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Kultur und Wissen
Protestbrief an den Kulturminister von Mecklenburg-Vorpommern
Arno Brekers faustischer Pakt mit den Nazis
Von Hajo Jahn
Herrn
Prof. Dr. Dr. Hans-Robert Metelmann
Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur
des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Werderstr. 124
19055 Schwerin
Betr.: Breker-Ausstellung 11.8.06
Sehr geehrter Herr Minister Metelmann,
die Büchse der Pandora wird mit Ausstellungen geöffnet, wenn sie so präsentiert werden wie die im Haus Schleswig-Holstein in Schwerin. Wir waren 1993 mit Herta Müller, einem Opfer kommunistischer Diktatur, in einem Schweriner Asylbewerberheim, nachdem es dort Anschläge auf Asylbewerber gegeben hatte - und das im Land der "Asylbewerber" Thomas Mann oder Else Lasker-Schüler.
Nun ist Schwerin Partner Wuppertals seit den Zeiten der Auflösung der DDR und Wuppertal Geburtsort sowohl von Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker wie der Dichterin und Zeichnerin Else Lasker-Schüler. Es ist schon merkwürdig, dass meine Freunde und ich in Wuppertal eine geplante einseitige Breker-Ausstellung verhindern konnten, die nun in anderer Form bei Ihnen mit Landesmitteln gefördert wird. Damit werden die Täter-Sympathisanten und Nutznießer eines verbrecherischen Systems geehrt und die einst verfolgten Künstler wie Else Lasker-Schüler beleidigt.
Der scheinbare Erfolg der Ausstellung ist darin begründet, daß sie als erste große Werkschau reine Sensationsgier befriedigt. Vor allem auch deshalb, weil der Mensch Arno Breker nicht in seiner Komplexität dargestellt wird. Nun wallfahren die Menschen zu einer Propagandaschau des Propaganda-Vorzeigekünstlers des "Dritten Reichs".
Der Skandal liegt für mich zugleich darin, daß die exilierten, widerständigen Künstler bislang wenig gewürdigt werden, während bei Ihnen, sehr geehrter Herr Prof. Metelmann, öffentliche Gelder in ein Projekt fließen, das auf Effekthascherei gerichtet und zu wenig aufklärerisch ist. Breker hat mit dem Nazisystem einen faustischen Pakt geschlossen und seine Begabung - teuer in jeder Beziehung - verkauft. So konnte (und wollte) er sich nicht weiterentwickeln, sondern hat faschistische Nazi(prestige-)kunst geschaffen. Mit seinen Figuren gab er der Großmannssucht Hitlers Ausdruck und unterstützte so die Ideologie des Regimes.
Das hätte in einer mit Steuergeldern in einer Demokratie geförderten Ausstellung herausgearbeitet und dargestellt werden müssen, um so vor allem die jungen Besucher umfassend zu informieren. Damals wurden die Menschen verführt. Mit der Ausstellung wird das geradezu fortgesetzt, wie die Besucherzahlen nahelegen. Der Psychologe Alexander Mitscherlich sprach von infantiler Omnipotenz der Nazis und ihrer Nutzniesser vom Schlage eines Arno Breker. Der hatte bis ins hohe Alter Kontakte ins rechtsextreme Milieu. So erhielt er in den 70er Jahren den Goldenen Ehrenring des »Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes«, das 1950 von einem ehemaligen NSDAP-Funktionär zur weiteren Förderung ehemaliger Eliten des Nazisystems gegründet wurde. 1980 bekam er die Ulrich-von-Hutten-Medaille der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik. Breker hat noch in den 60er Jahren in einem Interview mit der Wochenzeitung "DIE ZEIT" erklärt, Hitler wäre ein großer Staatsmann gewesen, wenn die Sache mit den Juden nicht gewesen wäre.
Breker hat im Sinne einer verbrecherischen Ideologie ein falsches Bild vom Menschen gezeichnet. Seine "Tetanus-Figuren" entsprechen nicht dem Normalmenschen. Wer Wundstarrkrampf hat, dessen gesamte Muskeln erstarren. Bei einem normalen Menschen, selbst bei einem Sportler, ist das nicht der Fall. Breker preist eine so nicht vorhandene Schönheit des menschlichen Körpers und machte seine Werke zu "Emblemen des Regimes" (FAZ v. 24.7.08): Macht- und Allmachtssuggestionen, denen Schwerin jetzt viel zu undifferenziert Öffentlichkeit beschert.
Mit der Rückkehr aus meinen Ferien finde ich heute auch die Schlagzeile, dass in London Malerei von Adolf Hitler versteigert wird. Vermutlich werden die Preise so schnell steigen wie die Besucherzahlen dieser Rehabilitationsausstellung faschistischer, zweifelhafter Kunst. Mit ausgelöst durch solche unverantwortlichen Ausstellungen wie die in Schwerin.
