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Literatur
Buchbesprechung des Romans „Bella ciao“ von Diether Dehm
Liebe in grausamen Zeiten
Von Norbert Blüm
Norbert Blüm – war
CDU-Minister und
rezensiert jetzt Bücher
Foto: www.bundestag.de
Ich jedoch lese den Roman als einen großen Roman von der Liebe in grausamen Zeiten.
Der Liebesschmerz jedoch, der das Herz zerreißt, entspringt nicht der romantischen Wehmut, die an der Differenz zwischen Ideal und Realität leidet, sondern entstammt dem Dilemma zwischen Liebe zum Nächsten, dem geliebten Kind, oder der Sorge für Menschen, deren Schutz man übernommen hat, entscheiden zu müssen.
Renzo und Guiseppe stellen sich nicht dem Kampf mit dem Faschisten Attila und seiner Horde, weil sie dadurch das Versteck verraten würden, in dem es „noch mehr Frauen und Kinder“ gibt, und so stirbt als Geisel das Kind Carlo Antonie. Attila ertränkt es. Es ist das leibliche Kind von Renzo und das
angenommene von Guiseppe.
Es ist die alte Aporie, zwischen Nächstenliebe und Solidarität mit Gefährten wählen zu sollen: eine Wahl ohne Alternative. Wie immer in der großen Literatur ist diese ethische Entscheidung nicht in einem Diskurs dargestellt, sondern in einer verwickelten Handlung.
Alle große Literatur kreist um die existenzielle Preisfrage: „Was ist der Mensch?“ Renzo beantwortet sie auf seine Weise: „Ein Mensch besteht doch zu aller erst aus Haut, Knochen und Muskeln und dann erst aus seinen schönen Gedanken.“ Renzo, der Krüppel mit dem Buckel, widerlegt leibhaftig seine Ideologie, denn er wird trotz schlechter Haut, Knochen und Muskeln „zuerst“ seiner schönen Seele wegen geliebt.
Der tragische Kern des Romans wird auf den ersten Blick nicht sichtbar, weil dieser Kern in einer Symbiose von Zeitgeschichte, Ideologie und Kriegsberichterstattung kunstvoll versteckt ist. (PK)
Diether Dehm – ist Autor, Musiker und
Abgeordneter der LINKEN
Quelle: www.bundestag.de
Online-Flyer Nr. 118 vom 23.10.2007
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Literatur
Buchbesprechung des Romans „Bella ciao“ von Diether Dehm
Liebe in grausamen Zeiten
Von Norbert Blüm

Norbert Blüm – war
CDU-Minister und
rezensiert jetzt Bücher
Foto: www.bundestag.de
Der Liebesschmerz jedoch, der das Herz zerreißt, entspringt nicht der romantischen Wehmut, die an der Differenz zwischen Ideal und Realität leidet, sondern entstammt dem Dilemma zwischen Liebe zum Nächsten, dem geliebten Kind, oder der Sorge für Menschen, deren Schutz man übernommen hat, entscheiden zu müssen.
Renzo und Guiseppe stellen sich nicht dem Kampf mit dem Faschisten Attila und seiner Horde, weil sie dadurch das Versteck verraten würden, in dem es „noch mehr Frauen und Kinder“ gibt, und so stirbt als Geisel das Kind Carlo Antonie. Attila ertränkt es. Es ist das leibliche Kind von Renzo und das
angenommene von Guiseppe.
Es ist die alte Aporie, zwischen Nächstenliebe und Solidarität mit Gefährten wählen zu sollen: eine Wahl ohne Alternative. Wie immer in der großen Literatur ist diese ethische Entscheidung nicht in einem Diskurs dargestellt, sondern in einer verwickelten Handlung.
Alle große Literatur kreist um die existenzielle Preisfrage: „Was ist der Mensch?“ Renzo beantwortet sie auf seine Weise: „Ein Mensch besteht doch zu aller erst aus Haut, Knochen und Muskeln und dann erst aus seinen schönen Gedanken.“ Renzo, der Krüppel mit dem Buckel, widerlegt leibhaftig seine Ideologie, denn er wird trotz schlechter Haut, Knochen und Muskeln „zuerst“ seiner schönen Seele wegen geliebt.
Der tragische Kern des Romans wird auf den ersten Blick nicht sichtbar, weil dieser Kern in einer Symbiose von Zeitgeschichte, Ideologie und Kriegsberichterstattung kunstvoll versteckt ist. (PK)

Diether Dehm – ist Autor, Musiker und
Abgeordneter der LINKEN
Quelle: www.bundestag.de
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