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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Lokales
Fragen nach einem Besuch aus Leverkusen im Karl Marx-Haus in Trier
Eine „vorurteilsfreie“ Ausstellung?
Von Manfred Demmer

Rund 173 Jahre nachdem ein bis dahin unbekannter Student den Weg von Trier an den Rhein antrat, um in Bonn zu studieren, fuhr eine Reisegruppe der Kulturvereinigung Leverkusen e.V. in die entgegen gesetzte Richtung, um das Geburtshaus des damaligen Studenten Karl Marx, später einer der letzten deutschen Universalgelehrten, zu besuchen.


Jenny Marx – geborene Jenny von
Westphalen | Quelle: NRhZ-Archiv
Die Exkursion war der Abschluss einer Veranstaltungsreihe zum 160. Jahrestag der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848, in die Karl Marx u.a. mit der
in Köln herausgegebenen Neuen Rhein-ischen Zeitung orientierend eingriff. Nicht zuletzt das Erscheinen des „Kommu-nistischen Manifestes“ und der darin enthaltenen Beschreibung der damaligen Welt und der sich daraus ergebenden Kampfaufgabe des erwachenden Prole-tariats gab wichtige Impulse, die sich auch dadurch öffentlich sichtbar wurden, dass neben der schwarz-rot-goldenen Fahne der Republik auch erstmals rote Fahnen zu sehen waren.
 
Man durfte also gespannt darauf sein, was in dem Geburtshaus in der Ausstellung zu „Karl Marx, Leben-Werk-Wirkung bis zur Gegenwart“ zu sehen war. Um es direkt zu sagen: gemessen an der Ausstellung, die es dort bis zur Neugestaltung im Jahre 2005 gab, blieb ein negativer Eindruck. Durch Zufall konnte die Reisegruppe feststellen, dass dies nicht nur ihre Sichtweise war. Auch ein Bürger aus Trier, mit dem man an der Porta Nigra ins Gespräch kam und der jahrelang Führungen in der „alten“ Ausstellung durchführte, fand wenig positive Worte für die „Neue“.
 
„Keine vorgefertigten Meinungen“
 
Bei der Eröffnung im Juni vor drei Jahren hatte die Vorsitzende der Friedrich Ebert-Stiftung – die das Karl Marx-Haus unterhält –, Anke Fuchs zum Ziel der Ausstellung erklärt, dass es notwendig wäre. „vorurteilsfrei zu fragen, wer Marx war, was er geschrieben, wie er gehandelt hat, wie die Folgewirkungen seines Werkes und Wirkens bis an die Schwelle unseres Jahrhunderts weltweit gewesen sind, wie er von der weltanschaulichen Strömung, die seinen Namen trägt, vom Marxismus vereinnahmt, ja auch instrumentalisiert worden ist.“ Und an anderer Stelle. „Der aufmerksame Besucher wird darin keine vorgefertigten Meinungen vorgesetzt bekommen, er wird nicht auf Interpretationen festgelegt, nicht indoktriniert, ganz im Gegenteil. Er wird vielmehr die notwendigen Informationen erhalten, die ihn befähigen sollen, sich selbst eine Meinung zu bilden – so oder so.“

 
BesucherInnen der Kulturvereinigung Leverkusen in Trier
Foto: KultLever
 
Eingedenk dieser hehren Worte begannen nun die Besucher ihren Rundgang. Der führt durch verschiedene Räume und Etagen, begleitet von einer Zeitleiste, die komplettiert wird durch Zitate, Bilder und Einführung von Ereignissen und den damals handelnden Persönlichkeiten.

Sitz der Nazi-Zeitung „Trierer Nationalblatt"
 
Zu Beginn wird die wechselvolle Geschichte des Hauses an der Brückergasse Nr. 664, heute Brückenstraße Nr. 10 dargestellt, in dem Karl Marx am 5. Mai 1818 geboren wurde. Bis 1904 geriet es in Vergessenheit um dann „wieder-entdeckt" zu werden. Die jahrelangen Bemühungen der Trierer SPD um den Erwerb des Gebäudes hatten 1928 Erfolg. Man konnte die KPD im Preis überbieten. Den Plan, hier eine Erinnerungsstätte zu Karl Marx' Leben und Werk einzurichten, wurde durch die Nationalsozialisten zunichte gemacht, die das Gebäude 1933 beschlagnahmten und dort den Sitz der Nazi-Blattes „Trierer Nationalblatt" installierten. Gegen die Nazis hatten in der alten Römerstadt sowohl Kommunisten wie Sozialdemokraten gekämpft. Der von den Nazis im Sommer 1932 erschossene SPD-Kommunalpolitiker Hermann Möschel wurde in dem Hause aufgebahrt und an dem anschliessenden Trauerzug nahmen 5000 Menschen teil.
 
