20-köpfige Formation, die seit Jahr­zehnten eigene Musicals und Revueprogramme präsentiert. Vor über 30 Jahren als Gewerkschaftschor gegründet, hat die Gruppe ihren Stil konsequent weiterentwickelt. Der Begriff "Chortheater" steht für leidenschaftliche Akteure, die singen, spielen und tanzen – solistisch oder im Chor, mit Band oder a cappella. Die selbst ge­schriebenen Stücke kommentieren mit Witz und Ironie aktuelle gesellschaftliche Themen. „Wir haben unseren Ursprung in einem Gewerkschaftschor, aber auch heute noch wollen wir unterhalten und uns gleichzeitig in die Alltagspolitik einmischen", erläutert Jutta Hüffelmann. „Das Besondere daran ist, dass wir diesen Anspruch mit Gesang, Schauspiel und ein bisschen Satire verbinden."
 
Unter der Regie von Gracias Devaraj und der musikalischen Leitung von Pe Stöve und Bernd Kaftan präsentierte das Ensemble voller Spielfreude und Witz vor 250 Zu­schauern eine rundum gelungene Mischung aus Politischem und Unpolitischem und nutzte dabei die Musik als Transportmittel. Das Repertoire reichte dabei von Bertolt Brecht bis Michael Jackson, von den Bläck Fööss bis zu Cole Porter. Es gab viel Szenenapplaus, und das Publikum verlangte begeistert nach Zugaben.
 
Zur Geschichte
 
Aus dem 1966 von Fordarbeitern gegründeten Chor - Leitung: Luca Lombardi, heute Komponist in Mailand - entwickelte sich der „Chor Kölner Gewerkschafter“, später umbenannt in „FCKG - Formals Chor Kölner Gewerkschafter“. 2007 fand der Chor seinen neuen Namen: „stimmt so - chortheater köln“. Das Dirigat übernahm 1974 Annegret Keller, heute Leiterin des Musikzweiges der Gesamtschule Mülheim-Saarn und Initiatorin zahlreicher interkultureller Projekte im Ruhrgebiet.
 
Seit den siebziger Jahren beteiligte sich der Chor vor allem an Veranstaltungen der Friedensbewegung (Abschlußveranstaltung der Friedensdemo am 10. Oktober 1981 in Bonn)  und an Gewerkschaftsveranstaltungen (Feier zum 90. Geburtstag der Metallarbeitergewerkschaft in der Frankfurter Paulskirche und zur Gründung der Gewerkschaft ver.di 2001 in Berlin). Ein besonderes Highlight war 1985 der Auftritt beim ersten „Rock am Ring“ vor 75.000 Zuschauern als Backgroundchor der Gruppe „Foreigner“. Ab 1980 erarbeitete der Chor unter der Regie von Jochen Kolenda Rezitationen und kleine Szenen. Die Theaterarbeit wurde erweitert und mit Unterstützung der Schauspielerin Biggi Wanninger und des Schauspielers Bart Hogenboom fortgesetzt. Es entstanden erste Revue-Programme. (PK)

 
Weitere Informationen und Veranstaltungstermine unter
www.stimmt-so-koeln.de
 
Fotos: Elisabeth Sprafke

Online-Flyer Nr. 175  vom 03.12.2008

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