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Kultur und Wissen
"Sie haben mit Ihrer Arbeit Spuren in dieser Stadt hinterlassen"
Ausstellungskarawane gegen
Männergewalt gestartet
Von Rudi Rute
Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wurde im Gemeindehaus der Antoniterkirche die Ausstellung "Mein Beitrag für Köln - eine Seite gegen Männergewalt an Frauen" eröffnet. Die Mitmach-Ausstellung wurde vom Kölner Aktionsbündnis "Gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen" konzipiert und präsentiert. Sie enthält mehr als hundert Beiträge von Kölner BürgerInnen, darunter auch Prominente, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Im nächsten Jahr soll die Ausstellung im monatlichen Wechsel durch Kölner evangelische Kirchengemeinden touren.
Gleich zu Beginn wurden die begeisterten BesucherInnen durch einen Rap mit dem viel sagenden Titel "Auch die Mädchen sind hier Chefs" überrascht - vorgetragen von drei albanischen Jungs (12 bis 14 Jahre) aus einem Anti-Gewalt-Projekt des sozialen Brennpunktes Köln-Finkenberg. Danach bedankte sich Bürgermeisterin Angela Spizig beim Bündnis für das langjährige nachhaltige Engagement. Dabei hob sie hervor, dass durch immer neue und aktuelle Forderungen, die das Bündnis bereits an die Politik herangetragen hat, wichtige Impulse gegeben wurden. Das habe bereits zu einigen Verbesserungen in der Stadt beigetragen. Zitat: "Sie haben mit Ihrer Arbeit Spuren in dieser Stadt hinterlassen". Angela Spizig betonte auch die symbolische Bedeutung dieses Tages, an dem seit 1987 weltweit an die Gewalt gegen Frauen erinnert wird. Allein in Köln seien im Jahr 2004 insgesamt 268 Strafanzeigenanzeigen wegen Vergewaltigung und 1749 Strafanzeigen wegen häuslicher Gewalt gestellt worden. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen - eine Annahme die eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend bestätigt.

Eingang zur Ausstellung
Foto: Justyna Hadyniak
"Vater unser... Dein Wille geschehe"
Pfarrer Rolf Domning, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, hat für die Aktion die Schirmherrschaft übernommen. Er wies in seinem Grußwort darauf hin, dass Wurzeln der Gewalt gegen Frauen auch in der Kirche zu finden seien und drückte gleichzeitig die Hoffnung aus, dass sich viele Gemeinden für die Ausstellungskarawane - und die damit verbundene Auseinandersetzung mit dem Thema - interessieren werden. Dies war die passende Überleitung zum Vortrag "Die theologischen Wurzeln der Gewalt" von Daniela Hammelsbeck (Pastorin für Frauenberatung und Mädchenarbeit), der sich beeindruckend offen mit dem Thema befasste.
Vor allem in drei Bereichen christlicher Theologie gebe es einen engen Zusammenhang mit Gewalt gegen Frauen: bei Gottesbildern, der Sündentheologie und bei der Ethik von der Feindesliebe und von der Vergebung. So sei - um nur ein Beispiel zu nennen - das Bild von Gott dem Vater nicht nur für Frauen mit gewalttätigen Vätern problematisch. "Vater unser... dein Wille geschehe" oder "Lobet den Herren" bleibe da vielen im Halse stecken. Weil es hier aber um Kernaussagen christlicher Theologie gehe, tun sich viele in der Kirche immer noch sehr schwer, diese "Herzstücke unserer Tradition zu hinterfragen und zu kritisieren", so Daniela Hammelsbeck. Es gehe jetzt aber darum, sowohl eine neue Sprache als auch veränderte Bilder zu finden, die Überlebende von Gewalt nicht abschrecken, sondern ihnen Trost und Schutz signalisieren. Dies werde in der Kölner Kreuzkirche in speziellen Gottesdiensten für Frauen mit Gewalterfahrungen bereits seit einigen Jahren erfolgreich versucht. Die Kirche insgesamt stehe damit aber erst am Anfang.
"DU bist dran Mann"
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Kölner Kultband MAGIC STREET VOICES, die mit abwechslungsreichen Folk-, Pop- und Rocksongs die Redebeiträge auflockerte. Die Mitglieder der Band gehören, zusammen mit Irmgard Kopetzky vom Notruf für vergewaltigte Frauen, zu den Gründungsmitgliedern des Bündnisses "Gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen", das als autonome frauenpolitische Plattform seit genau 5 Jahren besteht. Das Bündnis und seine Aktivitäten leben von den Leuten, die sich dort engagieren. Neue MitstreiterInnen sind jederzeit herzlich willkommen!
Die Erlöse einer CD der MAGIC STREET VOICES "DU bist dran Mann" gehen zu 80 Prozent an den Notruf für vergewaltigte Frauen. Ihre Texte befassen sich mit den verschiedenen Ebenen von Gewalt.
Externe Links:
Grußwort, Vortragstext, Bundes-Studie sowie die Stationen der Ausstellungskarawane finden Sie auf der Homepage des Bündnisses unter: www.gemeinsam.org.
