SUCHE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Druckversion
Globales
Mit Millionenbeträgen für irakische und arabische Medien
"Freie Presse" - von Pentagon
und Auswärtigem Amt gesteuert
Von Hans Georg
Im Auftrag des Pentagon, des US-Außenministeriums sowie deutscher Behörden arbeiten Auftragsfirmen an der gezielten Einflussnahme auf die arabischen Medien und bezahlen Millionensummen für die Platzierung westlicher Propaganda. Die Medienmanipulation der USA wird mit verdeckten Mitteln betrieben und richtet sich insbesondere gegen die freie Berichterstattung im Irak. Nachdem die New York Times das enthüllt hatte, berichteten auch die deutschen Medien. Kein Wort darüber hingegen, dass auch deutsche Einflussagenturen im Auftrag des Auswärtigen Amtes auf dem arabischsprachigen Mediensektor tätig sind.
Pentagon und Auswärtiges Amt betreiben die staatliche Ausrichtung des arabischen Pressewesens nach organisatorischen Mustern, die aus der Zeit des Systemkampfes stammen. Damals wie heute bleiben die Urheber möglichst im Verborgenen. Um als Auftraggeber der Medienmanipulationen nicht erkennbar zu sein, beschäftigt das Pentagon die Firma "Lincoln Group" in Washington, berichtete die New York Times. Die Agentur hat den Auftrag, Meldungen, Berichte und Aufsätze aus militärischer US-Fabrikation ins Arabische zu übersetzen, an Mittler im Irak durchzustellen und gegen Bezahlung irakischen Zeitungen anzudienen.
Voraussetzung ist, dass die Herkunft der Artikel im Dunkeln bleibt und der freien Autorenschaft arabischer Journalisten zugeschrieben werden kann. Die Fälschungen verbreiten "good-news-stories" aus sämtlichen Gesellschaftsbereichen und führen die Öffentlichkeit über den tatsächlichen Zustand im Kriegsgebiet vorsätzlich in die Irre. Weitere Aktivitäten der "Lincoln Group" (und mehrerer anderer Auftragsfirmen) ordnet das US-Verteidigungsministerium "psychologischen Operationen" zu. Dabei geht es um die Herstellung kurzer Radio- und TV-Programme, die arabischsprachigen Journalismus-"Stipendiaten" anvertraut werden.

Friedrich Ebert-Stiftung (Homepage)
Foto: NRhZ-Archiv
Honi soit qui mal y pense
Offenkundig verwandte Aktivitäten steuert die deutsche Regierung und gibt dafür ebenfalls Millionenbeträge aus. So arbeitet in Berlin eine Organisation namens "Media in Cooperation" (MIC), die sich als "unabhängig" und regierungsfern ("non-governmental") bezeichnet. Der Stab besteht aus deutsch- und arabischsprachigen Personen, die an der "Entwicklung journalistischer Professionalisierung im Irak und im Mittleren Osten" außerordentlich interessiert sind. Seine "Unabhängigkeit" und "Regierungsferne" lässt sich MIC von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland bezahlen, die ihre Gelder über das Auswärtige Amt und die Friedrich-Ebert-Stiftung transferiert.
Die für den Irak bestimmten Radio- und Internet-Programme ("niqash") werden in Berlin produziert und sind auf "good-news" spezialisiert - ähnlich wie bei der amerikanischen "Lincoln Group". Die deutsche Agentur für professionellen Journalismus sieht im Irak "die Zivilgesellschaft auf dem Vormarsch" und verkauft die kürzlich verabschiedete Okkupationsverfassung als "großen Sieg". Zu den Berliner Medien-Organisatoren gehört eine Psychologin - honi soit qui mal y pense.