Mit freundlichen Grüßen
Hajo Jahn
Online-Flyer Nr. 57 vom 15.08.2006
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Kultur und Wissen
Protestbrief an den Kulturminister von Mecklenburg-Vorpommern
Arno Brekers faustischer Pakt mit den Nazis
Von Hajo Jahn
Herrn
Prof. Dr. Dr. Hans-Robert Metelmann
Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur
des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Werderstr. 124
19055 Schwerin
Betr.: Breker-Ausstellung 11.8.06
Sehr geehrter Herr Minister Metelmann,
die Büchse der Pandora wird mit Ausstellungen geöffnet, wenn sie so präsentiert werden wie die im Haus Schleswig-Holstein in Schwerin. Wir waren 1993 mit Herta Müller, einem Opfer kommunistischer Diktatur, in einem Schweriner Asylbewerberheim, nachdem es dort Anschläge auf Asylbewerber gegeben hatte - und das im Land der "Asylbewerber" Thomas Mann oder Else Lasker-Schüler.
Nun ist Schwerin Partner Wuppertals seit den Zeiten der Auflösung der DDR und Wuppertal Geburtsort sowohl von Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker wie der Dichterin und Zeichnerin Else Lasker-Schüler. Es ist schon merkwürdig, dass meine Freunde und ich in Wuppertal eine geplante einseitige Breker-Ausstellung verhindern konnten, die nun in anderer Form bei Ihnen mit Landesmitteln gefördert wird. Damit werden die Täter-Sympathisanten und Nutznießer eines verbrecherischen Systems geehrt und die einst verfolgten Künstler wie Else Lasker-Schüler beleidigt.
Der scheinbare Erfolg der Ausstellung ist darin begründet, daß sie als erste große Werkschau reine Sensationsgier befriedigt. Vor allem auch deshalb, weil der Mensch Arno Breker nicht in seiner Komplexität dargestellt wird. Nun wallfahren die Menschen zu einer Propagandaschau des Propaganda-Vorzeigekünstlers des "Dritten Reichs".
Der Skandal liegt für mich zugleich darin, daß die exilierten, widerständigen Künstler bislang wenig gewürdigt werden, während bei Ihnen, sehr geehrter Herr Prof. Metelmann, öffentliche Gelder in ein Projekt fließen, das auf Effekthascherei gerichtet und zu wenig aufklärerisch ist. Breker hat mit dem Nazisystem einen faustischen Pakt geschlossen und seine Begabung - teuer in jeder Beziehung - verkauft. So konnte (und wollte) er sich nicht weiterentwickeln, sondern hat faschistische Nazi(prestige-)kunst geschaffen. Mit seinen Figuren gab er der Großmannssucht Hitlers Ausdruck und unterstützte so die Ideologie des Regimes.
Das hätte in einer mit Steuergeldern in einer Demokratie geförderten Ausstellung herausgearbeitet und dargestellt werden müssen, um so vor allem die jungen Besucher umfassend zu informieren. Damals wurden die Menschen verführt. Mit der Ausstellung wird das geradezu fortgesetzt, wie die Besucherzahlen nahelegen. Der Psychologe Alexander Mitscherlich sprach von infantiler Omnipotenz der Nazis und ihrer Nutzniesser vom Schlage eines Arno Breker. Der hatte bis ins hohe Alter Kontakte ins rechtsextreme Milieu. So erhielt er in den 70er Jahren den Goldenen Ehrenring des »Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes«, das 1950 von einem ehemaligen NSDAP-Funktionär zur weiteren Förderung ehemaliger Eliten des Nazisystems gegründet wurde. 1980 bekam er die Ulrich-von-Hutten-Medaille der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik. Breker hat noch in den 60er Jahren in einem Interview mit der Wochenzeitung "DIE ZEIT" erklärt, Hitler wäre ein großer Staatsmann gewesen, wenn die Sache mit den Juden nicht gewesen wäre.
Breker hat im Sinne einer verbrecherischen Ideologie ein falsches Bild vom Menschen gezeichnet. Seine "Tetanus-Figuren" entsprechen nicht dem Normalmenschen. Wer Wundstarrkrampf hat, dessen gesamte Muskeln erstarren. Bei einem normalen Menschen, selbst bei einem Sportler, ist das nicht der Fall. Breker preist eine so nicht vorhandene Schönheit des menschlichen Körpers und machte seine Werke zu "Emblemen des Regimes" (FAZ v. 24.7.08): Macht- und Allmachtssuggestionen, denen Schwerin jetzt viel zu undifferenziert Öffentlichkeit beschert.
Mit der Rückkehr aus meinen Ferien finde ich heute auch die Schlagzeile, dass in London Malerei von Adolf Hitler versteigert wird. Vermutlich werden die Preise so schnell steigen wie die Besucherzahlen dieser Rehabilitationsausstellung faschistischer, zweifelhafter Kunst. Mit ausgelöst durch solche unverantwortlichen Ausstellungen wie die in Schwerin.
Mit freundlichen Grüßen
Hajo Jahn
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