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Wirtschaft und Umwelt
Elektrizitätswerk in Schönau entstand aus einer Elterninitiative
Stromrebellen auch in Köln
Von Peter Kleinert
So fing es an: Demonstration der "Eltern für atomfreie Zukunft, Schönau"
„Wir sind beide Atomkraftgegner“
„Früher“, sagt Monika Blankenberg, „habe ich den Strom über die GEW Köln bezogen. Alternative Versorger waren ja im Kölner Raum noch kein wirkliches Thema. Dann entdeckte mein Partner in der taz einen Artikel über die EWS- Stromrebellen. Ich weiß noch, dass mir dadurch Tschernobyl wieder sehr gegenwärtig wurde - meine Ängste als junge Mutter, die Unsicherheit und der ganze Skandal damals bezüglich unzureichender, widersprüchlicher und falscher Informationen. Mein Partner und ich sind beide Atomkraftgegner und nach einigen Diskussionen wurden wir einfach neugierig. Wie funktioniert das mit dem alternativen Strom? Können wir uns das überhaupt leisten?“
„Eigentlich bräuchten wir einen Männerbeauftragten“
Entgegen ihrer ursprünglichen Befürchtung sei das gar nicht kompliziert gewesen: „Wir schickten der EWS unsere Jahresabrechnung der GEW, baten um Berechnung und fragten nach, wie ein Wechsel vonstatten gehen würde.“ Ausgesprochen positiv sei ihr und ihrem Partner, dem Bickendorfer Buchhändler Ulrich Klinger, die Kundenfreundlichkeit der EWS- Mitarbeiter aufgefallen. Sie erhielten schnelle Antwort, stellten fest, „dass uns der Strom bei der EWS zum damaligen Zeitpunkt unwesentlich mehr - ich glaube es war ein Euro im Monat - kosten würde.“ Dann mussten sie nur noch den Vertrag unterschreiben, den Rest machte die EWS. Im nächsten Schreiben wurde ihnen mitgeteilt, ab wann sie ihren Strom über die EWS beziehen würden. Blankenberg: „Das war's. Supereinfach. Seitdem sind wir hochzufriedene EWS-Kunden.“
Schönauer Bergkirche und Gemeindehaus mit Gemeinschaftsphotovoltaikanlage
Fotos: EWS
Stromversorger mit Kabarettbühne
"Der Strom ist nur ein Vehikel auf dem Weg in eine soziale und ökologische Wirtschaft", erklärt EWS-Geschäftsführerin Ursula Sladek. Und: „Wir sind der einzige Stromversorger mit angeschlossener Kabarettbühne“, teilte sie dem Publikum mit, als sie Ende November freudestrahlend im Berliner Café Einstein stellvertretend für die 650 Gesellschafter der EWS-Schönau den „Preis der Arbeit“ in Empfang nahm, der erstmals u.a. vom BUNDmagazin, ver.di PUBLIK, Verbraucher konkret und deren Lesern verliehen wurde. Und ihr Mann Michael Sladek, Landarzt in Schönau ist davon überzeugt: „Wenn nur drei Prozent der Stromkunden zu einem sauberen Lieferanten wechseln, wird das die Stromwirtschaft verändern.“
Mit Ursula Sladek an der Spitze sind die Elektrizitätswerke Schönau einer der wenigen deutschen Stromversorger, die von einer Frau geführt werden. Ohnehin ist das Unternehmen in Frauenhand: Von 22 Mitarbeiterinnen sind 17 Frauen, die Ebene der Abteilungsleiter ist ebenfalls im Verhältnis zwei zu eins weiblich dominiert. „Eigentlich bräuchten wir einen Männerbeauftragten“, sagt die Geschäftsführerin mit einem Augenzwinkern.
Es begann mit Tschernobyl
Die Geschichte der EWS geht zurück bis 1986. Nach der Tschernobyl-Katastrophe begann eine Elterninitiative mit dem Kampf gegen die Atomkraft. Bald erkannten die Bürger jedoch, dass die Energiewende im Ort nur klappen würde, wenn ihre Initiative auch das Stromnetz besäße. Also planten sie dessen Kauf und ließen sich auch von Millionenkosten nicht schrecken. In Zeitungen war vom Kampf David gegen Goliath zu lesen. Doch im Juli 1997 übernahm tatsächlich – einmalig in Deutschland – eine Bürgerinitiative die Stromversorgung ihrer Gemeinde, getragen von der Netzkauf GbR mit 750 Gesellschaftern. Und als im April 1998 der deutsche Strommarkt liberalisiert wurde, konnte das Bürgerunternehmen seine Energie bundesweit verkaufen – vermarktet als „Schönauer Rebellenkraft“. Das Konzept war Werbung genug: Sauberer Strom und eine besondere Firmenhistorie.
