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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Lokales
Offener Brief an Leverkusens Oberbürgermeister
Erinnern an die Opfer vom Wenzelnberg
Von Manfred Demmer

Im April 1945, wenige Tage vor der Befreiung, ermordeten die Nazis, wie in anderen Städten Nordrhein-Westfalens, auch in Wuppertal Antifaschisten, die in den KZ und Zuchthäusern des Landes bis dahin überlebt hatten. Am 13. April wurden so in der Wenzelnbergschlucht 71 Häftlinge durch Genickschuss hingerichtet. An sie wird alljährlich am Ort des Verbrechens mit einer Gedenkfeier erinnert - diesmal am 7. Mai. Hierzu erreichte uns ein Offener Brief an Leverkusens Oberbürgermeister Ernst Küchler.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die Stadt Leverkusen ist in diesem Jahrdie verantwortliche städtische Ausrichterin der Gedenkveranstaltung am Wenzelnberg, die gemeinsam mit der größten Organisation der Verfolgten des Naziregimes (der VVN-BdA) durchgeführt wird. Die Kulturvereinigung Leverkusen e.V., deren stellvertretender Vorsitzender ich bin,war und ist seit der Aufdeckung des Naziverbrechens 1945immer bei den Gedenkveranstaltungen anwesend. Ja, mehr noch, in Ihrem Archiv befindet sich die Urkunde, die 1947 bei der Grundsteinlegung für das Mahnmalerstellt wurde und die die Unterschrift des damaligen Landrates Eugen Schneider, des städtischen Beigeordneten Heinz Pauly, des Langenfelder Bürgermeisters Aschenbroich, des Architekten Karl Schrof und neben weiteren von Arnold Schulz, des VVN-und Kulturvereinsvorsitzenden aus Leverkusen trägt.

Diese Einleitung erlaube ich mir, um deutlich zu machen, das es uns - wie anderen Antifaschisten - in all den Jahrzehnten, in denen seitdem jedes Jahr Gedenkveranstaltungen durchgeführt wurden, darum geht, alles zu tun, "den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur bleibenden Mahnung, das Vermächtnis der Toten zu erfüllen", wie es in der Urkunde heißt.

Leider müssen wir feststellen, dass diesvon den Verantwortlichen unserer Stadtnicht so gesehen wird, und ichmöchte deshalb nochmals an unseren Brief vom 15. April 2005 erinnern, in welchem wir das fehlende sichtbare Engagement der Stadt bei der Vorbereitung dieser Gedenkveranstaltung kritisierten. (Ein Antwort Ihrerseits liegt mir nicht vor.)Dies besonders auch vor dem Hintergrund, dass trotz erkennbarer Absicht von Neonazis - die sich zweimal zuvor in Leverkusen zusammenrotten und ihre Geschichtslügen und die Verhöhung von Naziopfer öffentlich machen konnten - Ihre damalige Empfehlung, der antifaschistischen Gegendemonstrationen fern zu bleiben, keinesfalls im Sinne der Erfüllung des Vermächtnisses der Toten vom Wenzelnberg - darunter der Leverkusener Arbeiter Theodor Schmidt - interpretiert werden kann.

Wenzelnbergschlucht - Die Opfer werden geborgen
Wenzelnbergschlucht - Die Opfer werden geborgen
Foto: NRhZ-Archiv



Auch die Tatsache, dass Einladungsflugblätter oder Plakate in städtischen Einrichtungen nicht zu finden waren (außer im Rathaus in der untersten Ablage inder hintersten Ecke), kann nicht gerade als aktiver Beitrag zum Gedenken verstanden werden.

Wir hoffen, das nun, da die Stadt Leverkusen die Federführung bei der Gedenkveranstaltung hat, öffentlich erkennbar wird, dass es nicht reicht, dass einige Spitzen der Verwaltung und des Rates "pflichtgemäß" der Gedenkveranstaltung beiwohnen, sondern dass Bürger, Gewerkschaften, Schüler und Jugendliche, Vereine und Verbände (die z.T. nichts über dieses Naziverbrechen wissen) für dieses Gedenkensensibilisiert werden, wie wir dies - mit unseren bescheidenen Mitteln - seit Jahren versuchen.

In diesem Sinne mit freundlichen Grüssen, Manfred Demmer

Online-Flyer Nr. 31  vom 14.02.2006

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