niqash stellt gute Politiker im Irak vor
Foto: NRhZ-Archiv
Beteiligt ist auch die Deutsche Welle
Der Entwicklung arabischer "Zivilgesellschaften" zugetan ist auch "Qantara.de", eine mehrsprachige Internetpublikation mit besonderer Vorliebe für "Staatsferne und Pressefreiheit" - in der islamischen Welt. Zu Hause, nämlich in Bonn, speist sich ihre Freiheitsliebe aus Zuwendungen des deutschen Außenministeriums und spricht bekannten Organisationen der weltweiten Berliner Einflussarbeit zu, so dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). Beteiligt sind auch die Deutsche Welle (DW), der Berliner Staatsrundfunk, in dessen Verwaltungsrat nicht nur die Bundesregierung, sondern auch der Bundestag und der Bundesrat vertreten sind. Über Satellit verbreitet die DW ein arabischsprachiges TV-Programm, dessen journalistische Standards den Anforderungen altbekannter Demokratien entsprechen - wie sie etwa in Kuwait praktiziert werden. In dem totalitären Feudalreich und unter persönlicher Anleitung des dortigen "Informationsministers" wurde das deutsche TV-Programm bei Jahresbeginn "freigeschaltet".

qantara-Serie über zeitgenössische Kunst in der arabischen Welt
Foto: NRhZ-Archiv
Workshops der Adenauer- und Böll-Stiftung
Dürfen derlei PR-Projekte wenigstens in Anspruch nehmen, dass ihre staatlichen Finanziers die behauptete Unabhängigkeit öffentlich ad absurdum führen und identifizierbar sind, geht es bei anderen deutschen Medien-Unternehmungen um die Verwischung der staatlichen Spuren. Die Unerkennbarkeit von Pressemanipulationen ist am besten gewährleistet, wenn es gelingt, Journalisten einzuspannen, die als perspektivische Meinungsträger arbeiten - gegen direkte und indirekte Vorteilnahme. Über diese Methode berichtet die New York Times, dass Washington irakische "Stipendiaten" ausbildet, von denen sie die Übernahme der Pressefabrikationen erwartet. Andere Journalisten erhalten in Bagdad monatliche Gratifikationen, über die ihre Redaktionen so wenig wissen wie ihre Leser oder Hörer - Geld aus den USA.
Aus der Bundesrepublik kommt das Geld für so genannte Fachkonferenzen mit "arabischen Medienvertretern", die im Hinterland des Kriegsgebiets abgehalten werden. Das Regionalbüro Amman der Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU) lud zuletzt im September zu einer "Medien-Konferenz", die sich speziell an arabische Frauen richtete. In Ägypten veranstaltete die aus deutschen Staatsgeldern finanzierte Stiftung im Oktober einen "Workshop für Journalisten" und verteilte Vorgaben für die ägyptischen Parlamentsmeldungen ("möglichst neutrale Berichterstattung"). Und auch die Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen) versammelt über ihre Beiruter Niederlassung regelmäßig arabische Interessenten, die das deutsche Journalismusgebot ("Meinungsfreiheit und Qualifizierung zivilgesellschaftlicher Organisationen") in den Mittleren Osten tragen sollen.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Staatspropaganda wie in den 1950ern
Die zur Anwendung kommenden Methoden politischer Einflussnahme und Manipulation ähneln den Praktiken aus der Zeit des Systemkampfes im Kalten Krieg. Bereits in den 1950er Jahren kooperierten amerikanische und deutsche Regierungsstellen bei der subversiven Infiltration europäischer und arabischer Medien. Für die Bezahlung entsprechender Organisationen und der ihnen angeschlossenen Journalisten aus der Bundesrepublik flossen hohe Millionenbeträge aus Geheimdienstquellen (siehe Frances Stonor Saunders: "Wer die Zeche zahlt", Berlin 2000) Die Steuerung der internationalen Medien kam erst ans Licht, als die Niederlage im damaligen Vietnam-Krieg offenkundig und das Misstrauen gegen die amerikanischen Regierungspraktiken allgemein wurde. Zu den ersten Presseorganen, die über die versteckte Staatspropaganda berichteten, gehörte schon 1967 die New York Times - dasselbe Blatt, das auch jetzt enthüllt, was deutsche Medien nicht veröffentlichen wollen.