EWS macht nicht jede Preiserhöhung mit
Die Einnahmen finanzieren inzwischen rund 900 Kleinkraftwerke in allen Teile der Republik - vor allem Solaranlagen und Blockheizkraftwerke. Selbst die Schönauer Dorfkirche ist mit Solarmodulen bestückt. Und die Kölnerin Monika Blankenberg meint sogar: „Ich denke, mittlerweile zahlen wir bei der EWS weniger für den Strom. Schon allein deshalb, weil die EWS nicht jede Preiserhöhung mitmacht.“ Wichtiger sei ihr aber: „Es beruhigt mich, keinen Atomstrom zu beziehen. Es würde mich freuen, wenn ich ein kleines bißchen dazu beitragen könnte, den Ausstieg aus der Atomenergie zu forcieren. Aber ich halte mich deshalb nicht für einen Gutmenschen. Es ist einfach meine Überzeugung, dass die Gefahr, die von Atommeilern ausgeht weitaus größer ist, als der Nutzen. Vom Endlagerproblem mal ganz abgesehen.“
Auf die Frage, wie Freunde und Bekannte, die sie auf diese Möglichkeit hinweise, reagierten, sagt die Kabarettistin: „Viele reagieren interessiert, wollen aber einfach nicht glauben, wie einfach der Wechsel ist und sind oft genauso unsicher, wie wir einmal waren. Ein paar haben gewechselt. Und dann gibt es noch diejenigen, die sagen, sie möchten wechseln, schaffen es aber nicht, ihre Verbrauchszahlen in das Formular zu schreiben. Denen führe ich gerne die Hand mit dem Kugelschreiber, damit es mit dem Wechsel irgendwann mal was wird.“
Einen Überblick über alle bisher von EWS geförderten dezentralen Ökostrom-Anlagen und Informationen für Ihr Umsteigen vom lokalen Stromanbieter erhalten Sie über Elektrizitätswerke Schönau Vertriebs GmbH, Friedrichstraße 53 – 55, 79677 Schönau, Telefon: 07673-88850, Fax: 07673-888519, info@ews-schoenau.de und über www.ews-schoenau.de.
Kölner Stromrebellin Monika Blankenberg in "Stachelige Zeiten"
Foto:http://www.monika-blankenberg.de
Monika Blankenberg tritt übrigens gelegentlich auch mit ihren aktuellen Programmen „Stachelige Zeiten“ und „Hochzeit auf Rheinisch“ in Köln auf, das nächste Mal am 18. April im Bürgerhaus Stollwerck. Mehr Infos auf: http://www.monika-blankenberg.de
Online-Flyer Nr. 82 vom 14.02.2007
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Wirtschaft und Umwelt
Elektrizitätswerk in Schönau entstand aus einer Elterninitiative
Stromrebellen auch in Köln
Von Peter Kleinert
So fing es an: Demonstration der "Eltern für atomfreie Zukunft, Schönau"
„Wir sind beide Atomkraftgegner“
„Früher“, sagt Monika Blankenberg, „habe ich den Strom über die GEW Köln bezogen. Alternative Versorger waren ja im Kölner Raum noch kein wirkliches Thema. Dann entdeckte mein Partner in der taz einen Artikel über die EWS- Stromrebellen. Ich weiß noch, dass mir dadurch Tschernobyl wieder sehr gegenwärtig wurde - meine Ängste als junge Mutter, die Unsicherheit und der ganze Skandal damals bezüglich unzureichender, widersprüchlicher und falscher Informationen. Mein Partner und ich sind beide Atomkraftgegner und nach einigen Diskussionen wurden wir einfach neugierig. Wie funktioniert das mit dem alternativen Strom? Können wir uns das überhaupt leisten?“
„Eigentlich bräuchten wir einen Männerbeauftragten“
Entgegen ihrer ursprünglichen Befürchtung sei das gar nicht kompliziert gewesen: „Wir schickten der EWS unsere Jahresabrechnung der GEW, baten um Berechnung und fragten nach, wie ein Wechsel vonstatten gehen würde.“ Ausgesprochen positiv sei ihr und ihrem Partner, dem Bickendorfer Buchhändler Ulrich Klinger, die Kundenfreundlichkeit der EWS- Mitarbeiter aufgefallen. Sie erhielten schnelle Antwort, stellten fest, „dass uns der Strom bei der EWS zum damaligen Zeitpunkt unwesentlich mehr - ich glaube es war ein Euro im Monat - kosten würde.“ Dann mussten sie nur noch den Vertrag unterschreiben, den Rest machte die EWS. Im nächsten Schreiben wurde ihnen mitgeteilt, ab wann sie ihren Strom über die EWS beziehen würden. Blankenberg: „Das war's. Supereinfach. Seitdem sind wir hochzufriedene EWS-Kunden.“
Schönauer Bergkirche und Gemeindehaus mit Gemeinschaftsphotovoltaikanlage
Fotos: EWS
Stromversorger mit Kabarettbühne
"Der Strom ist nur ein Vehikel auf dem Weg in eine soziale und ökologische Wirtschaft", erklärt EWS-Geschäftsführerin Ursula Sladek. Und: „Wir sind der einzige Stromversorger mit angeschlossener Kabarettbühne“, teilte sie dem Publikum mit, als sie Ende November freudestrahlend im Berliner Café Einstein stellvertretend für die 650 Gesellschafter der EWS-Schönau den „Preis der Arbeit“ in Empfang nahm, der erstmals u.a. vom BUNDmagazin, ver.di PUBLIK, Verbraucher konkret und deren Lesern verliehen wurde. Und ihr Mann Michael Sladek, Landarzt in Schönau ist davon überzeugt: „Wenn nur drei Prozent der Stromkunden zu einem sauberen Lieferanten wechseln, wird das die Stromwirtschaft verändern.“
Mit Ursula Sladek an der Spitze sind die Elektrizitätswerke Schönau einer der wenigen deutschen Stromversorger, die von einer Frau geführt werden. Ohnehin ist das Unternehmen in Frauenhand: Von 22 Mitarbeiterinnen sind 17 Frauen, die Ebene der Abteilungsleiter ist ebenfalls im Verhältnis zwei zu eins weiblich dominiert. „Eigentlich bräuchten wir einen Männerbeauftragten“, sagt die Geschäftsführerin mit einem Augenzwinkern.
