NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 17. April 2024  

zurück  
Druckversion

Aktuelles
Markus Beisichts „pro Köln“ und „pro NRW“ sahen ganz schön alt aus
Ein erfolgreicher Freitag
Von Peter Kleinert

Kein Hotel, kein Taxi, kein Bus, kein zweites Schiff, keine Räume, kein Abendessen und natürlich auch kein Kölsch. - Manfred Beisicht von „pro Köln/pro NRW“, seine lokalen Anhänger und „internationalen Gäste“ sahen am Freitag ganz schön alt aus beim Versuch, für ihren „Anti-Islam-Kongress“ in der Stadt Propaganda zu machen. Sie wurden überall von hunderten KölnerInnen abgeblockt. Selbst Ex-OB Norbert Burger stand mitten in einer Schar von Demonstranten unter bunten Luftballons vor der Moschee in Ehrenfeld, um deren „Besichtigung“ durch die Rassisten zu verhindern. 

Bernd Schößler, Bezirksbürgermeister Köln-Nippes

Die Blockaden begannen, wie in der NRhZ angekündigt, vor dem Bezirksrathaus in Nippes. Hier verhinderte Bürgermeister Bernd Schößler (SPD) unter dem Motto „Sauberkeit in Nippes!" den mit Genehmigung von Oberbürgermeister Schramma geplanten Propagandaauftritt der Neonazis  durch eine kurzerhand einberufene Sitzung der Bezirksvertretung. An der beteiligten sich - ab 9.30 Uhr vor dem Rathaus, weil Beisicht seine "Fraktionssitzung" tags zuvor doch lieber abgesagt hatte - außerdem zahlreiche Beschäftigte des Bezirksrathauses, ver.di-Vertreter und Mitglieder des Personalrats. Gut 200 Demonstranten freuten sich über den Bürgermeister, der "Braun"für in Nippes unerwünscht erklärte, und „pro NRW“-Chef Beisicht zog inzwischen mit einer Handvoll zweit- und drittrangiger „internationaler Gäste“ nach Rodenkirchen, um dort im Rathaus seine Pressekonferenz für die von ihm angekündigten 60 Journalisten abzuhalten.
 
Kapitän reingelegt

Auch das ging schief. Das Bezirksrathaus war draußen ebenfalls blockiert. Abgesehen davon soll Schrammas Amt, das Nippes vor einer Woche noch großzügig zur Verfügung gestellt hatte, Beisicht die Räume in Rodenkirchen kurzfristig verboten haben. Also mietete der rechtsextreme Organisator ein Schiff „für eine Gruppe von Rechtsanwälten“. Er und seine Kollegin Judith Wolter, „pro Köln“-Fraktionsvorsitzende im Rathaus, arbeiten ja gemeinsam in einem Anwaltsbüro. Als die ersten Flaschen und Steine auf sein Schiff Moby Dick flogen und zwei Scheiben zertrümmerten, zeigte Kapitän Hans Werner sich entsetzt: „Die haben mich ganz übel reingelegt!“

Loswerden konnte der Kapitän seine enttarnten Gäste - darunter, statt der 60 von Beisicht angekündigten Journalisten allenfalls ein Dutzend - aber lange nicht. Aus der Nichtpressekonferenz wurde ein stundenlanges hektisches Hin- und Herfahren zwischen Rodenkirchen, Worringen und Niehler Hafen. Nirgendwo waren Landgänge möglich, weil Gegendemonstranten immer schon da waren. Schließlich saßen seine Passagiere am Anleger unter der Zoobrücke fest, weil die Busfahrer, die sie da abholen sollten, auch erfahren hatten, wen sie am Morgen nach Rodenkirchen gebracht hatten. Vergeblich versuchte Beisicht per Handy Taxis zu organisieren. Es kam keins, weil die Taxifahrer sich entschieden hatten, das schon länger bekannte Motto „Kein Kölsch für Nazis“ in „Kein Taxi für Nazis!“ abzuwandeln. Die Polizei war schließlich so freundlich, Beisicht und Volksgenossen zwei Kleinbusse zu organisieren, damit sie nach dem anstrengenden Tag endlich ins Hotel fahren könnten.

Doch weil der stellvertretende „pro Köln“-Vorsitzende Markus Wiener dem Holiday Inn Mitglieder der Holocaust-Leugner der British National Party als normale Touristen untergeschoben hatte (schon am Sonntag, 24. August, hatte sich „pro Köln" für eine Mitgliederversammlung als „Mittelstandsvereinigung“ Räume im Maritim-Hotel erschlichen), sah es anschließend mit den Hotelzimmern auch schlecht aus. Die Herrschaften wurden an die frische Luft gesetzt. Beisichts Versuch, nun ein großes Schiff mit Übernachtungskabinen anzumieten, soll am Abend auch gescheitert sein.

Auch kein Abendessen

Jedenfalls fiel das geplante Abendessen im Porzer Yachthafen aus. Dort hatte man sich als Geburtstagsgesellschaft angemeldet, doch als der Wirt erfuhr, wer seine Gäste waren, setzte er diese vor die Tür.
 
Wegen der frustrierenden Tagestour auf der erschlichenen Moby Dick konnten Beisicht und Anhang natürlich auch die geplanten Busfahrten durch die „Problemviertel“ Kalk, Ehrenfeld und zur Moschee Ecke Venloer-/Innere Kanalstraße nicht wie geplant durchführen. Außerdem hätten das die dort versammelten Demonstranten gemeinsam mit der Polizei verhindert, weil Polizeipräsident die Bustouren inzwischen verboten hatte. Ob sie es am Samstag schaffen werden, mit „mehr als tausend Kongressteilnehmern“ auf dem Heumarkt aufzumarschieren, kann beim NRhZ-Redaktionsschluß bezweifelt werden. Es sah nämlich am Abend so aus, als würden hunderte Bunte und keine aus dem Hotel rausgekündigten Braunen auf dem Platz und drum herum übernachten wollen - mit oder ohne Genehmigung der Polizei, die mit hunderten Beamten in der Altstadt für Kopfschütteln unter Köln-Besuchern und Anwohnern sorgte.

Aus der deutschen Geschichte lernen!

Auch die angekündigte Kundgebung gegen „pro NRW“ auf dem Wiesdorfer Platz in Leverkusen war erfolgreich. Viele junge Leute und BürgerInnen verschiedenster Nationalitäten, die in Leverkusen leben, versammelten sich dort am Freitagvormittag. In ihren Reden machten der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums Leverkusen, Wolfgang Stückle; ver.di-Gewerkschaftssekretär Willi Oberländer, Stadtrat Fritz Kunkel von der Wählergruppe LAUF und Manfred Demmer von der Kulturvereinigung Leverkusen deutlich, warum sie – „den Lehren aus der deutschen Geschichte folgend“ – gegen die Hetzveranstaltung der radikalen Rechten auftraten. 



In Sprechchören, wie „Wir wollen keine Rassisten in unserer Stadt!“ und „Pro NRW – NEE, NEE, NEE!“, mit Trillerpfeifen, Rasseln, Trommeln und anderen „Krachinstrumenten“ störten Gewerkschafter und Schüler, Sozialdemokraten, Linke und Antifa den geplanten Auftakt der hier versammelten rechten Truppe zum Kommunalwahlkampf und fanden dabei breite Zustimmung und Unterstützung durch die Leverkusener BürgerInnen. (PK)


Fotos: Peter Ruthhardt

Online-Flyer Nr. 164  vom 19.09.2008

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE