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Fotogalerien
Gabriele Senft zeigt selbstbewusste Menschen im kubanischen Alltag
„Mein Herz gehört diesem Volk“
Von Anneliese Fikentscher

„Mein Herz gehört diesem Volk, das sich unter härtesten Bedingungen seine Menschlichkeit bewahren konnte und sich einem übermächtigen Feind gegenüber behauptet...“ Viele andere Länder hatte Gabriele Senft bereist, bevor im Frühjahr 2006 ein lang gehegter Wunsch Wirklichkeit wurde: mit 17 Vertreterinnen der Fraueninitiative EcoMujer ging es vierzehn Tage lang durch Kuba. Stationen waren Havanna, Pinar del Rio und Maria la Gorda.
„Die einfühlsame Arbeitsweise... wirkt im Vergleich mit den heutigen Methoden eines mehr oder weniger ausgeprägten Paparazzi- Fotojournalismus wie aus einer anderen Welt. So schlägt sich der Respekt vor den Menschen in jeder Aufnahme deutlich nieder“, schreibt Bernd Schuknecht in der Rheinischen Post zur Eröffnung der Ausstellung im Bürgerhaus Reisholz in Düsseldorf. Immer wieder sind es die Menschen, denen Gabriele Senfts Interesse gilt und auf die sie – wie Schuknecht schreibt – ihr „sensibel gehandhabtes Objektiv“ richtet.


Mädchen nach dem Bad – Pinar del Rio

Die überwiegende Zahl der Bilder entstand im direkten Blickkontakt mit der Fotografin, und die Dargestellten (Frauen, Kinder, alte Menschen, Schüler, Bauern, Tanzende, Badende...) lächeln versonnen oder strahlend, aber immer selbstbewusst in Richtung Kamera. Selbst ein Schwein, das sich wohlig im Lehm suhlt, ist anscheinend mit sich selbst und der Art, wie ihm die Fotografin gegenüber tritt, äußerst zufrieden.

Gabriele Senft fertigt Alltagsgemälde, die den Menschen Würde und Respekt beimisst, selbst wenn sie im Geschehen eines überfüllten Busses, in einer Markthalle, beim üblichen Dominoturnier oder unter der Last schwerer Feldarbeit zustande kommen.

Traurige Berühmtheit erlangte die Kunst der Alltagsgemälde von Gabriele Senft im Jahre 2001 mit ihrer Bild- und Interviewreportage, die sie in der Folge des 1999 gegen die Bundesrepublik Jugoslawien geführten NATO-Krieges erstellte. Ihre eindringlichen Portraits der NATO- Kriegsopfer, Freunde und hinterbliebene Familienmitglieder, mit den Erinnerungen an die Folgen des Angriffes an einem strahlenden Tag im Mai auf das kleine Örtchen Varvarin, fasste sie in einer Ausstellung und in einem Buch zusammen. Beide Dokumentationen wanderten unzählige Male durch die Republik und richtete sich als eine Art Plädoyer an die Menschen in Deutschland, klärten – in Konkurrenz zu einer Krieg bejahenden Medienignoranz – über den Kampf der Bürger von Varvarin für eine Schadenersatzforderung an die Bundesrepublik Deutschland auf, die in die Kriegshandlungen verstrickt war.

2003 reiste Gabriele Senft im Vorfeld des drohendes Krieges mit einer Friedensdelegation in den Irak, nach Bagdad und Basra. Ihre Alltagsgemälde („Bilder des Krieges“) zeigten – in Würde – Mütter, die um ihre schwer an Krebs erkrankten Kinder bangen. Die Krebserkrankungen rührten von der uranummantelten Munition, wie sie auch im Krieg gegen Jugoslawien verwendet wurde. Mangelzustände in den Krankenhäusern und in der allgemeinen Versorgung der Menschen rührten ebenfalls wie im Falle Kubas aus einer Blockade der USA gegenüber dem Irak, der über eine halbe Million Kinder zum Opfer fielen. Der zynische Ausspruch der damaligen US-Außenministerin Madeleine Albright lautete, das sei alles seinen Preis wert gewesen.

„Die Wahrheit ist auf dem Weg und nichts wird sie aufhalten. Wer leidet, für die Wahrheit und die Gerechtigkeit, der wird erhaben und heiter... Es gibt keine Gerechtigkeit, als in der Wahrheit, es gibt kein Glück als in der Gerechtigkeit.“ Gabriele Senft portraitierte den Autor Peter Handke, der 2007 mit dem alternativen Berliner Heinrich-Heine-Preis ausgezeichnet wurde. 2005 hatte der zu einer Begegnung im Gedenken für die Opfer von Varvarin am Brückenmahnmal für die Mutter eines 1999 dort im Krieg ermordeten Mädchens diesen Ausspruch Emile Zolas mitgebracht, der auch für Gabriele Senft Motivation ihres Handelns ist.

Gabriele Senft studierte in Leipzig Journalistik. Zu ihren Vorbildern zählt sie ihren Mentor Horst Sturm, bei dem sie 1970/71 vor dem Journalistikstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig als Volontärin ausgebildet wurde. Gabriele Senft ist seit 2005 Ehrenmitglied des Bundesverbandes Arbeiterfotografie.
 
Bis zum 2. April 2008 ist die Fotoausstellung „Cubabegegnungen“
(„die sich jeglicher voyeuristischer Attitüde enthält“, Schuknecht)
im Bürgerhaus Reisholz
Kappeler Str. 231, in 40599 Düsseldorf- Reisholz zu sehen.
Telefon: 0211 746695
(Öffnungszeiten: Mittwoch 14-18 Uhr,
Donnerstag 10-12 Uhr)
Erika Schulz von Ecomujer mit bolivianischen Studentinnen
Am 5. März 2008 um 20 Uhr findet im Bürgerhaus Reisholz in Zusammenarbeit mit EcoMujer ein Vortrag von Silvia Marleny Armas Hernández statt,  Dozentin für Geografie an der Pädagogischen Hochschule in Pinar del Rio. Das Thema ist „Der Westen Cubas – biologische Vielfalt und Schönheit der Provinz Pinar del Rio, Bilder und ökologische Fragestellungen.“ (CH)



Hochzeit in Havanna



Mit 15 Jahren dürfen die Mädchen einen Tag lang solch ein festliches Kleid tragen – Havanna



Mahnmal für die Fünf in Miami Inhaftierten



Die rote Erde in der Region im Südwesten von Cuba bei Pinar del Rio sorgt für den weltberühmten Tabak


Havanna, Altstadt – nach der Schule


Stadtverkehr in Havanna – im Bus


Havanna, Altstadt


Pinar del Rio – nach Feierabend
Alle Fotos: Gabi Senft


Online-Flyer Nr. 135  vom 27.02.2008

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