Es begann mit Tschernobyl
Die Geschichte der EWS geht zurück bis 1986. Nach der Tschernobyl-Katastrophe begann eine Elterninitiative mit dem Kampf gegen die Atomkraft. Bald erkannten die Bürger jedoch, dass die Energiewende im Ort nur klappen würde, wenn ihre Initiative auch das Stromnetz besäße. Also planten sie dessen Kauf und ließen sich auch von Millionenkosten nicht schrecken. In Zeitungen war vom Kampf David gegen Goliath zu lesen. Doch im Juli 1997 übernahm tatsächlich – einmalig in Deutschland – eine Bürgerinitiative die Stromversorgung ihrer Gemeinde, getragen von der Netzkauf GbR mit 750 Gesellschaftern. Und als im April 1998 der deutsche Strommarkt liberalisiert wurde, konnte das Bürgerunternehmen seine Energie bundesweit verkaufen – vermarktet als „Schönauer Rebellenkraft“. Das Konzept war Werbung genug: Sauberer Strom und eine besondere Firmenhistorie.
EWS macht nicht jede Preiserhöhung mit
Die Einnahmen finanzieren inzwischen rund 900 Kleinkraftwerke in allen Teile der Republik - vor allem Solaranlagen und Blockheizkraftwerke. Selbst die Schönauer Dorfkirche ist mit Solarmodulen bestückt. Und die Kölnerin Monika Blankenberg meint sogar: „Ich denke, mittlerweile zahlen wir bei der EWS weniger für den Strom. Schon allein deshalb, weil die EWS nicht jede Preiserhöhung mitmacht.“ Wichtiger sei ihr aber: „Es beruhigt mich, keinen Atomstrom zu beziehen. Es würde mich freuen, wenn ich ein kleines bißchen dazu beitragen könnte, den Ausstieg aus der Atomenergie zu forcieren. Aber ich halte mich deshalb nicht für einen Gutmenschen. Es ist einfach meine Überzeugung, dass die Gefahr, die von Atommeilern ausgeht weitaus größer ist, als der Nutzen. Vom Endlagerproblem mal ganz abgesehen.“
Auf die Frage, wie Freunde und Bekannte, die sie auf diese Möglichkeit hinweise, reagierten, sagt die Kabarettistin: „Viele reagieren interessiert, wollen aber einfach nicht glauben, wie einfach der Wechsel ist und sind oft genauso unsicher, wie wir einmal waren. Ein paar haben gewechselt. Und dann gibt es noch diejenigen, die sagen, sie möchten wechseln, schaffen es aber nicht, ihre Verbrauchszahlen in das Formular zu schreiben. Denen führe ich gerne die Hand mit dem Kugelschreiber, damit es mit dem Wechsel irgendwann mal was wird.“
Einen Überblick über alle bisher von EWS geförderten dezentralen Ökostrom-Anlagen und Informationen für Ihr Umsteigen vom lokalen Stromanbieter erhalten Sie über Elektrizitätswerke Schönau Vertriebs GmbH, Friedrichstraße 53 – 55, 79677 Schönau, Telefon: 07673-88850, Fax: 07673-888519, info@ews-schoenau.de und über www.ews-schoenau.de.
Kölner Stromrebellin Monika Blankenberg in "Stachelige Zeiten"
Foto:http://www.monika-blankenberg.de
Monika Blankenberg tritt übrigens gelegentlich auch mit ihren aktuellen Programmen „Stachelige Zeiten“ und „Hochzeit auf Rheinisch“ in Köln auf, das nächste Mal am 18. April im Bürgerhaus Stollwerck. Mehr Infos auf: http://www.monika-blankenberg.de
Online-Flyer Nr. 82 vom 14.02.2007
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