Nach der Befreiung von Faschismus und Krieg setzte sich ein internationales Komitee für die Rückgabe des Hauses an die Arbeiterbewegung ein. In Trier traten Sozialdemokraten und Kommunisten gemeinsam dafür ein. Die SPD erhielt dann das Haus zurück und eröffnete es 1947 als Erinnerungsstätte. Zum 150. Geburtstag von Karl Marx wurde es 1968 der Friedrich-Ebert-Stiftung übereignet. Der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt eröffnete jene Ausstellung, die bis 2005 dort zu sehen war.
 
Die nun „neue“ Ausstellung folgt der Chronologie: Der junge Marx (1818-1843); Politischer Publizist und Philosoph (1843-1847); Zeitenwende 1848; Leben im Exil; Politische Ökonomie - das Lebensthema; Karl Marx und die Arbeiterbewegung (1863-1883); Friedrich Engels und die Anfänge des Marxismus; Die Spaltung der Arbeiterbewegung; Die Spaltung Europas; Weltweite Inanspruchnahme der Ideen von Karl Marx. Familiengeschichte, Privatleben, berufliches, philosophisches und politisches Wirken von Karl Marx, die Freundschaft/Arbeitsgemeinschaft mit Friedrich Engels, sein Exil und sein Verhältnis zur Arbeiterbewegung werden in den Themenbereichen 2 bis 8 der Ausstellung eng verwoben mit den Ereignissen des 19. Jahrhun-derts, dem Jahrhundert der industriellen Revolution, der sozialen Frage und der Entstehung des deutschen Nationalstaates.


Blick in die Ausstellung – Familien-
geschichte, Privatleben | Foto: KultLever    
Barbara Weiter-Matysiak schrieb im „Kritischen Trierer-Jahrbuch“ (KATZ) 2005 dazu: „Marx und Engels waren Kinder ihrer Zeit und reagierten analysierend und schreibend auf aktuelle Fragen, wie viele andere auch. Aber sie gingen in ihrem Denken weiter und wagten neue Ansätze: Die Ideen allein würden die Welt nicht verändern – dazu bedürfe es einer weltverändernden Praxis. Und: Sie entwickelten eine materialistische Geschichtsauffassung – das Sein bestimmt das Bewusstsein. Eine Gesellschaft werde nicht durch Moral, sondern durch Produktionsverhältnisse verändert. Ein Blick in die Tageszeitung macht die Aktualität dieses Ansatzes klar. Die Ausstellung aber verschenkt – trotz anderslautender Beteuerungen im Katalogvorwort – die Möglichkeit, die Brücke zum Hier und Heute zu schlagen.“
 
Auch bei den folgenden Themenbereichen wird man feststellen müssen: entweder wussten die Macher nicht, wie man dem eigenen Anspruch folgen könne, „vorurteilsfrei“ und ohne „vorgefertigte Meinung“ zu informieren, oder sie wollten das nicht. Beim Themenbereich „Politische Ökonomie – das Lebensthema" keimt Hoffnung auf eine konzentrierte Beschäftigung mit den Analysen und Theorien von Karl Marx. Auch für die Behandlung der Frage, was ihn von den klassischen und zeitgenössischen Nationalökonomen und Philosophen unterschieden hat, wäre das Karl-Marx-Haus der richtige Ort. Doch wie heißt es im KATZ-Jahrbuch:
 
