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Arbeiterfotografie – neu entdeckt
Arbeits-Bilder
Von Hans-Dieter Hey
Lange her scheint es, seit Henry Mayhew mit „The London Labour and the London Poor" um 1840 herum die Sozialfotografie durch die Dokumentation der Arbeit und des Lebens in London begründete, die später unter anderem in die Arbeiterfotografie mündete, die nunmehr seit 80 Jahren besteht. Heute könnten in nahezu jedem Betrieb vergleichbare, kaum unterscheidbare Bilder aufgenommen werden, z.B. von einem Menschen, der an einem Schreibtisch sitzt und auf einen Bildschirm schaut. Ersatzweise auch eine einzelne Person in einer großen Halle voller Maschinen, die an einer Steuerungsanlage steht und vor allem darauf zu achten hat, dass die grünen Lämpchen an und die roten aus bleiben.
Natürlich ließen sich auch hier marginale – meist äußerliche – Unterschiede ausmachen: Wie viele Menschen sind mit im Raum, wie ist die Beleuchtung, die Umgebung usw. Aber was im Rechner geschieht, was mit den Menschen geschieht, wie der Zusammenhang zwischen ihnen und ihren „Objekten der Arbeit" ist, fällt auf den ersten Blick nicht auf. Der Fotograf Ansel Adams (1902-1974) meinte: „Ein Foto wird meistens nur angeschaut - selten schaut man in es hinein." Diese Sichtbarmachung von Arbeit scheint durch die Veränderung von Arbeit immer schwieriger geworden zu sein. Sozialfotografen müssen nicht nur diese Sichtweise trainieren, sie müssen sie im Bild anderen vermitteln können.
Manchmal findet man sie noch, die Arbeiter und Arbeiterinnen, die dem alten Klassenbegriff noch nahe kommen. Manchmal ist die Sichtbarmachung der Hintergründe auch diese, wie sie Dietrich Stahlbaum in einem Artikel 2005 beschrieb: "Wochentags bin ich Autoschlosser. Knochenarbeit. Der Dreck unter den Fingernägeln verschwindet erst nach drei Wochen Urlaub. Den Wagen kann ich mir nur halten, weil ich Überstunden mache, in meiner Freizeit Autos repariere und mein Fahrzeug selber Instand halte. Eigentlich gehört es mir noch gar nicht: es läuft auf Wechsel. Den muss ich pünktlich alle vier Wochen einlösen." Doch das steht nicht unter dem Foto. Man muss den Inhalt von Fotos spürbar machen, sich in die Menschen hinein versetzen.
Udo Slawiczek hat sich diesem alten Thema wieder gewidmet, Menschen bei ihrer Arbeit – im ursprünglichen wie auch im modernen Sinn – im Handwerk wie auch im Dienstleistungs- und Industriebetrieb für andere erlebbar zu machen. Vom akrobatischen Dachdecker im Handwerksbetrieb, von den plastikhaubenverhüllten Packerinnen in der Fischverarbeitung, der muskelbepackte Mechaniker im mittelständischen Elektromotoren-Reparaturwerk, der Baggerführer in der Entsorgungsfirma bis hin zum Maschinenkontrolleur in der großen Chemiefabrik ist einiges in der Ausstellung, wie Arbeit anderer anders sein kann als die eigene. Darunter noch genug schwere und gefahrgeneigte Arbeit, die Krankenkassen wie die AOK beschäftigt. (HDH)
Fotos: Udo Slawiczek
Online-Flyer Nr. 145 vom 07.05.2008
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Arbeiterfotografie – neu entdeckt
Arbeits-Bilder
Von Hans-Dieter Hey
Lange her scheint es, seit Henry Mayhew mit „The London Labour and the London Poor" um 1840 herum die Sozialfotografie durch die Dokumentation der Arbeit und des Lebens in London begründete, die später unter anderem in die Arbeiterfotografie mündete, die nunmehr seit 80 Jahren besteht. Heute könnten in nahezu jedem Betrieb vergleichbare, kaum unterscheidbare Bilder aufgenommen werden, z.B. von einem Menschen, der an einem Schreibtisch sitzt und auf einen Bildschirm schaut. Ersatzweise auch eine einzelne Person in einer großen Halle voller Maschinen, die an einer Steuerungsanlage steht und vor allem darauf zu achten hat, dass die grünen Lämpchen an und die roten aus bleiben.
Natürlich ließen sich auch hier marginale – meist äußerliche – Unterschiede ausmachen: Wie viele Menschen sind mit im Raum, wie ist die Beleuchtung, die Umgebung usw. Aber was im Rechner geschieht, was mit den Menschen geschieht, wie der Zusammenhang zwischen ihnen und ihren „Objekten der Arbeit" ist, fällt auf den ersten Blick nicht auf. Der Fotograf Ansel Adams (1902-1974) meinte: „Ein Foto wird meistens nur angeschaut - selten schaut man in es hinein." Diese Sichtbarmachung von Arbeit scheint durch die Veränderung von Arbeit immer schwieriger geworden zu sein. Sozialfotografen müssen nicht nur diese Sichtweise trainieren, sie müssen sie im Bild anderen vermitteln können.
Manchmal findet man sie noch, die Arbeiter und Arbeiterinnen, die dem alten Klassenbegriff noch nahe kommen. Manchmal ist die Sichtbarmachung der Hintergründe auch diese, wie sie Dietrich Stahlbaum in einem Artikel 2005 beschrieb: "Wochentags bin ich Autoschlosser. Knochenarbeit. Der Dreck unter den Fingernägeln verschwindet erst nach drei Wochen Urlaub. Den Wagen kann ich mir nur halten, weil ich Überstunden mache, in meiner Freizeit Autos repariere und mein Fahrzeug selber Instand halte. Eigentlich gehört es mir noch gar nicht: es läuft auf Wechsel. Den muss ich pünktlich alle vier Wochen einlösen." Doch das steht nicht unter dem Foto. Man muss den Inhalt von Fotos spürbar machen, sich in die Menschen hinein versetzen.
Udo Slawiczek hat sich diesem alten Thema wieder gewidmet, Menschen bei ihrer Arbeit – im ursprünglichen wie auch im modernen Sinn – im Handwerk wie auch im Dienstleistungs- und Industriebetrieb für andere erlebbar zu machen. Vom akrobatischen Dachdecker im Handwerksbetrieb, von den plastikhaubenverhüllten Packerinnen in der Fischverarbeitung, der muskelbepackte Mechaniker im mittelständischen Elektromotoren-Reparaturwerk, der Baggerführer in der Entsorgungsfirma bis hin zum Maschinenkontrolleur in der großen Chemiefabrik ist einiges in der Ausstellung, wie Arbeit anderer anders sein kann als die eigene. Darunter noch genug schwere und gefahrgeneigte Arbeit, die Krankenkassen wie die AOK beschäftigt. (HDH)
Fotos: Udo Slawiczek
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