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Sport
Wertvolles Portfolio an Frankfurter Fußballerinnen mit Torinstinkt
Und ein starkes Mädchen
Von Bernd J.R. Henke

DFB-Präsidiumsmitglied Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger sahen ein Frauenfußballspiel mit zwei unterschiedlichen Halbzeiten, als die stark ersatzgeschwächte Bundesliga-Mannschaft des 1. FFC Frankfurt im Heimspiel auf die Frauenmannschaft des Hamburger SV traf. Spannende Aussichten für das Spiel gegen Duisburg am Donnerstag. 
Dreifache Torschützin Kristina Brenner am Ball
Dreifache Torschützin Kristina Brenner am Ball

Frankfurts Trainer Günter Wegmann stand vor der Aufgabe aus einem verletzungsbedingt begrenzten Spielerinnenkader eine schlagkräftige Truppe zu formieren. Die krisenhafte Stimmung vor dem Spiel nach drei 0:1 Niederlagen in wichtigen Pokal- und UEFA-Cup Spielen deutete auch für Manager Siegfried Dietrich an, dass er den dauerhafen Erfolg mit Frankfurt nicht gepachtet hat.

Nicht zu knacken

Die Spielerinnen vom HSV starteten in der ersten Halbzeit mit kompakter Formation, die für die Frauen des 1. FFC nicht zu knacken war. Die Hamburgerinnen zeigten herrliche Konterangriffe und brachten die Deckung der Frankfurterinnen mehrfach in Verlegenheit. Wie konnten verletzte Spielerinnen wie Conny Pohlers, Silke Rottenberg, Pia Wunderlich, India Trotter, Alexandra Krieger und Sarah Schatton sowie die überraschend erkrankte Sandra Smisek überhaupt ersetzt werden in so kurzer Zeit? Von den sieben Spielerinnen spielen immerhin sechs Frauen im deutschen oder US-Nationaldress, und eine ist Nachwuchsspielerin: Sarah Schatton, die jüngst im UEFA Cup in Norwegen wichtige Tore schießen konnte.

Aus der Not heraus spielte als Sturmspitze ein 17-jähriges talentiertes Frankfurter Mädchen, Kristina Brenner. Sie hätte eigentlich "Fortuna" Brenner heißen müssen an diesem Tag. In der 52. Minute war es soweit, dass FFC Manager, Trainer und Fans aufatmen konnten. "Fortuna" schoß im Elfmeterraum auf das Hamburger Tor. Torhüterin Bianca Weech parierte, aber ließ den Ball abprallen. Die Chance nutzte Blondschopf Kristina mit einem Heber ins Tor. Nun wurde das kompakte Feldspiel der Hamburgerinnen großmaschiger.

Die bis daher recht unauffällig spielende  Nationalspielerin Kerstin Garefrekes konnte die Lücken der Verteidigung von rechts aufreißen, schickte in der 59. Minute eine Massflanke in Richtung Elfer, wo wiederum Kristina Brenner stand, um, wie sie später nach dem Spiel in jugendlicher Frische gestand, zum 2:0 "einzulochen".

Meike Weber (12) vs. Silvia Salender (12), links Birgit Prinz, rechts Kristina Brenner (11)
Meike Weber (12) vs. Silvia Salender (12), links Birgit Prinz, rechts Kristina Brenner (11) | Fotos: Peter Hartenfelser, www.a2bildagentur.de

Nun wechselte der HSV Trainer die Hanseatinnen zweimal aus. Die verduzten HSV-Frauen wurden wenige Minuten später in der 73. Minute wiederum von der abgeklärten Kerstin Garefrekes regelrecht ausgespielt, und die Steilvorlage verwandelte wiederum Kristina Brenner, die glückliche Heldin mit dem Hattrick in der zweiten Halbzeit zum 3:0. Die Spielhöhe schien zu diesem Zeitpunkt unverdient. Erst als Birgit Prinz, die vor dem Spiel als Fußballerin des Jahres 2008 geehrt wurde, aus 16 Meter Abstand einen Freistoß direkt zum 4:0 ins Tor schoß, wurde klar, dass der Erfolg der kämpferischen Frankfurterinnen wohl nicht Zufall war. Es wurde nun augenfällig, dass wohl der Trainer Wegmann ein magisches Fußballwunder inszeniert und seine Spielerinnen perfekt auf den Gegner eingestellt hatte.

Nachwuchsspielerinnen wie die kämpferischen Sarah Günther, Christina Plessen und Kristina Brenner zeigten, dass das Spielerinnen-Portefolio des erfolgreichen mittelständischen Fußballunternehmens 1.FFC Frankfurt in dieser Verletzungskrise des Vereines ausreichte, die Reihen zu schließen. Im Beisein der beiden DFB Granden Zwanziger und Ratzeburg zeigte Manager und Geschäftsführer Siegfried Dietrich, dass die Struktur des Vereins
stimmig ist und Belastungen aushält.

Nach der Auswechslung der "eiskalten Fortuna" erhöhte durch Vorlage von Birgit Prinz die clevere Kerstin Garefrekes in der 87. Minute zum Endstand von 5:0. Konsterniert stellte der sympathische HSV-Trainer Achim Feifel fest, dass seine Mannschaft eine "0:5 Klatsche" bekommen hatte, obwohl seine Mannschaft in der ersten Halbzeit mit die beste Saisonleistung gegen einen starken Gegner geboten hatte.

Titel wieder am Horizont

Als am Ende noch der Stadionsprecher das Endergebnis zwischen Bayern München und dem Freiburger FC mit ungewöhnlichem Schlußstand von 5:5 durchgab, wußte jeder der eintausendvierhundertzehn Zuschauer im städtischen Fußballstadion Brentanobad, dass die Titelanwartschaft an diesem herbstlichen Sonntagmittag wieder am Horizont erschienen war. Der ehemalige Verbands-und Jugendtrainer des Hessischen Fußballverbandes, Günter Wegmann, hatte wohl während der Halbpause mit gebotener Zurückhaltung auf Psychologie gesetzt und nicht auf Druck, was bekannterweise bei jungen Frauen nie zum Erfolg führt. Der klare Sieg mit kämpferischer Mannschaftsleistung in der zweiten Halbzeit war die Folge.

Ein dramatisches Spiel und vielr neue Geschichten um Kristina Brenner, das Mädchen aus dem Frankfurter Stadtteil Sossenheim, welches in Eddersheim und Frankfurt Höchst  mit Jungens das Fußballspielen gelernt hat. Sie ist wegen ihres Talentes schon im Kader der U17 DFB Mannschaft zu finden. DFB Vizepräsidentin Hannelore Ratzburg konnte beruhigt nach Hamburg fliegen. Denn der Nachwuchs des deutschen Frauen- und Mädchen Fußballs zeigte sich ihr in natura im Spielerinnen-Portefolio des UEFA Womens Cup Siegers 2008 1. FFC Frankfurt.

Der Hauptsponsor COMMERZBANK kann in Zeiten der Finanzkrise wohl zufrieden sein mit der Teamleistung der strategisch gut aufgestellten Fußballfirma 1.FFC Frankfurt. "Das Geld ist gut angelegt und der
Imagegewinn trägt professionelle Zinsen," meinte ein ungenannter Besucher auf der Ehrentribüne. Es sollten sich noch mehr Sponsoren für den Frauenfußball engagieren, es lohnt sich wirklich, die zukünftige Entwicklung der aufstrebenden Frauenbundesliga in Richtung WM 2011 zu begleiten, auch während der systemischen Finanzkrise. "Das Lebbe geht weider," sagt man in Frankfurt-Rhein-Main und freut sich auf kommenden Donnerstag, an dem die Duisburger Frauen in Frankfurt im UEFA WOMENS CUP 2009 auftreten werden. (PK)

Online-Flyer Nr. 171  vom 05.11.2008

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