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Lokales
Ausstellungseröffnung und Kundgebung am 5. und 6. August in Köln
"Eine Welt - mit immer mehr Atomwaffen?"
Von Emma Weiß

Nordkorea macht es vor: Wenn man sich effektiv vor einem Angriff der Macht besessenen USA schützen will, dann muss man Atomwaffen haben. Der Iran täte also gut daran, sein Atomprogramm voranzutreiben, wenn er nicht das nächste Kriegsopfer im Nahen Osten sein will. Ist er schnell genug, dann hat er eine Chance. Oder nicht?!

Friedenspreisträger Kazuo Soda
Friedenspreisträger Kazuo Soda
Foto: www.aachener-friedenspreis.de



Am 5. und 6. August 1945 haben die USA je eine Atombombe über den Städten Hiroshima und Nagasaki in Japan abgeworfen. Noch heute leiden die Überlebenden dieses Kriegsverbrechens und ihre Nachkommen an den Folgen der Explosion und der atomaren Strahlungen. Ein Verbrechen war es und kein genialer Schachzug, um den Krieg zu beenden, wie der Abwurf gerne dargestellt wird. Japan hatte bereits im Februar 1945 erkannt, dass der Krieg verloren war. Hauptziel der USA war nicht, das absehbare Ende des Krieges zu beschleunigen, sondern Fakten zu schaffen, bevor Russland mit Bodentruppen eingreifen konnte.

"Legt meine Leiche vor die japanische Botschaft!"  
Ähnlich wie bei Entschädigungen von KZ-Überlebenden und Zwangsarbeitern werden auch die Überlebenden der Atombombenangriffe selten anerkannt und erhalten kaum Unterstützung. Noch größer wird das Unrecht gegenüber Menschen, die während des Krieges z.B. aus Korea nach Japan mit Gewalt verschleppt wurden - eine Maßnahme, wie sie von der japanischen Regierung in großem Umfang betrieben wurde. Lee Nam Su war solch ein Zwangsarbeiter. Sein "Aufruf der koreanischen Hibakusha" macht das Ausmaß des Unrechts deutlich:

"Wenn ich sterbe
Legt meine Leiche vor die japanische Botschaft
Es beschämt mich zwar
Aber der Regierung Japans, die
Mich im Stich gelassen hat, weil ich "Ausländer" bin
Wird´s zur Schande sein."

Er starb im März 1975 nach langjähriger Lähmung des ganzen Körpers. Hibakusha nennen sich die Überlebenden der Angriffe. Das Wort heißt "die Bombardierten". Dieser Begriff steht inzwischen nicht mehr nur für die Opfer, sondern  für die gesamte Anti-Atomwaffen-Bewegung. Ihr Symbol ist ein Kranich.

Widerstand gegen Atomwaffen in Köln  
Wie seit vielen Jahren nutzen Friedensaktivistinnen und -aktivisten die Jahrestage der Bombenabwürfe zum Gedenken und zu Kundgebungen gegen den Krieg. In diesem Jahr stehen die Veranstaltungen unter dem Motto: "Eine Welt - mit immer mehr Atomwaffen?" Köln ist anscheinend ein guter Ort für den Widerstand gegen Atomwaffen. Viele Jahre gab es den Hiroshima-Nagasaki-Garten an der Klagemauer auf der Domplatte, der auf internationales Interesse stieß und auch vom Dalai Lama bei einem Besuch gewürdigt wurde. Seit 2004 trägt der Park am Aachener Weiher den Namen "Hiroshima-Nagasaki-Park". Böse Zungen behaupten, dass man mit dieser Namensgebung die Aktivisten von der Domplatte weglocken wollte. Nichtsdestotrotz findet die diesjährige Kundgebung wieder auf der Domplatte statt. All diese Orte sind wohl ein Grund, warum Kazuo Soda auf seiner Friedenspilgerreise immer wieder Köln besucht und auch in diesem Jahr hier sein wird. Soda hat den Abwurf der Atombombe über Nagasaki erlebt und war lange Jahre in Nordamerika (in Kanada und den USA) mit seiner Botschaft, dass Frieden möglich und notwendig ist, unterwegs. Für seinen unermüdlichen Einsatz hat er 2001 den Aachener Friedenspreis erhalten. Im Jahre 2000 machte er der Stadt Köln ein besonderes Geschenk: die Ausstellung "die Atombombe und der Mensch". Sie wurde zusammengestellt vom japanischen Verband der Atombombenopfer Nihan Hidankyo. Die Stadt hat die Ausstellung an das Kölner Friedensforum zurückgegeben, das mit seinem Arbeitskreis Hiroshima-Nagasaki dafür sorgt, dass sie immer wieder zu sehen ist.

