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Aktueller Online-Flyer vom 25. April 2024  

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Lokales
Oscar-Mitpreisträger Ehrenmitglied der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft
Adolf Burger – einer der Fälscher
Von Hajo Jahn

Die Autoren Ulla Hahn, Hamburg, und Jiri Grusa, Präsident des Internationalen PEN mit Sitz in London, sind erneut einstimmig in den Vorstand der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal gewählt worden. Ehrenmitglied wurde Adolf Burger, dessen Autobiografie „Des Teufels Werkstatt“ gerade unter dem Titel „Die Fälscher“ als bester ausländischer Film mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
 
Die internationale Literaturgesellschaft mit rund 1.400 Mitgliedern hat den tschechischen Staatsbürger Adolf Burger „wegen seiner jahrzehntelangen verdienstvollen Tätigkeit als Zeitzeuge in deutschen Schulen“ zum Ehrenmitglied gewählt. Burger, der in Hollywood der Auszeichnung beiwohnte, berichtet trotz seiner 90 Jahre noch immer regelmäßig vor Schülern über seine Verschleppung ins KZ Auschwitz, wo seine Frau ermordet wurde, und seine anschließend erzwungene Tätigkeit als Fälscher für das NS-Regime. Im KZ Sachsenhausen musste er als Häftling englische Pfundnoten, jugoslawisches Partisanengeld, ausländische Briefmarken, sowjetische und brasilianische Ausweise und andere Dokumente fälschen. Heute lebt er in Tschechien.

Im März in Solinger Schulen

Anfang März wird Adolf Burger wieder aus Prag nach Nordrhein-Westfalen reisen, um u.a. in Solinger Schulen authentisch über die Folgen der NS-Diktatur aufzuklären. Er ist das dritte Ehrenmitglied der Wuppertaler ELS-Gesellschaft. Zuerst war diese Ehre Hans Sahl zuteil geworden, der – fast blind – am 9. November 1992 an den Dichterlesungen in Asylbewerberheimen teilgenommen hatte, bei denen die Lasker-Schüler-Gesellschaft in allen 16 Bundesländern mit prominenten Schriftstellern gegen die Neonazi-Anschläge von Rostock, Hünxe, Schwerin und anderen Städten protestierte. Ohne Sahl würden die deutschen Theaterbesucher die Dramen von Tennessee Williams oder Thornton Wilder nicht kennen – er hat sie als Exilant in den USA kennengelernt und ins Deutsche übersetzt. Hans Sahl, der aus Dresden stammt, war im Berlin der Weimarer Republik mit Else Lasker-Schüler befreundet.



Adolf Burger – Autor von „Des Teufels
Werkstatt“ | Fotos: ELSG-Archiv


„Zentrum der verfolgten Künste“
 
Zweites Ehrenmitglied der Literaturvereinigung wurde Prof. Dr. Paul Alsberg. Er stammt wie die jüdische Dichterin aus Wuppertal-Elberfeld, konnte nach einem kurzen KZ-Aufenthalt noch aus Deutschland flüchten und wurde Staatsarchivar Israels unter verschiedenen Regierungen seit Ben Gurion. Zugleich wurde er Verwalter des Nachlasses von Else Lasker-Schüler an der Nationalbibliothek in Jerusalem. Die Dichterin hatte er als junger Mann nicht
in der gemeinsamen Heimatstadt, sondern erst in Jerusalem getroffen. International war er im Vorstand der weltweiten Vereinigung der Archivare tätig, nachdem er die mehrbändigen Eichmann-Protokolle veröffentlicht hatte.

Hans Sahl und Paul Alsberg haben den Aufruf der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft für ein „Zentrum der verfolgten Künste“ unterzeichnet, das im Solinger Kunst-Museum entsteht und am 30. März um 11.30 Uhr die Exilliteratur-“Sammlung Serke“ unter dem Titel „Himmel und Hölle zwischen 1918 und 1989“ in einer Dauerausstellung präsentieren wird. (PK).


Hajo Jahn ist Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft und der Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter – Für ein  Zentrum der verfolgten Künste“

Online-Flyer Nr. 136  vom 05.03.2008

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