Trotz PC-Stationen viele Fehlanzeigen
 
„Aber weit gefehlt, auch hier nur ein paar Schlagworte. Man hat sich dieser Aufgabe entledigt, indem man – ich nehme an zur „Vertiefung" – die bei modernen Ausstellungsmachern so beliebten PC-Stationen und elektro-nischen Bücher aufgebaut hat. In den Büchern soll man blättern, an den PC Stationen kann man Begriffe eingeben, die dann erläutert werden sollen. Ich habe es mit Mehrwert, Entfremdung, Expropriation, Akkumulation und Kapitalist versucht. Die ersten vier Stichworte: Fehlanzeige! Lediglich zum Kapitalisten kamen zwei Textnachweise aus Marxschen Publikationen.“ Auch die Besuchergruppe versuchte sich an den PCs und konnte die Richtigkeit der Kritik von Barbara Weiter-Matysiak (auch bei anderen Stichworten) selber feststellen.


Mehr den Interessen der Arbeiter als denen des Staates verpflichtet – Engels und Marx | Quelle: NRhZ-Archiv
 
Etwas positiver wird man den Themenbereich „Karl Marx und die Arbeiter-bewegung" bewerten dürfen, wo die nationalen (ADAV, SDAP, SADP, SPD) und internationalen (IAA) Vereinigungen der Arbeiterbewegung und der Einfluss von Karl Marx auf diese dargestellt werden. Hier findet sich auch die Gründungsgeschichte der SPD. Dabei fällt allerdings bei der Darstellung des deutsch-französischen Krieges 1870/71 auf, dass weder die bedeutende Aktion der beiden Sozialdemokraten August Bebel und Wilhelm Liebknecht , die als Abgeordnete der „Sächsischen Volkspartei“ 1867 in den Norddeutschen Reichstag gewählt wurden und dort Position gegen diesen Krieg einnahmen, noch die Rede Bebels im Reichstag vom 25.Mai 1871 mit seiner Solidaritätserklärung zur Pariser Kommune erwähnt werden.
 
Will man sich hier schon der bedeutenden antimilitaristischen Geschichte der alten Sozialdemokratie entledigen? Wird hier schon mit jener „vorurteilsfreien“ Geschichte der SPD begonnen, die angeblich ohne „vorfertigte Meinungen“ einherkommen soll? Der Eindruck verfestigt sich bei den anschließenden Themenbereichen. Viel zu knapp geraten ist das Kapitel „Friedrich Engels und die Anfänge des Marxismus". Gerade hier hätte man auch Beiträge einbauen müssen, die die beginnende Auseinandersetzung zwischen Kräften in der SPD, die sich mehr den Interessen der Arbeiter (wozu ja Engels in vielfältiger Weise Stellung nahm) als denen des Staates verpflichtet fühlten. Etwas mehr als die Benennung der Namen Eduard Bernstein und Karl Kautsky und tiefer gehende Betrachtungen darüber, wo hin der „Revisionismus“ die SPD führte, hätte man sich hier schon gewünscht.
 
Auslöser der Teilung Europas und der Welt
 
In der KATZ-Kritik heißt es dazu: „Wie das Marxsche Theoriegebäude durch Interpreten zum „Marxismus" gefügt und geformt wurde, darauf hätte man näher einsteigen können.“ Denn hier liegen ja entscheidende Gründe für „die Spaltung der Arbeiterbewegung", dem folgenden Themenbereich, wo dann auch die Geschichte der Sowjetunion von der Revolution bis zum „Stalinismus“ abgehandelt wird. Hier ist die Frage nach der „Vorurteilsfreiheit“ noch mehr angebracht. Orginalton: „Ungeachtet allen Streits um die strategische und taktische Ausrichtung gab es gemeinsame Ziele: Kampf für die Verbesserung der sozialen Lage und der politischen Stellung des Proletariats, für das allgemeine (auch Frauen-)Wahlrecht sowie Kampf gegen Militarismus, Nationalismus, Imperialismus und Kolonialismus.

Zug auf dem Weg zur Westfront 1914
„Auf zum Preisschießen nach Paris“ –
kriegsbegeisterer Zug zur Westfront 1914      
Dennoch nahm die Spannung zwischen nationaler Einbindung und Internationalismus angesichts von Rüstungswettlauf und Kriegsgefahr zu. Friedensappelle konnten den Ersten Weltkrieg (1914-1918), die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, jedoch nicht verhindern. Die Internationale zerbrach ebenso wie die Einheit der Arbeiterbewegung. Diese Spaltung wurde langfristig zum Auslöser der Teilung Europas und der Welt. Die Einheit der SPD endete bereits 1917 unter dem Druck des Weltkrieges mit der Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Den Grundstein dafür legte der Streit um die Bewilligung der Kriegskredite.“
 
In diesem Abschnitt tauchen für den kritischen Betrachter Fragen auf: Warum gab es einen Rüstungswettlauf, und warum erinnerte sich bei der SPD keiner mehr an die Worte Bebels: „Keinen Groschen und keinen Mann für das System?“ Und warum gab es dann den Streit um die Kriegskredite? Urkatastrophe? Was war denn der Zweite Weltkrieg, der Faschismus? Woran lag es, dass keine Friedensappelle mehr nutzten? Fragen über Fragen, auch hinsichtlich der Politik der SPD in der Weimarer Republik, wo der, so wird verlautbart, „programmatische Anspruch auf Überwindung des Kapitalismus und der Realpolitik auseinander klaffte“, wo die SPD für die „Verteidigung der Republik“ eintrat, die überdies von der „moskauhörigen“ KPD als „Hauptfeind“ und „Sozialfaschisten“ bezeichnet wurde.
 
Kurt Tucholsky oder Carl von Ossietzky???
 
Zwar wird anerkannt, dass KPD und SPD „unter großen Opfern im inner-deutschen Widerstand und vom Exil aus den Nationalsozialismus bekäm-pften“, jedoch sei wegen der Haltung der Kommunisten ein gemeinsamer Widerstand nicht möglich gewesen. Was klaffte da auseinander? Der Panzer-kreuzerbau und Verschlechterung der Lebensbedingung der Bevölkerung unter Regierungsbeteiligung von Sozialdemokraten? „Verteidigung der Republik“?

Gustav Noske
Gustav Noske
Einen Blick in zeitgenössische Schriften von Kurt Tucholsky oder Carl von Ossietzky hätten die Macher der Ausstellung zu diesem Thema durchaus riskieren dürfen. Dann hätte man etwas mehr darüber erfahren wie Gustav Noske mit kaiserlicher Soldateska die Republik verteidigte, oder wie aktiv der sozialdemokratische Ministerpräsident von Preußen dabei war, sich nur der „Gewalt“ der ihn verhaftenden Polizeibeamten zu fügen. 

Dass dies und viele weitere Ergebnisse solcher „Realpolitik“ die Arbeiterschaft empörten und die KPD zu Einschätzungen führten, die falsch waren, die aber dann korrigiert wurden (was aber nicht thematisiert wird), wäre es wert gewesen, den Menschen von heute „vorurteilsfrei“ bekannt zu machen. Statt dessen altbekannte SPD-Geschichtsschreibung, die am Schluss dieses Abschnitts in dem Satz gipfelt, dass die SPD sich „weiterhin zu den Grundwerten Freiheit, Solidarität und Menschenwürde“ bekennt.
 
Auch zum Themenbereich „Die Spaltung Europas" ergeben sich viele Fragen. Dort wird der Konflikt zwischen dem Westen (der Demokratie) und dem Osten (der Diktatur) behandelt. Da war der sowjetische Machtbereich „ausgedehnt worden“, es hätte sich eine Zweiteilung Europas „in parlamentarisch-liberale Demokratien und kommunistische Einparteienregime herausgebildet“. Zwar wird über „Demokratisierungsbestrebungen“ in den „kommunistischen Regimen Mittelosteuropas“ berichtet, werden Namen und Daten genannt, die „vorurteilsfrei“ sichtbar machen sollen, jene würden in der Marxschen Tradition stehen. Doch bedürfte es mehr als kurzer plakativer Aussagen, dies zu untersuchen.
 
