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Kurt Tucholsky
von Reinhard Hippen, Peter Kleinert und Marianne Tralau



Kurt Tucholsky, geboren am  9. Januar 1890 in Berlin, war Journalist, Schriftsteller und - was heute kaum noch jemand weiß - einer der wichtigsten Kabarett-Autoren und Chanson-Texter der 20er Jahre. Der politisch engagierte Mitherausgeber der "Weltbühne" erwies sich als linker Demokrat, Pazifist und Antimilitarist, warnte vor antidemokratischen Entwicklungen - vor allem in Politik, Militär und Justiz - und vor der Bedrohung durch den aufkommenden Nationalsozialismus.

Parallel zu seiner journalistischen Arbeit schrieb Tucholsky unter Pseudonymen wie Peter Panther, Theobald Tiger, Kaspar Hauser Chanson-Texte für die berühmten Kabarettbühnen  "Die Schaubühne" und "Schall und Rauch", für den kommunistischen Sänger Ernst Busch, für Claire Waldoff und Trude Hesterberg. Das einst durch Ernst Busch bekannt gewordene Lied "Feldfrüchte" mögen Sozialdemokraten auch heute nicht gerne hören - wird darin doch die SPD als "das bescheidene Radieschen - außen rot und innen weiß" vorgeführt.

1931 wurde "Weltbühne"-Herausgeber Karl von Ossietzky  wegen des berühmt gewordenen Tucholsky-Satzes "Soldaten sind Mörder" angeklagt. Das Gericht wertete im Juli 1932 - anders als heute, im Jahr 2006, die Kölner Staatsanwaltschaft - diesen Satz nicht als Verunglimpfung der Reichswehr oder gar als Volksverhetzung. Ossietzky wurde von dieser Anklage freigesprochen, musste aber wegen eines anderen aufklärenden "Weltbühne"-Artikels über die verbotene Luftflottenaufrüstung der Reichswehr für 18 Monate ins Gefängnis. Da Tucholsky inzwischen angesichts des aufkommenden Faschismus nach Schweden gegangen war, verzichtete man darauf, ihn wegen "Soldaten sind Mörder" anzuklagen. Er starb am 21. Dezember 1935 an einer Überdosis Schlaftabletten in Göteborg, weil er zwar als Journalist und Satiriker erfolgreich gewesen war, "die Reise ins dritte Reich aber nicht verhindern" konnte.

"Satire darf alles." - Diesen Satz von Kurt Tucholsky über politische Aufklärungsarbeit durch Kabarett und Satire sollten Staatsanwalt und Richterin im aktuellen Prozess gegen vier FriedensaktivistInnen im Kölner Amtsgericht bedenken, wenn sie über deren Transparente zur Kölner Bundeswehrvereidigung vor dem Dom am Weltfriedenstag 2005 demnächst wieder zusammenkommen. P.K.

Kurt Tucholsky - aus der Reihe "Kabarett bei KANAL 4 - 90 Jahre Satire gegen den Zeitgeist", von Reinhard Hippen, Peter Kleinert und Marianne Tralau, 11 Minuten, 1992, Produktion KAOS Film- und Video-Team Köln.

www.kaos-archiv.de

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Online-Flyer Nr. 68  vom 26. April 2024



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