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Inland
“Wie der Dschihad nach Europa kam” hat an Aktualität nicht verloren
Al Qaida ist niemals allein
Von Heinrich Lützow

Anfang September ließen deutsche Sicherheitsbehörden eine “islamistische Zelle” auffliegen, der Verbindungen zu Osama Bin Ladens Al Qaida nachgesagt werden. In den nachfolgenden Meldungen machen zwei Punkte stutzig: Zum einen war es den Fahndern nicht nur gelungen, die Verdächtigen über einen längeren Zeitraum zu überwachen, sondern die Polizei war sogar in der Lage, das hochexplosive Wasserstoffperoxid durch eine harmlose Flüssigkeit heimlich zu ersetzen. Zum anderen berichten die Medien, die drei Festgenommenen seien in nordpakistanischen Lagern ausgebildet worden.
Die beiden Umstände rufen einen Sachverhalt in Erinnerung, den der deutsche Journalist Jürgen Elsässer bereits vor zwei Jahren in seinem Buch “Wie der Dschihad nach Europa kam” detailliert beschrieben hat: die Nähe von Al Qaida-Topterroristen zu westlichen Geheimdiensten, allen voran des US-Amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA. Den hiesigen Nachrichten war zu entnehmen, dass auch bei der erwähnten Anti-Terror-Operation
US-Dienste ihren deutschen Partner tatkräftig zur Seite standen. Angesichts von Elsässers Recherchen ist Euphorie fehl am Platze, sondern ein kritischer Umgang mit den veröffentlichen Informationen vonnöten: zu oft wurde die deutsche Öffentlichkeit belogen, als es darum ging, sie in Kriegsbereitschaft zu versetzen.

Juergen Elsaesser
Jürgen Elsässer – Journalist und Buchautor 
Foto: www.voltairenet.org

Elsässer untersucht auf 245 Seiten eingehend, wie westliche Geheimdienste den “islamischen Terror” vor 20 Jahren im Kampf gegen die Sowjetunion aufgebaut haben. Von dort aus zeigt der Journalist detailliert, die Nähe bestimmter Protagonisten der Anschläge des 11.9.2001 zur CIA, zum Pentagon und privaten Söldnerfirmen, die im Dienste Washingtons auf dem Balkan tätig waren. Nahezu beiläufig erwähnt Elsässer, daß auch der Hauptverdächtige der Madrider Anschläge (2004), Jamal Zougam, zehn Jahre lang intensiv überwacht wurde – und trotzdem
ereignete sich am 11. März 2004 das Mega-Attentat, bei dem 191 Menschen starben und 1900 verletzt wurden. Ähnlich verfuhren die deutschen Geheimdienste und Polizeien auch mit den Angehörigen der sogenannten “Hamburger Zelle” um den “Todespiloten” Mohammed Atta in den Jahren, vor den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon.

In zwanzig Kapitel führt Elsässer seine Leser von der offiziellen Version des 11.9. über den Balkan und Afghanistan, Afrika und Madrid bis nach Hamburg. Hierbei konterkariert er die offiziellen Darstellungen mit Fakten und Widersprüchen. Elsässer stellt dort Fragen, wo andere Urteile fällen – so lässt er seiner Leserschaft die Möglichkeit, sich eine eigene
Meinung zu bilden. Gerade das ist wichtig bei der Beurteilung eines Verbrechens, wo interessierte Kreise immer noch wichtiges Beweismaterial unterdrücken. Sowohl bei Elsässer wie auch im aktuellen Al Qaida-Fall steht die Kardinalfrage im Raum: Wem nützt es? Vor diesem Hintergrund hat das Buch “Wie der Dschihad nach Europa kam” nichts von seiner
Aktualität verloren. (PK)
 

Elsässer, Jürgen. Wie der Dschihad nach Europa kam. Gotteskrieger und
Geheimdienste auf dem Balkan. - im Verlag der Niederösterreichischen Presse (www.np-buch.at
). St. Pölten, Wien, Linz, 2005. € 19,90

Jürgen Elsässer hat ein knappes Dutzend Bücher über Geopolitik im Allgemeinen und die deutschen Interessen im Besonderen verfaßt. Hier eine Auswahl:
Antisemitismus - das alte Gesicht des neuen Deutschland (Dietz-Verlag, Berlin, 1992)
Nie wieder Krieg ohne uns. Das Kosovo und die neue deutsche Geopolitik (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 1999)
Kriegsverbrechen. Die tödlichen Lügen der Bundesregierung und ihre Opfer im Kosovo-Konflikt (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 2000)
Make Love and War. Wie Grüne und 68er die Republik verändern (Pahl-Rugenstein-Verlag, Bonn, 2002)
Deutschland führt Krieg. Seit dem 11. September wird zurückgeschossen (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 2002)
Kriegslügen. Vom Kosovokonflikt zum Milosevic-Prozeß (Kai Homilius-Verlag, Berlin, 2004) 

Online-Flyer Nr. 112  vom 12.09.2007

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