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Aktueller Online-Flyer vom 07. Mai 2024  

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Inland
Offener Brief und Spendenaufruf an die G8-Teilnehmer- und ZuschauerInnen
Wut, Witz und Widerstand – mit Eurer Knete!!!
Von Christa Aretz und Karl Rössel

Christa Aretz und Karl Rössel haben wie viele andere KölnerInnen eine Woche lang an den Protestaktionen gegen den G8-Gipfel in Rostock und Heiligendamm teilgenommen: von der Besetzung des Bombodroms (des geplanten NATO-Bombenabwurfgeländes in der Neuruppiner Heide) über die Großdemonstration und die Aktionstage in Rostock bis zu den erfolgreichen Blockadeaktionen vor den Toren des abgezäunten Gipfelgeländes. In einem Offenen Brief bitten sie nun um Spenden für den G8-Koordinierungskreis. Die Redaktion.

Bewundernswerte Organisation vor Ort

Liebe Freundinnen und Freunde, allen, die wir seitdem getroffen haben, haben wir davon erzählt, wie bewundernswert und perfekt die Organisation vor Ort war, vom Aufbau und der Versorgung in den Camps bis zur logistischen Vorbereitung und Unterstützung der Protestaktionen.

So stand z.B. am Aktionstag zum Thema Migration, als die angemeldete Demonstration vor ihrem Ausgangsort – einem Flüchtlingsheim in Rostock – stundenlang von der Polizei aufgehalten wurde und eingekesselt war, eine mobile Volxküche bereit, um alle (darunter auch Kinder und BewohnerInnen aus dem Heim) mit warmer Suppe zu versorgen. Auch bei der Blockade des Haupttors in Heiligendamm erschien schon nach kurzer Zeit ein Versorgungswagen mit warmem Kaffee, und danach gab es regelmäßig Wasser und Verpflegung für die Blockierenden.

Von der Volxküche bis zum Rundfunksender

                       
Von der Infrastruktur in den Camps – wir standen die Woche über im größten Camp in Reddelich, das kurz vor den Blockaden fast 10.000 Leute aufnehmen musste – waren wir besonders beeindruckt. Da gab es nicht nur ein großes Zirkuszelt für Versammlungen, einen selbst gezimmerten Wachturm, ständig aktualisierte Infotafeln, ein Sanitätszelt, 80 Dixi-Klos (die täglich geleert und gereinigt wurden), selbst gebaute Dusch- und Waschanlagen, Bars, Cafés, ein Open-Air-Kino sowie mehrere große Volxküchen, die fast rund um die Uhr Essen lieferten, sondern auch so ungewöhnliche (aber nützliche) Einrichtungen wie ein „Chill-Out-Zelt“, wo sich DemonstrantInnen nach Aktionen bei Tee und Kaffee entspannen oder von traumatisierenden Erlebnissen nach gewalttätigen Polizeiübergriffen erholen konnten, einen Medien-Bus mit Computeranschlüssen sowie einen eigenen Rundfunksender, der regelmäßig über den aktuellen Stand der Aktionen informierte. Für Live-Auftritte sympathisierender MusikerInnen und Bands war sensibler Weise eine Bühne außerhalb des Camps auf einer Wiese aufgebaut worden.


Camp in Reddelich
Foto: Mithlan Rathlin


Vor Beginn der Aktionswoche hatten die OrganisatorInnen sogar daran gedacht, die benachbarten DorfbewohnerInnen zur Besichtigung sowie zum Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen einzuladen. Dies hat sicher mit dazu beigetragen hat, dass wir in der direkten Umgebung des Camps von AnwohnerInnen keine Anfeindungen, sondern eher Sympathiebezeugungen erlebt haben.

Verbliebene Kosten von 50.000 Euro


Last but not least kamen noch die gute Vorbereitung der Blockade-Aktionen (mit der Gründung von Bezugsgruppen, den Blockade-Trainings und einer basisdemokratischen Organisationsform über Delegierte, die letztlich auch über Dauer und Form der Blockaden entschieden) sowie die perfekten, im Vorfeld erworbenen Ortskenntnisse der Block-G8-OrganisatorInnen hinzu, die eine komplette Abriegelung aller Landwege zum G8-Tagungsort in Heiligendamm über zwei Tage und Nächte erst ermöglichte.


Globalisierungskritiker greifen mit fünf Fingern an
Foto: Linus


Die gute Vorbereitung und Organisation vor Ort hat damit wesentlich zum politischen Erfolg der (Blockade-)Aktionen in Heiligendamm beigetragen, weshalb wir diejenigen, denen wir dies alles zu verdanken haben, nicht auf den verbliebenen Kosten von derzeit noch 50.000 Euro sitzen lassen sollten.