Online-Flyer Nr. 21 vom 07.12.2005
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Kultur und Wissen
"Sie haben mit Ihrer Arbeit Spuren in dieser Stadt hinterlassen"
Ausstellungskarawane gegen
Männergewalt gestartet
Von Rudi Rute
Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wurde im Gemeindehaus der Antoniterkirche die Ausstellung "Mein Beitrag für Köln - eine Seite gegen Männergewalt an Frauen" eröffnet. Die Mitmach-Ausstellung wurde vom Kölner Aktionsbündnis "Gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen" konzipiert und präsentiert. Sie enthält mehr als hundert Beiträge von Kölner BürgerInnen, darunter auch Prominente, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Im nächsten Jahr soll die Ausstellung im monatlichen Wechsel durch Kölner evangelische Kirchengemeinden touren.
Gleich zu Beginn wurden die begeisterten BesucherInnen durch einen Rap mit dem viel sagenden Titel "Auch die Mädchen sind hier Chefs" überrascht - vorgetragen von drei albanischen Jungs (12 bis 14 Jahre) aus einem Anti-Gewalt-Projekt des sozialen Brennpunktes Köln-Finkenberg. Danach bedankte sich Bürgermeisterin Angela Spizig beim Bündnis für das langjährige nachhaltige Engagement. Dabei hob sie hervor, dass durch immer neue und aktuelle Forderungen, die das Bündnis bereits an die Politik herangetragen hat, wichtige Impulse gegeben wurden. Das habe bereits zu einigen Verbesserungen in der Stadt beigetragen. Zitat: "Sie haben mit Ihrer Arbeit Spuren in dieser Stadt hinterlassen". Angela Spizig betonte auch die symbolische Bedeutung dieses Tages, an dem seit 1987 weltweit an die Gewalt gegen Frauen erinnert wird. Allein in Köln seien im Jahr 2004 insgesamt 268 Strafanzeigenanzeigen wegen Vergewaltigung und 1749 Strafanzeigen wegen häuslicher Gewalt gestellt worden. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen - eine Annahme die eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend bestätigt.

Eingang zur Ausstellung
Foto: Justyna Hadyniak
"Vater unser... Dein Wille geschehe"
Pfarrer Rolf Domning, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, hat für die Aktion die Schirmherrschaft übernommen. Er wies in seinem Grußwort darauf hin, dass Wurzeln der Gewalt gegen Frauen auch in der Kirche zu finden seien und drückte gleichzeitig die Hoffnung aus, dass sich viele Gemeinden für die Ausstellungskarawane - und die damit verbundene Auseinandersetzung mit dem Thema - interessieren werden. Dies war die passende Überleitung zum Vortrag "Die theologischen Wurzeln der Gewalt" von Daniela Hammelsbeck (Pastorin für Frauenberatung und Mädchenarbeit), der sich beeindruckend offen mit dem Thema befasste.
Vor allem in drei Bereichen christlicher Theologie gebe es einen engen Zusammenhang mit Gewalt gegen Frauen: bei Gottesbildern, der Sündentheologie und bei der Ethik von der Feindesliebe und von der Vergebung. So sei - um nur ein Beispiel zu nennen - das Bild von Gott dem Vater nicht nur für Frauen mit gewalttätigen Vätern problematisch. "Vater unser... dein Wille geschehe" oder "Lobet den Herren" bleibe da vielen im Halse stecken. Weil es hier aber um Kernaussagen christlicher Theologie gehe, tun sich viele in der Kirche immer noch sehr schwer, diese "Herzstücke unserer Tradition zu hinterfragen und zu kritisieren", so Daniela Hammelsbeck. Es gehe jetzt aber darum, sowohl eine neue Sprache als auch veränderte Bilder zu finden, die Überlebende von Gewalt nicht abschrecken, sondern ihnen Trost und Schutz signalisieren. Dies werde in der Kölner Kreuzkirche in speziellen Gottesdiensten für Frauen mit Gewalterfahrungen bereits seit einigen Jahren erfolgreich versucht. Die Kirche insgesamt stehe damit aber erst am Anfang.
"DU bist dran Mann"
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Kölner Kultband MAGIC STREET VOICES, die mit abwechslungsreichen Folk-, Pop- und Rocksongs die Redebeiträge auflockerte. Die Mitglieder der Band gehören, zusammen mit Irmgard Kopetzky vom Notruf für vergewaltigte Frauen, zu den Gründungsmitgliedern des Bündnisses "Gemeinsam gegen Männergewalt an Frauen", das als autonome frauenpolitische Plattform seit genau 5 Jahren besteht. Das Bündnis und seine Aktivitäten leben von den Leuten, die sich dort engagieren. Neue MitstreiterInnen sind jederzeit herzlich willkommen!
Die Erlöse einer CD der MAGIC STREET VOICES "DU bist dran Mann" gehen zu 80 Prozent an den Notruf für vergewaltigte Frauen. Ihre Texte befassen sich mit den verschiedenen Ebenen von Gewalt.
Externe Links:
Grußwort, Vortragstext, Bundes-Studie sowie die Stationen der Ausstellungskarawane finden Sie auf der Homepage des Bündnisses unter: www.gemeinsam.org.
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