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Globales
Interview mit der Menschenrechtlerin Clementine Nkongolo
"Endlich in Frieden leben"
Von Sabine Klaegen
Carl Ewald: Frau Nkongolo, was ist ihrer Meinung nach die Motivation der Bundesregierung, der Entsendung deutscher Soldaten in den Kongo zuzustimmen?
Clementine Nkongolo: Ich kann selbstverständlich nicht für die deutsche Regierung sprechen. Als Kongolesin kann ich nur sagen, dass die Deutschen eigentlich keine Vergangenheit im Kongo haben, so dass sie weniger bekannt sind und auch irgendwie positiv angesehen werden. Nur wenn sich Deutschland zu sehr hinter Frankreich und Belgien versteckt, könnte der Eindruck entstehen, dass sie im Verbund den noch amtierenden Präsidenten Kabila unterstützen. Ich hoffe, dass man entsprechend vorsichtig an diese Aufgabe geht. Unser Land hat schon in der Vergangenheit so viel gelitten, jetzt brauchen wir endlich eine ernstgemeinte Hilfe!
Der Militäreinsatz der EU-Truppe, der momentan auf vier Monate begrenzt ist, wird eher ein kurzfristiger sein. Wo und wie sehen Sie Alternativen, die dem Kongo lang- und mittelfristig beim Aufbau einer Demokratie helfen könnten?
So, wie die Mission geplant ist, ist es klar, dass sie keine Lösung darstellen kann. Die Alternative kann nur im Aufbau und in der Stärkung des kongolesischen Staates und seiner hoffentlich dann demokratischen Strukturen liegen. Momentan herrscht nur Korruption im Kongo. Was kann eine viermonatige Mission denn dort erreichen? Nur den derzeitigen Präsidenten an der Macht erhalten? Was soll das?!
Wir befinden uns seit Langem - und heute mehr denn je - in einer Situation, in der wir wirklich Hilfe bräuchten. Die Leute allerdings, die zur Zeit die Macht im Kongo innehaben, sind Kriegsverbrecher. Wo liegt denn da die Glaubwürdigkeit der Europäer?! Sie spielen doch gerne die Rolle von Vorbildern, aber was sind das denn für Vorbilder?!
Es kann auch nicht auf ewig Straflosigkeit für diese Verbrecher herrschen, denn wenn es so weiter geht, kann es im Kongo auch keinen wirklichen Frieden geben.
Welche Rolle spielen die multinationalen Konzerne im Kongo?
Direkt nehmen sie keinen Einfluss, sie haben ihre Sitze in Amerika, in Asien oder in Europa. Aber indirekt sind sie sehr wohl beteiligt, indem sie "Juniorfirmen" dorthin schicken, die Konzessionen erwerben und sie dann später an die Großkonzerne durchreichen. Sie sind es, die die Mittel haben! Sie haben die entsprechende Technologie und das Geld.
Was braucht und wünscht sich das kongolesische Volk am dringendsten?
Wir wollen in Frieden leben. Wir wissen, dass unser Land sehr reich ist. Dennoch wollen wir nicht alleine von diesem Reichtum profitieren, weil uns dazu auch nicht genügend Mittel zur Verfügung stehen. Wir brauchen jeden, der uns dabei helfen kann, aber bitte mit Gerechtigkeit!
Die kongolesische Staatsbürgerin Clementine Nkongolo hat Politikwissenschaften in Mainz studiert, ist ehrenamtlich bei Pax Christi tätig - in der Kommission "Solidarität mit Zentralafrika", die sich für Frieden und Aussöhnung in der Region einsetzt.
Zum Herunterladen und anhören: Interview.mp3
Siehe auch NRhZ-Artikel: Könige, Kolonialismus und Korruption im Kongo
Online-Flyer Nr. 55 vom 02.08.2006
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Interview mit der Menschenrechtlerin Clementine Nkongolo
"Endlich in Frieden leben"
Von Sabine Klaegen
Carl Ewald: Frau Nkongolo, was ist ihrer Meinung nach die Motivation der Bundesregierung, der Entsendung deutscher Soldaten in den Kongo zuzustimmen?
Clementine Nkongolo: Ich kann selbstverständlich nicht für die deutsche Regierung sprechen. Als Kongolesin kann ich nur sagen, dass die Deutschen eigentlich keine Vergangenheit im Kongo haben, so dass sie weniger bekannt sind und auch irgendwie positiv angesehen werden. Nur wenn sich Deutschland zu sehr hinter Frankreich und Belgien versteckt, könnte der Eindruck entstehen, dass sie im Verbund den noch amtierenden Präsidenten Kabila unterstützen. Ich hoffe, dass man entsprechend vorsichtig an diese Aufgabe geht. Unser Land hat schon in der Vergangenheit so viel gelitten, jetzt brauchen wir endlich eine ernstgemeinte Hilfe!
Der Militäreinsatz der EU-Truppe, der momentan auf vier Monate begrenzt ist, wird eher ein kurzfristiger sein. Wo und wie sehen Sie Alternativen, die dem Kongo lang- und mittelfristig beim Aufbau einer Demokratie helfen könnten?
So, wie die Mission geplant ist, ist es klar, dass sie keine Lösung darstellen kann. Die Alternative kann nur im Aufbau und in der Stärkung des kongolesischen Staates und seiner hoffentlich dann demokratischen Strukturen liegen. Momentan herrscht nur Korruption im Kongo. Was kann eine viermonatige Mission denn dort erreichen? Nur den derzeitigen Präsidenten an der Macht erhalten? Was soll das?!
Wir befinden uns seit Langem - und heute mehr denn je - in einer Situation, in der wir wirklich Hilfe bräuchten. Die Leute allerdings, die zur Zeit die Macht im Kongo innehaben, sind Kriegsverbrecher. Wo liegt denn da die Glaubwürdigkeit der Europäer?! Sie spielen doch gerne die Rolle von Vorbildern, aber was sind das denn für Vorbilder?!
Es kann auch nicht auf ewig Straflosigkeit für diese Verbrecher herrschen, denn wenn es so weiter geht, kann es im Kongo auch keinen wirklichen Frieden geben.
Welche Rolle spielen die multinationalen Konzerne im Kongo?
Direkt nehmen sie keinen Einfluss, sie haben ihre Sitze in Amerika, in Asien oder in Europa. Aber indirekt sind sie sehr wohl beteiligt, indem sie "Juniorfirmen" dorthin schicken, die Konzessionen erwerben und sie dann später an die Großkonzerne durchreichen. Sie sind es, die die Mittel haben! Sie haben die entsprechende Technologie und das Geld.
Was braucht und wünscht sich das kongolesische Volk am dringendsten?
Wir wollen in Frieden leben. Wir wissen, dass unser Land sehr reich ist. Dennoch wollen wir nicht alleine von diesem Reichtum profitieren, weil uns dazu auch nicht genügend Mittel zur Verfügung stehen. Wir brauchen jeden, der uns dabei helfen kann, aber bitte mit Gerechtigkeit!
Die kongolesische Staatsbürgerin Clementine Nkongolo hat Politikwissenschaften in Mainz studiert, ist ehrenamtlich bei Pax Christi tätig - in der Kommission "Solidarität mit Zentralafrika", die sich für Frieden und Aussöhnung in der Region einsetzt.
Zum Herunterladen und anhören: Interview.mp3
Siehe auch NRhZ-Artikel: Könige, Kolonialismus und Korruption im Kongo
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