Soziale Marktwirtschaft fiel vom Himmel
 
Beim letzten Kapitel „Weltweite Inanspruchnahme der Ideen von Karl Marx" wird die Absicht der Macher besonders deutlich. In der Rezension der KATZ heißt es dazu: „Im Kapitel „Weltweite Inanspruchnahme der Ideen von Karl Marx" wird es richtig haarig. Hier werden die gescheiterten sozialistischen Experimente sowie Diktatoren und Diktaturen, die sich „marxistisch" nannten, als negative Exempel vorgeführt – man wird das Gefühl nicht los: Hier wird Karl Marx Unrecht getan. Niemand käme auf den Gedanken, zum Beispiel Adam Smith derart in Haftung zu nehmen für Auswüchse kapitalistischer Gier.

Und dass z.B. die Marxsche Theorie zur hochgelobten sozialen Marktwirtschaft wahrscheinlich mehr beigetragen hat als beispielsweise zum „Steinzeitkommunismus" Pol Pots, fällt ganz unter den Tisch. Aber die soziale Markt-wirtschaft fiel nach Meinung der Ausstellungsmacher nach dem 2. Weltkrieg wohl einfach so vom Himmel. Ich zitiere den Katalog zum Kapitel „Die Spaltung Europas" S. 99: „Anders als nach dem Ersten Weltkrieg stabilisierte sich der westliche Typus der Parlamentsdemokratie in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß. Es kam zu einer Stärkung der gemäßigten Mitte. In Deutschland war die Nachkriegsentwicklung mit dem Begriff „soziale Marktwirtschaft" verbunden. In Gestalt des „Wirtschaftswunders" gewann sie Ausstrahlungskraft und Popularität für Jahrzehnte.“ Noch Fragen?!
 
Zusammenfassend schreibt Barbara Weiter-Matysiak schließlich: „Die Ausstellung will alles darstellen: Privatleben, die soziale Frage, die politischen Bewegungen der Zeit und hier und da auch einen Marxschen Ansatz. Verstreut über die ganze Ausstellung, in einzelnen unverfänglichen Grafiken und Halbsätzen findet sich ab und zu ein Häppchen Marxsche Theorie. Zwar lernt der Besucher einiges über die Geschichte des 19. Jahrhunderts, erfährt wie Familie Marx lebte und liebte, erhält einen Schnellkurs über die Geschichte der Arbeiterbewegung – aber die Darstellung der Theorie des Karl Marx, immerhin war sie es, die ihm seine Bedeutung verschafft hat, geht nicht wirklich über ein paar Schlagworte hinaus“
 
Buch des Urgroßenkels
 
Die Besuchergruppe der Kulturvereinigung Leverkusen e.V. stimmte mit dieser Betrachtung überein. Entsprechend wurde dann auch im Gästebuch (frei nach Marx) vermerkt, dass es schon viele gab, die die Geschichte interpretiert hätten, dass es aber darauf ankäme die Welt zu verändern. Dass dies nicht nur Sichtweise der Leverkusener war, wird durch viele Einträge im Gästebuch sichtbar, wo die Bedeutung von Marx gerade in der heutigen Zeit unterstrichen wird. Vor über 30 Jahren war der Urgroßenkel von Karl Marx zu Besuch im dem Geburtshaus gewesen. Sein Besuch veranlasste Robert Jean Longuet eine sehr persönliche Biographie „Karl Marx – mein Urgroßvater“ zu schreiben. Durch dieses Buch kann man mehr über Karl Marx Werk und Leben erfahren, als die Ausstellung leistet.
 
Was würde der Urgroßenkel wohl heute zu den von der Ebert-Stiftung „vorurteilsfrei“ dargestellten Wirkungen bis in die Gegenwart sagen? Was zur Aussage von Kurt Beck: „Ich habe mit der Philosophie von Karl Marx nie so sehr viel anfangen können. Schon gar nicht mit den Antworten, die er gegeben hat, schon eher mit den Analysen“? Oder zu der des ehemaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel (CDU): „Seine Analysen über die Gegenwart zu seiner Zeit, die waren zutreffend. Seine Zukunftsperspektiven nicht.“

Vielleicht würde er angesichts der aktuellen kaptialistischen Entwicklung doch zu der Feststellung gelangen: Karl Marx ist noch quicklebendig. Jedenfalls werden Marx’ Wirkungen für eine humane sozialistische Gesellschaftordnung auch durch so eine „vorurteilfreie“ Ausstellung nicht behindert. Im Gegenteil. (PK)
 

Online-Flyer Nr. 170  vom 29.10.2008

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