Dieser Beitrag wurde recherchiert von german-foreign-policy
Externe Links:
german-foreign-policy.com
Online-Flyer Nr. 21 vom 07.12.2005
Druckversion
Globales
Mit Millionenbeträgen für irakische und arabische Medien
"Freie Presse" - von Pentagon
und Auswärtigem Amt gesteuert
Von Hans Georg
Im Auftrag des Pentagon, des US-Außenministeriums sowie deutscher Behörden arbeiten Auftragsfirmen an der gezielten Einflussnahme auf die arabischen Medien und bezahlen Millionensummen für die Platzierung westlicher Propaganda. Die Medienmanipulation der USA wird mit verdeckten Mitteln betrieben und richtet sich insbesondere gegen die freie Berichterstattung im Irak. Nachdem die New York Times das enthüllt hatte, berichteten auch die deutschen Medien. Kein Wort darüber hingegen, dass auch deutsche Einflussagenturen im Auftrag des Auswärtigen Amtes auf dem arabischsprachigen Mediensektor tätig sind.
Pentagon und Auswärtiges Amt betreiben die staatliche Ausrichtung des arabischen Pressewesens nach organisatorischen Mustern, die aus der Zeit des Systemkampfes stammen. Damals wie heute bleiben die Urheber möglichst im Verborgenen. Um als Auftraggeber der Medienmanipulationen nicht erkennbar zu sein, beschäftigt das Pentagon die Firma "Lincoln Group" in Washington, berichtete die New York Times. Die Agentur hat den Auftrag, Meldungen, Berichte und Aufsätze aus militärischer US-Fabrikation ins Arabische zu übersetzen, an Mittler im Irak durchzustellen und gegen Bezahlung irakischen Zeitungen anzudienen.
Voraussetzung ist, dass die Herkunft der Artikel im Dunkeln bleibt und der freien Autorenschaft arabischer Journalisten zugeschrieben werden kann. Die Fälschungen verbreiten "good-news-stories" aus sämtlichen Gesellschaftsbereichen und führen die Öffentlichkeit über den tatsächlichen Zustand im Kriegsgebiet vorsätzlich in die Irre. Weitere Aktivitäten der "Lincoln Group" (und mehrerer anderer Auftragsfirmen) ordnet das US-Verteidigungsministerium "psychologischen Operationen" zu. Dabei geht es um die Herstellung kurzer Radio- und TV-Programme, die arabischsprachigen Journalismus-"Stipendiaten" anvertraut werden.

Friedrich Ebert-Stiftung (Homepage)
Foto: NRhZ-Archiv
Honi soit qui mal y pense
Offenkundig verwandte Aktivitäten steuert die deutsche Regierung und gibt dafür ebenfalls Millionenbeträge aus. So arbeitet in Berlin eine Organisation namens "Media in Cooperation" (MIC), die sich als "unabhängig" und regierungsfern ("non-governmental") bezeichnet. Der Stab besteht aus deutsch- und arabischsprachigen Personen, die an der "Entwicklung journalistischer Professionalisierung im Irak und im Mittleren Osten" außerordentlich interessiert sind. Seine "Unabhängigkeit" und "Regierungsferne" lässt sich MIC von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland bezahlen, die ihre Gelder über das Auswärtige Amt und die Friedrich-Ebert-Stiftung transferiert.
Die für den Irak bestimmten Radio- und Internet-Programme ("niqash") werden in Berlin produziert und sind auf "good-news" spezialisiert - ähnlich wie bei der amerikanischen "Lincoln Group". Die deutsche Agentur für professionellen Journalismus sieht im Irak "die Zivilgesellschaft auf dem Vormarsch" und verkauft die kürzlich verabschiedete Okkupationsverfassung als "großen Sieg". Zu den Berliner Medien-Organisatoren gehört eine Psychologin - honi soit qui mal y pense.