Verständnis von Mensch zu Mensch  
Dieses Jahr wird sie in der Meldehalle des Bezirksamtes Innenstadt am Laurenzplatz in der Kölner Altstadt am 5. August um 14 Uhr feierlich eröffnet und bis zum 2. September - während der Öffnungszeiten der Meldehalle (Mo-Fr 7:00-19:00 und Sa 10:00-13:00) gezeigt. Zur Ausstellungseröffnung werden Erdmute Nauwerk, stellvertretende Bezirksvorsteherin, und Kazuo Soda sprechen. Untermalt wird die Veranstaltung  durch die einfühlsamen Saxophonklänge von Jürgen Hiekel. Die Ausstellung zeigt nicht in erster Linie Fotos der  Bombenabwürfe, sondern künstlerische Zeugnisse der Hibakusha, der Überlebenden. Skizzen, Gemälde und Gedichte tragen zu einem Verständnis von Mensch zu Mensch bei. Im Anschluss an die Eröffnung gibt es sicher Gelegenheit zu persönlichem Austausch mit Kazuo Soda.

Feuermeer
Feuermeer
Foto: NRhZ-Archiv



Lohnenswert für alle friedenspolitisch Interessierten ist auch die Kundgebung am Sonntag, 6. August, um 13 Uhr auf der Domplatte. Auch hier kann man Kazuo Soda erleben. Bezüge zu aktuellen Konflikten und atomaren Bedrohungen stellt Regina Hagen vom Netzwerk INESAP www.inesap.org dar. Über die Doppelbödigkeit der internationalen und auch der deutschen Atomwaffenpolitik spricht Dr. Bernhard Mogge von Infoe (www.infoe.de), einem Institut, das sich für bedrohte, nicht-industrielle Völker einsetzt. Unterstützt wird die Kundgebung von Blue Flower, die mit ihrer wunderschönen Stimme die Friedenslieder zum Klingen bringt, und anderen Kölner Musikern. Die Kundgebung soll Menschen aller sozialen Schichten ansprechen und aufmerksam machen; Gottesdienstbesucher der letzten Messe im Dom genauso wie Touristen aus aller Welt und Kölner Bürgerinnen und Bürger, denen der Frieden und die Zukunft dieses Planeten am Herzen liegen. Wer sich weiter informieren möchte, surfe unter www.friedenskooperative.de.
 
Selbstverpflichtungen Kölns

Köln ist seit 1985 Mitglied im internationalen Städtebündnis "Mayors for Peace" und hat letztes Jahr  die Verpflichtung "Atomwaffenfrei bis 2020" unterschrieben. Dieses offizielle Engagement ist sinnvoll und sollte ausgebaut werden. Damit deutlich wird, dass es von  der Kölner Bevölkerung getragen wird, sollten wir alle an den Veranstaltungen teilnehmen und damit zeigen, wie wichtig der Kampf für Frieden und Gerechtigkeit ist.

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Ich habe Menschen im Hiroshima-Nagasaki-Park befragt, ob sie wissen, wie er heißt und warum. Das Ergebnis können Sie am kommenden Freitag, 4. August, im Bürgerfunk über Radio Köln 107,1 (auch via Internet) ab 19 Uhr im Bürgerfunkmagazin "Hörens" des Freien Lokalrundfunks Köln verfolgen.




Online-Flyer Nr. 55  vom 02.08.2006

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