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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Lokales
Deutliche antifaschistische Positionen am Wenzelnberg-Gedenktag
Für den Kampf gegen Rechts
Von Manfred Demmer

Wie seit 1946 jedes Jahr, versammelten sich am 22.April wieder Menschen aus dem bergisch-rheinischen Raum in der Wenzelnberg-Schlucht bei Langenfeld, um der 71 Opfer zu gedenken, die dort am 13. April 1945 von den Nazis ermordet worden sind.

Die Gedenkfeier wird von den Städten Langenfeld, Leverkusen, Remscheid, Solingen, Wuppertal und der VVN-Bund der Antifaschisten durchgeführt. Die Veranstaltung bewies, welch großes antifaschistisches Potential vorhanden ist und dass trotz unterschiedlicher Bewertungen in anderen Fragen der gemeinsame Wille vorhanden ist, aus der Geschichte zu lernen und allen reaktionären und neofaschistischen Tendenzen aktiv entgegen zu treten.

Plumper Antikommunismus

Dass dies auch auf der Veranstaltung  nötig war, wurde am Stand der VVN-Bund der Antifaschisten deutlich, wo Unterschriften unter die Kampagne „NoNPD“ gesammelt wurden.  Ein Besucher, der gebeten wurde, die Aktion zu unterstützen, entgegnete, dass er von der „SED“ genug habe. Die Gäste, die das mitbekamen, empörte nicht nur die Tatsache, dass die Ehrung der Toten bei dieser Gedenkveranstaltung mit plumpem Antikommunismus  herabgewürdigt wurde, sondern vor allem, dass die Äußerung aus dem Munde eines offiziellen Vertreters  (wenn der Herr nicht ein täuschend ähnlicher Doppelgänger gewesen ist) aus Leverkusen zu vernehmen war. CDU-Stadtrat Rudi Pawelka, seines Zeichens Bundesvorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft und Aufsichtsratsvorsitzender  der Preußischen Treuhand, hätte allen Grund gehabt sich die Veranstaltung zu Gemüte zu führen, anstatt vorzeitig zu gehen. In Leverkusen erbaten inzwischen Teilnehmer bei der CDU Auskunft darüber, ob der Herr in ihrem Auftrag da war und was sie dazu zu sagen hätte.

Konnte man überhaupt nichts machen?

Im übrigen wurde von der Rede der Remscheider Oberbürgermeisterin Beate Wilding bis zum Beitrag von Schülern des Remscheider Gertrud-Bäumer Gymnasiums deutlich, das man nicht bereit ist, eine Geschichtsrevision wie die des CDU-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg  hinzunehmen, der aus dem furchtbaren Juristen Filbinger einen Widerstandskämpfer machen wollte. Die Schüler setzten sich in ihrem Beitrag mit der Frage auseinander, in wie weit - personifiziert durch den Zuchthausdirektor Engelhardt aus Lüttringhausen, der einige Häftlinge vor dem Tode bewahren konnte - Menschen schuldig werden mussten, ob sie überhaupt nichts machen konnten. Diese Fragestellung, die bis in die Gegenwart reicht, wurde auch vom Redner der VVN-BdA seziert. Dr. Dirk Krüger stellte fest, dass sich reaktionäre und faschistische Tendenzen auch heute noch bis in die Mitte der Gesellschaft feststellen lassen. Angesichts zunehmender Gewalttaten von Rechts, reiche es nicht mehr, einmal im Jahr bei Gedenkveranstaltungen Reden zu halten.

Probleme mit dem Solinger OB

Krüger nutzte die Gelegenheit zur Erklärung, dass er große Probleme habe, wenn Redner wie der Solinger Oberbürgermeister Haug - der im Januar in der Nähe des Wenzelnberges an einem Geburtstagsempfang für den rechtsextremen Bauunternehmer Kissel teilnahm – irgendwann wieder mal das Wort zu einer Gedenkrede am Wenzelnberg  ergreifen würden. Die NRhZ hatte in Nr.91 vom 18.April darüber informiert und die Feststellung des DGB-Vorsitzenden Hans Peters - der sich auch unter den Teilnehmern der  Kundgebung am Sonntag befand - zitiert, wonach „derjenige, der Schläger und potentielle Mörder der rechten Szene finanziert, kein normaler Bürger und Unternehmer unserer, meiner Stadt ist“ und das jeder, der sich bewusst zu Herrn Kissel bekenne, für ihn  „ein stillschweigender Unterstützer einer neofaschistischen Ideologie“ sei.

Zum Schluß das „Moorsoldatenlied“

Krüger - der eine ganze Palette von Vorschlägen unterbreitete, wie der Kampf gegen Rechts geführt werden kann - erhielt für seine klaren Aussagen demonstrativen Beifall. Auffallend war, dass die Teilnehmer wieder mehr Transparente als in den vergangenen Jahren mitführten, auf denen Forderungen und Aussagen zum Neofaschismus zu lesen waren. Erfreulich war auch die feststellbare Breite der Kundgebung, was bei der Kranzniederlegung  sichtbar wurde. Neben denen der offiziellen Stadtvertreter waren Kränze von der SPD, der DKP, der Linkspartei, von Gewerkschaften, der VVN u. a. abgelegt worden. Eindrucksvoll beendet wurde die Gedenkveranstaltung – die eine Kundgebung gegen Kriege, Neofaschismus und Geschichtsrevisionismus war – mit dem von der Chorgemeinschaft Bergisch-Land und dem Lüttringhauser Posaunenchor vorgetragenen und von allen Teilnehmern mitgesungenen „Moorsoldatenlied“.



Online-Flyer Nr. 93  vom 02.05.2007

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