Rechtsschutz für mehr als 1.000 Verhaftete


Wenn jede und jeder der Zehntausenden, die in Rostock demonstriert haben oder das Konzert besucht haben, auch nur einen Euro spenden würde, oder jede und jeder der 10.000 Blockierenden 5 Euro, wären nicht nur alle Schulden getilgt, sondern es bliebe auch noch Geld für den Rechtsschutz der mehr als 1.000 DemonstrantInnen, die während der Aktionstage verhaftet wurden und von denen sich viele noch mit Prozessen werden herumschlagen müssen.

Da manche der mehrheitlich erfreulich jungen DemonstrantInnen nicht über allzu viel Geld verfügen dürften und viele für die Teilnahme an den Aktionen einige Kosten für Anreise und Unterhalt aufgebracht haben, rufen wir mit dieser Rundmail vor allem auch all diejenigen zu Spenden auf, die aus persönlichen oder beruflichen Gründen nicht in Rostock und Heiligendamm dabei sein konnten, sich aber vor den Fernsehschirmen, beim Lesen der Zeitungen oder bei Gesprächen mit RückkehrerInnen offen oder klammheimlich über die vielfältigen und phantasievollen Proteste gegen den G8-Gipfel gefreut haben.

Deshalb: Greift zur Geldbörse!


Wahre Sympathisantenschaft geht in diesem Falle durch die Geldbörse! Die Aktionswoche ist erst erfolgreich beendet, wenn auch die Kosten dafür komplett gedeckt sind!

Schließlich wollen wir, dass die OrganisatorInnen, die abgesehen von ihrer Zeit und ihrem bewundernswertem Engagement auch noch eine Menge Geld vorgestreckt haben, nicht frustriert werden, sondern weiterhin Lust und Laune behalten, ihre Kompetenzen und Erfahrungen in die politische Arbeit einzubringen. Denn die muss natürlich – auch nach den schönen, bunten  Bildern von den Finger-Demos durch Wald und Feld vor Heiligendamm – weitergehen.


„Falscher Fufziger" – bitte nur echtes Geld spenden!
Collage: Carl H. Ewald


Alles Weitere dazu steht im dem folgenden Spendenaufruf des G8-Koordinierungskreises, der sogar noch Belohnungen für edle, linke SpenderInnen anbietet. Deshalb: Greift zur Geldbörse oder zum Überweisungsformular, geht zur Bank oder schiebt online etwas Knete auf das angegebene Konto.

Mit radikal-pekuniären Grüßen
Christa Aretz und Karl Rössel
(PK)

Auszug aus dem offiziellen Spendenaufruf:


Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

der „G8-Koordinierungskreis“ ruft alle an den Aktionen zum G8-Gipfel
beteiligten Gruppen, Aktive und UnterstützerInnen auf, für die
verbleibenden finanziellen Defizite gemeinsam einzustehen.
 
Gemeinsames Spendenkonto ist das Sonderkonto des Veranstalterkreises
der Großdemonstration:
Förderverein Frieden e.V. wg. G8, Konto-Nr.: 1900 726 793
bei Sparkasse KölnBonn (BLZ 370 501 98), Stichwort: G8-Defizit

Die Spenden sind steuerlich absetzbar – bitte Adresse mitteilen!
(auf dem Überweisungsträger oder ans Netzwerk Friedenskooperative,
Römerstr. 88, 53111 Bonn, Fax: 0228 692906,
Email: heiligendamm2007@friedenskooperative.de

An SpenderInnen mit Beträgen ab 50 Euro übersendet das Bonner Büro
als kleines Dankeschön den ca. 50seitigen Pressespiegel, ab 100 Euro auch noch die DVD (nur für private Zwecke) mit dem Phönix-Mitschnitt der Kundgebung. (Bitte mitteilen, ob das gewünscht ist, am besten im Rückmeldecoupon unten)

Die politisch außergewöhnlich breite Zusammenarbeit der G8-Mobilisierung findet ihre Fortsetzung: Wir sehen uns wieder u.a. bei Aktionen und Kampagnen gegen die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes (z.B. 15.09.2007 in Berlin), beim „Sozialforum in Deutschland“ vom 18.-21. Oktober in Cottbus, beim weltweiten Klima-Aktionstag am 8. Dezember u.v.m.

Großen Wert legen wir alle auch auf die Aufarbeitung der beispiellosen Repressionswelle gegen den G8-Protest, des Polizeiverhaltens vor und während der Gipfelwoche wie auch des
grundgesetzwidrigen Einsatzes der Bundeswehr gegen DemonstrantInnen. Und auch die interne Diskussion um Kooperation und stabile Aktionsabsprachen wird ernsthaft weitergeführt.

Wir hoffen auf Dein/Euer/Ihr weiteres Engagement und grüßen herzlich!

Im Auftrag des G8-Koordinierungskreises:
Mona Bricke, Christoph Kleine, Mani Stenner

mit der Bitte um Verbreitung des Spendenappells in Gruppenverteilern und im Bekanntenkreis.


Online-Flyer Nr. 104  vom 18.07.2007

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