niqash stellt gute Politiker im Irak vor
Foto: NRhZ-Archiv
Beteiligt ist auch die Deutsche Welle
Der Entwicklung arabischer "Zivilgesellschaften" zugetan ist auch "Qantara.de", eine mehrsprachige Internetpublikation mit besonderer Vorliebe für "Staatsferne und Pressefreiheit" - in der islamischen Welt. Zu Hause, nämlich in Bonn, speist sich ihre Freiheitsliebe aus Zuwendungen des deutschen Außenministeriums und spricht bekannten Organisationen der weltweiten Berliner Einflussarbeit zu, so dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). Beteiligt sind auch die Deutsche Welle (DW), der Berliner Staatsrundfunk, in dessen Verwaltungsrat nicht nur die Bundesregierung, sondern auch der Bundestag und der Bundesrat vertreten sind. Über Satellit verbreitet die DW ein arabischsprachiges TV-Programm, dessen journalistische Standards den Anforderungen altbekannter Demokratien entsprechen - wie sie etwa in Kuwait praktiziert werden. In dem totalitären Feudalreich und unter persönlicher Anleitung des dortigen "Informationsministers" wurde das deutsche TV-Programm bei Jahresbeginn "freigeschaltet".

qantara-Serie über zeitgenössische Kunst in der arabischen Welt
Foto: NRhZ-Archiv
Workshops der Adenauer- und Böll-Stiftung
Dürfen derlei PR-Projekte wenigstens in Anspruch nehmen, dass ihre staatlichen Finanziers die behauptete Unabhängigkeit öffentlich ad absurdum führen und identifizierbar sind, geht es bei anderen deutschen Medien-Unternehmungen um die Verwischung der staatlichen Spuren. Die Unerkennbarkeit von Pressemanipulationen ist am besten gewährleistet, wenn es gelingt, Journalisten einzuspannen, die als perspektivische Meinungsträger arbeiten - gegen direkte und indirekte Vorteilnahme. Über diese Methode berichtet die New York Times, dass Washington irakische "Stipendiaten" ausbildet, von denen sie die Übernahme der Pressefabrikationen erwartet. Andere Journalisten erhalten in Bagdad monatliche Gratifikationen, über die ihre Redaktionen so wenig wissen wie ihre Leser oder Hörer - Geld aus den USA.
Aus der Bundesrepublik kommt das Geld für so genannte Fachkonferenzen mit "arabischen Medienvertretern", die im Hinterland des Kriegsgebiets abgehalten werden. Das Regionalbüro Amman der Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU) lud zuletzt im September zu einer "Medien-Konferenz", die sich speziell an arabische Frauen richtete. In Ägypten veranstaltete die aus deutschen Staatsgeldern finanzierte Stiftung im Oktober einen "Workshop für Journalisten" und verteilte Vorgaben für die ägyptischen Parlamentsmeldungen ("möglichst neutrale Berichterstattung"). Und auch die Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen) versammelt über ihre Beiruter Niederlassung regelmäßig arabische Interessenten, die das deutsche Journalismusgebot ("Meinungsfreiheit und Qualifizierung zivilgesellschaftlicher Organisationen") in den Mittleren Osten tragen sollen.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Staatspropaganda wie in den 1950ern
Die zur Anwendung kommenden Methoden politischer Einflussnahme und Manipulation ähneln den Praktiken aus der Zeit des Systemkampfes im Kalten Krieg. Bereits in den 1950er Jahren kooperierten amerikanische und deutsche Regierungsstellen bei der subversiven Infiltration europäischer und arabischer Medien. Für die Bezahlung entsprechender Organisationen und der ihnen angeschlossenen Journalisten aus der Bundesrepublik flossen hohe Millionenbeträge aus Geheimdienstquellen (siehe Frances Stonor Saunders: "Wer die Zeche zahlt", Berlin 2000) Die Steuerung der internationalen Medien kam erst ans Licht, als die Niederlage im damaligen Vietnam-Krieg offenkundig und das Misstrauen gegen die amerikanischen Regierungspraktiken allgemein wurde. Zu den ersten Presseorganen, die über die versteckte Staatspropaganda berichteten, gehörte schon 1967 die New York Times - dasselbe Blatt, das auch jetzt enthüllt, was deutsche Medien nicht veröffentlichen wollen.
Dieser Beitrag wurde recherchiert von german-foreign-policy
Externe Links:
german-foreign-policy.com
Online-Flyer Nr. 21 vom 07.12.2005
Druckversion
NEWS
KÖLNER KLAGEMAUER
FILMCLIP
FOTOGALERIE